Nervenentzündung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Nervenentzündung oder Neuritis stellte noch vor einigen Jahren einen langen Leidensweg für die Patienten da, weil bei den überwiegenden Fällen der Betroffenen keine sichtbaren körperlichen Beeinträchtigungen vorlagen. Erst mit der Entwicklung moderner medizintechnischer Vorrichtungen konnte auch eine Nervenentzündung eindeutig diagnostiziert werden.
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Was ist eine Nervenentzündung?
Die Nervenentzündung, die in der medizinischen Fachsprache auch als Neuritis bezeichnet wird, betrifft teilweise speziell einzelne Regionen des Körpers wie die Extremitäten, den Kopf oder den Rumpf oder kann den gesamten Körper in Mitleidenschaft ziehen.
Besonders quälend ist die Nervenentzündung, wenn sie sich im Gesicht manifestiert hat. Bei einer Nervenentzündung treten entzündliche Prozesse an den peripheren Nerven oder an einem sogenannten Hirnnerv auf. Darüber hinaus gilt die Bezeichnung Nervenentzündung ebenfalls für eine Zerstörung von Organen oder Nerven, Vergiftungserscheinungen und durch einen Unfall hervorgerufene krankhafte Veränderungen.
In Abhängigkeit von der Anzahl der Nerven, die bei einer Nervenentzündung involviert sind, werden die Polyneuropathie (poly=viel) und die Polyneuritis unterschieden.
Ursachen
Eine Nervenentzündung kann durch abweichende Ursachen ausgelöst und begünstigt werden. Als hauptsächliche Gründe, die zu einer Nervenentzündung beitragen, kommen Schädigungen der vegetativen und peripheren Nerven in Frage.
Diese Funktionsstörungen oder Reizungen werden durch Gifte aus der Umwelt sowie Giftstoffe aus dem körpereignen Stoffwechsel und Suchtstoffe hervorgerufen. Darüber hinaus ist die Nervenentzündung eine typische Begleiterscheinung bei einer Multiplen Sklerose. Außerdem führen Unterversorgungen des Organismus mit Mineralien und Vitaminen zu einer Nervenentzündung. Verletzungen der Nerven oder die Unterbrechung deren normalen anatomischen Verlaufs, tiefe Wunden oder Nachwirkungen aufwendiger Operationen können ebenfalls eine Nervenentzündung nach sich ziehen.
Wenn auf bestimmte Nervenbereiche dauerhaft und permanent mechanischer Druck durch Fehlhaltungen oder Überbelastung ausgeübt wird, dann kann sich diese Überreizung der Nerven als lokale Nervenentzündung zeigen. Auch verschiedene Viren und psychische Überbeanspruchung können eine Nervenentzündung auslösen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Nervenentzündung kann je nach Umfang unterschiedliche Symptome hervorrufen. Diese reichen von leichten Missempfindungen bis zu schweren Funktionsstörungen wichtiger Körperbereiche. Ein Kribbelgefühl in bestimmten Körperteilen gilt als typisches Symptom für eine mögliche Nervenentzündung. In ausgeprägter Form wird von Betroffenen oftmals der Vergleich mit einem Ameisenkribbeln angegeben.
Eine Gefühlsstörung wie ein unnatürliches Empfinden von Wärme oder Kälte zählt ebenfalls dazu. Ein weiteres Anzeichen für eine Nervenentzündung kann ein Taubheitsgefühl sein. Ebenso können unerklärliche Beklemmungs- oder Druckempfindungen auftreten. In vielen Fällen wird ein elektrisierendes Gefühl umschrieben. Außerdem können sich Muskelzuckungen, die deutlich erkennbar sein können, als Anzeichen für eine Nervenentzündung bemerkbar machen.
Die Erkrankung kann sich auch durch Auswirkungen auf die Feinmotorik wie beim häufigen Fallenlassen von Gegenständen äußern. Zu den Beschwerden, die auf eine Nervenentzündung hindeuten, zählen Durchblutungsstörungen und übermäßige Schweißausbrüche. In der Regel stellen sich Schmerzen ein, die auch stärker ausfallen können. Unangenehme Gefühle wie Stechen, Reißen und Brennen können den Betroffenen beeinträchtigen.
Als Beschwerden für eine Nervenentzündung kommen auch Schwindel und Muskelschwäche infrage. Eine Muskelschwäche kann sich als Anhaltspunkt für eine bevorstehende Lähmung darstellen. In schweren Fällen können außerdem Funktionsstörungen von Körperorganen auftreten und vegetative Ausfälle verursachen. Bewegungseinschränkungen sowie eine allgemeine Überempfindlichkeit zählen ebenso zu den auftretenden Beschwerden im Falle einer Nervenentzündung.
Krankheitsverlauf
Die Nervenentzündung verläuft in Abhängigkeit von den betroffenen Nervenregionen immer unterschiedlich. Dennoch sind die Verläufe immer durch Schmerzen gekennzeichnet, was zu einer massiven Einschränkung der Bewegungsfähigkeit und des Wohlbefindens führt.
Die ersten Anzeichen, die eine Nervenentzündung ankündigen können, sind lokale Missempfindungen, die jedoch auch an mehreren Nerven auftreten gleichzeitig auftreten können. Die Betroffen leiden bei einer Nervenentzündung häufig unter einem Kribbelgefühl, es treten Zuckungen an den Nerven auf und die Nervenareale werden taub.
Oft sind die involvierten Körperteile auch kühl. In Abhängigkeit von Art des entzündeten Nervs treten neben den Missempfindungen und Störungen der Sensibilität gleichsam Lähmungen auf. In diesem Zusammenhang sind die Lähmungserscheinungen bei einer Nervenentzündung nicht immer zu erwarten, sind jedoch klassisch für eine Polyneuropathie oder die Multiple Sklerose.
Komplikationen
Eine Nervenentzündung oder Neuritis kann verschiedenste Komplikationen nach sich ziehen. Sie betreffen in der Regel diejenigen Körperregionen, die von dem entzündeten Nerv versorgt werden. Eine häufig auftretende Folgeerscheinung der Nervenentzündung ist die Unterversorgung von Organen.
Dies ruft wiederum Funktionsbeeinträchtigungen oder sogar Ausfälle der in Mitleidenschaft gezogenen Organe hervor. Sind Nerven betroffen, die die Haut versorgen, zeigen sich oftmals Sensibilitätsstörungen in den erkrankten Gebieten. Des Weiteren kann es zu Missempfindungen oder Kribbeln auf der Haut kommen.
Nicht selten droht eine Ausbreitung der Neuritis in weitere Körperregionen. Im Extremfall lassen sich die Schäden an den Nerven nicht mehr rückgängig machen. Ebenso ist das Absterben des Nervs im Bereich des Möglichen. Im Falle einer Zahnentzündung ist dann von einem „toten Zahn“ die Rede, der eine Wurzelbehandlung erforderlich macht. Im schlimmsten Fall kommt es zum Verlust des entzündeten Zahns.
Nervenentzündungen wirken sich mitunter auch auf das Verhalten der betroffenen Personen aus. So kann sich der Erkrankte ebenso traurig wie aggressiv verhalten. Oftmals werden soziale Beziehungen dadurch negativ belastet. Eine schwerwiegende Komplikation stellt das Auftreten von stark ausgeprägten Schmerzen im gesamten Körper dar.
Weiterhin drohen Durchblutungsstörungen, die manchmal sogar lebensgefährliche Zustände herbeiführen. Zu den schwersten Folgeerscheinungen der Neuritis zählen der Schlaganfall sowie der Herzinfarkt. Ferner sind aufgrund einer Nervenentzündung Lähmungserscheinungen möglich. Ohne eine fachgerechte medizinische Behandlung besteht die Gefahr von dauerhaften Lähmungen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist anzuraten, wenn der Betroffene unter körperlichen Beeinträchtigungen leidet. Ein Arzt ist immer dann zu konsultieren, wenn die Beschwerden plötzlich auftreten, anhaltend sind oder zunehmen.
Bei körperlichen Beschwerden wie Sensibilitätsstörungen auf der Haut, ein Taubheitsgefühl oder eine Überempfindlichkeit sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu Schmerzen, Störungen der Mobilität oder Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten, wird ein Arzt benötigt.
Eine Nervenentzündung löst eine Unterversorgung der Organe oder anderer Bereiches des Organismus aus. Die allgemeine Funktionsfähigkeit oder Denkprozesse sind eingeschränkt. Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald es zu Störungen einzelner Systeme kommt. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite, eine Abnahme der körperlichen wie emotionalen Belastbarkeit, Überreaktionen sowie Störungen der Sinnesorgane müssen abgeklärt werden. Eine innere Unruhe, Gereiztheit oder die Unfähigkeit zur Absolvierung der alltäglichen Pflichten sind einem Arzt vorzustellen. Ohne eine ärztliche Versorgung steigt der Leidensdruck und das Wohlbefinden sinkt drastisch ab. Breitet sich die Entzündung kontinuierlich im Körper aus, wird ein Arzt benötigt.
Behandlung & Therapie
Bei der Nervenentzündung erfolgt aus schulmedizinischer Sicht eine primäre Therapie. Diese wird in Abhängigkeit von den ursächlichen Zusammenhängen gewählt. Neben speziellen Medikamenten wie beispielsweise Antibiotika und entzündungshemmenden Arzneimitteln kommen ebenfalls die Schmerzmittel zur Anwendung. Bessert sich der Zustand des Patienten nicht, dann werden die medikamentösen Maßnahmen bei der Nervenentzündung mit einer sogenannten schmerztherapeutischen Behandlung kombiniert. Dies ist insbesondere dann angebracht, wenn es sich um die chronische Form der Nervenentzündung handelt.
Außerdem werden Psychopharmaka, eine örtliche Betäubung der Schmerzen, krankengymnastische Übungen beim Vorliegen oder bei beginnenden Lähmungen sowie Behandlungen mit Reizstrom eingesetzt. Häufig kann eine Nervenentzündung auch mit alternativen Methoden therapiert werden, wozu die Akupunktur gehört. Da eine Nervenentzündung nicht nur körperliche, sondern gleichsam psychische Ursachen haben kann, sind psychologische Verfahren zur Therapie der Nervenentzündung oftmals im Komplex mit anderen therapeutischen Maßnahmen hilfreich.
Wenn Patienten aufgrund einer Stoffwechselerkrankung unter einer Nervenentzündung leiden, dann ist eine Diät eine geeignete Kausaltherapie. Eine Blockade des Nervs kann als letzte therapeutische Variante eine Nervenentzündung lindern oder heilen.
Aussicht & Prognose
Die weitere Entwicklung einer Nervenentzündung ist bei den meisten Patienten günstig. Eine medikamentöse Therapie unterstützt den Heilungsverlauf und bewirkt häufig innerhalb weniger Tage oder Wochen eine Beschwerdefreiheit. Die Wirkstoffe der Arzneien bekämpfen die auslösenden Krankheitserreger und unterstützen das körpereigene Immunsystem bei dessen Arbeit. Vorhandene Bakterien oder Keime sterben ab und werden im Anschluss selbständig aus dem Organismus abtransportiert. Parallel dazu kommt es zu einer schrittweisen Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes, bis eine Genesung eintritt.
Ohne eine medizinische Versorgung kann es zu einer verschlechterten Prognose kommen. Die vorhandenen Krankheitserreger können sich im Organismus ausbreiten und führen insbesondere bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zu einer Zunahme der vorhandenen gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten. In besonders schweren Fällen droht ein lebensgefährdender Zustand. Zu den Risikopatienten gehören Kinder, ältere Menschen oder Patienten mit schweren Grunderkrankungen. Bei ihnen ist die Prognose potenziell verschlechtert.
Bei einer psychischen Grunderkrankung ist die Aussicht auf eine Heilung ebenfalls herabgesetzt. Die Gründe für den seelischen Zustand müssen gefunden und therapiert werden, damit eine Linderung der gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten eintreten kann. In den meisten Fällen ist eine Langzeittherapie notwendig, damit eine Verbesserung der Gesundheit erzielt wird. Darüber hinaus gestaltet sich der weitere Verlauf in Abhängigkeit von der Mitarbeit des Patienten.
Vorbeugung
Sowohl mit modernen und hoch wirksamen, gut verträglichen Medikamenten als auch mit der Umstellung der eigenen Lebensweise kann einer Nervenentzündung vorgebeugt werden. Fehlhaltungen, Überlastungen der Nerven durch monotone und dauerhaft einseitige Tätigkeiten, zu viel Stress, zu wenig Entspannung und körperliche Bewegung können bereits auf Dauer eine Nervenentzündung begünstigen. Auch eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist eine gute Prophylaxe gegen eine Nervenentzündung.
Halten Nervenentzündungen über einen längeren Zeitraum an, ist eine Weiterbehandlung nötig. Während bei der Neuralgie im Allgemeinen vorübergehende Schmerzen auftreten, bilden sich bei der Neuritis häufig permanente Schmerzzustände. Bei einem chronischen Verlauf werden Symptome wie Durchblutungsstörungen, Muskelschwäche, Bewegungseinschränkungen oder funktionelle Störungen von Organen mit Medikamenten und schmerztherapeutischen Behandlungen in der Nachsorge therapiert. Unter Einbeziehung verschiedener Fachdisziplinen kann eine intensive Nachbehandlung die Heilungsergebnisse erheblich verbessern. Multimodale Konzepte umfassen neben der medizinischen Behandlung auch individuell angepasste Verfahren wie Bewegungstherapie, mobilisierende Massagen oder krankengymnastische Kräftigungsübungen. Wie in der Therapie ist in der Nachbehandlung einer Nervenentzündung der Hausarzt die zentrale Kontaktperson.
Nachsorge
Zur Nachsorge können bei Nervenentzündungen auch psychologisch-verhaltensmedizinische Maßnahmen gehören, denn an Dauerschmerzen ist auch die Psyche beteiligt. In der Schmerztherapie lassen sich etwa schmerzverstärkende Gewohnheiten aufdecken und durch gesundheitsfördernde Verhaltensweisen ersetzen. Spezielle Patientenschulungen unterstützen Betroffene mit konkreten Hinweisen für Entspannungsübungen, die entzündlichen Prozessen vorbeugen.
Um Beschwerdefreiheit oder Linderung bei Neuralgien und Neuritis zu erlangen, kann der Arzt oder Therapeut im Rahmen der Nachbehandlung auch Begleittherapien wie Akupunktur empfehlen. Durch regelmäßige Arztbesuche lassen sich Folgebeschwerden in einem frühen Stadium erkennen und behandeln. Eine an die Form der Nervenentzündung angepasste Nachsorge hat zum Ziel, den Patienten zu Selbsthilfemaßnahmen anzuleiten. Um oxidativem Stress entgegenzuwirken, kann zum Beispiel eine entzündungshemmende Ernährungsweise unterstützend wirken.
Das können Sie selbst tun
Welche Selbsthilfemaßnahmen Patienten bei Nervenentzündungen ergreifen können, hängt auch davon ab, welche Form die Störung angenommen hat und welche Symptome auftreten.
Liegt eine Polyneuropathie vor, die mit diffusen Schmerzen am ganzen Körper einhergeht, werden in der Allopathie meist als erstes neben Antibiotika auch Schmerzmittel verabreicht. In der Naturheilkunde werden bei akuten oder chronischen Nervenschmerzen Weidenrinde und darauf basierende Präparate empfohlen. Weidenrinde enthält Acetylsalicylsäure, also den selben Wirkstoff wie viele konventionelle Schmerzmittel. Weidenrinde und Weindenrindepräparate gelten aber als schonender und besser verträglich. Insbesondere soll es seltener zu Magenreizungen kommen. Weidenrinde kann als Tee getrunken werden. Darüber hinaus werden in Apotheken und Reformhäusern mittlerweile aber auch Tabletten und Tropfen auf Weidenrindebasis angeboten.
Bei der Behandlung von lokalen Nervenentzündungen berichten Patienten häufig über eine Besserung durch Akupunktur. Bei vielen Betroffenen bringen auch Wärme- oder Kälteanwendungen eine gewisse Linderung. Hierfür eignen sich Gel-Kompressen, die entweder in heißem Wasser erhitzt oder im Eisschrank gekühlt werden können. Bei Nervenentzündungen sind grundsätzlich kalte Kompressen vorzuziehen, worauf der Einzelne besser anspricht, lässt aber nur abklären, indem zunächst beide Verfahren zur Anwendung kommen.
Geht die Neuritis mit Lähmungen einher, ist es wichtig, dass der Patient rechtzeitig mit einer Physiotherapie beginnt, um die Beweglichkeit der betroffenen Körperpartien zu erhalten und möglichst vollständig zurückzugewinnen.
Video: Nervenentzündung
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013