Laterale Mittelgesichtsfraktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Laterale Mittelgesichtsfraktur beziehungsweise ein Jochbeinbruch zählt zur Kategorie der Kopf- sowie Gesichtsverletzungen und äußerst sich vorwiegend durch eine auftretende Schwellung und Blutungen aus dem Nasenloch sowie aus der Kieferhöhle. Charakteristisch für den Jochbeinbruch ist die abgeflachte Wange bei der verletzten Person. Nicht jeder Bruch muss operativ versorgt werden; es gibt auch konservative Behandlungsmethoden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine laterale Mittelgesichtsfraktur?

Vorwiegend treten Verletzungen des Jochbeins beim Fußballspielen auf, wenn beide Spieler mit den Köpfen – etwa während eines Kopfballduells – zusammenstoßen.
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Das Jochbein befindet sich im mittleren Bereich des Gesichts und bildet den äußeren Augenhöhlenrand. Das Jochbein (medizinisch: Os zygomaticum) kann ohne Probleme, oberhalb der Wangenregion, ertastet werden. Tritt eine mechanische beziehungsweise direkte Gewalteinwirkung auf den Knochen ein, kann das Jochbein brechen. Mediziner sprechen dann von einer lateralen Mittelgesichtsfraktur . Der Bruch kann aber auch angrenzende Knochen verletzen. So sind Brüche beziehungsweise Verletzungen des Schläfenbeins, des Unterkiefers sowie der Augenhöhle und des Stirnbeins möglich.

Ursachen

Eine starke, mechanische sowie direkte Gewalteinwirkung, die gezielt auf das Jochbein ausgeübt wird, zählt zu den häufigsten Ursachen eines Jochbeinbruchs . Diese Art der Gewalteinwirkung kann im Rahmen eines Sturzes, eines Zusammenpralls sowie eines Schlages ausgeübt werden. Vorwiegend treten Verletzungen des Jochbeins beim Fußballspielen auf, wenn beide Spieler mit den Köpfen – etwa während eines Kopfballduells – zusammenstoßen. Auch Verkehrsunfälle und Stürze mit dem Rad erhöhen das Risiko einer Jochbeinfraktur. Mitunter können auch gewalttätige Auseinandersetzungen, beispielsweise Schlägereien eine Verletzung des Jochbeins herbeiführen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine laterale Mittelgesichtsfraktur ist zunächst an der auffälligen Verletzung im Bereich des Gesichts zu erkennen. Die Betroffenen bemerken nach einem Unfall oder Sturz starke Schmerzen, Blutungen, Hämatome und Funktionsstörungen von Nase, Augen, Mund und Kiefer. Meist ist die Verletzung auf den ersten Blick zu erkennen, und die Diagnose kann durch die charakteristischen Symptome gefestigt werden.

Sind die Augenhöhlen beteiligt, kann es etwa zu einem Absinken des Augapfels kommen. Dies kann zu Sehstörungen (zum Beispiel Doppelbilder) führen. Zudem kann sich ein Brillenhämatom entwickeln, welches oft an Größe zunimmt und starke Schmerzen hervorruft. Im Bereich des Gesichts kann eine abnorme Beweglichkeit festgestellt werden.

Typischerweise tritt im betroffenen Bereich eine Schwellung auf, die durch eine Rötung und Druckschmerzen gekennzeichnet ist. Auch Blutungen aus Mund und Nase sind möglich. Ist der Kiefer betroffen, kann eine Kieferklemme auftreten. Dann stellen sich bei Kieferbewegungen starke Schmerzen ein.

Bei Beteiligung der Nase können Geruchsstörungen bis hin zum Geruchsverlust auftreten. Eine unzureichende oder schlecht behandelte laterale Mittelgesichtsfraktur kann zur Entstehung eines Fehlbisses führen. Ernste Kieferverletzungen resultieren gelegentlich in einer Arthrose des Kiefergelenks, die sich durch chronische Schmerzen bemerkbar macht.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Der Mediziner tastet zuerst die verletzte Gesichtspartie ab. Liegt der Verdacht eines Jochbeinbruchs vor, wird eine Röntgenaufnahme angefertigt. Durch die bildgebende Diagnostik kann nicht nur die Fraktur, sondern auch ihr Ausmaß erkannt werden. Im weiteren Verlauf untersucht der Mediziner die angrenzenden Knochen, um etwaige Verletzungen feststellen bzw. ausschließen zu können.

Ästhetische Beeinträchtigungen oder Komplikationen sind, wenn eine fachgerechte Behandlung erfolgt, nicht zu befürchten. In den wenigsten Fällen bleibt die „abgeflachte“ Wange bestehen. Jene kann aber, auf Wunsch des Patienten, mittels eines operativen Eingriffs korrigiert werden.

Komplikationen

Bei dieser Mittelgesichtsfraktur kommt es in der Regel zu relativ starken Schmerzen. Diese breiten sich dabei in den meisten Fällen auch in andere Bereiche des Körpers aus und können dabei zu Kopfschmerzen oder zu Ohrenschmerzen führen. Weiterhin kann es auch an den Schläfen zu Beschwerden kommen, sodass die Betroffenen an einer starken Übelkeit oder an Erbrechen leiden.

Nicht selten führt die laterale Mittelgesichtsfraktur auch zu einer Bewusstlosigkeit des Patienten. Der weitere Verlauf hängt in der Regel stark von der jeweiligen Gewalteinwirkung und ihren Schäden ab. Weiterhin kommt es auch zu einer starken Schwellung und zu einem Bluterguss im Gesicht. An den betroffenen Stellen können sich Druckschmerzen bemerkbar machen. Vor allem in der Nacht kann es zu Schlafbeschwerden kommen und damit zu einer Gereiztheit des Patienten aufgrund des Schlafmangels.

Komplikationen können dann auftreten, wenn die Haut zu stark direkt gekühlt wird, wobei es zu Verbrennungen kommt. Ebenso kann auch die Augenhöhle verletzt werden, sodass es zu Sehbeschwerden kommt. In den meisten Fällen sind die Betroffenen auf einen operativen Eingriff angewiesen. Damit können die Beschwerden gelindert und der Bruch wieder fixiert werden. In der Regel kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nach einem Sturz oder einer ernsten Verletzung sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden. Wenn der Verletzte starke Schmerzen hat, blutet oder Anzeichen einer Gehirnerschütterung zeigt, wird am besten der Notarzt gerufen. Dasselbe gilt bei Bewusstseinsverlust oder einer offenen Wunde am Kopf. Die laterale Mittelgesichtsfraktur heilt innerhalb weniger Wochen aus, insofern sie frühzeitig behandelt wird. Darum sollte auch bei leichten Verletzungen stets ein Mediziner eingeschaltet werden. Personen, die nach einem Zusammenstoß oder einem Sturz Sehstörungen oder Geruchsstörungen bemerken, sollten zum Hausarzt oder zu einem Neurologen gehen.

Äußerliche Veränderungen wie ein abgesenkter Augapfel oder Schwellungen sollten immer ärztlich untersucht und versorgt werden. Während der Behandlung sollte regelmäßig ein Arzt konsultiert werden. Durch eine engmaschige Kontrolle wird sichergestellt, dass sich die Wunde nicht entzündet und auch keine anderweitigen Komplikationen auftreten. Sollte es während der Genesungsphase zu Schwindelattacken, plötzlicher Müdigkeit oder gar Bewusstseinsstörungen kommen, ist der ärztliche Notdienst der geeignete Ansprechpartner. Etwaige Neben- und Wechselwirkungen der verordneten Medikamente sollten dem Arzt mitgeteilt werden.

Behandlung & Therapie

Die Jochbeinfraktur stellt eine relativ schwere Verletzung dar. Im Regelfall wird die Verletzung operativ korrigiert. Liegt jedoch keine Verschiebung des Knochens vor, kann auch eine konservative Therapie den gewünschten Erfolg mit sich bringen.

Stellt der Mediziner einen nicht dislozierten Bruch (nicht verschoben) fest, kann dieser in einigen Fällen auch ohne operativen Eingriff behandelt werden. Der Patient sollte eine mehrere Wochen andauernde körperliche Schonung einhalten. Schwellungen, die im Gesichtsbereich auftreten, müssen gekühlt werden. Wichtig ist, dass der Betroffene aber das Kühlmaterial niemals direkt an die Hauoberfläche hält, da ansonsten Hautschäden möglich sind. Das Kühlmaterial sollte daher in einem Handtuch auf die betroffene Stelle gelegt werden.

Liegt eine Verschiebung des Knochens vor beziehungsweise hat der Mediziner festgestellt, dass Knochenstücke abgesplittert sind, erfolgt ein operativer Eingriff. Während der Operation werden spezielle Platten sowie Schrauben verwendet, mit welchen die Knochenfragmente zusammengefügt und im weiteren Schritt in ihrer ursprünglichen Ausgangsposition fixiert werden. Während des Eingriffs befindet sich der Patient in Vollnarkose. In wenigen Fällen kann aber auch eine lokale Anästhesie beziehungsweise örtliche Betäubung verabreicht werden.

Der Mediziner führt einen kleinen Hautschnitt durch, der vom Unterlid bis zur Augenbraue reicht. Eine weitere Operationsmethode, die aber nur selten angewandt wird, erfolgt über die Mundhöhle des Patienten. Liegt eine Verletzung der Augenhöhle vor, wird der Hautschnitt direkt hinter der Haargrenze gesetzt.

Im weiteren Operationsverlauf versucht der Mediziner die Knochenfragmente, welche nicht in ihrer natürlichen Position sind, in die Ausgangslage zu versetzen. Danach werden Metallplatten sowie Schrauben verwendet, damit die Bruchstücke miteinander fixiert werden können. Liegt bei dem Patienten nur ein Jochbeinbruch - ohne weitere Verletzungen - vor, kann die Position mit einer „Hakentechnik“ fixiert werden. Gelingt die Hakentechnik, kommen keine Schrauben zum Einsatz.

Ist die Augenhöhle ebenfalls von einer Verletzung betroffen, muss eine umfangreiche Rekonstruktion des Mittelgesichts geschaffen werden. Ebenfalls können auch Gefäße verletzt sein, sodass der Mediziner in vielen Fällen Ballons sowie Tamponaden benötigt. Stellt der Mediziner während des Eingriffs fest, dass ausgeprägte Defekte vorhanden sind, kann unter anderem auch eine Transplantation erforderlich sein.

Neben Fremdmaterialien können auch Knorpel- sowie Knochenstücke, die aus den Rippen sowie der Hüfte gewonnen werden, eingesetzt werden. Die Platten und Schrauben, die für die Fixierung des Jochbeins benötigt werden, können ein Jahr nach der Operation aus dem Knochen entfernt werden. Ein derartiger Eingriff erfordert aber eine weitere Operation, weshalb viele Patienten - sofern die Platten und Schrauben keine Beschwerden verursachen - auf die Entfernung der Fremdmaterialien verzichten.

Liegt eine erhebliche Beeinträchtigung der Ästhetik vor, behandelt im weiteren Operationsverlauf der Facharzt für Mund-, Kiefer- sowie Gesichtschirurgie den Patienten und stellt den beeinträchtigen Bereich wieder - zur Zufriedenheit des Betroffenen - her. Jene Gründe sind es auch, die eine relativ gute Prognose möglich machen. Im Regelfall ist eine Operation ausreichend, damit der Knochen fixiert beziehungsweise das Gesicht korrigiert wird, damit keine ästhetischen Beeinträchtigungen gegeben sind. Nur bei sehr komplexen Verletzungen ist es möglich, dass eine zweite Operation durchgeführt werden muss.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der lateralen Mittelgesichtsfraktur ist günstig. Obgleich es so sehr starken Schmerzen und Beeinträchtigungen bei der Alltagsbewältigung kommt, wird nach Abschluss der Behandlung im Normalfall eine Beschwerdefreiheit dokumentiert. Der Heilungsprozess umfasst mehrere Monate. In der Vielzahl der Fälle wird kein operativer Eingriff benötigt.

Nach Abklärung der Knochenlage im Gesicht und allen vorhandenen Schäden, wird der Behandlungsplan erstellt. Sind die gebrochenen Knochen nicht verschoben, wird eine Schonung und Ruhe angeordnet. Befolgt der Betroffene während des Heilungsprozesses die Anweisungen des Arztes, ist eine gute Prognoseaussicht gegeben.

Wird ein operativer Eingriff benötigt, kann dieser zu Komplikationen führen. Jede Operation birgt Risiken und Nebenwirkungen, die jederzeit eintreten können. Dennoch handelt es sich um einen routinierten Vorgang, der in den meisten Fällen ohne weitere Zwischenfälle erfolgreich stattfindet. Hält sich der Betroffene nicht an die Vorgaben des Arztes, kann sich der Heilungsprozess erheblich verzögern oder Beschwerden einen zunehmenden Charakter zeigen.

In sehr seltenen Fällen zeigt sich ein ungünstiger Krankheitsverlauf. Bei diesem wird unter anderem eine Transplantation erforderlich. Zudem kann es zu einem vorübergehenden Einsetzen von Fremdmaterialien kommen. Diese müssen im weiteren Verlauf wieder entfernt werden. Bei beiden Behandlungsmethoden ist die Wahrscheinlichkeit für Folgeschäden oder die Ausbildung anderer Erkrankungen erhöht.

Vorbeugung

Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen, welche einen Jochbeinbruch verhindern. Wichtig ist, dass bei Sportarten, welche das Risiko eines Jochbeinbruchs erhöhen, besondere Vorsicht geboten ist. Helme, welche auch das Jochbein schützen, existieren noch nicht.


Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Mittelgesichtsfraktur oft nur wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Hierbei sollte in erster Linie schnell und vor allem frühzeitig ein Arzt konsultiert werden, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einem falschen Verwachsen der Knochen kommt. Je früher dabei ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

In den meisten Fällen können die Beschwerden durch geringe operative Eingriffe relativ gut gelöst werden. Dabei ist das Gesicht nach einem solchen Eingriff besonders gut zu schützen, damit es nicht zu Infektionen oder zu Entzündungen kommt. Ebenso sollte sich der Patient nach dem Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten sollte dabei abgesehen werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

In der Regel können die Beschwerden der Mittelgesichtsfraktur vollständig wieder geheilt werden, wobei in einigen Fällen Narben zurückbleiben können. Diese können mit verschiedenen Cremes oder Salben behandelt werden, damit sie die Ästhetik des Betroffenen nicht verringern. Die Mittelgesichtsfraktur hat in den meisten Fällen keinen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung der Betroffenen und schränkt diese nicht ein.

Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen muss eine Mittelgesichtsfraktur durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Allerdings stehen dem Betroffenen auch konservative Möglichkeiten zur Unterstützung der Behandlung zur Verfügung.

Die Schwellung bei dieser Fraktur kann mit Hilfe von Kälteanwendungen gelindert werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das kühle Material die Haut nie direkt berührt. Das bedeutet, dass zum Beispiel Eis immer in ein Tuch gewickelt werden sollte, bevor es auf die Haut gelegt wird. Im Falle einer Knochenverschiebung oder bei Splittern sind allerdings immer operative Eingriffe notwendig, um ein richtiges Zusammenwachsen des Knochens sicherzustellen. Bei Schmerzen sind die Betroffenen auf die Einnahme von Schmerzmitteln angewiesen. Hierbei sollte beachtet werden, dass eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln den Magen schädigen kann und daher nur nach einer Absprache mit einem Arzt erfolgen sollte.

In einigen Fällen können die Betroffenen auch an Depressionen oder an psychischen Beschwerden aufgrund der verringerten Ästhetik leiden. Hierbei sind Gespräche mit den engsten Freunden und den Eltern hilfreich, um Minderwertigkeitskomplexe zu lindern. Ebenso helfen auch Gespräche mit anderen Betroffenen dieser Fraktur. In den meisten Fällen können allerdings alle Beschwerden gelindert werden, sodass es nicht zu dauerhaften ästhetischen Einschränkungen kommt.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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