Nasopharynxkarzinom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Nasopharynxkarzinom ist ein Krebs des Nasen-Rachen-Raumes. In Europa kommt diese Krebsart im Gegensatz zu einigen asiatischen und afrikanischen Ländern sehr selten vor. Der Behandlungserfolg hängt von der Art und dem Stadium des Karzinoms ab.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Nasopharynxkarzinom?

Alle Altersgruppen können von einem Nasopharynxkarzinom betroffen sein. Meist erkranken aber Personen im mittleren Lebensalter. Oft wird das Karzinom aber erst sehr spät diagnostiziert, weil es lange keine Beschwerden bereitet.
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Beim Nasopharynxkarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor im Nasen-Rachen-Bereich. Dieses Karzinom zählt zu den Kopf-Hals-Tumoren. Das Nasopharynxkarzinom wird auch synonym als Epipharynxkarzinom oder Nasen-Rachen-Krebs bezeichnet. Die Abkürzung für die Erkrankung lautet NPC als Ableitung von dem englischen Begriff "Nasopharyngeal Carcinoma".

In Mitteleuropa und Nordamerika wird das Nasopharynxkarzinom sehr selten beobachtet. So erkranken Deutschland lediglich ein bis zwei von 200.000 Personen. Allerdings kommt das Nasopharynxkarzinom in einigen asiatischen Ländern wie Burma, Taiwan oder Südchina und in einigen nordafrikanischen Ländern sehr häufig vor. In Taiwan ist diese Erkrankung die Haupttodesursache bei jungen Männern.

Der Grund für das häufige Vorkommen der Erkrankung dort scheint das Kauen der Betelnuss zu sein. In Nordafrika sind besonders Kinder betroffen. Die Ursache hierfür ist noch nicht klar. Es gibt drei Formen des Nasopharynxkarzinoms:

  • Zu etwa 20 Prozent tritt der WHO-Typ I auf, der sich als gut differenziertes verhornendes Plattenepithelkarzinom erweist.
  • Der WHO-Typ II mit einer Häufigkeit von circa 30 bis 40 Prozent stellt ein nicht verhornendes Plattenepithelkarzinom dar.
  • Die häufigste Form ist der WHO-Typ III mit etwa 40 bis 50 Prozent der Fälle. Hierbei handelt es sich um ein lymphoepitheliales Karzinom (Schmincke-Regaud-Tumor), welches wahrscheinlich durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst oder zumindest begünstigt wird.

Ursachen

Für das Nasopharynxkarzinom gibt es mehrere Ursachen. So wird das sogenannte Epstein-Barr-Virus für den größten Teil der Erkrankungen verantwortlich gemacht. Allerdings ist dieses Virus sehr verbreitet. Ungefähr 98 Prozent aller Erwachsenen sind infiziert. Das Virus persistiert ein Leben lang im Organismus.

Aber nur wenige Menschen erkranken an einem Nasopharynxkarzinom. Deshalb wird auch eine genetische Komponente als Ursache für den Entstehungsprozess des Nasen-Rachen-Krebses vermutet. Das Epstein-Barr-Virus ist unter anderem der Auslöser für das Pfeiffersche Drüsenfieber, welches durch massive Lymphknotenschwellungen gekennzeichnet ist.

Während der Infektion wird eine große Menge an Lymphozyten gebildet. Wenn jedoch die Vermehrung der Lymphozyten außer Kontrolle gerät, können sich Lymphdrüsenkrebs und andere an Lymphozyten gebundene Krebsarten wie das Nasopharynxkarzinom bilden. Die Nasopharynxkarzinome auf Basis der Wucherung von Plattenepithelzellen werden durch verschiedene Umweltfaktoren, falsche Ernährungsgewohnheiten oder Rauchen verursacht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Alle Altersgruppen können von einem Nasopharynxkarzinom betroffen sein. Meist erkranken aber Personen im mittleren Lebensalter. Oft wird das Karzinom aber erst sehr spät diagnostiziert, weil es lange keine Beschwerden bereitet. Frühe Symptome können Nasenbluten, Mittelohrentzündung oder Mittelohrerguss sein.

Der Patient atmet oft nur noch über den Mund, weil Probleme mit der Nasenatmung auftreten. Oft wird die Erkrankung auch erst nach Bildung von Metastasen durch den Ausfall der Hirnnerven von III bis VI symptomatisch. Bei diesen Metastasen handelt es sich um regionäre Lymphknotenmetastasen.

Dabei kommt es zum Hervortreten der Augäpfel, zum Sehen von Doppelbildern sowie teilweise zu weiteren Sehstörungen und Geruchsstörungen. Außerdem sind hartnäckige und heftige Kopfschmerzentypisch, die sich kaum therapieren lassen. Das Auftreten von Fernmetastasen in Leber, Lunge oder Knochen durch die Verbreitung der Krebszellen über die Blutbahn ist jedoch recht selten. Selbst Erkrankte im fortgeschrittenen Stadium bilden nur in circa 30 Prozent der Fälle Fernmetastasen aus.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnose eines Nasopharynxkarzinoms werden die Methoden der Sichtdiagnostik, der Palpation, der bildgebenden und anderen gerätemedizinischen Verfahren sowie serologischer Laboruntersuchungen angewendet. Bei der Sichtdiagnostik oder Inspektion fallen die fehlende Nasenatmung, Halslymphome und Hirnnervenausfälle auf. Durch Abtasten können schmerzlose Lymphknotenschwellungen festgestellt werden.

Wichtig ist die Funktionsprüfung der verschiedenen Hirnnerven. Durch verschiedene Verfahren wird außerdem der HNO-Status bestimmt. Über eine Endoskopie des Nasopharynxs kann der Tumor nachgewiesen werden. Mittels CT- und MRT-Untersuchungen wird die Größe des Tumors festgestellt. Im Rahmen der Serologie werden Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus nachgewiesen.

Komplikationen

Da es sich beim Nasopharynxkarzinom um eine Krebserkrankung handelt, ist diese in jedem Fall mit verschiedenen Komplikationen verbunden. In der Regel hängt der Erfolg bei der Behandlung der Erkrankung sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und von der Ausbreitung des Tumors in andere Regionen des Körpers ab. Eventuell wird durch das Nasopharynxkarzinom auch die Lebenserwartung des Patienten verringert, sodass es zu einem vorzeitigen Tod kommt.

Die Patienten leiden dabei häufig an Nasenbluten oder an Entzündungen in den Ohren. Auch Beschwerden bei der Atmung mit der Nase können dabei auf den Tumor hinweisen und sollten untersucht werden. Vor allem beim Übergang des Tumors in die Lymphknoten kann es zu einer schnellen Ausbreitung kommen. Weiterhin führt das Nasopharynxkarzinom zu Sehbeschwerden und damit zu Doppelbildern oder zu einem Schleiersehen.

Auch starke Kopfschmerzen können auftreten, die nicht mit Hilfe von Schmerzmitteln gelindert werden können. Die Lebensqualität des Betroffenen wird aufgrund des Nasopharynxkarzinoms deutlich eingeschränkt und verringert. Der Krebs wird bei dieser Erkrankung vollständig entfernt. Ob es dabei allerdings zu einer vollständigen Heilung kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden. Die Betroffenen sind meistens auch auf eine Chemotherapie angewiesen, die mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nasenbluten, ein Engegefühl in der Nase oder den Nebenhöhlen, ein allgemeines Unwohlsein sowie ein zunehmendes Krankheitsgefühl sind einem Arzt vorzustellen. Geschwollene Lymphe, eine Abnahme der körperlichen wie geistigen Leistungsfähigkeit sowie eine innere Schwäche sind untersuchen und behandeln zu lassen.

Bei einer Entzündung des Mittelohrs, Störungen des Hörens oder Sehens sowie einer Unregelmäßigkeit beim Riechen muss ein Arzt für die Ermittlung der Ursache aufgesucht werden. Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie Veränderungen der Lautgebung sind Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, die von einem Arzt begutachtet werden sollten. Nehmen vorhandene Beschwerden zu oder kommt es zu einer Entwicklung neuer Störungen, wird ein Arzt benötigt.

Unterbrechungen oder Einschränkungen der Atmung, ein Sauerstoffmangel im Organismus oder eine erschwerte Atmung müssen untersucht werden. Es droht eine Unterversorgung des Körpers, die in schweren Fällen lebensbedrohlich sein kann. Veränderungen des Gewichts, Appetitlosigkeit sowie ein Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben sind weitere Hinweise auf eine vorliegende Erkrankung.

Da das Nasopharynxkarzinom unbehandelt zu einem vorzeitigen Lebensende führt, sollte ein Arztbesuch bereits bei den ersten Symptomen erfolgen. Je eher eine Diagnosestellung möglich ist und eine Therapie eingeleitet wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Bei plötzlichem Nasenbluten, einem ungewöhnlichen Geschmack im Mund sowie Schwellungen der Nase, des Rachens oder Halses wird ein Arzt benötigt.

Behandlung & Therapie

Der Erfolg der Therapie hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Bei kleinen und lokalisierbaren Tumoren kann dessen vollständige Entfernung bereits zur Heilung führen. Allerdings gelingt dies in den meisten Fällen nicht. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit des Tumors ist eine vollständige Entfernung nur sehr selten möglich. Deshalb ist eine Operation in der Regel auch nicht sinnvoll.

Die hauptsächliche Behandlungsmethode ist die Strahlentherapie. Dadurch kann der Tumor oft sehr gut behandelt werden. Meist wird aber lediglich die Überlebenszeit verlängert. In günstigen Fällen ist jedoch auch eine vollständige Heilung möglich. Allerdings reagieren verhornende Plattenepithelkarzinome schlechter auf die Strahlenbehandlung.

Bei fortgeschrittenen Karzinomen werden häufig immer noch gute Resultate durch eine Kombinationstherapie von Strahlentherapie mit Chemotherapie erreicht. Als Chemotherapeutikum kommt Oxaliplatin zum Einsatz. Da der Schmincke-Regaud-Tumor besonders strahlenempfindlich ist, liegt hier die Heilungsquote bei Bestrahlung im Stadium I der Erkrankung sogar bei 90 Prozent.


Aussicht & Prognose

Die Heilungschancen sind, wie im Allgemeinen bei allen malignen Krebsarten, sehr stark abhängig vom Stadium des Tumors. Durch die sehr hohe Strahlenempfindlichkeit des bösartigen Tumorgewebes, bestehen aber durchaus sehr gute Heilungschancen. Dies gilt auch dann wenn sich der Krebs bereits in den regionalen Lymphknoten eingenistet hat. Bei Betroffenen mit Tumoren im ersten Stadium liegen die Heilungsraten zwischen ungefähr 70 bis 80 %. Die Prognose fällt jedoch bei Patienten mit verhornendem Nasopharynxkarzinom schlechter aus, da dieser Typ erheblich widerstandsfähiger gegen Strahlentherapie ist.

Die Prognose ist generell bei Krebs am besten, wenn er frühzeitig erkannt wird. Häufig handelt es sich um Tumore, die weiter im vorderen Abschnitt der Nasenhöhle wachsen. Bei solchen Tumoren besteht eine recht gute Prognose vergleichbar zu Tumoren die weiter hinten im Nasenrachenraum sind. Auch spielt der Krebstyp eine Rolle bei den Heilungschancen.

Bei dem Nasopharynxkarzinom des Schmincke-Regaud Typus sind bei rechtzeitiger Diagnose weit über 90 % der Patienten erfolgreich behandelbar. Dies ist vor allem durch die hohe Strahlenempfindlichkeit des Tumorgewebes bedingt. Im vierten Krebsstadium sinkt allerdings die Heilungschance auf rund 20 bis 40 %. Die Überlebensrate für 5 Jahre variiert bei angemessener Therapie zwischen 90 % und 58 % bei den früh diagnostizierten im Vergleich zu fortgeschrittenen Erkrankungen.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung vor einem Nasopharynxkarzinom ist der Verzicht auf das Rauchen und dem Genuss von Alkohol. Im Besonderen gilt das auch für das Kauen von Kautabak und Betelnüssen. Ansonsten wird das allgemeine Risiko, an einem bösartigen Tumor zu erkranken, durch eine gesunde Lebensweise erheblich gesenkt.

Nachsorge

Bei einem Nasopharynxkarzinom sind die Maßnahmen und die Möglichkeiten einer direkten Nachsorge in den meisten Fällen deutlich eingeschränkt. Der Betroffene sollte aus diesem Grund schon relativ früh einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Beschwerden oder Komplikationen zu verhindern. Es kann dabei in der Regel auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass eine Behandlung durch einen Arzt dabei immer notwendig ist.

In vielen Fällen kann das Nasopharynxkarzinom auch nicht vollständig wieder geheilt werden, falls es erst spät erkannt wird und der Tumor sich schon im Körper des Betroffenen ausgebreitet hat. Viele der Patienten sind auf einen operativen Eingriff angewiesen, durch welchen die Beschwerden gelindert werden können. Hierbei sollte sich der Betroffene nach dem Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.

Dabei ist von Anstrengungen und von stressigen oder körperlichen Tätigkeiten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Auch die Unterstützung und Hilfe der eigenen Familie ist beim Nasopharynxkarzinom hilfreich und kann die Entstehung von psychischen Verstimmungen oder Depressionen verhindern. Ob es durch die Krankheit zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Der Nasen-Rachen-Krebs ist mit einem immensen Verlust des Wohlbefindens und der gewohnten Lebensqualität verbunden. Um dennoch den Mut und die Hoffnung nicht zu verlieren, sollte der Betroffene seine innere Einstellung und seine kognitiven Prozesse auf positive Bereiche seines Lebens richten. Im täglichen Austausch mit den Mitmenschen können technische Hilfsmittel wie Smartphones, Apps oder Computer den Alltag erleichtern. Zudem kann eine Zeichensprache wie die Deutsche Gebärdensprache oder eine andere individuelle Kommunikationstechnik dabei helfen, die Lautsprache zu ersetzen.

Kommt es zum Verlust des Sehens, hilft die Blindenschrift, um sich untereinander zu verständigen. Über die verschiedenen Methoden ist eine Konversation mit den Mitmenschen möglich und zielführend. In Selbsthilfegruppen oder in Internetforen können Erfahrungen mit anderen Betroffenen ausgetauscht werden. Gegenseite Hilfe zur Selbsthilfe wird ermöglicht und erleichtert die Bewältigung des Alltags.

Besonders wichtig ist das mentale Gleichgewicht. Hierfür kann der Patient Mentaltechniken ausprobieren und sich selbst stärken. Meditation, Qi Gong, Klangtherapien oder Yoga helfen bei der Mobilisierung der inneren Kräfte und fördern die Harmonie. Über kognitive Trainings können die Gedanken besser auf die unterstützenden Lebensbereiche fokussiert werden. Durch die Anpassung und Veränderung des eigenen Verhaltens an die Gegebenheiten und Entwicklungen der aktuellen Lebensumstände wird das Wohlbefinden gestärkt.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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