Nervus tympanicus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Nervus tympanicus ist ein Teil des IX. Hirnnervs. Er befindet sich im Mittelohr. Dort innerviert er die Ohrtrompete.
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Was ist der Nervus tympanicus?
Der Nervus tympanicus ist ein Ast des Nervus glossopharyngeus. Dies ist der IX. Hirnnerv. Seine Hauptaufgabe besteht in der Regulierung der Schlundmuskulatur. Diese steht im direkten Zusammenhang mit dem Ohr. Der Nervus tympanicus wird als Paukenhöhlennerv bezeichnet.
Er reagiert allgemein somato-sensibel auf das Mittelohr sowie die Tuba auditiva. Der Nervus tympanicus besteht aus parasympathischen Fasern. Diese haben die Aufgabe, Körperfunktionen zu innervieren. Durch ihre Tätigkeit regeneriert sich der Organismus. Darüber hinaus werden seine Energiereserven aufgebaut. Diese Funktion unterstützt den Organismus dabei, sich in einem Zustand des inneren Gleichgewichts befinden zu können. Der Zustand der Homöostase wird von jedem Organ sowie allen Funktionen des Körpers angestrebt. Der Nervus tympanicus wirkt darüber hinaus viszeromotorisch auf die Ohrspeicheldrüse.
Diese stellt etwa 25% der gesamten Speichelproduktion zur Verfügung. Die Ohrspeicheldrüse versorgt das hintere Drittel der Zunge. Ihre Tätigkeit hat eine große Bedeutung beim Schluckvorgang. Darüber hinaus spielt sie auch bei der Sprachbildung eine wesentliche Rolle.
Anatomie & Aufbau
Unmittelbar unter dem Foramen jugulare geht der Nervus tympanicus ab. Er besteht aus somatosensiblen und parasympathischen Fasern. Beginnend am Ganglion inferius geht sein Weg durch den Canalis tympanicus des Felsenbeins weiter zur Paukenhöhle. Diese befindet sich im Mittelohr. Dort endet gleichzeitig der Nervus tympanicus. Er nimmt an dieser Stelle des Organismus zusätzliche symphatische Fasern aus dem Plexus caroticus auf. Mit ihnen bildet er den Plexus tympanicus. Damit versorgt er sensibel das Mittelohr und die Tuba auditiva. Gemeinsam mit dem Nervus petrosus minor bildet der Nervus tympanicus die Jacobson-Anastomose.
Funktion & Aufgaben
Der IX. Hirnnerv hat eine außerordentlich bedeutende Rolle beim Schluckvorgang. Der Nervus glossopharyngeus nimmt insbesondere bei der Verbindung vom Mund- zum Nasenraum eine wichtige Funktion ein. Darüber hinaus hat er eine wesentliche Bedeutung bei der Sprachbildung. Er verhindert eine näselnde Aussprache. Als Teil des Nervus glossopharyngeus innerviert der Nervus tympanicus die Ohrspeicheldrüse.
Diese wird Glandula parotis genannt und produziert ¼ des gesamten Speichels im Mundbereich. Das gesamte hintere Drittel der Zunge wird damit ausreichend versorgt. Dort findet ein wesentlicher Teil der Geschmackswahrnehmung statt. Vor allem die Qualität der Geschmacksempfindung „bitter“ erfolgt an dieser Stelle. Darüber hinaus versorgt er das Mittelohr und die Tuba auditiva. Diese sitzt direkt hinter dem Trommelfell. Das Trommelfell ist eine nach innen oder außen gewölbte Membran. Sie reagiert auf den Über- oder Unterdruck und wird Membrana Tympani genannt.
Die flexible Membran trennt das äußere Ohr vom Mittelohr. Mit einer Länge von 35 mm ist die Tuba auditiva sehr klein. Zu ihren Aufgaben gehört es, das Mittelohr zu belüften. Dies ist notwendig, um einen Druckausgleich zwischen dem Mittelohr und der äußeren Atmosphäre herzustellen. Nur dadurch kann eine optimale Schallwellenweiterleitung vom Außenohr zum Innenohr gewährleistet werden. Die Funktionsfähigkeit des Gaumenzäpfchens wird durch das Zusammenspiel des Nervus tympanicus mit den weiteren Drüsen des Mittelohres beeinflusst. Diese hat eine wichtige Funktion beim Schlucken. Die Aufnahme von Flüssigkeiten wird durch den Gaumenbereich korrekt in die Speiseröhre geleitet. Dadurch soll verhindert werden, dass Flüssigkeiten in den nasalen Bereich gelangen.
Krankheiten
Bei einer Erkältung kommt es zu Schwellung der Schleimhaut. Diese drückt auf den Nervus tympanicus und nimmt ihm notwendigen Platz im Mittelohr. Damit ist die Schallweiterleitung beeinträchtigt. Innerhalb kürzester Zeit ist der Druckausgleich aus der Paukenhöhle minimiert. Damit wird die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells herabgesetzt. Dies führt zu einer Verminderung der Hörfähigkeit. Sobald die Funktionsfähigkeit des Nervus tympanicus eingeschränkt wird, gibt es Beeinflussungen der Reinigung in der Paukenhöhle. Die Folge ist, dass sich Bakterien in der Paukenhöhle ausbreiten können.
Damit ist der Sekretabfluss der Paukenhöhle nicht mehr gewährleistet. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer eitrigen Mittelohrentzündung. Sobald die Funktionsfähigkeit der Ohrspeicheldrüse beeinträchtigt ist, kommt es zu einer Verminderung der Speichelproduktion. Dies hat Auswirkungen auf die Sprachbildung sowie den Schluckvorgang. Die Tätigkeit des Gaumenzäpfchens ist dabei betroffen. Dies kann dazu führen, dass beim Schlucken wie auch beim Sprechen, im Bereich des Gaumensegels durch den Oropharynx von Nasopharynx nicht ausreichend getrennt sind.
Dies ist der Bereich, in dem die Vereinigung aus Mund- und Rachenhöhle stattfindet. Dies hat zur Folge, dass beim Schlucken Flüssigkeiten aus der Nase wieder austreten. Insbesondere beim Trinken, aber auch bei der Aufnahme von dünnflüssigen Speisen kann dies geschehen. Beim Sprechen kommt es zu einer näselnden Aussprache. In Extremfällen kann es zu Ausfällen des Würgereflex kommen.
Bildet sich ein Tumor im Bereich des Mittelohres, ist die Funktionsfähigkeit des Nervus tympanicus ebenfalls eingeschränkt. In Einzelfällen können Nervenschmerzen auftreten. Es handelt sich dabei um Neuralgien des Nervus tympanicus. Patienten berichten von einem plötzlichem Schmerz, der mit Schmerzen im Ohr und im Hals einhergeht.
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010