Milchstau

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Verhärten sich die Brüste einer stillenden Mutter in den ersten Wochen oder aber im Laufe der weiteren Stillzeit, dann kann ein Milchstau vorliegen. Dieser zeigt sich durch eine verhärtete und heiße sowie schmerzende Brust. Hinzu können sich Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder auch Fieber gesellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Milchstau?

In der Stillzeit kommt es bei vielen Müttern zu einem Milchstau. In den meisten Fällen ist das kurz nach der Geburt der Fall, die Stillbeziehung ist noch sehr frisch und das Baby hat die optimale Saugtechnik noch nicht gefunden.
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Kommt es beim Stillen nicht zu einer vollständigen Entleerung der Brust, dann bleibt Milch zurück. Dies kann nicht abfließen, wodurch in den Milchgängen ein Stau entsteht. Ein solcher Milchstau ist unangenehm und kann auch Schmerzen verursachen. Meist tritt ein Milchstau zu Beginn der Stillzeit auf, wo die Brust der Mutter durch den Milcheinschuss sehr viel Milch produziert.

Diese kann von dem Säugling meist noch nicht komplett abgetrunken werden. Doch auch nach einigen Monaten kann es immer noch zu einem Milchstau kommen. Oft ist es schon ausreichend, wenn das Baby nur eine Mahlzeit verschläft und schon fangen die Brüste an, zu spannen. Es lassen sich dann auch Verhärtungen ertasten, die sich wie ein kleiner warmer Knoten anfühlen. Ein Milchstau sollte nicht mit der Vorstufe zur Mastitis (Brustentzündung) verwechselt werden, bei welcher das Gewebe um den Milchgang geschwollen ist und so auf diesen drückt und den Milchfluss verhindert.

Ursachen

Mehrere Drüsenlappen bilden die Brustdrüse. Diese Drüsenlappen bestehen aus milchbildenden Bläschen sowie einem Milchgangsnetz. Die Milch fließt von hier zur Brustwarze. Ein Milchstau entsteht, wenn diese Milchgänge blockiert sind und dadurch nicht vollständig entleert werden. Es kommt zu einem Druckanstieg in den Milchgängen, der mit Spannungen und Schmerzen verbunden ist.

Die Ursachen für einen solchen Milchstau sind sehr vielfältig. Zunächst kann ein fehlender Milchspendereflex für einen Milchstau sorgen. Im Normalfall wird vom Organismus der Mutter das Hormon Oxytozin ausgeschüttet. Sobald das Kind an der Brust saugt, fließt die Milch. Durch körperliche Belastungen oder auch Stress oder Erschöpfung kann jedoch der Milchspendereflex beeinträchtigt sein und es kommt zum Stauen der Milch.

Weiterhin kann auch eine übermäßige Milchproduktion ursächlich sein. Dabei wird mehr Milch produziert, als das Baby eigentlich benötigt. Ein Ungleichgewicht entsteht meist dann, wenn ein Säugling plötzlich durchschläft und keine nächtliche Mahlzeit mehr benötigt oder eine Milchmahlzeit durch Brei ersetzt wird. Die Milchmenge steigt also, während die Trinkmenge sinkt. Im Normalfall reguliert sich das schnell von selbst.

Die klassischste Ursache für einen Milchstau sind in der Rege aber mechanische Behinderungen. Gründe sind hier falsches Anlegen oder falsches Saugen sowie zu kurze und seltene Stillmahlzeiten. Die Brust kann so nicht vollständig entleert werden. Mitunter kann auch ein zu kleiner BH oder zu enge Kleidung zu einer Blockade des Milchflusses führen.

Zudem neigen einige Frauen eher zu Stillproblemen, wodurch dann ein erhöhtes Risiko für einen Milchstau besteht. Dies ist beispielsweise bei Müttern von Mehrlingen oder bei Frauen mit vorausgegangener Brustoperation der Fall.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Stillzeit kommt es bei vielen Müttern zu einem Milchstau. In den meisten Fällen ist das kurz nach der Geburt der Fall, die Stillbeziehung ist noch sehr frisch und das Baby hat die optimale Saugtechnik noch nicht gefunden. Die Milchkanäle werden also nicht vollständig entleert.

Klassische Anzeichen für einen Milchstau sind lokale Schmerzen in der Brust, Verhärtungen und kleine ertastbare Knötchen in der Brust oder auch kleine und weiße Bläschen auf der Brustwarze. Die Brust ist außerdem übermäßig prall und warm bis heiß, außerdem reagieren die Brustwarzen sehr empfindlich auf Berührungen. Weiterhin kann die Haut an der Brust gerötet sein und es kommt zu leicht erhöhter Temperatur, das allgemeine Wohlbefinden ist jedoch nicht beeinträchtigt.

Komplikationen

Bleibt der Milchstau unbehandelt und die Brust wird weiterhin nicht vollständig entleert, kann eine Brustentzündung die Folge sein. Meist sind dafür Keime verantwortlich, die sich in angestauter Muttermilch vermehren. Doch auch ohne Keime kann sich in den Milchgängen eine Infektion entwickeln. Dies passiert dann, wenn Muttermilch in das umliegende Gewebe der Brust gelangt und so zu einer Entzündung führt. Eine durch Bakterien (z. B. Staphylococcus aureus) ausgelöste Brustentzündung geht mit mit Fieber bis 40 Grad Celsius einher und verursacht grippeähnliche Symptome.

Bei einem Milchstau kann es zu wunden Brustwarzen kommen. Durch die wunden Brustwarzen wiederum können aufgrund eines kräftigeren Saugens Keime aus dem Mund- und Rachenraum des Säuglings durch die wunden Stellen in die Brust gelangen, wo es dann zu einer Entzündung der Brustwarzen kommt.

Ein Problem der aus einem Milchstau resultierenden Brustentzündung: Die Milch weist einen anderen Geschmack auf und mitunter kann es vorkommen, dass der Säugling bereits nach wenigen Zügen das Trinken beendet oder die Brust gänzlich verweigert. Um weitere Schmerzen zu vermeiden, sollte die Brust dann durch Abpumpen entleert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Werden bei einem Milchstau die Schmerzen stärker oder zeigt sich nach zwei Tagen immer noch keine Besserung und die betroffenen Stellen sind geschwollen, warm und gerötet, sollte die stillende Mutter den Arzt aufsuchen. Dies ist vor allem auch dann wichtig, wenn es zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber sowie Schüttelfrost kommt. In diesem Fall hat sich aus dem Milchstau bereits eine Brustentzündung entwickelt. Deshalb bei Beschwerden: Lieber einmal zu viel zum Arzt, um eine solche Mastitis zu vermeiden.

Diagnose

Anhand einer ausführlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung lässt sich ein Milchstau in der Regel recht einfach diagnostizieren. Im Rahmen der Anamnese wird nach den Beschwerden gefragt. Bei der körperlichen Untersuchung wird die betroffene Brust sehr vorsichtig abgetastet, um der Patientin so wenig wie möglich Schmerzen zu bereiten.

Auch nach möglichen psychischen Belastungen wird der Arzt fragen, um so auch nach einer möglichen Ursache für den Milchstau zu forschen. Während der Diagnose wird zusätzlich untersucht, ob sich bereits Anzeichen für die Entwicklung einer Brustentzündung andeuten. In diesem Zusammenhang ist bei Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost direkt nach der Entbindung eine weiterführende Untersuchung zum Ausschluss des Kindbettfiebers sinnvoll, denn dieses kann bei ausbleibender Behandlung lebensbedrohlich werden.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung eines Milchstaus ist vor allem die "Mitarbeit" der betroffenen Patientin gefragt. In den meisten Fällen sind konservative Behandlungsmaßnahmen wie das Entleeren der Brust durch regelmäßiges Stillen oder notfalls ausstreichen und abpumpen, die richtige Stillposition, das Wärmen der Brust vor und das Kühlen (z. B. mit Quarkwickeln oder Coolpads) nach dem Stillen sowie viel Ruhe und Entspannung sind die wichtigsten Behandlungsansätze, um einen Milchstau zu behandeln.

In der Vergangenheit wurde oft auch zu oxytozinhaltigem Nasenspray geraten, welches bei der Milchentleerung hilfreich sein soll. Allerdings sind derartige Nasensprays aufgrund fehlender Informationen zur Unbedenklichkeit in Deutschland nicht mehr zugelassen.

Meist sind konkrete medizinische Behandlungen nicht notwendig. Entwickelt sich jedoch aus dem Milchstau eine Mastitis, dann wird der Arzt Antibiotika verordnen. Kommt es während oder auch kurze Zeit nach dem Abstillen zu einem Milchstau, sind oft auch Abstilltabletten hilfreich. In Absprache mit dem Arzt oder auch der Hebamme können auch stillfreundliche Schmerzmittel eingenommen werden, wenn die Schmerzen unerträglich sind.

Alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, traditionelle chinesische Medizin sowie die Verwendung von Heilpflanzen und Heilkräutern und ätherische Öle können bei einem Milchstau ebenfalls sinnvoll sein. Auch homöopathische Mittel wie Globuli können hilfreich sein, ohne dass sie Milch durch chemische Substanzen belastet wird.

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Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einem Milchstau ist insgesamt sehr gut. Er ist sehr leicht behandelbar, wobei betroffenen Frauen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl stehen. Die beste Aussicht auf Erfolg hat beim Milchstau allerdings das Abpumpen, wobei zu beachten ist, dass dies die Milchproduktion wiederum fördert. Es bringt der Brust aber die nötige Entlastung und beseitigt den Milchstau für einige Zeit. Er kann allerdings jederzeit wieder auftreten, was viele Gründe hat.

So gelten etwa körperlicher und psychischer Stress als wichtige Ursachen für einen Milchstau. Entsprechend gibt es einige Frauen, in deren Leben ein Milchstau häufiger ist als bei anderen. Häufiger Milchstau ist zwar auch leicht behandelbar, birgt aber ein gewisses Risiko für die Entwicklung einer Brustentzündung oder einer Brustdrüsenentzündung. Eine solche Entzündung ist zwar auch behandelbar, aber sehr schmerzhaft.

In fast allen Fällen wird das Entleeren der Brust bei Milchstau diesen aber beseitigen. Es sind dann keine Folgeschäden oder etwaige Komplikationen zu befürchten. Die Brüste werden auch bei häufigem Milchstau nicht verändert oder erkranken, wenn schnell gehandelt wird. Wichtiger ist die Vorsorge, damit es seltener zu Milchstau kommt.

Vorbeugung

Ein Milchstau lässt sich nicht vollständig verhindern. Durch einige vorbeugende Maßnahmen kann das Risiko jedoch verringert werden. So sollten stillende Mütter immer lockere Kleidung tragen, die nicht einengt. Gerade nach der Geburt sollte überschüssige Milch, die der Säugling noch nicht benötigt, abgepumpt oder zumindest ausgestrichen werden, bis Angebot und Nachfrage bei der Milch optimal aufeinander abgestimmt sind.

Wird zuviel Muttermilch produziert oder beginnt der Milchstau schon, sollten bestimmte milchfördernde Getränke gemieden werden. Gerade Still- und Kräutertees sollten von der Getränkeliste dann gestrichen werden. Zudem sind ausreichend lange Erholungsphasen sinnvoll, denn auch Stress kann einen Milchstau begünstigen. Der Haushalt und auch die Pflege des Kindes sollten ruhig auch mal dem Vater überlassen werden.

Nachsorge

Ein Milchstau kann nach erfolgreichen Abheilung beliebig neu auftreten, weshalb es wichtig ist, den Milchfluss unmittelbar danach gezielt zu kontrollieren. Dabei ist vor allem entscheidend, darauf zu achten, die Brust weitesgehend zu leeren. Sofern das Kind nicht alles getrunken hat, kann es helfen, den verbliebenen Milchrest auszustreichen, um eine erneute Anstauung abzuwenden.

Die Nachsorge konzentriert sich daher eher auf die Prävention einer Brustentzündung. Haben sich eindringende Keime erst einmal in der angestauten Muttermilch festgesetzt und eine Infektion hervorgerufen, können daraus weitere Komplikationen resultieren.

Wichtig ist dabei, das veränderte Trinkverhalten des Kindes möglichst schnell wieder zu normalisieren. Im Fall, dass dies nicht umsetzbar erscheint, muss alternativ auf Flaschennahrung umgestiegen werden, damit das Kind nicht an Dehydration und Nährstoffmangel leidet.

Das können Sie selbst tun

Bereits bei den ersten Anzeichen eines Milchstaus sollten stillende Mütter ihre Hebamme oder auch eine Stillberaterin aufsuchen. Diese haben mit derartigen Problemen Erfahrung und können gute Hilfestellungen geben.

Wichtig ist natürlich auch, trotzdem weiter zu stillen. Die Stillmahlzeiten sollten – anders als oft empfohlen – nicht verringert oder verkürzt werden. Gerade zur Vorbeugung oder auch bei einem Milchstau ist es wichtig, dass die Brust leer getrunken wird. Stillen nach Bedarf und schon bei frühen Hungeranzeichen ist also die Devise. Da die Probleme meist mit wunden Brustwarzen beginnen, kann ein Wechsel der Stillposition hilfreich sein, denn eine falsche Anlege- und Stilltechnik ist oft für wunde Brustwarzen verantwortlich. Weiterhin sollte auf eine ausreichend Hygiene geachtet werden.

Da gerade bei wunden Brustwarzen auch Keime in die offenen Stellen und Risse gelangen können, ist regelmäßiges Händewaschen vor Berühren der Brust enorm wichtig. Bei einem Milchstau kann zudem ein warmes Vollbad hilfreich sein, denn durch Wärme fließt die Milch nach einer Zeit von etwa 30 bis 40 Minuten fast von allein. Das warme Wasser wirkt zudem entspannend und hilft bei der Anregung des Milchspendereflexes.

Auch warme Duschen, Umschläge oder Kirchkernkissen können dabei hilfreich sein. Hebammen und Stillberaterinnen zeigen werdenden Müttern auch gern bestimmte Massagetechniken, mit denen die Milch sanft und schonend ausgestrichen werden kann.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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