Iclaprim

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Iclaprim handelt es sich um einen medizinischen Arzneistoff, der sich derzeit (Stand 2017) noch im Zulassungsverfahren befindet. Er wird vom Schweizer Pharmazie- und Biopharmazieunternehmen ARPIDA mit Sitz in Reinach hergestellt und soll der Therapie komplizierter Haut- und Hautstrukturinfektionen dienen. Bei pharmakologisch-medizinischer Betrachtung handelt es sich um ein Antibiotikum, dessen Wirkmechanismus einer Inhibition der bakteriellen Dihydrofolatreduktase entstammt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Iclaprim?

Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften sowie des zur Anwendung kommenden Wirkmechanismus handelt es sich bei Iclaprim um ein Antibiotikum.
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Iclaprim soll in naher Zukunft zum Einsatz kommen, um diverse Infektionen der Haut sowie der Hautstruktur zu behandeln. Der Wirkstoff wird vom Schweizer Pharmazeutikunternehmen APRIDA hergestellt, das auch die Patente an der Substanz hält. In der Europäischen Union (EU) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) befindet sich das Antibiotikum noch in der Zulassungsphase.

Die US-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) versagte im Jahr 2009 eine Fast-Track-Zulassung im Eilverfahren und verwies auf die ordentliche Zulassung, die derzeit von APRIDA angestrebt wird. Iclaprim ist deshalb noch nicht auf den Arzneimittelmärkten erhältlich. Sofern es zur Erteilung einer Zulassung kommt, darf das Medikament lediglich nach vorheriger ärztlicher Verordnung an Patienten abgegeben werden. Auch die Anordnung einer Apothekenpflicht ist bei vergleichbaren Arzneien üblich.

In der Chemie und Pharmakologie wird Iclaprim durch die Summenformel C 19 – H 22 – N 4 – O 3 beschrieben. Für das ebenfalls übliche Iclaprim Mesilat wird die Summenformel C 20 – H 26 – N 4 – O 6 – S verwendet. Das entspricht einer moralen Masse von 354,4 g/mol bzw. 450,51 g/mol. Der Wirkmechanismus von Iclaprim beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Dihydrofolatreduktase. Das Antibiotikum gilt als ein Hoffnungsträger zur Therapie von Erkrankungen, die durch resistente Erregerstämme ausgelöst wurden.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften sowie des zur Anwendung kommenden Wirkmechanismus handelt es sich bei Iclaprim um ein Antibiotikum. Es wird der Wirkstoffgruppe der Diaminopyrimidine zugerechnet, zu denen auch die Arzneistoffe Pyrimethamin, Kopexil und Aminopterin gehören. Typisch für diese Gruppe ist das Vorhandensein einer organischen Verbindung, die aus einer Base und zwei Aminogruppen an einem Pyrimidinring besteht. Die Summenformel der Diaminopyrimidine weist deshalb stets Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Stickstoff (N) auf.

Iclaprim gilt als wirksamer Hemmer der Dihydrofolatreduktase einer Bakterie. Es bestehen deshalb Gemeinsamkeiten mit Trimethoprim, das ebenfalls zur Gruppe der Diaminopyrimidine gehört. Die Besonderheit von Iclaprim besteht darin, dass es auch an zahlreichen Erregerstämmen aktiv ist, an denen Trimethoprim keine Wirksamkeit mehr aufweist.

In außerhalb des lebenden Organismus (in vitro) durchgeführten medizinischen Studien konnte bewiesen werden, dass Iclaprim gegenüber eine Vielzahl grampositiver Bakterien eingesetzt werden kann. Grampositiv sind solche Erreger, die sich bei Durchführung eines Differenzialfärbungsverfahrens (Gram-Färbung) blau einfärben. Iclaprim gilt damit als Hoffnungsträger zur Therapie von Erkrankungen der Haut, die durch resistente Bakterien ausgelöst werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Iclaprim soll zum Einsatz kommen, um Infektionen der Haut und der Hautstruktur zu bekämpfen. In den bisher durchgeführten klinischen Studien erfolgte die Verabreichung entweder oral oder intravenös, sodass diese Vergabeformen wohl auch in der Praxis angezeigt sein werden.

Bei oraler Einnahme in Form von Filmtabletten beträgt die Bioverfügbarkeit des Antibiotikums ca. 40 %. Es wird eine Dosis von 160 mg für durchschnittliche Patienten empfohlen. Hierbei kann ein Plasmaspiegel von bis zu 0,5 µg/ml erreicht werden.

Sofern Iclaprim intravenös verabreicht wird, gilt eine Dosierungsempfehlung zwischen 0,4 und 0,8 mg pro Körpergewicht. Hierbei sind Plasmakonzentrationen von bis zu 0,87 µg/ml möglich. Die Plasmahalbwertszeit wird mit zwei Stunden festgesetzt.


Risiken & Nebenwirkungen

Wie bei allen Arzneistoffen kann es auch nach der Einnahme von Iclaprim zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand können zahlreiche Vergleiche zu dem Arzneistoff Linezolid gezogen werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen deshalb Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, die sich durch Diarrhoe (Durchfall), weichen Stuhlgang, Erbrechen, Bauchschmerzen, Obstipation (Verstopfung), Übelkeit oder Brechreize äußern können. Auch sind Kopfschmerzen und Verminderungen der Geschmacksfähigkeit potenzielle Nebenwirkungen.

Darüber hinaus sind Veränderungen der Blutwerte möglich. Eine Verminderung der weißen Blutkörperchen, ein Mangel an Neutrophilen oder der Blutplättchen kann ebenfalls vorkommen. Ferner ist mit Fieber und Reaktionen der Haut zu rechnen. Letztere äußern sich insbesondere durch Juckreize, Rötungen und Ausschläge.

Darüber hinaus darf Iclaprim nicht angewendet werden, wenn eine medizinische Gegenanzeige (Indikation) besteht. Hiermit wird in der Medizin ein Umstand bezeichnet, der die Anwendung eines bestimmten Präparats als unvernünftig erscheinen lässt, weil unüberschaubare Risiken und Nebenwirkungen wahrscheinlich sind. Das ist vor allem der Fall, wenn eine Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff bekannt ist. Bei Allergien gegen Diaminopyrimidine muss besondere Vorsicht walten, sodass eine sorgfältige Chancen-Nutzen-Abwägung durchzuführen ist.

Zudem ist auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen zu achten. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin ist deshalb über sämtliche eingenommenen Präparate in regelmäßigen Abständen zu unterrichten. So lassen sich Risiken minimieren und kalkulierbarer machen.

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