Angiosarkom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Angiosarkom fasst der Mediziner verschiedene bösartige Tumore des Gefäßsystems der Haut zusammen. Ein Angiosarkom tritt meist nur bei Menschen im fortgeschrittenen Alter (etwa 65 bis 75 Jahren) auf, häufig nach einer bereits erfolgten Krebsbehandlung. Die Prognosen sind bei einem Angiosarkom eher ungünstig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Angiosarkom?

Nach heutigem Stand der Forschung tritt ein Angiosarkom gehäuft nach einer Tumorbehandlung mit anschließender Strahlentherapie auf. Ein deutlicher Zusammenhang besteht insbesondere zwischen dem Auftreten eines Mammakrazinoms (Brustkrebs) mit anschließender (ionisierender) Strahlentherapie.
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Ein Angiosarkom tritt nur sehr selten auf. Etwa 1-2% aller Krebsneuerkrankungen zählen zu den Weichteiltumoren, Angiosarkom-Neuerkrankungen sind entsprechend noch seltener.

Betroffen sind fast ausschließlich Menschen im höheren Alter, Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Ein Angiosarkom zeigt sich meist nach einer erfolgten Krebsbehandlung mit Strahlentherapie, meist nach Behandlung eines Mammakarzinoms mit einer anschließenden Totaloperationen. In etwa 30% aller Fälle tritt ein Angiosarkom zunächst im Bereich des Halses und des Kopfes auf.

Es zeigen sich rote Flecken, die sich nach kurzer Zeit bläulich verfärben und im weiteren Verlauf in Kleinstgeschwulste "zerfallen". Gerade zu Beginn werden die Flecken oft missgedeutet und fälschlicherweise z.B. eine Nesselsucht oder blaue Flecken diagnostiziert.

Ursachen

Nach heutigem Stand der Forschung tritt ein Angiosarkom gehäuft nach einer Tumorbehandlung mit anschließender Strahlentherapie auf. Ein deutlicher Zusammenhang besteht insbesondere zwischen dem Auftreten eines Mammakrazinoms (Brustkrebs) mit anschließender (ionisierender) Strahlentherapie.

Menschen, die unter einem persistierenden Lymphödem leiden, bilden ebenfalls häufiger ein Angiosarkom aus. Ursächlich kann ebenfalls eine Vergiftung mit einigen toxischen Stoffen sein, etwa mit Arsen, Vinylchlorid und Thorotrast (Kontrastmittel). Ein durch bestimmte Viren immungeschwächter Körper begünstigt außerdem das Ausbilden eines Angiosarkoms.

Recht bekannt ist das Kaposi-Sarkom, welches zur Familie der Angiosarkome gehört und meist Menschen befällt, die unter einer HIV-Infektion bzw. unter Aids leiden. Ganz besonders bezeichnend ist, dass Haut, die mehrmals solargeschädigt war, deutlich häufiger zu einem Angiosarkom neigt als Haut, die keiner besonderen Belastung durch UV-Strahlen ausgesetzt war.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Angiosarkom kann sich anhand verschiedener Symptome äußern. Typischerweise kommt es zu Hautrötungen und Hautveränderungen. Die meisten Patienten leiden an Blutergüssen und Geschwüren, die oft am gesamten Körper auftreten und Begleitsymptome wie Schmerzen und Juckreiz hervorrufen können. Des Weiteren kann ein Angiosarkom zu einer Schwellung des Oberbauchs führen, verbunden mit einem Druckgefühl in der betroffenen Region.

Ob weitere Anzeichen auftreten, hängt von der Größe und Lokalisation des Tumors ab. Kleinere Sarkome sind oft nur anhand kleiner Hauterhöhungen und Knötchen unter der Haut zu erkennen, die bei Druck schmerzen. Größere Tumoren können das Gewebe der Haut schädigen und dadurch Verletzungen und Blutungen hervorrufen. In weniger schweren Fällen führen Angiosarkome zu Verhärtungen im umliegenden Gewebe. Die Haut fühlt sich dann lederartig an und ist weniger schmerzempfindlich.

Der Tumor selbst schmerzt bei Berührung, insbesondere wenn er im Intimbereich, im Bereich des Gesichts oder an anderen sensiblen Stellen lokalisiert ist. Gelegentlich kommen Schmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden hinzu. Wird ein Angiosarkom nicht behandelt, können sich Allgemeinsymptome wie Fieber und Übelkeit einstellen. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung nimmt das körperliche und geistige Wohlbefinden der Betroffenen erheblich ab.

Diagnose & Verlauf

Erhärtet sich der Verdacht auf ein Angiosarkom, wird der Arzt zunächst mit einer Anamnese herauszufinden versuchen, ob der Patient den typischen Gefahrenquellen ausgesetzt war.

Im Anschluss wird er eine Biopsie vornehmen, also Gewebe aus den betroffenen Geschwulsten entnehmen. Ein Labormediziner wird nach anschließender zytologischer Untersuchung der Probe den Verdacht auf ein Angiosarkom bestätigen. Der Verlauf der Krebserkrankung ist eher ungünstig.

Da ein Angiosarkom zunächst nicht bemerkt bzw. in vielen Fällen zunächst nicht richtig diagnostiziert wird, gleichzeitig aber über die Blutgefäße der Haut sehr schnell streut und an vielen lebenswichtigen Organen Metastasen bildet, ist er nur schwer behandelbar. Die 5-Jahres-Prognose liegt bei etwa 10% (die 5-Jahres-Prgnose gibt an, wie viele der Patienten mit einer bestimmten Erkrankung nach 5 Jahren noch (tumorfrei) leben).

Komplikationen

Die Aussichten bei einer Erkrankung mit einem Angiosarkom sind grundsätzlich als schlecht anzusehen. Nur bis zu maximal 24 Prozent der Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach der Operation. Dabei spielt die Dicke des Tumors eine weitreichende Rolle. Ist das Sarkom kleiner als fünf Zentimeter, kann die Prognose etwas positiver ausfallen als bei den großen flächigen Tumoren, die von verschiedenen Stellen eines Organs ausgehen und sich von dort weiter verbreiten.

Daneben ist das Alter maßgebend. Je älter der Patient ist, desto geringer sind auch seine Überlebenschancen. Noch schlechter sind die Prognosen für das Angiosarkom, das sich von den Gefäßen ausgehend in den Bereichen entlang chronischer Lymphödeme weiter ausbreitet, einem lymphödem-assoziierten Angiosarkom oder auch Stewart-Trèves-Syndrom.

Todesursachen sind hier Metastasen in Lunge, Brustfell und Brustkorb. Am schlechtesten allerdings sind die Prognosen für das Angiosarkom in der Brust und beim post-Radiatio Angiosarkom. Beim Tumor in der Brust liegen die Überlebenschancen nur bei ungefähr zehn Prozent. Die Lebenserwartung beträgt dabei in den meisten Fällen etwas weniger als zwei Jahre. Beim Tumor in den Weichteilen überleben zwar 50 Prozent der Erkrankten die erste Zeit bedauerlicherweise nicht, erfreulicherweise aber erreichen von der anderen Hälfte fast 34 Prozent das vierte Jahr nach der Operation.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Angiosarkom muss der Betroffene in der Regel sofort einen Arzt aufsuchen. Da es sich hierbei um eine Krebserkrankung handelt, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sehr wichtig, damit Folgeschäden verhindert werden können und der Betroffene nicht verstirbt. In den meisten Fällen macht sich ein Angiosarkom durch starke Rötungen der Haut und durch die Ausbildung von Blutergüssen bemerkbar.

Sollte es daher zu diesen Beschwerden kommen, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei einer Schwellung am Oberbauch ist sofort ein Arzt zu konstatieren, da es sich hierbei um die Krebserkrankung handeln könnte. In der Regel kann direkt ein Hautarzt oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung muss dabei in der Regel in einem Krankenhaus erfolgen.

Der Hautarzt selbst kann die betroffene Hautareale entfernen. Weiterhin ist möglicherweise eine Chemotherapie für den Betroffenen notwendig, damit sich der Krebs nicht auch in andere Regionen des Körpers ausbreitet. Die Lebenserwartung wird durch das Angiosarkom verringert.

Behandlung & Therapie

Die Haustellen, die deutliche Anzeichen eines Angiosarkoms aufweisen, werden von einem Dermatologen radikal entfernt. Eine Exzision kann aber nur dann erfolgen, wenn die entsprechenden Hautstellen nicht zu groß sind, da sich sonst die Haut nicht optimal verschließen könnte.

Im Anschluss an die Entfernung erfolgt eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie. Strahlen- und Chemotherapie sollen verhindern, dass noch vorhandene Tumorzellen wachsen und sich erneut ausbreiten. Im Anschluss kann eine Immuntherapie angestrebt werden.

Trotz vorliegender Therapien ist die Prognose ungünstig, da die schnell streuenden Angiosarkome nicht selten bereits Organe wie die Leber und die Milz befallen haben. Außerdem bilden sich auch nach einer radikalen Exzision recht schnell neue Sarkome (Rezidiv), die dann wiederum schlechter auf Medikamente ansprechen.

Aussicht & Prognose

Die Aussichten auf eine Genesung sind bei einem Angiosarkom sehr gering. Das Auftreten der Beschwerden findet zumeist bei Menschen in einem hohen Alter über 65 Jahren statt. Der Organismus ist altersbedingt zu diesem Zeitpunkt bereits geschwächt. Meist bestehen seit Jahren verschiedene Vorerkrankungen und der Körper verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen für den notwendigen Heilungsprozess.

Darüber hinaus ist ein Angiosarkom eine Folgeerscheinung einer Krebserkrankung. Dies bedeutet, dass der Körper in den meisten Fällen zusätzlich krankheitsbedingt durch eine Operation sowie einer anschließenden Krebstherapie geschwächt ist. Die monatelange Behandlung führt zu einem Abbau von Muskelkraft sowie Abwehrkräften und ist mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden.

Aus eigener Kraft mangelt es an Antikörpern, um eine Heilung des Angiosarkom zu erreichen. Neben den geringen vorhandenen körperlichen Selbstheilungskräften ist zusätzlich häufig mit einer Lebensmüdigkeit, Mutlosigkeit sowie fehlenden geistigen Kraft zu rechnen. Dies ist zusätzlich wenig förderlich für den Heilungsprozess.

Eine positive Lebenseinstellung, Optimismus und Ziele im Leben sind elementare Punkte bei einer Genesung. Etwa 1/3 aller Erkrankten, die eine Strahlentherapie in Anspruch genommen haben, erleiden ein Angiosarkom. Bei den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten einer Behandlung kommt es in nahezu allen Fällen zu einem tödlichen Verlauf der Krankheit ohne Aussicht auf eine Heilung.


Vorbeugung

Einem Angiosarkom kann nicht vorgebeugt werden. Patienten nach erfolgreicher Behandlung eines Angiosarkoms müssen im Anschluss engmaschig betreut werden. Es wird empfohlen, etwa alle drei Monate eine Kontrolle durchzuführen.

Patienten mit einer einschlägigen Vorerkrankung oder Patienten, die häufig toxischen Stoffen ausgesetzt bzw. sich häufig einen Sonnenbrand zugezogen haben, sollten ihre Haut kritisch selbst untersuchen oder aber regelmäßig eine Hautarzt aufsuchen. Bei den ersten Anzeichen eines Angiosarkoms sollte der Patient dem behandelnden Arzt unbedingt den Verdacht mitteilen.

Ansonsten gelten die allgemeinen Regeln, die jeder befolgen kann, um einer Krebserkrankung möglichst vorzubeugen. Dazu zählen mäßiger Umgang mit Nikotin und Alkohol und eine gesunde Ernährung.

Nachsorge

Wird das Angiosarkom erfolgreich behandelt, schließt sich eine engmaschige Nachsorge an. Ärzte empfehlen alle drei Monate eine Kontrolluntersuchung. Die Diagnose erfolgt per klinischem und histologischem Befund. Eine einmalige Heilung führt zu keiner Immunität. Patienten können wie bei anderen Tumorerkrankungen auch ihren Alltag so gestalten, dass ein erneutes Auftreten nicht begünstigt wird.

Dazu zählt die Meidung von Nikotin, Alkohol und anderen berauschenden Substanzen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sollte eine Selbstverständlichkeit darstellen. Geringe körperliche Belastungen sind in den Alltag zu integrieren. Über die ärztlichen Kontrollen hinaus kommt dem Patienten somit eine hohe Eigenverantwortung zu.

Diese erstreckt sich auch auf eine regelmäßige kritische Betrachtung der Hautoberfläche. Bei den ersten Anzeichen einer erneuten Erkrankung ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Realistischer Weise ist festzuhalten, dass die Nachsorge nur geringe Aussicht auf Erfolg hat. Nach fünf Jahren leben nur noch zehn bis zwölf Prozent der Erkrankten.

Nach einer Diagnose sollten sich Betroffene daher mit existentiellen Fragen beschäftigen. Nicht selten entstehen neue Sarkome, die sich auf andere Körperregionen ausdehnen. Angehörige sollten sich darauf gefasst machen, einen Pflegefall zu betreuen. Die häuslichen Gegebenheiten sind anzupassen. Ein Pflegedienst ist zu beauftragen.

Das können Sie selbst tun

Wenn die typischen Hautveränderungen oder andere Symptome eines Angiosarkoms bemerkt werden, muss ein Arzt eingeschaltet werden. Der Patient kann verschiedene Dinge tun, um die medizinische Behandlung zu unterstützen und das Risiko für Komplikationen zu minimieren.

Zunächst gilt eine strenge Körperhygiene. Der Bereich um die erkrankten Hautstellen ist sehr empfindlich und entzündet sich schnell. Darum sollten in Rücksprache mit dem Arzt spezielle Pflegeprodukte aus der Drogerie aufgetragen werden. Alternativ dazu bieten sich Präparate aus der Natur an, zum Beispiel Ringelblumensalbe oder Lotionen mit Kamille oder Melisse.

Die Strahlentherapie kann von den Betroffenen durch eine Umstellung der Diät begleitet werden. Meist führt die Behandlung zu einer Appetitlosigkeit, weshalb appetitanregende Speisen und Getränke zu empfehlen sind. Auf Genussmittel wie Alkohol oder Koffein sollte jedoch verzichtet werden. Daneben gelten Schonung und Bettruhe.

Um sicherzustellen, dass sich keine Rezidive bilden, muss der Patient in den ersten Wochen und Monaten nach der Behandlung regelmäßig beim Arzt vorstellig werden und die Hautstellen untersuchen lassen. Ein Beschwerdetagebuch erleichtert dem Mediziner die Einstellung der Medikation. Sollten sich ernste Neben- und Wechselwirkungen einstellen, muss das Medikament umgehend abgesetzt werden.

Quellen

  • Böcker, W. et al: Pathologie. Urban & Fischer, München 2012
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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