Melaninmangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Melaninmagel ist gekennzeichnet durch eine hellere Färbung der Haut, die am gesamten Körper oder auch nur fleckartig auftreten kann. Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig und zur Abklärung dieser ist eine genaue Anamnese erforderlich. Im Allgemeinen ist der Melaninmangel jedoch fast immer harmlos, kann für die Betroffenen jedoch eine große seelische Belastung darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Melaninmangel?

Ein Melaninmangel äußert sich zunächst durch die charakteristische Pigmentstörung der Haut. In der betroffenen Region wirkt die Haut ungewöhnlich hell oder dunkel, wobei die Hautstellen scharf abgegrenzt sind und meist großflächig im Gesicht, an den Schultern und Armen oder im Nacken auftreten.
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Melaninmangel, medizinisch Hypomelanose genannt, ist eine Pigmentstörung der Haut, die auf einen Mangel an Melanozyten zurückzuführen ist.

Die in der Oberhaut, auch Epidermis genannt, anzutreffenden Melanozyten sind verantwortlich für die Bildung von Melanin, welches der Haut zum einen seine natürliche Farbe verleiht und zum anderen die tieferen Hautschichten vor schädlicher UV-Strahlung schützt. Die Melanozyten werden entweder vom UV-Licht aktiviert oder durch das Melanozyten-stimulierende Hormon, Kurzschreibweise MSH, auch Melanotropin genannt, was in beiden Fällen eine Melanin-Synthese zur Folge hat und zur Bildung von Melanosomen führt.

Bei einem flächendeckenden Melaninmangel ist die Haut am gesamten Körper heller als üblich, bei einem örtlich begrenzten Melaninmangel weist sie helle Flecken auf. Fehlt das Melanin völlig, wie beispielsweise bei einem vollständigen Albinismus, so spricht man von einer Depigmentierung.

Ursachen

Die Ursachen für einen Melaninmangel können unterschiedlichster Art sein und sind heute im Einzelnen noch nicht abschließend geklärt. Maßgeblich ist jedoch zunächst immer die Anzahl der Melanozyten in der Epidermis. Um so weniger Melanozyten vorhanden sind, um so weniger Melanin kann vom Körper gebildet werden und um so heller erscheint die Haut.

Bei der sogenannten Weißfleckenkrankheit, einem örtlich begrenzten Melaninmangel, vermutet man heute, dass es aufgrund einer Autoimmunreaktion zu einer Zerstörung der Melanozyten in der Oberhaut kommt. Weitere Ursachen für die Zerstörung von Melanozyten, die sich ebenfalls in fleckartiger Form äußern, können Röntgenuntersuchungen oder auch Kosmetika sein. Auch Hitze oder Kälte, beispielsweise auch therapeutisch induziert, wie bei einer Kryotherapie, einer speziellen Form der Kältetherapie, die unter anderem bei Rheuma eingesetzt wird, kann eine Zerstörung der Melanozyten bewirken.

Medikamente, die den hormonellen Stoffwechsel beeinflussen, wie beispielsweise die Antibabypille, können ebenso einen Melaninmangel auslösen. Des Weiteren kommen für einen Melaninmangel auch Toxine als Verursacher in Frage und auch Entzündungen der Oberhaut, wie beispielsweise eine Schuppenflechte oder eine Neurodermitis.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Melaninmangel äußert sich zunächst durch die charakteristische Pigmentstörung der Haut. In der betroffenen Region wirkt die Haut ungewöhnlich hell oder dunkel, wobei die Hautstellen scharf abgegrenzt sind und meist großflächig im Gesicht, an den Schultern und Armen oder im Nacken auftreten. Je nach Art und Schwere der Mangelerscheinungen können die Pigmentstörungen sehr unterschiedlich ausfallen.

Ein leichter Melaninmangel äußert sich durch vereinzelte Hautflecken, während ein schwerer Mangel flächendeckende Hautveränderungen hervorrufen kann. Typisch für die Pigmentflecken ist, dass sie sich durch Sonneneinstrahlung nicht verfärben. Stattdessen kommt es durch UV-Strahlung schnell zu einer Rötung der Pigmentflecken und schließlich zu einem Sonnenbrand. Ist eine Weißfleckenkrankheit ursächlich, nehmen die Flecken langfristig an Größe und Anzahl zu.

Begleitet werden die auffälligen Hautstellen von einem vorzeitigen Ergrauen der Haare, Nagelveränderungen und gelegentlich auch Veränderungen der Augenfarbe. Liegt dem Melaninmangel ein Albinismus zugrunde, kann eine Fehlsichtigkeit auftreten. Außerdem besteht eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht, die sich durch wiederkehrende Sonnenbrände und ein starkes Unwohlsein in der Sonne äußert.

Das Risiko für Hautkrebs ist bei einem Melaninmangel stark erhöht. Die Erkrankung ist außerdem oft mit psychischen Beschwerden wie Depressionen oder Ängsten verbunden.

Diagnose & Verlauf

Diagnostisch steht bei einem Melaninmangel vor allem die umfangreiche Anamnese des Patienten im Vordergrund, um eventuelle Erbkrankheiten oder auch einen, durch Medikamente oder medizinische Behandlungen induzierten, Melaninmangel auszuschließen.

Die gesamte Krankengeschichte des Patienten kann für das Auffinden der Ursache des Melaninmangels von Bedeutung sein. Unter Umständen kann auch eine Biopsie einer der betroffenen Hausstellen etwas über den Hintergrund des Melaninmangels verraten.

Der Verlauf der Erkrankung ist zumeist harmlos und nur langsam voranschreitend. Bei der Weißfleckenerkrankung werden die Flecken im Laufe das Lebens zwar größer und nehmen häufig auch zahlenmäßig zu, was aber, bezogen auf die Haut, kein Grund zur Sorge ist.

Komplikationen

Ein Melaninmangel kann zu einigen Komplikationen führen. Abhängig von der Ursache, macht ein Mangel an Melanin die Haut meist lichtempfindlicher. Dadurch steigt das Risiko für Sonnenbrände und schwere Hauterkrankungen. Ein Melaninmangel in Folge von Albinismus oder der Weißfleckenkrankheit ist mit einem erhöhten Hautkrebs-Risiko verbunden.

Außerdem sind die Augen überempfindlich und erkranken im Verlauf des Lebens häufiger. Ein Melaninmangel stellt häufig auch eine emotionale Belastung dar. Die häufig auftretenden Flecken werden von den Betroffenen als kosmetischer Makel betrachtet, wodurch es etwa zu einer Abnahme des Selbstwertgefühls kommen kann. Insbesondere die Weißfleckenerkrankung kann für Betroffene belastend sein, da sich die Flecken im Laufe des Lebens vergrößern und zahlenmäßig zunehmen.

Verstärkt wird die Belastung durch die beschleunigte Ergrauung der Haare und eine schnellere Hautalterung. Bei der Behandlung eines Melaninmangels können ebenfalls Komplikationen auftreten. So stehen Ampullen und Nasensprays mit dem Wirkstoff Melanotan im Verdacht, das Herz-Kreislauf-System und den Verdauungstrakt zu schädigen. Auch kann es zu schweren Hautschädigungen und allergischen Reaktionen kommen. Ähnliche Risiken gehen von Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparaten aus, die bei einem Melaninmangel häufig eingesetzt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die an einem blassen Hautbild oder weißen Flecken auf der Haut leiden, sollten zur Abklärung der Ursache einen Arzt konsultieren. Eine auffallend helle Haut ist ein Hinweis auf einen Mangel an Nährstoffen im Organismus, der unbehandelt zu einer Zunahme der Beschwerden führt. Flecken oder Störungen der Pigmentierung sind Anzeichen einer bestehenden Unregelmäßigkeit, die untersucht und behandelt werden muss. Sie können am gesamten Körper auftreten und sind bei jedem Erkrankten in einer anderen Ausprägung vorhanden. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald sich die Hautveränderungen am Körper ausbreiten oder sich die betroffenen Stellen vergrößern.

Leidet der Betroffene unter Schwellungen, Schmerzen oder einer starken Anfälligkeit für die Entwicklung eines Sonnenbrandes, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Besonderheit bei einem Mangel an Melanin ist die konstante Blässe der Pigmentflecken trotz Sonneneinstrahlung. Betroffene klagen häufig über eine Abnahme des Wohlbefindens bei Aufenthalten in der Sonne. Reagieren sie besonders empfindlich gegenüber dem Sonnenlicht, wird ein Arzt zur Abklärung der Ursache benötigt. Treten neben den körperlichen Beschwerden zusätzlich emotionale Besonderheiten auf, ist ein Arzt zu konsultieren. Verhaltensauffälligkeiten, ein aggressives Auftreten oder ein Rückzug aus dem sozialen Umfeld gelten als Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Problematik. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.

Behandlung & Therapie

Die Therapie eines Melaninmangels ist abhängig von der Ursache desselben. Ist der Mangel medikamentös bedingt, so gilt es das Medikament abzusetzen und einen Ersatz zu finden. Bei Kosmetika versteht sich die zukünftige Meidung des Produkts von selbst.

Sollte der Melaninmangel zu stark auf der Seele lasten, so ist einer psychologischen Therapie anzuraten. Ansonsten bietet sich im Falle von örtlich begrenztem Melaninmangel in Form von Flecken eine rein kosmetische Therapie an, um die Flecken dem Rest der Haut anzugleichen und das Selbstwertgefühl wieder zu stärken.

Auch eine Bestrahlung der betroffenen Hautareale findet bei der Weißfleckenerkrankung und anderem fleckartigen Auftreten von Melaninmangel oftmals Anwendung. Die Therapie ist jedoch meistens von langer Dauer und muss über Monate regelmäßig durchgeführt werden.

Um die Produktion von Melanin im Körper anzuregen, empfehlen die Autoren Russel J. Reiter und Jo Robinson in ihrem Buch "Melanin". Die neue Waffe gegen Alter und Krankheit“ als Nahrungsergänzung abends 100 Milligramm Nicotinamid, 1000 Milligramm Calcium und 500 Milligramm Magnesium und morgens 25 bis 50 Milligramm Vitamin B6 einzunehmen. Gesicherte Studien gibt es hierzu allerdings nicht.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einem Melaninmangel ist grundsätzlich günstig. Es kommt in den meisten Fällen zu keinen weiteren körperlichen Beeinträchtigungen durch den Mangel an Melanomzyten. Im Alltag sollte für eine Verbesserung der Gesamtgesundheit auf bestimmte Risikofaktoren wie den Einfluss des Sonnenlichts verstärkt geachtet werden. Andernfalls sind Folgestörungen zu erwarten, die zu einer Verschlechterung der Situation führen.

Sofern der Betroffene ausreichend Rücksicht auf seine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber der Sonneneinstrahlung nimmt, ist mit keinen weiteren Unregelmäßigkeiten auf der körperlichen Ebene zu rechnen. Ohne dieses Verhalten kann es jedoch zu Veränderungen des Hautbildes und einer Verschlechterung des Wohlbefindens kommen. Bei einem sehr ungünstigen Krankheitsverlauf ist ohne die ausreichende Rücksichtnahme und den Schutz vor Sonnenlicht das Risiko für die Entwicklung von Hautkrebs erhöht. Dieser stellt eine potentielle Bedrohung des menschlichen Lebens dar und führt unbehandelt zu einem vorzeitigen Ableben.

Zusätzlich ist bei der Prognosestellung zu berücksichtigen, dass der Mangel von Melanin zu optischen Auffälligkeiten führt. Dieser kann Zustände der emotionalen Belastung auslösen, da der optische Makel von vielen Betroffenen als unangenehm wahrgenommen wird. Unter ungünstigen Bedingungen entwickelt sich eine psychische Störung. Dies muss bei der Prognosestellung berücksichtigt werden, da es sich erheblich negativ auf den Gesamtzustand des Betroffenen auswirkt.

Vorbeugung

Vor allem bei einer Depigmentierung ist den Betroffenen anzuraten, vorbeugend Sonnenschutzprodukte mit hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden, da das UV-Licht in diesem Falle vollkommen ungehindert in tiefere Hautschichten vordringen kann und das Hautkrebsrisiko entsprechend ansteigt. Von Besuchen im Solarium ist bei jedweder Form des Melaninmangels generell abzuraten.

Nachsorge

Durch den Mangel an Melanin wird die Haut bei Betroffenen meist lichtempfindlicher, was in der Nachsorge bedeutet, sich bewusst von übermäßiger Sonnenstrahlung fern zu halten. Das Risiko für Hautkrebs, Sonnenbrände und andere schwere Erkrankungen steigt und auch der Überempfindlichkeit der Augen sollte mit ausreichend Schutz begegnet werden. Es treten auch Flecken auf der Haut der Erkrankten auf, durch welche psychische Störungen und eine allgemeine emotionale Belastung hervorgerufen wird. Das Selbstwertgefühl von Erkrankten sinkt, da die Flecken als kosmetischer Makel angesehen werden. Die Nachsorge umfasst dabei auch den selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung.

Das können Sie selbst tun

Beim Auftreten der harmlosen Weißfleckenkrankheit, eine Form des Melaninmangels, sollte der Betroffene darauf achten, die Stellen des Körpers, welche betroffen sind, besonders vor der Sonne zu schützen. Eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor sollte regelmäßig vor dem Gang ins Freie verwendet werden.

Bei der starken Form des Melaninmangels, des Albinismus, muss sehr stark darauf geachtet werden, dass die Haut sowie die Augen vor der Sonne geschützt werden. Der Betroffene sollte sich bei hoher Sonneneinstrahlung am besten nicht draußen aufhalten. Eine Kleidung, die vor UV-Strahlen schützt ist von großer Wichtigkeit. Auch das Tragen eines Hutes und einer Sonnenbrille, sowie die Verwendung einer Sonnencreme sind ratsam.

Der Melaninmangel ist dem Betroffenen oft anzusehen. Dies kann zu einer psychischen Belastung führen. Aufgrund dessen sind eine psychologische Betreuung durch einen Therapeuten oder durch einen Psychologen und/oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe zu der jeweiligen Form der Erkrankung ratsam. Es kann das Leben des Betroffenen verbessern, indem er den Kontakt zu anderen Betroffenen aufnimmt oder durch eine geschulte Person begleitet wird. Zusätzlich wird so der Entwicklung einer Depression entgegengewirkt. Bei der Weißfleckenkrankheit kann außerdem eine kosmetische Behandlung der betroffenen Stellen zu einer Verbesserung des seelischen Zustandes des Patienten führen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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