Keimzelltumor
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Begriff Keimzelltumor umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen Tumoren, die aus den Keimzellen hervorgehen. Die Eigenschaften dieser Tumoren sind dabei stark vom Geschlecht abhängig.
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Was ist ein Keimzelltumor?
Ein Keimzelltumor hat seinen Ausgangspunkt in den Keimzellen des Organismus. Es gibt sehr unterschiedliche Formen dieser Erkrankung. Die Dignität (Wertigkeit oder Gefährlichkeit des Verlaufs) der Tumoren ist vom Geschlecht abhängig. Bei Männern treten neben wenigen gutartigen Neubildungen sehr häufig auch bösartige Raumforderungen auf, während bei Frauen der Tumor meist gutartig verläuft.
Die Keimzelltumoren der Männer werden in Seminome (vom Samen ausgehend) und Nichtseminome unterteilt. Die Seminome sind bösartige Hodentumoren, die oft im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auftreten. Die meisten Keimzelltumoren der Männer stellen Seminome dar. Zu den Nichtseminomen des Mannes zählt der Dottersacktumor, das Chorionkarzinom, das embryonale Karzinom und das Teratom. Auch unter den Nichtseminomen gibt es bösartig verlaufende Formen. Bei der Frau werden Teratome, Dottersacktumoren, Dysgerminome und Chorionkarzinome unterschieden. Jede dieser unterschiedlichen Formen der Keimzelltumoren stellen spezifische Erkrankungen mit verschiedenen Heilungsprognosen dar.
Ursachen
Im weiteren Verlauf verringert sich der Anteil an DNA immer mehr, wobei die Seminomzellen aneuploid werden. Das heißt, die Chromosomenzahl in der Zelle wird völlig unregelmäßig. Als Folge findet ein aggressives Zellwachstum statt. Ein weiterer Keimzelltumor des Mannes ist das embryonale Karzinom. Hier entarten versprengte embryonale Stammzellen. Diese Krebsart tritt häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf.
Die bei der Frau auftretenden Keimzelltumoren sind zu 95 Prozent meist gutartige Teratome der Eierstöcke. Bei den Teratomen handelt es sich um das Wachstum von Stammzellen. Je nachdem, wie differenziert die Stammzellen bereits sind, kann der Tumor Gewebe verschiedener Organe, wie Fettgewebe, Muskulatur, Haare, Zähne sowie Knochen-, Knorpel-, Schleimhaut- oder Nervengewebe, enthalten. Auch Männer können Teratome bekommen.
Spezifisch für Frauen ist das Dysgerminom des Ovars, was mit dem Seminom des Mannes verglichen werden kann. Es entsteht aus undifferenzierten Keimzellen. Beide Geschlechter betreffende Keimzelltumoren sind der Dottersacktumor aus undifferenzierten Zellen der frühen Embryogenese und das Choriokarzinom aus Plazentazellen.
Symptome, Anzeichen & Beschwerden
Die Symptome der einzelnen Keimzelltumoren sind unterschiedlich. Teratome sind gutartige Tumoren der Eierstöcke oder bösartige Tumoren der Hoden, die aus unterschiedlich differenzierten Stammzellen entstehen und dadurch Merkmale bestimmter Gewebearten annehmen können. Das Seminom wiederum macht sich bei Männern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren als schmerzlose Schwellung des Hodens bemerkbar.
Der Behandlungserfolg hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Beim embryonalen Karzinom des Mannes am Hoden treten Nekrosen, Blutungen und Zysten auf. Das Dysgerminom der Frau entspricht dem Seminom des Mannes und erscheint als solider Tumor an den Genitalien von Mädchen, Pubertierenden oder Schwangeren. Eine Besonderheit stellt das Chorionkarzinom des Mannes dar. Weil die Ausgangszellen dieses Keimzelltumors embryonale Plazentazellen sind, kann es zur Gynäkomastie (Brustentwicklung) kommen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose eines Keimzelltumors richtet sich danach, um welche Erkrankung es sich handelt. Oft können bereits Verdachtsdiagnosen anhand der Symptome gestellt werden, die aber noch durch Laboruntersuchungen bestätigt werden müssen. So sind beispielsweise beim Chorionkarzinom des Mannes hohe Konzentrationen des Schwangerschaftshormons hCG im Blut zu finden, da sich dieses Karzinom aus versprengten Plazentazellen entwickelt.
Komplikationen
Nicht selten leiden die Patienten ebenso an Blutungen oder an Zysten. Wie auch bei anderen Krebserkrankungen kann sich auch dieser Tumor in andere Regionen ausbreiten und dabei zu starken Einschränkungen und Komplikationen führen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diesen Tumor in der Regel stark verringert. Es kommt weiterhin zu einer Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit des Patienten. Nicht selten leiden Krebspatienten auch an psychischen Beschwerden oder an Depressionen.
Die Behandlung des Keimzelltumors erfolgt dabei nach Abhängigkeit der Position des Tumors. In den meisten Fällen kann dieser allerdings operativ entfernt werden, wobei auch eine Chemotherapie notwendig ist. Psychische Beschwerden können bei einem Psychologen ebenso behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt von der Ausprägung des Tumors ab.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Veränderungen der Geschlechtsorgane sind bei Männern wie bei Frauen von einem Arzt untersuchen zu lassen. Kommt es zu Schwellungen an den Hoden oder im Bereich des weiblichen Geschlechts, einer Bildung von Zysten oder sonstigen Wucherungen, wird ein Arzt benötigt. Bei Unregelmäßigkeiten des weiblichen Monatszyklus, verkürzten oder verlängerten Regelblutungen sowie einem Ausfall der Menstruation ist ein Arztbesuch erforderlich. Ein allgemeines Krankheitsgefühl, ein Engegefühl im Unterleib, innere Unruhe oder ein Unwohlsein sind Warnhinweise des Organismus, die ärztlich abgeklärt werden sollten.
Veränderungen des Sexualtriebes, Lustlosigkeit, ein diffuses Schmerzempfinden sowie andere Beschwerden während des Sexualaktes müssen von einem Arzt näher untersucht werden. Da der Keimzelltumor ohne eine rechtzeitige medizinische Versorgung einen tödlichen Verlauf nehmen kann, ist frühzeitig mit dem Eintreten der ersten Auffälligkeiten ein Arztbesuch anzuraten. Wird ein Absterben von Gewebeschichten bemerkt oder kommt es zu unerklärlichen Blutungen, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Müdigkeit, eine verminderte Leistungsfähigkeit und Abgeschlagenheit sind Anzeichen für eine vorliegende Erkrankung. Halten die Beschwerden über eine längere Zeit an, nehmen sie an Intensität zu oder breiten sich vorhandene Symptome aus, sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu psychischen Problemen, Verhaltensauffälligkeiten oder einer gedrückten Stimmung, empfiehlt sich zur Klärung der Ursache die Konsultation eines Arztes.
Behandlung & Therapie
Die verschiedenen Keimzelltumoren sprechen auf unterschiedliche Behandlungsmethoden an und haben auch unterschiedliche Prognosen. So haben die Teratome der Frau meist eine gute Prognose. Maligne Teratome treten nur bei Mädchen und jungen Frauen auf, die allerdings auch schlecht auf Bestrahlung oder Chemotherapie ansprechen.
Bei Männern ist der Verlauf in der Kindheit meist benigne, während bei Erwachsenen Metastasen entstehen können. Das Seminom des Mannes ist ein maligner Tumor des Hodens. Seine Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Es muss oft eine Orchiektomie (Entfernung des betroffenen Hodens) durchgeführt werden. Danach wird engmaschig kontrolliert. Beim erneuten Auftreten der Erkrankung erfolgt eine Chemotherapie.
Da Bestrahlungen auch schädliche Nebenwirkungen haben können, werden sie erst in einem späteren Krankheitsstadium angewendet. Bei der Behandlung in frühen Phasen der Erkrankung liegt die Gefahr eines Rezidivs bei 20 Prozent, wenn nicht weiter therapiert wird. Auch die Anwendung der Medikamente ist abhängig vom Krankheitsstadium. Bei der Therapie von Nichtseminomen wird auch eine Orchiektomie durchgeführt.
Ihre weitere Behandlung richtet sich ebenfalls nach dem Stadium oder Art der Erkrankung. Bei gutartigen Verläufen muss keine weitere Therapie mehr erfolgen. Bei Rezidiven kommen Chemotherapien zum Einsatz. Präventiv können die Lymphknoten im hinteren Bauchraum entfernt werden. Bei Nichtseminom-Patienten ist eine sofortige Behandlung des Keimzelltumors mit Chemotherapie bei Lymphknotenmetastasen und bei Absiedlungen in anderen Organen notwendig.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einem Keimzelltumor ist abhängig von der Beschaffenheit des Tumors sowie dem Stadium der Diagnosestellung. Bei einem gutartigen Tumor ist die Prognose deutlich besser, als bei einem bösartigen. Darüber hinaus ist der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf.
Bei einem geschwächten Immunsystem sind die Behandlungsmöglichkeiten sowie deren Erfolge eingeschränkt. Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung sowie einem schnellen Behandlungsbeginn, kann bei einer Vielzahl der Patienten im weiteren Verlauf eine Genesung dokumentiert werden. Ohne eine medizinische Versorgung drohen dem Betroffenen die Ausbreitung der Krebszellen und das vorzeitige Ableben. Gleiches gilt bei einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sowie bei einem bösartigen Keimzelltumor.
Die Krebstherapie ist mit zahlreichen Nebenwirkungen sowie Risiken verbunden. Es kann zu Folgeerkrankungen kommen. Darüber hinaus handelt es sich um eine Langzeittherapie, bei der die Lebensqualität des Patienten eingeschränkt ist. Wird ein operativer Eingriff vorgenommen, kann es zu weiteren Komplikationen kommen.
Dennoch hat sich die Aussicht auf eine günstige Prognose in den letzten Jahren erheblich verbessert. Aufgrund verschiedener Therapieansätze und Behandlungsmöglichkeiten ist die Überlebensrate der Patienten deutlich gestiegen. Im Verlauf des Lebens kann es trotz einer Genesung jederzeit zu einer erneuten Tumorbildung kommen. Die Prognose ist bei der Entwicklung eines weiteren Keimzelltumors unverändert.
Vorbeugung
Eine allgemeine Vorbeugung vor Keimzelltumoren ist nicht möglich. Ihre Ursachen liegen oft in einer Fehlregulation von hormonellen Prozessen. Allerdings gilt ein Hodenhochstand als großes Risiko für Hodenkrebs. Dabei bleibt der Hoden in der Leistengegend oder wandert wieder dorthin. Andere Risikofaktoren für Keimzelltumoren können durchaus auch in einer genetischen Veranlagung liegen.
Nachsorge
Nach jeder Tumorerkrankung ist eine Nachsorge unausweichlich. Dadurch soll festgestellt werden, ob sich das Geschwulst neu bildet. Ärzte versprechen sich von einer Diagnose im Frühstadium bessere Behandlungsmöglichkeiten. Auch können so lebensbedrohliche Metastasen und damit die Ausbreitung ausgeschlossen werden. Nicht anders verhält es sich beim Keimzelltumor.
Die planmäßigen Nachuntersuchungen werden individuell vereinbart. Sie finden meist in der Klinik statt, in der der Ersteingriff durchgeführt wurde. Für den Rhythmus ist unter anderem der Krankheitsfortschritt bei Therapiebeginn maßgeblich. Grundsätzlich müssen Patienten im ersten Jahr mit gehäuften Nachuntersuchungen rechten. Der Abstand von Termin zu Termin nimmt in den folgenden Jahren weiter ab.
Nach dem fünften Jahr der Beschwerdefreiheit reicht eine jährliche Nachsorge aus. Die Gefahr einer erneuten Erkrankung ist gering. Zur Feststellung eines Keimzelltumors werden dieselben Verfahren wie bei der Erstdiagnose verwendet. Blutuntersuchungen und radiologische Verfahren bilden neben einem ausführlichen Gespräch wichtige Bestandteile der Nachsorge.
Ärzte informieren auch über Kontakt- und Beratungsstellen. Gegebenenfalls wird eine berufliche Wiedereingliederung besprochen. Verbleiben Beschwerden nach der Erstbehandlung, ist eine begleitende Schmerztherapie angezeigt. Eine grundsätzliche Umstellung der Lebensgewohnheiten kann unter Umständen in einer Rehabilitation unter fachkundiger Anleitung vermittelt werden.
Das können Sie selbst tun
Bei einem bestehenden Keimzellentumor gibt es nur begrenzte Möglichkeiten bzw. Maßnahmen, die betroffenen Personen zu einer Besserung verhelfen. Wichtig ist eine frühzeitige und schnelle Diagnose, sodass eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann. Nur wenn der Gang zum Arzt unmittelbar und zeitnah erfolgt, stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung gut.
Hausmittel oder frei erhältliche Rezepte werden bei einem bestehenden Keimzellentumor keine Wirkung zeigen. Liegt ein bösartiger Tumor vor, dann ist unter Umständen sogar eine Chemotherapie notwendig, um eine vollständige Genesung erzielen zu können. Auch nach erfolgter Therapie, sind regelmäßige Besuche beim Arzt zu empfehlen und unerlässlich. Dadurch kann vermieden werden, das der Tumor eventuell wiederkehrt und Komplikationen entstehen.
Aus diesem Grund gilt: Eigene Maßnahmen zur Besserung können bei einem Keimzellentumor nur bedingt unternommen werden. Damit sich der menschliche Körper schnell von der Therapie erholen kann, ist außerdem eine gesunde und ausgewogene Ernährung sehr wichtig. Das Immunsystem wird dadurch gestärkt, sodass eine schnelle Regeneration in die Wege geleitet werden kann. Ansonsten gibt es keine effektiven Maßnahmen, die eine Besserung herbeiführen können.
Quellen
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009