Lebererkrankungen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Oberbegriff Lebererkrankungen werden verschiedene Krankheiten der Leber zusammengefasst. Oftmals werden diese durch Toxine verursacht, mit deren Abbau das Organ überfordert ist. Sind durch eine Lebererkrankung erst einmal Schäden entstanden, lassen sich diese unter Umständen nicht mehr rückgängig machen.
Was sind Lebererkrankungen?
Der Begriff Lebererkrankungen bezeichnet sämtliche Krankheiten, die im Zusammenhang mit der Leber auftreten können. Das Organ ist im menschlichen Körper maßgeblich am Stoffwechsel beteiligt und in diesem Rahmen unter anderem für den Abbau von Giftstoffen verantwortlich.
Durch eine übermäßige Zufuhr von Toxinen etwa durch Alkohol oder auch durch Viren kann die Leber erkranken und ihre wichtigen Aufgaben nicht mehr oder nur eingeschränkt erfüllen. Schreiten die Erkrankungen und somit die Funktionseinschränkung weiter fort, kann es zu irreparablen Schäden und/oder zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
Da sich Lebererkrankungen nicht durch spezifische Symptome äußern und das Organ selbst keine Nerven besitzt, d. h. auch keine Schmerzen verursachen kann, werden sie oftmals erst recht spät bemerkt. Statistiken besagen, dass ca. 5 Millionen Deutsche an einer Lebererkrankung leiden.
Ursachen
Auch eine Überernährung allgemein und das infolge entstehende Übergewicht kann dazu beitragen, dass sich eine Lebererkrankung bildet. Die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente kann ebenfalls die Leber belasten und Krankheiten derselben nach sich ziehen. Nicht immer sind Lebererkrankungen aber durch den individuellen Lebensstil bedingt.
Virusinfektionen wie beispielsweise das Hepatitis-Virus in unterschiedlichen Ausführungen ist Verursacher vieler Lebererkrankungen. Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankungen wie eine Fettleber oder die Autoimmunhepatitis können ebenso Krankheiten der Leber hervorrufen oder mit einer solcher einhergehen wie auch Krebserkrankungen des Organs selbst.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Symptome einer Lebererkrankung sind nicht immer eindeutig. Oftmals ermöglichen erst mehrere Anzeichen einen Verdacht auf diese organische Erkrankung. Beschwerden treten außerdem in vielen Fällen erst nach einem längeren Krankheitsverlauf auf. Erkennbare Auswirkungen einer Fettleber, Leberzirrhose (Schrumpfleber) oder Hepatitis (Leberentzündung) können in verschiedenen Versionen auftreten.
Dies gilt auch für eine Erkrankung an Leberkrebs. Es kommt auch vor, dass die Entdeckung einer Lebererkrankung anhand fehlender Anzeichen nicht erfolgt. Dies liegt vorwiegend daran, dass im Gewebe einer Leber keine Nervenfasern vorhanden sind, die mit einer Leitfunktion für Schmerzen ausgestattet sind. Entzündungen sind daher schwierig zu erkennen. Grundsätzlich wird zwischen spezifischen und unspezifischen Symptomen unterschieden.
Es können folgende unspezifischen Anzeichen auftreten, die einzeln oder in Kombination als Hinweise auf Lebererkrankungen gelten: Leistungsschwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Unverträglichkeit von Alkohol oder/und Fett. Häufiges Völlegefühl nach dem Essen, Durchfall, Blähungen und Appetitlosigkeit und übermäßiges Schwitzen.
Typische Symptome einer Lebererkrankung treten überwiegend bei einem bereits weit fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf. Außerdem spielt es eine Rolle, wie schwer die Leber aktuell in Mitleidenschaft gezogen ist. Ein spezifisches Symptom einer Leberschädigung ist eine gelbliche Hautfärbung, die auch in der Bindehaut der Augen auftritt.
Dieses Phänomen wird umgangssprachlich als Gelbsucht bezeichnet. Farbstoffe aus der ins Blut gelangenden Gallensäure verursachen die Gelbfärbung. Farbliche Veränderungen sind daher auch im Urin und Kot der von einer schweren Leberschädigung betroffenen Menschen feststellbar.
Diagnose & Verlauf
Besteht der Verdacht auf eine Lebererkrankung, sollte zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten stattfinden. Dessen Lebensumstände und Krankengeschichte sind ebenso wichtig bei der Diagnose wie eine umfassende Blutuntersuchung.
Bei letzterer können sich erhöhte Leberwerte zeigen, die auf eine Erkrankung und/oder Fehlfunktion des Organs hindeuten. Zusätzlich ist eine Ultraschalluntersuchung der Leber selbst sinnvoll, um festzustellen, ob diese vergrößert ist oder anderweitige Veränderungen aufweist. Im Zweifelsfall kann eine Gewebeprobe entnommen werden, die genauere Auskunft über die Beschaffenheit des Organs gibt.
Bleiben Lebererkrankungen unbehandelt, kann es unter anderem zu einem vollständigen Versagen des Organs kommen. Oftmals bildet sich insbesondere infolge eines erhöhten Alkoholkonsums eine Leberzirrhose. Dieses Endstadium zahlreicher Erkrankungen führt zu einer langsamen Vergiftung des Körpers, die in einem komatösen Zustand enden kann.
Typische & häufige Lebererkrankungen
Komplikationen
Häufig sammelt sich Wasser im Bauchraum an (Aszites), auch die Gehirnfunktion kann beeinträchtigt sein (hepatische Enzephalopathie). Wird die Leberzirrhose frühzeitig erkannt, können Folgeerkrankungen in vielen Fällen vermieden oder deren Auftreten hinausgezögert werden. Ohne Therapie führt die Erkrankung zum Leberversagen.
Gelbsucht, starke Gewichtsabnahme, Übelkeit und Oberbauchschmerzen zeigen sich im fortgeschrittenen Stadium von Leberkrebs. Kann das Organ seine Entgiftungsfunktion nicht mehr ausreichend erfüllen, gelangen Giftstoffe ins Gehirn und schädigen die Gehirnzellen, was sich durch Bewusstseinsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar macht. Im schlimmsten Fall führt die schleichende Vergiftung des Körpers zum Leberkoma oder Nierenversagen.
Als eine weitere Komplikation von Leberkrebs können sich Metastasen in anderen Organen oder dem Skelettsystem bilden. Einige autoimmune Lebererkrankungen gehen mit einer Entzündung der Gallenwege einher, in deren Folge sich ein Gallengangskarzinom entwickeln kann. Die operative Entfernung eines Teil der geschädigten Leber birgt das Risiko von Nachblutungen oder Infektionen. Nach einer Lebertransplantation kann es zu Abstoßungsreaktionen, Thrombosen oder Verengungen der Gallengänge kommen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Lebererkrankungen bleiben im Anfangsstadium oft unbemerkt, da sie keine oder nur sehr unspezifische Symptome auslösen: Wer unter chronischer Müdigkeit und einem signifikanten Leistungsabfall leidet, sollte daher auch an ein Leberleiden denken und zur Abklärung der Leberwerte einen Arzt aufsuchen. Bei einer ungewollten Gewichtsabnahme, die nicht selten mit Übelkeit und Appetitlosigkeit einhergeht, empfiehlt sich ebenfalls eine ärztliche Untersuchung.
Kopfschmerzen, Juckreiz, eine Neigung zu blauen Flecken, die Unverträglichkeit fetter Speisen und ein Druckgefühl im rechten Oberbauch können ebenso auf eine Lebererkrankung hindeuten: Insbesondere beim Auftreten mehrerer der genannten Symptome in Kombination sollte ein Arztbesuch nicht länger aufgeschoben werden. Ernstzunehmende Alarmzeichen stellen einen Gelbverfärbung von Haut und Augen (Gelbsucht) und eine Wasseransammlung im Bauchraum (Aszites) dar – in diesem Fall muss bereits von einer fortgeschrittenen Leberschädigung ausgegangen werden, die umgehend ärztliche Behandlung erfordert.
Erster Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt, der anhand der leberspezifischen Laborwerte eine Störung der Leberfunktion ausschließen oder bestätigen kann. Bei einem begründeten Verdacht auf eine Lebererkrankung sind weiterführende Untersuchungen beim Facharzt wie etwa eine Sonographie, eine Computertomografie oder eine Leberbiopsie nötig. Auch ohne vorliegende Symptomatik sollten Menschen, die übergewichtig sind, häufig größere Mengen Alkohol konsumieren oder in Kontakt mit leberschädigenden Schadstoffen kommen, regelmäßig ihre Leberwerte überprüfen lassen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung einer Lebererkrankung richtet sich nach der eigentlichen Ursache für die Beschwerden. Ein "Allheilmittel" für alle Lebererkrankungen gibt es nicht; was bei einer Krankheit nützlich ist, kann bei einer anderen dagegen große Schäden verursachen.
Viruserkrankungen wie Hepatitis werden mit virushemmenden Medikamenten behandelt. Zusätzlich wird das Immunsystem gestärkt, um den Viren entgegenwirken zu können. Ist eine Autoimmunerkrankung die Ursache für die Leberbeschwerden, muss das Immunsystem dagegen mithilfe geeigneter Medikamente (Immunsuppressiva) unterdrückt werden. Auf diese Weise wird die übersteigerte Reaktion des Körpers verhindert, was auch die jeweilige Lebererkrankung heilen oder zumindest lindern kann.
Lebererkrankungen, die durch Alkoholkonsum verursacht wurden, erfordern einen strengen Verzicht auf das Genussgift. Ein konsequenter Entzug ist oftmals die einzige Möglichkeit, weitere Schäden des Organs zu vermeiden. Durch Übergewicht und/oder den übermäßigen Verzehr von fettigen Nahrungsmitteln sind eine Gewichtsreduktion und eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten anzuraten.
Aussicht & Prognose
Die Prognose für Lebererkrankungen muss individuell gestellt werden. Sie ist abhängig von der vorhandenen Erkrankung, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und den Möglichkeiten einer Behandlung. Bei einer Fettleber kann der Betroffene selbst durch die Veränderung seiner Lebensgewohnheiten erheblich zu einer Verbesserung oder Beschwerdefreiheit beitragen. Bei einer Leberzirrhose besteht ebenfalls je nach Ursache die Möglichkeit, durch eine Änderung des Lebenswandels, eine Linderung zu erzielen. Eine Hepatitis kann mit den derzeitigen medizinischen Behandlungsmethoden gut therapiert werden.
Wenngleich die Erkrankung bei der Bewältigung eine Herausforderung für den Organismus darstellt, bestehen aufgrund der fortschrittlichen Behandlungsmöglichkeiten in den meisten Fällen gute Aussichten auf eine Genesung. Liegen irreparable Schäden des Gewebes vor, kann bei vielen Patienten durch eine Transplantation des Organs eine Heilung erfolgen. Ein Spenderorgan stellt oftmals die letzte Möglichkeit für eine Verbesserung der Gesundheit dar.
Die Transplantation ist mit zahlreichen Risiken verbunden. Der operative Eingriff ist komplex und kann Komplikationen auslösen. Darüber hinaus ist für die Prognosestellung abzuwarten, ob das Spenderorgan vom Organismus angenommen wird. Bei einer Krebserkrankung ist das Stadion der Diagnosestellung entscheidend für den weiteren Verlauf. Die Krebstherapie geht mit zahlreichen Nebenwirkungen und Risiken einher. Es kommt zu starken Einschränkung der Lebensqualität. Dennoch kann sie bei der Bewältigung von Leberkrebs zu einer Heilung führen.
Vorbeugung
Einigen Lebererkrankungen kann durch eine gesunde Lebensweise und den maßvollen Konsum von Genussgiften und fettigen Speisen in gewissem Maße vorgebeugt werden. Manche Formen der Hepatitis entstehen durch mangelnde Hygiene oder den direkten Kontakt zu Infizierten. Hier kann besonders detaillierte Aufklärung helfen, weitere Ansteckungen und Verbreitungen der Infektionskrankheit zu vermeiden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt sind anzuraten, um eventuelle Lebererkrankungen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.
Nachsorge
Die Nachsorge bei Lebererkrankungen ist stark vom jeweiligen Krankheitsbild abhängig. Sie wird mit dem Hausarzt, dem Internisten, bei Bedarf auch mit einem Onkologen oder Radiologen abgesprochen. Kontrolle, dass ein behandelter Befund nicht wieder aufflammt oder sich verschlechtert, ist wesentlicher Bestandteil der Nachsorge. Je ernsthafter der Befund war, umso engmaschiger sind die Untersuchungen im Rahmen der Nachsorge in der Regel gestaltet.
Alle Erkrankungen der Leber haben in puncto Nachsorge jedoch etwas gemeinsam. Die Leber sollte im Rahmen eines gesunden Lebensstils optimal geschont werden. Dazu gehört insbesondere, dass kein Alkohol getrunken wird. Auch Drogen und verzichtbare Medikamente werden über die Leber abgebaut und sind in Zusammenhang mit der Nachsorge beziehungsweise generell nicht empfehlenswert. Fette Speisen beeinflussen Leber und auch Galle oft ungünstig. Rauchen ist zudem immer ein Risikofaktor für die Entstehung von inneren Erkrankungen und somit ebenfalls zu unterlassen.
Eine Gelbsucht ist Anzeichen einer Leberfunktionsstörung. Im Rahmen der Nachsorge ist daher auf eine Gelbfärbung von Haut oder der Augen zu achten ebenso wie auftretende Übelkeit oder Verdauungsstörungen. Wenn die Lebererkrankung mit einer anderen Erkrankung zusammenhängt (zum Beispiel Metastasen bei einer Krebserkrankung), ist die ursächliche Erkrankung selbstverständlich besonders in den Fokus der Nachsorge zu rücken.
Ist wegen einer chronischen Lebererkrankung eine Umstellung der Ernährung verordnet, hilft eine Ernährungsberatung. Das Erlernte ist dann zu Hause in die Praxis umzusetzen.
Das können Sie selbst tun
Falls eine Suchterkrankung besteht, ist eine Entwöhnungstherapie empfehlenswert. Fettreiches Essen belastet ebenfalls die Leber, schonender ist eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Fleisch und Fisch. Eine Leberzirrhose geht häufig mit einem Eiweißmangel einher, der eine an den Schweregrad angepasste spezielle Diät erfordert.
Zusätzlich zur vom Arzt verordneten Therapie können zahlreiche Hausmittel die Lebertätigkeit anregen. Bewährt haben sich dabei insbesondere Artischockenblätter, die als Gemüse verzehrt oder als Saft oder Tee getrunken werden können. Mariendistel, zwei- bis dreimal täglich als Aufguss getrunken, unterstützt die Bildung neuer Leberzellen, Löwenzahn fördert als Tee oder im Salat den Gallenfluss und entlastet damit die Leber. Als weitere Heilkräuter können Salbei, Schafgarbe, Wegwarte, Enzian und Wermut als Teezubereitung eingesetzt werden – nicht alle dieser Heilpflanzen eignen sich allerdings zur Anwendung bei jeder Art von Lebererkrankungen. Vor der Selbstbehandlung sollte daher ein Arzt zu Rate gezogen werden. Weiterhin fördert ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, aber auch Erholungs- und Entspannungspausen den Heilungsverlauf bei Lebererkrankungen.
Quellen
- Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
- Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009