Nervus splanchnicus minor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus splanchnicus minor ist ein Eingeweidenerv und beeinflusst die Funktion des Verdauungssystems sowie bestimmter Blutgefäße im Bauchraum. Seine Fasern umfassen sowohl efferente als auch afferente Bahnen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus splanchnicus minor?

Mithilfe von elektrischen Signalen wirkt der Nervus splanchnicus minor auf die Verdauung des Menschen ein. Darüber hinaus beeinflusst der Nerv einige Blutgefäße.
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Beim Nervus splanchnicus minor handelt es sich um den kleinen Eingeweidenerv; er beeinflusst vor allem die Verdauung sowie Blutgefäße, die sich in der Bauchhöhle befinden.

Der Nerv gehört zum sympathischen Nervensystem, das einen funktionellen Bestandteil des vegetativen Nervensystems darstellt. Das vegetative Nervensystem zeichnet sich durch automatisierte Abläufe aus, die der Mensch nicht direkt willentlich beeinflussen kann. Sympathische Aktivierung steht mehrheitlich mit anregenden und leistungssteigernden Prozessen im Zusammenhang, während parasympathische Aktivierung vorwiegend regenerative Vorgänge fördert. Aus diesem Grund gelten die beiden Untereinheiten des vegetativen Nervensystem als Gegenspieler.

Aktivität in parasympathischen Nerven führt in vielen Fällen zu einer gleichzeitigen Hemmung des jeweiligen sympathischen Gegenstücks – umgekehrt findet auch eine Hemmung von sympathischen Prozessen statt, wenn parasympathische Aktivität überwiegt. Darüber hinaus existiert eine dritte Untereinheit des vegetativen Nervensystems: Das enterische Nervensystem umfasst Fasern, die sich in der Nähe von Magen und Darm befinden.

Anatomie & Aufbau

Der Nervus splanchnicus minor gehört zum Grenzstrang (Truncus sympathicus), der sich parallel zum Rückenmark durch den Rumpf zieht und aus 22–23 Ganglien und ihren Nervenfasern besteht. Vom Brustbereich des Grenzstrangs aus durchquert der Nervus splanchnicus minor das Zwerchfell und erreicht schließlich den Plexus coeliacus.

Der Plexus coeliacus ist ein Nervengeflecht, das den Truncus coeliacus umgibt. Das Blutgefäß teilt sich an dieser Stelle in drei Arterien auf, welche die Milzarterie (Arteria splenica), die linke Magenarterie (Arteria gastrica sinstra) und die Arteria hepatica communis umfassen. Bei einigen Menschen zweigt vom Nervus splanchnicus minor am Plexus coeliacus ein Ast ab, der zum Plexus renalis führt. Dieses Nervengeflecht umgibt die Nierenarterie (Arteria renalis). Alternativ kann ein anderer Nerv, der Nervus splanchnicus imus, diese Verbindung zwischen Plexus coeliacus und Plexus renalis herstellen.

Die Fasern des Nervus splanchnicus imus stammen aus dem 12. thorakalen Ganglion, wohingegen Fortsätze der Neurone aus dem 9. bis 11. thorakalen Ganglion die Fasern des Nervus splanchnicus minor bilden. In den Ganglien liegen zahlreiche Nervenzellkörper dicht beieinander. Ihnen kommt die Bedeutung von Schaltstellen im peripheren Nervensystem zu, da in ihnen die Nervenfasern der präganglionären Nerven enden und sie ihre Informationen an postganglionäre Neurone weitergeben.

Nervenfasern können das Ganglion jedoch auch ohne Umschaltung durchqueren. Ganglien, die unter anderem Fasern des Nervus splanchnicus enthalten, sind das Ganglion coeliacum, das Ganglion aorticorenale und das Ganglion mesentericum superius.

Funktion & Aufgaben

Mithilfe von elektrischen Signalen wirkt der Nervus splanchnicus minor auf die Verdauung des Menschen ein. Darüber hinaus beeinflusst der Nerv einige Blutgefäße. Menschen können die Funktion des Nervus splanchnicus minor nicht bewusst steuern, da er zu den Bahnen des vegetativen bzw. autonomen Nervensystems gehört.

Die Fasern des Nervus splanchnicus minor transportieren Informationen vom zentralen Nervensystem in die Peripherie mithilfe von efferenten Fasern. Umgekehrt leiten afferente Nervenfasern Signale aus dem peripheren Nervensystem zum Rückenmark und zum Gehirn. Gleiches gilt auch für den großen Eingeweidenerv, den Nervus splanchnicus major, der ähnliche Aufgaben wie der Nervus splanchnicus minor besitzt.

Der Nervus splanchnicus minor leitet wie andere Bahnen seine Informationen in Form von Aktionspotenzialen durch die Nervenfasern weiter. An einigen Stellen müssen diese elektrischen Signale auf andere Nervenzellen umgeschaltet werden; der menschliche Körper nutzt dazu überwiegend chemische Synapsen. Die präsynaptischen Nervenfasern besitzen Verdickungen, die als Endknöpfchen bekannt sind und membranumhüllte Bläschen beinhalten. In diesen befinden sich Botenstoffe (Neurotransmitter). Reizt ein Aktionspotenzial das Endknöpfchen, strömen Kalziumionen in sein Inneres und bewirken, dass einige Bläschen mit der Außenmembran verschmelzen.

Auf diese Weise gelangen die Neurotransmitter in den synaptischen Spalt und können auf der anderen Seite Rezeptoren der postsynaptischen Membran belegen. Ionenkanäle, die sich daraufhin öffnen, verändern die Spannung der nachgeschalteten Nervenzelle; überschreitet diese Veränderung eine kritische Schwelle, entsteht am Axonhügel des Neurons ein neues Aktionspotenzial und die Nervenzelle kann das Signal weiterbefördern. Je mehr Aktionspotenziale hintereinander das Endknöpfchen erreichen, desto mehr Neurotransmitter schüttet die Präsynapse aus und desto stärker ist die Depolarisierung des postsynaptischen Neurons.

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Krankheiten

Ganglienblocker können die Zellkörperansammlungen beeinflussen, die sich an zahlreichen Stellen des peripheren Nervensystems befinden. Früher setzte die Medizin Ganglienblocker unter anderem zur Behandlung von Angst- und Unruhezuständen ein; auch als Schlafmittel waren sie weit verbreitet.

Heute ist ihre Anwendung seltener, da Ganglienblocker eine unspezifische Wirkung auf das Nervensystem auswirken und deshalb im Vergleich zu moderneren Wirkstoffen anfälliger für Nebenwirkungen sind. Stattdessen setzen Ärzte beispielsweise Benzodiazepine und andere Medikamente ein, um ähnliche Effekte zu erzielen. Dies ist auch bei Amobarbital der Fall.

Der Ganglienblocker fand früher als Schlaf- und Beruhigungsmittel Anwendung und gilt als „Wahrheitsserum“. Ein nach wie vor gebräuchlicher Ganglienblocker ist Hydroxyzin, das Ärzte bei Angst, Spannungszuständen, Erregungszuständen, Schlafstörungen und bestimmten schweren Allergiereaktionen anordnen können. Der Wirkstoff Phenobarbital ist hingegen zur Behandlung von Epilepsie zugelassen und kommt bei der Narkosevorbereitung zum Einsatz.

Die Bauchganglien, die auch Fasern des Nervus splanchnicus minor enthalten, sind für die korrekte Funktionsweise des Verdauungssystems bedeutsam. Beeinträchtigungen an diesen Anhäufungen von Nervenzellkörpern können dementsprechend zu sehr vielfältigen Beschwerden führen, die das Verdauungssystem betreffen.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

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