Nervus splanchnicus major

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus splanchnicus major ist ein sympathischer Nerv des vegetativen Nervensystems, der die Blutgefäße, die Bauchorgane und das Nebennierenmark versorgt. Das Nebennierenmark wird über die sympathischen Fasern des Nervs zur Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin stimuliert. Die Folge ist eine Stressreaktion, die zum Beispiel für akute Schockzustände eine Rolle spielt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus splanchnicus major?

Als Teil des vegetativen Nervensystems übernimmt der Nervus splanchnicus major im menschlichen Körper lebenswichtige Funktionen. Neben den Ganglia coeliaca und den Ganglia aorticorenalia innerviert der Nerv einen großen Anteil der Baucheingeweide mit präganglionär sympathischen Fasern.
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Das menschliche Nervensystem besteht aus einem somatischen und einem autonomen Anteil. Ersterer Teil des Nervensystems lässt sich vom Menschen bewusst steuern. Das autonome Nervensystem entzieht sich dagegen der willkürlichen Kontrolle und verhält sich damit "autonom".

Vor allem die vegetativen Körperfunktionen unterliegen der automatischen Steuerung durch das autonome Nervensystem. Zu diesen vegetativen Funktionen zählen zum Beispiel das Herzkreislaufsystem, Teile des Atemsystems und Aktivitäten der inneren Organe. Zum autonom vegetativen Nervensystem zählen die sogenannten Nervi splanchnici, die an der Steuerung der inneren Organe beteiligt sind. Einer davon ist der Nervus splanchnicus major, ist der am Truncus sympathicus aus dem Brustteil entspringt. Bis auf einige Ausnahmen zählen die Nervi splanchnici und damit auch der Nervus splanchnicus mahor zum sympathischen Nervensystem. In der deutschen Fachliteratur wird der Nerv auch als großer Eingeweidenerv bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Wie die meisten Nervi splanchnici geht der Nervus splanchnicus major aus den Ganglien am thorakalen Grenzstrang (Truncus sympathicus) hervor. Der Nerv nimmt sowohl efferente als auch afferente Nervenfasern aus dem fünften bis neunten Thorax-Ganglions des Grenzstrangs auf.

In seinem Verlauf zieht der Nervus splanchnicus major durch den mittleren Lumbalspalt der Zwerchfellstruktur und zieht so über die Ganglia coeliaca bis zum Plexus coeliacus des Truncus coeliacus. Der Nervenverlauf trägt Unterbrechungen, die einem Ganglion thoracicum splanchnicum entsprechen. Bei dem Nervus splanchnicus major handelt es sich prinzipiell um den wichtigsten Sympathikus-Nerv des peripheren Nervensystems. Über präganglionär sympathische Nervenfasern ist er mit den Eingeweiden des Bauchraums verbunden. Gemeinsam mit dem Nervus splanchnicus minor verläuft der Nerv oberhalb der Wirbelsäule durch die sogenannte Psoasarkade der pars lumbalis im Zwerchfell.

Funktion & Aufgaben

Als Teil des vegetativen Nervensystems übernimmt der Nervus splanchnicus major im menschlichen Körper lebenswichtige Funktionen. Neben den Ganglia coeliaca und den Ganglia aorticorenalia innerviert der Nerv einen großen Anteil der Baucheingeweide mit präganglionär sympathischen Fasern. Nach der Verschaltung der Nervenfasern auf ein zweites postsynaptisches Neuron ziehen einzelne sympathische Fasern des Nervs zum Nebennierenmark.

Stark vereinfacht ermöglicht der Sympathikus mit seinen sympathischen Nervenleitbahnen eine schnelle Reaktion auf Reize aus der Umwelt und aus dem Körperinneren. Darüber hinaus wirkt der Sympathikus stimulierend und mobilisiert die Kräfte des Körpers. Die Biologe spricht in diesem Kontext auch von Stressreaktionen, die den Organismus in Extremsituationen auf Anstrengungen wie Flucht oder Kampf vorbereiten. Der Nervus splanchnicus major verbindet den Sympathikus mit den Baucheingeweiden, den Gefäßen und dem Nebennierenmark. Auf die Gefäße wirken sympathische Nervenfasern regulierend. In Stresssituationen vermittelt der Sympathikus über den Nervus splanchnicus major zum Beispiel eine Verengung von Blutgefäßen der Eingeweide.

Diese verminderte Durchblutung von Organen des Oberbauchs erfolgt durch Vasokonstriktion. Herz und Lunge steht so als primär lebenswichtigen Organen mehr Blut zur Verfügung. Das Überleben kann gesichert werden. Die Verdauungsorgane reduzieren aufgrund der verminderten Durchblutung ihre Aktivität. Diese hemmende Wirkung auf die Funktion des gesamten Magen-Darm-Trakts ermöglicht die Konzentration auf primär lebenswichtige Körpervorgänge.

In der zweiten Reaktionskette einer Stressreaktion vermittelt der Sympathikus über den Nervus splanchnicus major eine Stimulation des Nebennierenmarks. Nach der Aktivierung schüttet das Nebennierenmark innerhalb von wenigen Sekunden Adrenalin und Noradrenalin aus. Vor allem das Stresshormon Adrenalin reguliert während Belastungs- und Stressreaktionen eine Vielzahl von Körpervorgängen.


Krankheiten

Der Nervus splanchnicus major spielt für den Zustand jeder akuten Schockreaktion eine wesentliche Rolle. Mit Schockreaktionen versucht der Körper, den eigenen Blutdruck zu stabilisieren. Der Sympathikus stimuliert bei der Schockreaktion über den Nervus splanchnicus major die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, die die Herzfrequenz ansteigen lassen und die Arteriolen sowie Venolen verengen.

Der Blutdruck steigt nach diesen Prozessen an, um die Durchblutung von Herz und Gehirn möglichst lange aufrechtzuerhalten. Da der Blutflusses im restlichen Körper gedrosselt wird, tritt eine Minderversorgung der peripher gelegenen Gewebe ein. Wegen der damit assoziierten Unterversorgung mit Sauerstoff häufen sich saure Endprodukte aus dem anaeroben Kohlenhydratstoffwechsel in den Geweben und übersäuern damit den Körper. Neben dieser metabolischen Azidose stellt sich ein Flüssigkeitsaustritt aus den Haargefäßen in die Gewebe ein, der das Blutvolumen sinken lässt. Arteriell kleinere Gefäße erschlaffen wegen Übersäuerung.

Ableitende Blutgefäße erschlaffen nicht, sodass sich in den Haargefäßen rote Blutkörperchen stauen und Mikrothromben bilden. Die Folge kann eine Verbrauchskoagulopathie sein. Schockreaktionen dieser Art entstehen zum Beispiel nach Blutverlusten, die das Blutvolumen stark verringern und damit die Pumpleistung des Herzens herabsetzen. Außerdem können Schockzustände im Rahmen einer Herzinsuffizienz auftreten, die die Pumpleistung des Herzens primär vermindert. Eine weitere Ursache für akute Schockzustände kann die Sepsis oder Anaphylaxie sein.

Bei diesen Phänomenen führen Schädigungen der Kapillaren zu Flüssigkeitsverlusten aus den Gefäßen, die die Pumpleistung des Herzens senken und damit Übersäuerung sowie weitere Gefäßschädigungen hervorrufen. Jeder akute Schockzustand ist eine lebensgefährliche Situation, die sofortiger Intervention bedarf. Die Patienten werden in der Regel auf der Intensivstation behandelt, wo ihr Kreislauf überwacht und stabilisiert wird.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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