Myeloproliferative Neoplasie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Myeloproliferativen Neoplasie handelt es sich um eine Gruppe verschiedener chronischer Erkrankungen des Knochenmarks und Blutes. Die Myeloproliferative Neoplasie ist bösartiger Natur und kommt relativ selten vor. Bei der Myeloproliferativen Neoplasie stellt das Mark des Knochens eine Überzahl an Blutkörperchen her. Eine Heilungsaussicht der Myeloproliferativen Neoplasie besteht derzeit ausschließlich in der Transplantation von Stammzellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Myeloproliferative Neoplasie?

Die Beschwerden der Myeloproliferativen Neoplasie entstehen schleichend über einen langen Zeitraum und werden deshalb von den Patienten anfangs oft kaum wahrgenommen. Häufig wird die Myeloproliferative Neoplasie deshalb zufällig im Rahmen routinemäßiger Blutanalysen entdeckt.
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Die Myeloproliferative Neoplasie wird auch als chronische myeloproliferative Krankheit bezeichnet und unter Ärzten oft in der Kurzform CMPE genannt. Bei der Myeloproliferativen Neoplasie sind in erster Linie jene Zellen des Knochenmarks erkrankt, die eine essenzielle Rolle für die Bildung neuer Blutkörperchen spielen.

Während verschiedene Formen der Myeloproliferativen Neoplasie existieren, ist allen Ausprägungen der Krankheit die übermäßige Produktion verschiedener Blutbestandteile gemeinsam. Dazu zählen etwa die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Thrombozyten. Die gestörte Blutbildung bezieht sich dabei entweder auf eine einzige Art von Blutstoffen oder betrifft mehrere.

Riskant sind für den Patienten mit Myeloproliferativer Neoplasie vor allem die Symptome, die sich durch die Überzahl bestimmter Blutkörperchen ergeben. Mögliche Komplikationen bestehen zum Beispiel in Verschlüssen von Gefäßen, Blutgerinnseln sowie einer gesteigerten Neigung zu Blutungen.

Besonders häufige Typen der Myeloproliferativen Neoplasie sind die Polyzythämia vera, die essentielle Thrombozythämie, die chronische myeloische Leukämie und die primäre Myelofibrose. Im überwiegenden Teil der Fälle sind bei den betroffenen Personen bestimmte Gene vorhanden, die eine Entwicklung der Myeloproliferativen Neoplasie fördern.

Ursachen

Prinzipiell handelt es sich bei der Myeloproliferativen Neoplasie um eine Krebserkrankung. Die Ursachen finden sich in der Regel in Änderungen der Gene, die zu den bösartigen Anomalien bei der Blutbildung führen. Von diesen genetischen Mutationen sind die Zellen des Knochenmarks betroffen, die die Blutkörperchen produzieren.

Diese Veränderungen ergeben sich entweder durch Zufall oder aufgrund bestimmter externer Faktoren, etwa Risikofaktoren im Lebensstil, die Einnahme spezieller Medikamente oder ähnliche Gründe. Bei zahlreichen an der Myeloproliferativen Neoplasie erkrankten Personen liegen Genmutationen an der sogenannten Janus-Kinase 2 vor.

Dabei handelt es sich um Proteine zur Steuerung der Teilung von Zellen. Infolge der Störung sind die betroffenen Zellen nicht mehr in der Lage, die Zellteilung zu stoppen. Dadurch duplizieren sie sich immer weiter. Zudem sind eine Reihe anderer genetischer Mutationen für die Entstehung der Myeloproliferativen Neoplasie verantwortlich.

Grundsätzlich kommt die Myeloproliferative Neoplasie nur selten vor. Die Häufigkeit der Myeloproliferativen Neoplasie wird auf einen bis zwei Krankheitsfälle je 100.000 Menschen geschätzt. Während die Myeloproliferative Neoplasie prinzipiell bei Personen aller Altersgruppen auftritt, entwickelt sich die Erkrankung besonders häufig im fortgeschrittenen Lebensalter. Männliche Patienten leiden öfter als Frauen an der Myeloproliferativen Neoplasie.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden der Myeloproliferativen Neoplasie entstehen schleichend über einen langen Zeitraum und werden deshalb von den Patienten anfangs oft kaum wahrgenommen. Häufig wird die Myeloproliferative Neoplasie deshalb zufällig im Rahmen routinemäßiger Blutanalysen entdeckt. Sämtliche Symptome der Myeloproliferativen Neoplasie entstehen durch die Überzahl an Blutkörperchen und Blutplättchen.

So sind die Personen oft abgeschlagen und müde, leiden unter Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und einer gestörten Durchblutung der Füße und Hände. Mitunter ist durch die Myeloproliferative Neoplasie der Sehsinn beeinträchtigt. Die gesteigerte Neigung zu Blutungen äußert sich beispielsweise in ungewöhnlichen blauen Flecken, Petechien und lang anhaltenden Blutungen bei kleineren Verletzungen.

Bei weiblichen Patienten verlängert sich unter Umständen die Dauer der Monatsblutung. In einem fortgeschrittenen Stadium der Myeloproliferativen Neoplasie entsteht ein Druckgefühl auf der linken Bauchseite, da sich die Milz vergrößert. Zahlreiche Personen leiden zudem unter Appetitlosigkeitund Gewichtsabnahme. Auch Ohrensausen und Tinnitus sowie nächtliche Schweißattacken und Krämpfe in den Waden sind möglich.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Häufig wird die Myeloproliferative Neoplasie zufällig diagnostiziert, wenn das Blut im Rahmen von Kontrolluntersuchungen labortechnisch analysiert wird. Deutlich erhöhte Konzentrationen der Blutkörperchen weisen auf die Myeloproliferative Neoplasie hin. Mitunter sind bestimmte Anteile an Blutsubstanzen auch reduziert.

Eine anschließende Untersuchung des Bauchraums mittels Ultraschall zeigt die Vergrößerung der Milz. Der Patient wird an einen Hämatologen überwiesen, der die Diagnose der Myeloproliferativen Neoplasie konkretisiert und den genauen Typ der Krankheit feststellt. Genetische Analysen erlauben die Suche nach dem sogenannten JAK2-Gen, dass die Diagnose der Myeloproliferativen Neoplasie weitgehend sichert. Zudem untersucht der Arzt das Knochenmark des Patienten mit Hilfe des Punktionsverfahrens.

Komplikationen

In den meisten Fällen wird diese Krankheit erst spät erkannt und diagnostiziert. Aus diesem Grund ist dabei in der Regel keine frühzeitige Behandlung möglich. Die Betroffenen leiden dabei an einer dauerhaften Müdigkeit und auch an einer Abgeschlagenheit. Ebenso kann die Müdigkeit dabei nicht durch Schlaf ausgeglichen werden.

Ebenso kommt es nicht selten zu einem starken Schwindel und weiterhin auch zu Kopfschmerzen. Die Lebensqualität des Patienten wird durch diese Krankheit deutlich eingeschränkt. Die Extremitäten der Betroffenen werden nicht mehr richtig durchblutet, sodass diese in der Regel kalt wirken. Auch der Sehsinn wird durch die Krankheit negativ beeinträchtigt, sodass die Patienten an einem Schleiersehen oder an Doppelbildern leiden können.

Schon bei kleinen Verletzungen kommt es dabei zu starken Blutungen, die in den meisten Fällen nicht von alleine wieder stoppen. Weiterhin führt die Krankheit auch zu einem starken Verlust an Gewicht und zu einer Appetitlosigkeit. In der Nacht leiden die Betroffenen nicht selten an Schweißausbrüchen oder an Panikattacken.

Auch Ohrengeräusche können dabei auftreten und die Lebensqualität des Patienten weiterhin negativ einschränken. Die Behandlung der Erkrankung wird mit Hilfe von Medikamenten durchgeführt. Dabei treten keine weiteren Komplikationen auf. Allerdings ist eine vollständige Behandlung dieser Krankheit leider nicht möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die myeloproliferative Neoplasie kann ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen, die allerdings in jedem Fall ärztlich abzuklären sind. Bereits erste Warnzeichen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Durchblutungsstörungen an Händen und Füßen müssen ärztlich untersucht und behandelt werden, damit es später nicht zu weiteren Komplikationen kommt. Selbiges gilt für Schwindel, Kopfschmerzen und Sehstörungen sowie eine erhöhte Blutungsneigung, die sich durch kleine, punktförmige Einblutungen äußert. Sollte ein Druckgefühl im linken Oberbauch hinzukommen, ist die Erkrankung womöglich schon weit fortgeschritten. Spätestens dann muss ein Arzt konsultiert werden, der das Leiden diagnostizieren oder ausschließen kann.

Personen, die chronisch krank sind oder an einer Erkrankung des Immunsystems leiden, sind besonders anfällig für die Entstehung einer myeloproliferativen Neoplasie. Auch Menschen mit überwundenen Knochenmarkserkrankungen gehören zu den Risikogruppen und sollten zügig den zuständigen Arzt informieren. Die Behandlung erfolgt durch Internisten und Fachärzte für Erkrankungen des Knochenmarks. Wenn es infolge der Appetitlosigkeit zu einem Gewichtsverlust kommt, muss begleitend dazu ein Ernährungsmediziner aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Grundsätzlich ist die Myeloproliferative Neoplasie bisher nicht heilbar, stattdessen wird die Krankheit anhand ihrer Symptome therapiert. Die Patienten erhalten beispielsweise Thrombozyten-Aggregationshemmer, die Blutgerinnseln entgegenwirken. Dadurch verringert sich das Risiko von Gefäßverschlüssen und Thrombosen. Oftmals wird das Medikament Acetylsalicylsäure eingesetzt.

Besonders effektiv zur Behandlung der Myeloproliferativen Neoplasie ist zudem der Aderlass. Durch die Entnahme einer bestimmten Menge Blut aus dem Körper verbessern sich die Beschwerden meist kurzfristig. Dabei wird bis zu einem halben Liter Blut pro Aderlass entnommen.

Auf lange Sicht bewirkt der Mangel an roten Blutkörperchen ein Eisendefizit, sodass weniger Blutkörperchen hergestellt werden. Neben weiteren medikamentösen Therapieansätzen besteht die Möglichkeit einer Stammzelltransplantation.


Aussicht & Prognose

Die Prognose ist nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand schlecht. Die myeloproliferative Neoplasie gilt als nicht heilbar. Ärzte können lediglich die Beschwerden lindern. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Forschung neue Therapiewege in der Zukunft beschreitet. Als problematisch erweist sich, dass die Symptome mit der Zeit zunehmen. Viele Patienten erleiden dadurch Einbußen in ihrer Lebensqualität. Je nach Ausprägung kann die myeloproliferative Neoplasie auch zu einer Verkürzung der Lebenszeit beitragen.

Die myeloproliferative Neoplasie betrifft hauptsächlich Erwachsene um das 60. Lebensjahr herum. Nur selten erkranken auch jüngere Menschen. Statistisch gesehen kommen jedes Jahr ein bis zwei neue Patienten je 100.000 Einwohner hinzu. Die Diagnose der myeloproliferativen Neoplasie im Frühstadium gestaltet sich schwierig, weil die ersten Anzeichen unspezifisch sind und auch mit anderen Krankheitsformen in Verbindung stehen können. Diese Tatsache verschlechtert die Ausgangssituation und begründet die ungünstige Prognose.

Ärzte beurteilen die Aussichten für alte Personen, bei Vorliegen einer Thrombose oder Leukozytose als besonders kritisch. Standardisierte Therapiekonzepte existieren bisher nicht. Patienten müssen teilweise experimentieren, bis angeordnete Mittel ihre Wirkung zeigen. Risiken und Nebenwirkungen sind im Rahmen einer Therapie nicht auszuschließen.

Vorbeugung

Der Myeloproliferativen Neoplasie lässt sich derzeit noch nicht gezielt vorbeugen, da sich die meisten Entstehungsfaktoren der malignen Krankheit zum Großteil außerhalb des Einflussbereichs des Patienten bewegen.

Das können Sie selbst tun

Die Alltagsbewältigung nach der Diagnose ist vor allem durch Selbstbeobachtung geprägt. Um eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten ist es für die Patienten von Notwendigkeit ein gutes Körpergefühl zurück zu erlangen und somit das Wohlbefinden zu steigern.

Auch die Krankheitsbewältigung nimmt eine zentrale Rolle im Leben der Patienten ein. Sich aktiv mit Myeloproliferativer Neoplasie auseinander zu setzen, sich zu informieren und nicht aufzugeben wirkt sich in den meisten Fällen lebensqualitätsfördernd aus. Der Austausch mit anderen Betroffenen über Foren oder in Selbsthilfegruppen kann von unschätzbarem Wert sein. Ein Austausch zwischen den Patienten führt zu mehr Verständnis und dem Gefühl nicht allein zu sein. Ergänzend zu Selbsthilfegruppen ist es sinnvoll ein Tagebuch oder Protokoll zu führen. Schreiben die Betroffenen auf, was sie erleben, wie sie sich fühlen und was ihnen durch den Kopf geht, können sie diese Gedanken und Befindlichkeiten später besser einordnen.

Außerdem hilft ein Protokoll bei der Selbstbeobachtung. Veränderungen nach bestimmten Tätigkeiten, Unwohlsein nach bestimmten Mahlzeiten oder das wiedererlangen von Fähigkeiten erleichtern das zurückerlangen des Körpergefühls und tragen außerdem zu einer positiveren Grundhaltung ein. Wichtig ist es für die Patienten sich an den kleinen Erfolgen zu orientieren. Es kann auch hilfreich sein, diese mit dem Arzt zu besprechen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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