King-Kopetzky-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als King-Kopetzky-Syndrom bezeichnet man eine obskure auditorische Dysfunktion oder auch auditorische Verarbeitungsstörung. Auditorisch bedeutet „das Gehör betreffend“. Diese Störung ist noch relativ wenig untersucht, betrifft aber etwa zehn Prozent aller Patienten, die sich aufgrund von Hörproblemen in medizinische Behandlung begeben. Vor allem Erwachsene, ältere Kinder und Jugendliche sind betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das King-Kopetzky-Syndrom

Begibt sich ein Patient mit Hörbeschwerden in medizinische Behandlung, wird die Untersuchung in der Regel von einem HNO-Arzt beziehungsweise Mediziner mit pädaudiologischem Schwerpunkt durchgeführt.
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Das King-Kopetzky-Syndrom (KKS) gehört zum Krankheitsbild der auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen. Die Fähigkeit zum verstehenden Hören wird von Medizinern in auditive Wahrnehmung und auditive Verarbeitung der Informationen unterteilt. Wenn nun zentrale Prozesse des Hörens gestört sind, können unter Umständen Zeit-, Intensitäts- oder Frequenzveränderungen akustischer Informationen nicht richtig analysiert und verarbeitet werden.

Geräusche werden in dem Fall nur ungenau lokalisiert oder Störgeräusche nicht ausgeblendet. Das King-Kopetzky-Syndrom bezeichnet im Speziellen eine Fehlfunktion mit schlechterem Sprachverstehen bei Hintergrundlärm. Namensgeber für das Syndrom waren Samuel J. Kopetzky und P. F. King, die die Störung in den frühen 50er Jahren erstmals weitergehend untersucht haben.

Ursachen

Die Ursachen für das King-Kopetzky-Syndrom sind nicht abschließend geklärt. Es werden sowohl organische und genetische, als auch psychische Einflussfaktoren vermutet. Da eine familiäre Häufung des Syndroms zu beobachten ist, kann eine Vererbung nicht ausgeschlossen werden. Als Beispiel für einen psychischen Auslöser des Syndroms ist auditiver Stress.

Das empfindliche Innenohr ist tagtäglich unterschiedlichsten akustischen Anforderungen ausgesetzt und reagiert sehr sensibel als Frühindikator für verschiedene Erkrankungen. So kann beispielsweise latenter nächtlicher Fluglärm oder der Verkehrslärm einer nahen Autobahn akustischen Stress bedeuten, der sich bei andauerndem Zustand zu einer Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung oder anderen Erkrankung des Ohrs manifestieren kann. Auffällig ist, dass es bei einem großen Teil der Betroffenen zeitgleich zu psychischen Auffälligkeiten wie einem erhöhten Level sozialer Angst oder Zwangsstörungen kommt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Betroffene des King-Kopetzky-Syndroms beschreiben Beeinträchtigungen des Hörens und Verstehens von Sprache, vor allem wenn parallel Störlärm hinzukommt. Verschiedene Teilleistungen der auditiven Wahrnehmung können dabei einzeln oder in Kombination betroffen sein. So kann beispielsweise die Fähigkeit, die Schallquelle des Sprechers auditiv räumlich einzuordnen und zu lokalisieren beeinträchtigt sein.

Defizite innerhalb der auditiven Selektion führen dazu, dass Patienten die Sprachinformationen nicht aus allen gleichzeitig auftretenden Alltagsgeräuschen (Unterhaltungen anderer Personen, Betriebsgeräusche von Maschinen und Lüftern, etc.) herausfiltern können. Kinder mit einer auditiven Selektionsstörung haben in der Schule beispielsweise Schwierigkeiten damit, bei Umgebungslärm Laute aus Wörtern herauszufiltern und zu verstehen, was der Lehrer sagt. Ebenso können die Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprobleme bei ähnlich klingenden Tönen auftreten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Begibt sich ein Patient mit Hörbeschwerden in medizinische Behandlung, wird die Untersuchung in der Regel von einem HNO-Arzt beziehungsweise Mediziner mit pädaudiologischem Schwerpunkt durchgeführt. Zunächst werden akute organische Ursachen wie eine Mittelohr- oder Gehörgangsentzündung per Ohrspiegelung (Otoskopie) untersucht. Die Diagnostik beinhaltet weiterhin ein eingehendes Gespräch über die Symptome und Vorerkrankungen.

Ist eine periphere Hörstörung, also eine direkte Schädigung des Ohres, ausgeschlossen, werden unterschiedliche Hörtests durchgeführt. Beim beschriebenen Krankheitsbild zeigen Betroffene im Tonaudiogramm geringfügige Auffälligkeiten in vielen Teilen des Hörsystems, meist im Innenohr. Des Weiteren wird ein Fragebogen zur Erfassung des „Social Hearing Handicap Index” (SHHI) ausgefüllt, der bei diesem Krankheitsbild in auffälligen Werten resultiert.

Ausgeprägt hat sich bei vielen Betroffenen weiterhin eine Geräuschüberempfindlichkeit, die ein sich im Verlauf der Krankheit verstärkendes Schutzverhalten bedingt. Bleibt die Krankheit unbehandelt, ergeben sich für Betroffene vor allem dann Schwierigkeiten, wenn gleichzeitig psychische Auffälligkeiten, wie oben genannt, auftreten. Patienten, die an sozialer Angst leiden und Schwierigkeiten mit dem Sprachverständnis haben, geraten schnell in soziale Isolation.

Weiterhin gehen auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen oftmals mit Sprachentwicklungsverzögerungen, Lese- und Rechtschreib-Schwächen sowie Aufmerksamkeitsstörungen einher. Betroffene können Laute der Sprache nicht richtig wahrnehmen und somit auch nicht korrekt wiedergeben. Eine möglichst frühe Diagnose ist somit gerade bei Kindern und Jugendlichen unbedingt anzustreben, um die weitere Entwicklung entsprechend fördern zu können.

Komplikationen

Durch das King-Kopetzky-Syndrom kommt es vorwiegend zu Beschwerden und Störungen am Gehör. Diese können den Alltag des Betroffenen erheblich einschränken und die Lebensqualität weiterhin verringern. Ebenso treten Beschwerden beim Verstehen und Hören von Sprache auf, sodass eine gewöhnliche Kommunikation für den Betroffenen in der Regel nicht möglich ist

Das King-Kopetzky-Syndrom kann damit auch gewisse Risiken im Leben erhöhen, da Gefahren gegebenenfalls nicht rechtzeitig erkannt werden können. Nicht selten kommt es dabei vor allem bei Kindern zu Störungen der Entwicklung und der Konzentration. Die Betroffnen leiden weiterhin an Entzündungen im Ohr oder im Gehörgang. Im schlimmsten Falle kann es dabei zu einem vollständigen Hörverlust kommen.

Weiterhin können die Kinder auch an Störungen der sprachlichen Entwicklung und an Aufmerksamkeitsstörungen leiden. Die Behandlung des King-Kopetzky-Syndroms erfolgt ursächlich und symptomatisch. In vielen Fällen kann die Grunderkrankung nicht mehr eingeschränkt und der Patient ist auf verschiedene Therapien angewiesen, damit es im Alltag zu keinen Komplikationen kommt. In der Regel kann ein Hörgerät die Beschwerden relativ gut kompensieren.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Personen, die Einschränkungen des Hörvermögens bei sich bemerken, sollten einen Arzt aufsuchen. Falls weitere Symptome hinzukommen, zum Beispiel Probleme bei der Verarbeitung des Gesagten oder neurologische Ausfallerscheinungen, muss mit den Beschwerden noch am selben Tag zu einem Ohrenarzt oder HNO-Arzt gegangen werden. Der Mediziner kann akute Ursachen ausschließen und die Diagnose stellen. Personen, die immer wieder auditivem Stress ausgesetzt sind, erkranken besonders häufig am King-Kopetzky-Syndrom. Dasselbe gilt für Menschen, die unter sozialen Ängsten oder anderen seelischen Beschwerden leiden.

Vorangegangene Erkrankungen des Innenohrs können ebenfalls zur Entstehung des King-Kopetzky-Syndroms führen. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, konsultiert am besten umgehend den zuständigen Arzt und lässt die Beschwerden abklären. Mit betroffenen Kindern muss zum Kinderarzt gegangen werden. Erfolgt keine Behandlung, schreitet die auditorische Dysfunktion weiter voran und führt im Verlauf zu Kommunikationsproblemen und anderen Komplikationen. Wer bei einem Angehörigen oder Freund Anzeichen einer Störung der auditiven Fähigkeiten bemerkt, sollte eine ärztliche Abklärung veranlassen.

Behandlung & Therapie

Das King-Kopetzky-Syndrom kann je nach angenommener Ursache auf verschiedene Arten behandelt werden. Gezielte funktionelle Hörtrainings zur Verbesserung der phonologischen Bewusstheit wirken sich laut zahlreicher wissenschaftlicher Studien positiv auf die Fähigkeit zur Lautdifferenzierung aus. Daraus resultiert im Idealfall auch eine Leistungssteigerung bei vorliegender Lese-Rechtschreibschwäche.

Liegen psychologische Ursachen zugrunde und geht die Krankheit mit weiteren neurologischen Symptomen einher, empfiehlt sich zudem eine abgestimmte Behandlung gemeinsam mit einem Psychotherapeuten oder Psychiater. Ganzheitliche verhaltenstherapeutische Konzepte in Verbindung mit Stressreduktion und der Gabe von Medikamenten unterstützen den Genesungsprozess und helfen dabei, ängstliche Anspannungen abzubauen.

In Gruppensituationen wird neben dem aufmerksamen Zuhören beispielsweise auch trainiert, beim Nicht-Verstehen nachzufragen oder sich Eselsbrücken zu schaffen. Oftmals wird auch eine spezielle Bewältigungsstrategie empfohlen. Die Betroffenen sollen dabei bei Hörschwierigkeiten bewusst zusätzliche, nicht hörbare Informationsquellen nutzen und beispielsweise parallel Lippen lesen. Sollte im Rahmen des Hörtests ein messbarer Hörverlust festgestellt worden sein, kann eine Therapie im Bedarfsfall auch den Einsatz eines Hörgerätes empfehlen.


Aussicht & Prognose

Da das King-Kopetzky-Syndrom oftmals in Verbindung mit Angst- und Zwangsstörungen auftritt, sollten Betroffene zunächst abklären, ob solche bei ihnen vorliegen. Ist dies der Fall, kann eine gezielte Psychotherapie große Erfolge bringen und gleichzeitig auch die vorliegenden Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen verbessern.

Auditiver Stress wie Baulärm, laute Musik aber auch schreiende Kinder, können Auslöser der Erkrankung sein und diese auch bei erneutem Lärm verschlechtern. Im Alltag ist es oft schwer dem Umgebungslärm zu entkommen, daher ist es wichtig, zumindest im privaten Umfeld für die nötige Ruhe zu sorgen. Der Einbau mehrfach schallisolierter Fenster kann eine Abhilfe sein, muss im Fall von Mietobjekten allerdings mit dem Vermieter abgestimmt werden. Sofern man auf Konzertbesuche oder ähnliche Veranstaltungen nicht verzichten möchte, muss in Absprache mit dem Arzt ein entsprechender Gehörschutz erworben werden.

Für betroffene Kinder und Jugendliche ist die Vermeidung von auditivem Stress oftmals deutlich erschwerter, da diese naturgemäß bei ihren Freizeitaktivitäten lauter agieren. Ein Gespräch mit den Lehrkräften, ermöglicht es den Kindern, ihre Pausen lärmgeschützt im Inneren der Schule zu verbringen. Des Weiteren können sich die Lehrer bemühen, dass der Lärmpegel während des Unterrichts gering bleibt. Regelmäßige Untersuchungen ermöglichen zudem die Prüfung, ob ein modernes Hörgerät zu einer deutlichen Linderung der Symptome führen könnte.

Vorbeugung

Die infrage kommenden Ursachen für das King-Kopetzky-Syndrom wurden bisher nicht hinreichend untersucht und verstanden. Direkt vorbeugende Maßnahmen können daher nicht formuliert werden. Dies gilt besonders dann, sollte sich die Vermutung einer Erblichkeit des Krankheitsbildes bestätigen. Als Maßnahme zur Vorbeugung können daher nur die Empfehlung einer ganzheitlich gesunden Lebensweise und die Vermeidung von Stress angeführt werden.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Maßnahmen einer Nachsorge beim King-Kopetzky-Syndrom stark eingeschränkt oder stehen in einigen Fällen dem Betroffenen gar nicht zur Verfügung. Bei dieser Krankheit muss in erster Linie sehr früh ein Arzt aufgesucht werden, damit keine weiteren Komplikationen oder Beschwerden mehr auftreten können. Eine frühzeitige Diagnose wirkt sich dabei in der Regel sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus und kann auch eine weitere Verschlechterung der Beschwerden verhindern.

Die meisten Betroffenen sind beim King-Kopetzky-Syndrom auf eine psychologische Behandlung angewiesen. Dabei ist oft auch die Unterstützung durch Freunde und die Familie sehr wichtig, damit eine weitere Verschlechterung des psychischen Zustandes verhindert werden kann. Bei Hörbeschwerden sollte der Betroffene auf jeden Fall ein Hörgerät tragen, damit der Gehörgang nicht weiterhin beschädigt wird.

Dabei wirkt sich im Allgemeinen die Hilfe und die Unterstützung durch die eigene Familie sehr positiv auf den weiteren Verlauf des King-Kopetzky-Syndroms aus. Sollte es beim Betroffenen zu einem Kinderwunsch kommen, so kann auch eine genetische Untersuchung und Beratung durchgeführt werden. Dadurch kann das erneute Auftreten der Krankheit beim Betroffenen verhindert werden.

Das können Sie selbst tun

Die Ursachen für das King-Kopetzky-Syndrom sind noch nicht abschließend geklärt. Das Syndrom steht aber in einem auffälligen Zusammenhang mit Zwangsstörungen und sozialer Angst. Patienten, die am King-Kopetzky-Syndrom leiden und gleichzeitig psychisch krank sind, sollten diese Krankheiten unbedingt therapieren lassen. Es besteht eine gute Chance, dass sich gleichzeitig auch die auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen deutlich verbessern.

Des Weiteren kann das King-Kopetzky-Syndrom durch auditiven Stress nicht nur ausgelöst, sondern auch verschlimmert werden. Die Betroffenen tun deshalb gut daran, Lärm möglichst zu vermeiden. Als besonders schädlich gelten laute Musik, schreiende Kinder und Baulärm. Diese Stressfaktoren sollten gemieden werden. Das ist besonders für Kinder und Jugendliche, die mit Gleichaltrigen interagieren, nicht immer einfach.

Sofern das Syndrom den Besuch einer normalen Schule erlaubt, sollten die Lehrkräfte auf jeden Fall über die Störung informiert werden und den betroffenen Kindern erlauben, die meist besonders lärmintensiven Pausen in einem geschützten Bereich zu verbringen. Außerdem ist es hilfreich, wenn der Lärmpegel während des Unterrichts auf einem niedrigen Niveau gehalten wird, wovon nicht nur das kranke Kind, sondern letztlich alle Schülerinnen und Schüler profitieren. In jedem Fall sollten die Betroffenen aber auch prüfen, ob sich ihr Hörleiden durch ein modernes Hörgerät verbessern lässt, was oftmals der Fall ist.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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