Low Carb
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Menschen, die in den westlichen Industrienationen leben, nehmen meist etwa 50% Kohlenhydrate pro Tag mit ihrer Nahrung zu sich. Low Carb besteht darin, täglich weniger Kohlenhydrate zuzuführen und geht auf den Engländer William Bantin (19. Jahrhundert) zurück, der diese Ernährungsform auf Anraten seines Arztes praktizierte und in einem Buch beschrieb. Er selbst hatte mit der fleischreichen Diät innerhalb eines Jahres 23 Kilogramm Körpergewicht verloren.
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Was ist Low Carb?
Unter dem Begriff Low Carb sind viele verschiedene Ernährungsansätze mit reduziertem Kohlenhydratanteil zusammengefasst. Low Carb praktizieren Personen, die abnehmen möchten, Patienten mit bestimmten Erkrankungen und überzeugte Low Carb Anhänger, die mit dieser Ernährungsweise Gesundheitsstörungen vorbeugen möchten.
Die normalerweise zur täglichen Nahrung gehörenden Kohlenhydrate werden durch Proteine und Fette ersetzt. Bausteine von Low Carb sind: Fleisch, Fisch, Gemüse (wenig), Milchprodukte (wenig, da in ihnen Milchzucker enthalten ist, der zu den Kohlenhydraten zählt). Verfechter dieser Ernährungsweise sind der Ansicht, dass der normalerweise übliche hohe Kohlenhydratanteil der Nahrung gesundheitsschädlich sei und das Auftreten der so genannten Zivilisationskrankheiten begünstige. Der Körper könne kurzkettige Kohlenhydrate wie beispielsweise Getreideprodukte nur bedingt verarbeiten.
Die Kohlenhydrat-Zufuhr von außen sei außerdem nicht notwendig, da sich der Körper die Kohlenhydrate unter Aufwendung von Energie aus Glyzerin und Aminosäuren selbst herstellen könne. Außerdem sorge das Insulin dafür, dass der Körper Fettpolster anlege. Low Carb ist in der täglichen Praxis leichter umzusetzen als andere Ernährungsformen wie beispielsweise Vollwertkost oder Rohkostdiäten, da die meisten Menschen ohnehin schon viel Fleisch, Käse, Fisch und Fett zu sich nehmen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Der hohe Proteingehalt der Low Carb Ernährungsweise bewirkt ein stärkeres und länger anhaltendes Sättigungsgefühl, da nach der Aufnahme proteinreicher Nahrungsmittel das Peptid Tyrosyl-Tyrosin (PYY) vermehrt ausgeschüttet wird. Die Bauchspeicheldrüse ist nicht gezwungen, nach der Mahlzeit größere Mengen Insulin freizusetzen und wird daher geschont. Low Carb umfasst diverse oft stark voneinander abweichende Ernährungsstile. Neben Low Carb Formen mit einer Reduzierung der täglichen Kohlenhydratzufuhr wie der Lutz-Diät stehen Low Carb Diäten, bei denen der glykämische Index (GI) beziehungsweise die glykämische Last berücksichtigt werden und Low Carb High Fat (LCHF)-Ansätze.
Die Lutz-Diät beschränkt die tägliche Kohlenhydratzufuhr auf maximal 6 Broteinheiten (BE). Der Low Carbler muss weitestgehend auf Stärke und Zucker verzichten und überwiegend tierische Produkte verzehren. Andere Low Carb Formen sehen außer der Reduzierung der täglichen Kohlenhydratmenge noch zusätzlich die Beschränkung auf Kohlenhydrate vor, die eine niedrige glykämische Last haben. Bei LCHF-Diäten darf der Abnehmende nur maximal 50 Gramm Kohlenhydrate konsumieren und verzehrt viel tierisches Fett und Protein. Prominentester Vertreter von LCHF ist wohl die Atkins-Methode.
Die ketogene Ernährungsweise mit weniger als 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag erfolgt überwiegend aus medizinischen Gründen (Patienten mit GLUT1-Defizit-Syndrom, Krebs etc.).
Die South-Beach-Diät setzt auf Fett und kohlenhydratarme Nahrungsmittel mit niedrigem GI. Zu jeder der drei Mahlzeiten darf ein eiweißhaltiges Lebensmittel (Ei, Soja-Produkt etc.) konsumiert werden. eis, die nur in geringen Mengen erlaubt sind, und guten unterschieden. Wie vergleichende Metastudien ergaben, scheinen Low Carb Ernährungsformen für Patienten mit Diabetes Typ-2 und solchen mit Insulinresistenz vorteilhafter zu sein als Low Fat-Diäten.
Langzeitstudien mit Kindern und Jugendlichen, die mit der ketogenen Low Carb Diät ernährt wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass der sehr niedrige Kohlenhydratgehalt für die getesteten Probanden gesundheitlich unbedenklich ist. In vergleichenden klinischen Studien über die Wirksamkeit von Low Carb und Low Fat erzielten die Probanden mit kohlenhydratarmer Diät eine größere Gewichtsreduktion als die Vergleichsgruppe. Nach einem Jahr Diät glichen sich die Ergebnisse einander an.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Beim Menschen ist eine ähnliche Wirkung anzunehmen. Darüber hinaus leiden viele Menschen, die Low Carb längere Zeit praktizieren, unter Symptomen wie Verstopfung, Mundgeruch, Muskelkrämpfen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Kinder von Müttern, die sich während ihrer Schwangerschaft Low Carb ernährten, haben ein erhöhtes Risiko, später an Bluthochdruck oder einer Cortisol Überproduktion zu erkranken. Sie kann Diabetes Typ-2, psychische Störungen, Muskelschwäche und Knochenschwund verursachen.
Der hohe Proteingehalt bei Low Carb erhöht die Gefahr, in späteren Lebensjahren eine Krebserkrankung zu entwickeln (Campbell Studien). Außerdem besteht das Risiko, dass ein Teil der Aminosäuren über die Glukoseneubildung in Glukose (Zucker), also Kohlenhydrate, umgewandelt wird. Viele Ernährungswissenschaftler gehen davon aus, dass der hohe Fettanteil der Low Carb Nahrungsmittel vor allem bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, alten Menschen und schwangeren Frauen das Risiko einer Arteriosklerose erhöht.
Stressanfällige Personen und Menschen, die an Depressionen leiden, haben wegen der Reduzierung des Kohlenhydratanteils bei Low Carb keine Möglichkeit mehr, ihre Stimmung positiv zu beeinflussen. Nach Beenden der Low Carb (Crash-)Diät reagiert der Körper insgesamt sensibler auf Kohlenhydrate als zuvor.
Quellen
- Hajeck-Lang B.: Handbuch Diäten. Urban & Fischer, München 2011
- Kasper, H., Burghardt, W.: Ernährungsmedizin und Diätetik. Urban & Fischer, München 2009
- Suter, P.M.: Checkliste Ernährung. Thieme, Stuttgart 2008