Intrusion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Intrusion ist ein Symptom von Psychotraumata. Auf einen Schlüsselreiz hin erleben die Patienten die traumatische Erfahrung wieder aufs Neue. Die Behandlung erfolgt in einer Kombination aus unterschiedlichen Psychotherapieverfahren und medikamentöser Behandlung.
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Was ist eine Intrusion?
Traumatische Erlebnisse sind die Ursache unterschiedlichster Erkrankungen der Psyche. Das traumatische Ereignis muss sich dabei nicht auf eine Bedrohung der eigenen Person beziehen, sondern kann auch einer Beobachtungssituation entsprechen. Der Patient wird durch das traumatische Ereignis zutiefst in seinem Weltverständnis erschüttert. Das Ich-Verständnis wird erschüttert. Häufig stellen sich Symptome wie Hilflosigkeit ein.
Im Rahmen verschiedener Krankheitsbilder kommt es nach dem traumatischen Ereignis regelmäßig zur Intrusion. Damit ist das Wiedererleben der traumatisierenden Situation gemeint. Intrusionen können Flashbacks entsprechen. Auch Albträume oder flüchtige Bilder im Zusammenhang mit dem Trauma werden als Intrusionen zusammengefasst. Intrusionen werden in der Regel mit emotional hoher Beteiligung erlebt. Das gegenteilige Symptom ist die emotionale Dumpfheit.
Im Rahmen vieler Erkrankungen wechseln sich Intrusion und emotionale Dumpfheit schubweise ab. Häufig erleben Patienten Intrusion auf bestimmte Schlüsselreize hin, die sogenannten Trigger. Viele Betroffene sind unfähig, die Bilder der Intrusion kontrolliert auszublenden und werden im wahrsten Sinne des Wortes davon überrollt.
Ursachen
Das mitunter bekannteste davon ist die posttraumatische Belastungsstörung, wie sie vor allem im Kontext von Kriegsereignissen bekannt ist. Eine posttraumatische Belastungsstörung entsteht nach traumatisierenden Ereignissen katastrophalem Ausmaß. Die traumatisierende Bedrohlichkeit der Situation muss nicht zwingend einer Bedrohung der eigenen Person, sondern kann auch der außenstehend beobachteten Bedrohung anderer entsprechen.
Meist folgt die posttraumatische Belastungsstörung etwa ein halbes Jahr nach dem traumatischen Ereignis. Im Rahmen der posttraumatischen Belastungsstörung spielt die Intrusion eine übergeordnete Rolle, aber auch für Erkrankungen wie die akute Belastungsreaktion ist das Symptom relevant. Ausgelöst wird jede Intrusion von einem Trigger oder Schlüsselreiz, der den Patienten an das durchlebte Trauma erinnert.
Die Intrusion unterscheidet sich von Trauma-Patient zu Trauma-Patient. Darüber hinaus kann sich das Symptom für denselben Trauma-Patienten von Mal zu Mal unterscheiden und so das eine Mal zum Beispiel Albträumen entsprechen und das nächste Mal zu lähmenden Flashback-Bildern während des Tages werden. Der Betroffene durchlebt das traumatische Ereignis bei der Intrusion gegen seinen Willen in unzähligen Einzelheiten.
Dieses Wiedererleben des Traumas umfasst neben Bildern und Wahrnehmungen meist vor allem Gedanken. Kinder mit posttraumatischer Belastungsstörung nach Missbrauchsfällen neigen zum Beispiel dazu, das traumatische Erlebnis nach einer Intrusion im Rahmen des Spiels zu inszenieren. Der Patient hat während der Intrusion keinen Einfluss auf seine Erinnerung und deren Ablauf.
Die Intrusion entzieht sich damit der willentlichen Kontrolle und kann die betroffene Person derart überwältigen, dass "speechless terror" eintritt. Die Patienten sind in diesem Kontext oft weder dazu in der Lage, sich zu bewegen, noch können sie sprechen. Ausblenden lassen sich Intrusionen nicht. In den meisten Fällen wechselt sich das Ereignis der Intrusion unmittelbar mit emotionaler Taubheit ab. Oft meiden die Patienten Situationen, die mögliche Trigger-Reise beherbergen könnten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Intrusion äußert sich in erster Linie durch das Wiedererleben einer traumatisierenden Situation. Betroffene Personen erleiden Flashbacks oder wiederkehrende Tagträume, die nur schwer kontrolliert werden können. So werden die Erkrankten von den Reizen übermannt, woraus Schweißausbrüche, Nervosität und Panikattacken resultieren können.
Die Intrusion wird durch Schlüsselreize ausgelöst und kann einige Sekunden bis mehrere Minuten anhalten. Neben Bildern, Gefühlen und Wahrnehmungen werden durch das Wiedererleben des Traumas auch negative Gedanken ausgelöst. Typischerweise treten die charakteristischen Beschwerden während entspannter Phasen und in der Nacht auf. Im Schlaf kann es zu Albträumen kommen, die häufig das Trauma zum Thema haben und dadurch den Nachtschlaf stören.
Dementsprechend kann eine Intrusion Folgebeschwerden wie Müdigkeit, Reizbarkeit und Unwohlsein hervorrufen. Bei bestimmten Erkrankungen tritt die Intrusion in Wechselwirkung mit emotionslosem Verhalten auf. Dann kommt es oft zu weiteren Verhaltensauffälligkeiten, die auf die häufigen Wechsel der Gemütslage und die damit einhergehende psychische Belastung zurückzuführen sind.
Die Erkrankten wirken seelisch angeschlagen und leiden oft auch an psychosomatischen Beschwerden. So können unwillkürliche Zuckungen auftreten, die zu weiteren Einschränkungen im Alltag des Betroffenen führen. Wird die Intrusion therapeutisch behandelt, können die Symptome und Beschwerden langsam reduziert werden. Bei fehlender Behandlung gehen aus dem traumatischen Erlebnis oft weitere psychische Erkrankungen hervor.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei der Intrusion handelt es sich lediglich um ein Symptom. Der Psychologe erkennt es in der Regel in unmittelbarem Zusammenhang mit dem größeren Rahmen verschiedener Primärerkrankungen. Intrusionen sprechen immer für Trauma-Folgestörungen. Die Schwere der Intrusion hängt in gewisser Weise von der Schwere der traumatischen Erschütterung ab.
Nicht jeder Trauma-Patient muss zwingend Intrusionen erleiden. Damit ist die Intrusion zwar ein bestärkendes Symptom im Rahmen der Trauma-Diagnostik, muss aber nicht zwingend zur Diagnose eines Psychotraumas vorhanden sein. Die Prognose hängt für Patienten mit einer Intrusion von der primären Erkrankung und der ursächlichen Trauma-Situation ab.
Komplikationen
Die Betroffenen wirken abgeschlagen und müde und nehmen dabei nicht mehr aktiv am Leben teil. Ebenso kann es dabei zu einem selbstverletzenden Verhalten kommen. Die Patienten sind dabei nicht selten aggressiv oder gereizt und leiden an Stimmungsschwankungen. Weiterhin kann es durch die Intrusion zu unwillkürlichen Muskelbewegungen oder zu Zuckungen kommen, die den Alltag des Betroffenen weiterhin einschränken.
Auch die Konzentration und die Koordination sind durch diese Krankheit meistens eingeschränkt. Die Behandlung kann mit Hilfe von Medikamenten oder durch eine Therapie stattfinden. In vielen Fällen haben die Medikamente weitere Nebenwirkungen und können zu einer starken Müdigkeit führen. Nicht in allen Fällen verspricht die Therapie einen positiven Krankheitsverlauf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Werden emotional belastende Geschehnisse wiederholt in Träumen oder mental entspannten Situationen erlebt, besteht Anlass zur Besorgnis. Stellen sich dadurch Schlafstörungen oder die Angst vor dem Einschlafen ein, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Kommt es nach traumatischen Erfahrungen zu plötzlichen und nicht kontrollierbaren Momenten der aufkommenden Erinnerungen im Alltag, ist es zu empfehlen, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Empfindet der Betroffene die Intrusionen als emotional belastend und kommt es zu seelischem Leid, ist es ratsam, Hilfe zur Verarbeitung der Ereignisse in Anspruch zu nehmen. Zieht sich der Betroffene aus dem sozialen Umfeld zurück, meidet er Gespräche über das Erlebte oder verändert sich seine Persönlichkeit, ist ein Arztbesuch ratsam.
Die Entwicklungen sollten auch mit einem Arzt besprochen werden, wenn die Intrusionen erst Monate oder Jahre nach dem ursprünglichen Ereignis einsetzen. Können die alltäglichen beruflichen wie privaten Anforderungen aufgrund des psychischen Zustands des Betroffenen nicht mehr wie gewohnt erfüllt werden, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Kommt es zu weiteren psychischen Störungen, wie depressive Erlebenszustände, melancholische Verhaltensmuster oder ein stark euphorisches Auftreten, wird ein Arzt benötigt. Bei starken Gewichtsveränderungen, panischem Verhalten, einer inneren Unruhe, Störungen der Konzentration sowie dem Verlust der Lebensfreude, ist der Betroffene gut beraten, wenn er einen Arzt oder Therapeuten kontaktiert.
Behandlung & Therapie
Zur Unterdrückung und Linderung von symptomatischer Intrusion stehen medikamentöse Therapien zur Verfügung. Besonders Tranquilizer, Antidepressiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Neuroleptika kommen zur Behandlung in Frage. Mit dieser symptomatischen Behandlung ist der Patient allerdings nicht geheilt.
Um eine Heilung zu erzielen, muss eine ursächliche Behandlung erfolgen. Für Trauma-Patienten entspricht die ursächliche Behandlung einer Psychotherapie, die in unterschiedlichen Verfahren angewandt wird. Neben psychoanalytischen Verfahren sind in diesem Zusammenhang imaginative Verfahren verbreitet, die mit inneren Bildern und traumartigen Verarbeitungswegen auf einer tieferen Ebene der Psyche ansetzen.
Verhaltenstherapeutische Ansätze verfolgen dagegen die Exposition gegenüber der traumatischen Reize und erzielen idealerweise eine kognitive Umstrukturierung, die belastende Erinnerungen abschwächt und kontrollierbar macht. In narrativen Verfahren folgt der Patient seinem menschlichen Drang, die einzelnen Intrusionselemente des Traumas zu einer schlüssigen Geschichte zusammenzufügen und sie mit Sinn behaftet in die persönliche Lebensgeschichte zu integrieren.
Bei der Eye Movement Desensitization soll eine intensive Stimulation der beiden Hirnhälften durch Augenbewegung, Klänge oder Berührungen unvollständig integrierte Erinnerungen zur Verarbeitung bringen. Die Gestalttherapie wendet sich zugleich an Körper, Geist und Seele. Darüber hinaus sind körpertherapeutische Verfahren wie TRE-Übungen im Einsatz. Auch kreative Therapieverfahren eignen sich im Einzelfall zur Trauma-Bewältigung, so speziell für Kinder.
Aussicht & Prognose
Die Intrusion ist keine eigenständige Erkrankung. Sie gilt als Symptom, welches bei einem stark prägenden erlebten Ereignis auftritt. Die innere Wiederholung des Erlebten kann bei gesunden sowie erkrankten Menschen vorhanden sein. Nicht immer hat sie daher einen Krankheitswert. Dies ist abhängig von den Erlebnissen sowie gesammelten Erfahrungen des Betroffenen. Diagnostiziert wird sie zumeist bei Menschen, die ein Trauma erlebt haben und dafür ein Arzt aufsuchen.
Bei einem schweren Trauma sollte der Betroffene zur Linderung vorhandener Beschwerden eine Therapie in Anspruch nehmen. Das Erlebte muss verarbeitet oder aufgearbeitet werden, um eine Verbesserung der Lebensqualität zu erzielen. Je erfolgreicher die Therapie ist, desto weniger Störungen und Unregelmäßigkeiten, wie beispielsweise die Intrusion treten auf.
Lehnt der Betroffene die Inanspruchnahme einer therapeutischen Hilfe ab, ist neben einer herabgesetzten Lebensqualität mit einer Zunahme psychischer und seelischer Belastungen zu rechnen. Die Prognose verschlechtert sich, da in vielen Fällen die Selbsthilferegulation des Organismus nicht ausreichend ist, um das Erlebte zu verarbeiten. Zudem verlängert sich der Heilungsweg. In Abhängigkeit der Persönlichkeit eines Menschen, kann es bei dem Erleben eines leichten Traumata auch ohne die Hilfe eines Arztes oder Therapeuten im Laufe der Zeit zu einer Verbesserung kommen. Von einer Beschwerdefreiheit berichten Betroffene dennoch nur selten.
Vorbeugung
Das Symptom der Intrusion lässt sich nur insofern vermeiden, wie sich ursächliche Psychotraumata vermeiden lassen. Vorbeugen lässt sich traumatischen Ereignissen kaum. Schätzungsweise haben 90 Prozent aller Menschen wenigstens ein Trauma im Leben durchlebt. Zwar können Intrusionen durch die strikte Vermeidung von Schlüsselreizen verhindert werden, allerdings ist diese Vorgehensweise kontraproduktiv für die Trauma-Bewältigung.
Nachsorge
Für Patienten, die an einer Intrusion leiden, ist es in der Nachbehandlungsphase wichtig, dass sie die auslösenden Reize meiden. Die psychischen und seelischen Belastungen im Alltag sind enorm hoch. Daher müssen die Patienten fortlaufend ärztlich und psychologisch betreut werden. Musik- und Kunsttherapie, gestaltungstherapeutische Ansätze, Licht- und Aromatherapien sowie erinnerungs- und verhaltenstherapeutische Behandlungen sind in der Nachsorgebehandlung entscheidende Strategien.
Ein Leben mit Intrusion kann durchaus im Laufe der Zeit durch Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht werden. Positive Veränderungen im Leben des Patienten können dazu beitragen. Das vollständige Ablegen eines traumatischen Erlebnisses bleibt jedoch für den Patienten relativ ausgeschlossen. Greift die ärztliche und psychologische Nachbehandlung jedoch nicht, bleibt die Lebensqualität des Patienten massiv eingeschränkt.
Um innere Ruhe beim Patienten zu erreichen ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. So werden Symptome der Intrusion auf lange Sicht kontrollierbar. Unruhezustände und Schlafstörungen werden behandelt. Hilfreich sind homöopathische Heilmittel, die aus Lavendel, Baldrian, Passionsblume oder Johanneskraut bestehen.
Diese können dann vom Patienten bedenkenlos in Form von Kapseln oder Tee eingenommen werden. Reicht die Wirkungsweise homöopathische Mittel jedoch nicht aus, muss auf die Verordnung von Arzneimittel zur Beruhigung und zum Schlafen zurückgegriffen werden.
Das können Sie selbst tun
Bewährt hat sich etwa die sogenannte Eye Movement Desensitization, bei der die Betroffenen Klänge, Berührungen und Augenbewegungen anwenden, um Erinnerungen zu verarbeiten. Davon ab gilt es, Schlüsselreize zu vermeiden oder zu lernen mit diesen umzugehen. Auch hier ist eine leitende Therapie angezeigt, die von den Betroffenen im Alltag weitergeführt wird. Dadurch soll die posttraumatische Belastungsstörung langfristig überwunden und damit auch die seelische Gesundheit der Betroffenen wiederhergestellt werden.
Die ursächliche Behandlung kann durch eine symptomatische Therapie der einzelnen Symptome unterstützt werden. Innere Unruhe und Nervosität können mit Hilfe natürlicher Beruhigungsmittel aus der Natur und Homöopathie behandelt werden. Bewährt haben sich zum Beispiel die Heilpflanzen Baldrian und Passionsblume, die als Tee oder in Form von Kapseln oder Dragees eingenommen werden können. Die Homöopathie stellt die Präparate Argentum nitricum, Arnica, Chamomilla und Aconitum napellus zur Verfügung. Bei starken Beschwerden sollte der Arzt allerdings ein medizinisches Arzneimittel verschreiben.
Quellen
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M.H.(Hrsg.): Internationale Klassifikation psychischer Störungen – ICD 10, Kapitel V (F), klinisch-diagnostische Leitlinien. Huber, Bern 2011
- Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015