Leitungsanästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Leitungsanästhesie handelt es sich um ein spezielles Narkoseverfahren. Sie dient zum Ausschalten bestimmter Nerven oder Nervenäste.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Leitungsanästhesie?

Unter einer Leitungsanästhesie wird ein Narkoseverfahren verstanden, in dessen Rahmen der Arzt spezielle Nerven oder Nervenäste einer Betäubung unterzieht.

Unter einer Leitungsanästhesie wird ein Narkoseverfahren verstanden, in dessen Rahmen der Arzt spezielle Nerven oder Nervenäste einer Betäubung unterzieht. Dabei greift er auf Lokalanästhetika zurück, die zur örtlichen Betäubung der Haut dienen. Die Leitungsanästhesie wird zu den Verfahren der Regionalanästhesie gezählt. Zur Anwendung kommt die Methode auch in der Zahnmedizin.

Durch das Verabreichen von Betäubungsmitteln in die Nähe von Nerven lässt sich das Weiterleiten von schmerzhaften Impulsen in Richtung afferente Nervenfasern unterbinden. Dabei wird in der Medizin zwischen peripheren und rückenmarksnahen Verfahren unterschieden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Durchgeführt wird eine Leitungsanästhesie in der Regel von einem Narkosearzt. Dieser arbeitet mit dem Mediziner zusammen, der den eigentlichen operativen Eingriff vornimmt. Zur Anwendung können sowohl periphere als auch rückenmarksnahe Regionalanästhesieverfahren kommen. Von einem peripheren Verfahren ist die Rede, wenn einzelne Nerven oder sogar ein Nervenplexus gezielt blockiert werden.

Die betäubten Nerven sind für die Versorgung einer bestimmten Körperregion verantwortlich. Das Aufsuchen dieser Stellen erfolgt unter der Kontrolle von Ultraschall oder eines Nervenstimulators. Die Betäubung findet durch den Einsatz eines Lokalanästhetikums statt, welches mit einer Kanüle eingespritzt wird. Die Steuerung via Ultraschall hat sich in den letzten Jahren gut bewährt und gilt mittlerweile als Standard. So fällt das Versagen der Blockaden durch die Ultraschallsteuerung deutlich niedriger aus. Gleiches gilt für die Verletzung von Blutgefäßen.

Zum Einsatz kommt diese Form der Leitungsanästhesie oftmals am Arm. Dabei finden Blockaden des Plexus brachialis oder von einzelnen Nerven der Finger bzw. der Hände statt. Aber auch das Bein lässt sich einer Leitungsanästhesie unterziehen. Als gängige Einsatzgebiete gelten Blockaden des Plexus sacralis, des Plexus lumbalis, des Nervus obturatorius sowie des Nervus femoralis. Die Augenheilkunde wendet das Verfahren im Rahmen von intraokularen Eingriffen an. Als häufigstes Gebiet der Leitungsanästhesie gilt jedoch die Zahnmedizin. Dort dient sie in erster Linie zum Blockieren des Nervus mandibularis. Es lassen sich aber noch weitere Nerven einer Leitungsanästhesie unterziehen.

Unter einem Rückenmarksverfahren werden in der Medizin eine Epiduralanästhesie bzw. Periduralanästhesie sowie eine Spiralanästhesie verstanden. Bei diesen Methoden erfolgt die Einwirkung des Betäubungsmittels auf die Nervenwurzeln, deren Ausgang im Rückenmark erfolgt. Im Rahmen der Spiralanästhesie punktiert der Narkosearzt den Liquorraum auf Höhe der Nervenwurzeln. Die injizierten Medikamente bewirken eine rasche Betäubung des unteren Körperabschnittes. Normalerweise handelt es sich dabei um eine einmalige Injektion. Bei einer Periduralanästhesie wird ein Katheter in den Periduralraum vorgeschoben. Auf diese Weise kann das Lokalanästhetikum vorwiegend außerhalb der Hirnhäute auf die Spiralnerven einwirken, die vom Rückenmark abgehen.

Bei der Leitungsanästhesie legt der Narkosearzt kleinere Depots des örtlichen Betäubungsmittels, das eine lange Wirkung hat, an. Diese Depots injiziert er in die benachbarte Umgebung der Austrittsstellen von sensiblen Nerven. Für das Lokalisieren der passenden Stellen greift der Mediziner auf einen Nervenstimulator zurück. Dieser sendet Stromstöße aus, die so niedrig ausfallen, dass sie keine Schmerzen hervorrufen. Befindet sich die Nadel des Stimulators in direkter Nervennähe, hat dies Zuckungen an der betroffenen Hand oder dem betroffenen Fuß zur Folge. Nach dem Ermitteln dieser Stelle kann der Narkosearzt das entsprechende Lokalanästhetikum injizieren. Bis das Nervenversorgungsgebiet der betroffenen Körperstelle keine Empfindungen mehr verspürt, dauert es ungefähr 10 bis 20 Minuten. Nach dem Erschlaffen der Muskeln setzt dann der chirurgische Eingriff ein.

Patienten, die Angst vor dem Eingriff haben, können zusätzlich ein Schlafmittel erhalten. Dieses wirkt zwar nicht so stark wie eine Vollnarkose, doch bekommt der Patient von der Operation normalerweise nichts mit.

Zur Anwendung gelangt die Leitungsanästhesie immer dann, wenn es gilt, größere Körperstellen wie einen Arm oder ein Bein zu betäuben, ohne jedoch eine Vollnarkose einsetzen zu müssen. So findet diese Form der Regionalanästhesie oftmals an Armen oder Beinen Verwendung. Aber auch kleine Eingriffe am Knie oder am Fuß wie das Beseitigen von Krampfadern oder zahnmedizinische Behandlungen sind mit einer Leitungsanästhesie im Bereich des Möglichen. Gleiches gilt für Operationen am Gesicht, an den Augen oder am männlichen Penis.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Im Anschluss an die Leitungsanästhesie setzt sich die Betäubung des entsprechenden Körperteils noch eine Zeitlang fort. Das bedeutet, dass sich der Patient vorsichtig verhalten muss, da die Schmerzen als Warnsignal vorübergehend entfallen. Hat der Organismus das Betäubungsmittel abgebaut, kann er wieder auf die Reize normal reagieren.

Bei der Leitungsanästhesie sind verschiedene Nebenwirkungen möglich. Dazu gehört zum Beispiel eine unvollständige Wirksamkeit des Anästhetikums. In solchen Fällen muss die Betäubung wiederholt werden. Außerdem kann es zu Schwellungen, Fremdkörpergefühlen, Problemen beim Sprechen oder Schlucken, Schmerzen an der Einstichstelle, blitzartigen Schmerzen oder Missempfindungen bei der Berührung der Nerven oder Blutergüssen kommen. Auch Infektionen durch das Eindringen von Keimen sind denkbar, aber durch konsequente Hygienemaßnahmen in der Regel vermeidbar. Weil die Nadelspitzen, die bei der Leitungsanästhesie zum Einsatz gelangen, meist abgeschrägt und stumpf sind, braucht der Patient keine Angst vor Nervenverletzungen zu haben.

Eine unmittelbare Berührung des Nervs mit der Nadel würde sich zudem sofort durch Schmerzen bemerkbar machen. Auch durch die injizierten Betäubungsmittel droht bei der Lokalanästhesie keine Gefahr, da der Körper deren Substanzen rasch abbaut und die Funktionstüchtigkeit des Nervs vollständig wiederhergestellt wird.

Quellen

  • Roewer, N., Thiel, H., Wunder, C.: Anästhesie compact. Thieme, Stuttgart 2012
  • Schulte am Esch, J., et al.: Anästhesie und Intensivmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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