Hyponatriämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Hyponatriämie kommt es im Blut zu einem zu niedrigen Natriumspiegel. Sie zählt zu den häufigsten Elektrolytstörungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyponatriämie?

Als häufigste Auslöser für eine Hyponatriämie gelten das übermäßige Trinken von Wasser, Wasserüberladungen durch Magenspülungen, eine psychogene Polydipsie, die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Diuretika oder ACE-Hemmer sowie schwerer Durchfall und renaler Salzverlust.
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Von einer Hyponatriämie ist die Rede, wenn der Natriumspiegel zu niedrig ausfällt. Dabei kommt es im Blut zu einer verminderten Natriumionenkonzentration. So sinkt die Konzentration auf Werte unter 135 mmol/l. In schweren Fällen sind sogar lebensbedrohliche Hyponatriämieanfälle möglich, die einer sofortigen Behandlung in einem Krankenhaus bedürfen. Die Hyponatriämie gehört zu den häufigsten Elektrolytstörungen.

Sie zeigt sich bei 15 bis 30 Prozent aller Patienten, die sich einer stationären Therapie unterziehen. Durch das Auftreten einer Hyponatriämie verlängert sich der Krankenhausaufenthalt des Patienten, da sich seine klinische Prognose verschlechtert. Aber auch Sportler können von der Elektrolytstörung betroffen sein, wenn sie vor einem Wettkampf extrem viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Es gibt mehrere Formen der Hyponatriämie: Dies sind die hypovolämische, die normovolämische sowie die hypervolämische Hyponatriämie.

Im Falle einer hypovolämischen Hyponatriämie geht der Anstieg der Natriumkonzentration mit einem reduzierten Blutvolumen einher. Ein typisches Erkennungsmerkmal ist der geringere zentral-venöse Druck, der sich durch leere Halsvenen bemerkbar macht. Von einer normovolämischen Hyponatriämie ist die Rede, wenn das Blutvolumen bei der erhöhten Natriumkonzentration normal ausfällt.

Als hypervolämische Hyponatriämie wird eine Kombination aus verstärkter Natriumkonzentration und reduziertem Blutvolumen bezeichnet. Dabei erhöht sich der zentral-venöse Druck.

Ursachen

Bei einer Hyponatriämie wird zunächst von einem Mangel an Natrium ausgegangen. Auslöser der Elektrolytstörung ist allerdings ein relativer Überschuss an Wasser im Körper. Bei diesem Vorgang scheidet der Organismus reines Wasser über die Nieren nicht mehr richtig aus. Im Verhältnis zur Natriumkonzentration im Körper erweist sich der Wasserüberschuss im Blut als zu hoch.

Das Volumen der extrazellulären Flüssigkeit wird durch das Lösungswasser der Natriumionen sowie ihrer Gegenionen wie Chlorid bestimmt. In der intrazellulären Flüssigkeit ist hingegen Kalium vorherrschend. Im Falle eines schnell auftretenden Natriummangels kommt es zum Absinken des onkotischen Drucks. Das Wasser fließt nun in Körperzellen, in denen vorerst ein höherer onkotischer Druck besteht, was einen Anstieg des Zellvolumens zur Folge hat. Dies kann wiederum zu einer Steigerung des Drucks im Gehirn führen. Die Krankheitssymptome entsprechen dann den Beschwerden, die bei einem gesteigerten Hirndruck auftreten. Entsteht die Hyponatriämie langsam, kommt dies jedoch nicht vor.

Als häufigste Auslöser für eine Hyponatriämie gelten das übermäßige Trinken von Wasser, Wasserüberladungen durch Magenspülungen, eine psychogene Polydipsie, die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Diuretika oder ACE-Hemmer sowie schwerer Durchfall und renaler Salzverlust. Aber auch Erkrankungen wie eine Hypophyseninsuffizienz, Hypothyreose oder eine Nebennierenrindeninsuffizienz kommen als Verursacher infrage.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Problem der Hyponatriämie sind seine unspezifischen Beschwerden, die nicht selten zu Fehldiagnosen führen. Dazu gehören Muskelkrämpfe, Krampfanfälle, Lethargie, Appetitlosigkeit, konfuses Verhalten und Desorientierung. Sogar ein Koma ist im Bereich des Möglichen. Bei einer schnell voranschreitenden Hyponatriämie kommt es zu einem Hirnödem. Dieses macht sich durch Zittern, Übelkeit, Kopfschmerzen und Epilepsie-Anfälle bemerkbar.

Tritt die Elektrolytstörung dagegen langsam auf, leidet der Patient zunächst zwei Tage lang unter Verwirrtheit und Müdigkeit. Außerdem sind Veränderungen an seiner Persönlichkeit zu verzeichnen. Nimmt die Hyponatriämie eine chronische Verlaufsform an, kommt es oftmals zu Gangstörungen und häufigen Stürzen. Da sich die Elektrolytstörung auch negativ auf die Mineralisation der Knochen auswirkt, ist eine Neigung zu Knochenschwund (Osteoporose) zu verzeichnen, wodurch wiederum das Risiko von Knochenfrakturen ansteigt.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnostik einer Hyponatriämie erfolgt zumeist durch das Ermitteln des Serumnatriumwerts. Als weitere wichtige Parameter gelten die Urinosmolalität, die Serumosmolalität, der extrazelluläre Volumenstatus sowie die Urin-Natrium-Konzentration. Das Bestimmen dieser Parameter muss so schnell wie möglich erfolgen.

Eine bedeutende Rolle spielt auch die Ausschlussdiagnostik. So ist es wichtig, andere Erkrankungen, die für die Beschwerden infrage kommen, auszuschließen. Dabei kann es sich um Erkrankungen der Nieren oder der Schilddrüse handeln. Der Verlauf einer Hyponatriämie hängt von Ausmaß der Elektrolytstörung ab. In schweren Fällen können Komplikationen wie eine zentrale pontine Myelinolyse auftreten, bei der die Umhüllung von Nervenfasern innerhalb des Hirnstamms geschädigt wird.

Komplikationen

Durch die Hyponatriämie kann es zu unterschiedlichen Beschwerden kommen. Die Komplikationen und Symptome hängen in der Regel vom tatsächlichen Natriumgehalt im Blut ab und können aus diesem Grund auch variieren. Der Patient fühlt sich in der Regel krank und leidet an einer Appetitlosigkeit. Weiterhin wirkt der Betroffene verwirrt und kann sich nicht mehr richtig konzentrieren und koordinieren. Die Muskeln schmerzen und es kommt nicht selten zu Krämpfen und einer Übelkeit.

Im weiteren Verlauf der Hyponatriämie kann es auch zu epileptischen Anfällen und zu starken Kopfschmerzen beim Patienten kommen. Es kommt dabei auch nicht selten zu Gangstörungen und einer Müdigkeit. Der Betroffene ist auch nicht mehr belastbar und fühlt sich abgeschlagen. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Hyponatriämie erheblich verringert.

Die Behandlung der Hyponatriämie findet immer kausal statt und richtet sich nach der Grunderkrankung. Dabei treten in der Regel keine weiteren Komplikationen auf. Die Beschwerden können mit Hilfe von Lösungen und Infusionen behoben werden. Sollte der Betroffene auch an Herzbeschwerden leiden, so werden diese behandelt. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt in den meisten Fällen von der Ursache der Hyponatriämie ab.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie Muskelkrämpfe, Krampfanfälle und Lethargie bemerkt werden, liegt womöglich eine Hyponatriämie zugrunde. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Symptome länger als eine Woche bestehen bleiben oder im Abstand weniger Monate immer wieder auftreten. Spätestens, wenn weitere Symptome hinzukommen, ist ärztlicher Rat gefragt. So müssen Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und Veränderungen im Verhalten umgehend abgeklärt werden. Sollten sich Zitter-Attacken oder Epilepsie-Anfälle einstellen, müssen Freunde und Angehörige oder der Betroffene selbst den Notarzt rufen. In schweren Fällen muss erste Hilfe geleistet werden, bis der Arzt eintrifft.

Weitere Warnzeichen, die einer Abklärung bedürfen, sind Müdigkeit, Verwirrtheit und Gangstörungen. Auch häufige Knochenfrakturen deuten auf eine Hyponatriämie hin und sollten von einem Arzt untersucht werden. Personen, bei denen ein Natriummangel festgestellt wurde, sind besonders anfällig für die Entstehung einer Hyponatriämie. Wenn die genannten Anzeichen nach dem übermäßigen Konsum von Wasser, einer Magenspülung oder im Rahmen einer psychogenen Polydipsie auftreten, ist ärztlicher Rat gefragt. Menschen, die regelmäßig Diuretika oder ACE-Hemmer einnehmen, sollten ihren Arzt über ungewöhnliche Symptome informieren.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Hyponatriämie richtet sich nach Form und Ursache der Elektrolytstörung. Liegt eine hypovolämische Hyponatriämie vor, findet eine Volumensubstitution mit isotoner NaCI-Lösung statt. Handelt es sich dagegen um die normovolämische Form, kommt es zu einer teilweisen und langsamen Gabe von Natrium. Im Falle einer Hypervolämie wird die Zufuhr von Wasser in den Körper des Patienten begrenzt. In manchen Fällen kann auch die Gabe von Kochsalz sinnvoll sein.

Diese erfolgt entweder über den Magen-Darm-Trakt oder als Infusion. Um eine zentrale pontine Myelinolyse zu vermeiden, ist es wichtig, die Natriumwerte langsam und behutsam auszugleichen. Dazu sind regelmäßige Laboruntersuchungen erforderlich. Bei einer leichten Hyponatriämie reicht es oft schon aus, Medikamente wie Thiazid-Diuretika abzusetzen. Darüber hinaus hilft es auch, eine Herzinsuffizienz zu behandeln oder eine zu hohe Wasserzufuhr zu beschränken, was von der jeweils auslösenden Ursache abhängt.

Im Falle einer hypervolämischen Hyponatriämie ist mitunter eine Kombination aus Kochsalzlösung und Schleifendiurektika hilfreich. Bei manchen Patienten muss eine Hämofiltration vorgenommen werden.


Vorbeugung

Sportler können einer Hyponatriämie vorbeugen, indem sie es vermeiden, vor einem Wettbewerb zu viel Wasser zu trinken. Als sinnvoll bei einem Wettkampf gelten alle 15 bis 20 Minuten 150 bis 300 Milliliter Wasser, was einem kleinen Becher entspricht.

Nachsorge

Nach der Behandlung einer Hyponatriämie ist es für die Patienten wichtig, sich über Prophylaxe und Nachsorge-Möglichkeiten zu informieren. Zu der Erkrankung kommt es häufig in Kombination mit zu viel Wasseraufnahme. Bei der Nachsorge geht es deshalb darum, bewusst auf die Trinkmenge zu achten.

Nur so gelingt es Betroffenen, ihren Elektrolythaushalt zu kontrollieren. Wer häufiger unter der Erkrankung leidet, kann das Risiko minimieren, indem er auf Nahrungsergänzungsmittel mit Natrium zurückgreift. Die Ärzte verschreiben diese Mittel und liefern den Patienten genaue Hinweise zur Dosierung. An diese sollten sich die Betroffenen auch halten, damit sie die richtige Menge einnehmen.

In Apotheken und Drogerien stehen diese Ergänzungsmittel auch rezeptfrei zur Verfügung. Für eine individuelle Nachsorge sollten die Patienten jedoch immer mit ihrem Arzt sprechen, um Fehler bei der Dosierung zu vermeiden. Abhängig von der Ursache der Krankheit kann sich die Nachsorge auch auf die Folgetherapie der Grunderkrankung ausweiten.

Dazu gehören oft Nachuntersuchungen im Zusammenhang mit Nierenbeschwerden oder mit Herz-Kreislauf-Komplikationen. Im Anschluss an einen akuten Krankheitszustand kommen eher kurzfristige Lösungen zum Einsatz. Längerfristige Nachbehandlungen spielen dabei normalerweise keine Rolle. Die Betroffenen sollten dennoch nicht vergessen, ihre Natriumaufnahme zu überwachen.

Das können Sie selbst tun

Die Hyponatriämie kann in vielen Fällen vermieden werden. Sollte es sich bei Betroffenen um Sportler handeln, so ist jenen anzuraten vor Wettkämpfen Wasser in nicht zu großen Mengen aufzunehmen. Die Wasserzufuhr sollte dabei lieber alle 20 Minuten mit jeweils 200 Millilitern erfolgen, um einen ausgewogenen Elektrolythaushalt herzustellen. Dies entspricht in den meisten Fällen einem gewöhnlichen Becher an Wasser.

Bei der Behandlung der Hyponatriämie können die Betroffenen die Krankheit einschränken, indem sie das Natrium in Form von Ergänzungsmitteln einnehmen. Dabei können diese vom Arzt verschrieben oder direkt in einer Drogerie oder in einer Apotheke erworben werden. Allerdings sollte der Patient immer Rücksprache mit dem Arzt halten, um nicht eine zu hohe Menge an Natrium aufzunehmen.

Sollte die Erkrankung weitere Ursachen haben, so erfolgt in den meisten Fällen zuerst die Behandlung der Grunderkrankung. Da die Betroffenen aufgrund der Hyponatriämie häufig an Nierenbeschwerden oder an Herzbeschwerden leiden, sollten diese Organe regelmäßig untersucht werden. Dadurch können weitere Komplikationen vermieden werden. Weiterhin kann die Hyponatriämie in akuten Zuständen durch die Begrenzung der Wasserzufuhr behandelt werden. Allerdings sollte es sich dabei nicht um eine langfristige Behandlungsmethode handeln.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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