Nierenarterienverkalkung (Nierenarterienstenose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Nierenarterienverkalkung, in der Fachsprache auch Nierenarterienstenose genannt, ist eine Art der Arterienverkalkung, bei der eine oder beide Nierenarterien verengt sind. Unbehandelt kann die Erkrankung schlimmstenfalls zu Nierenversagen führen und somit lebensbedrohlich werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenarterienverkalkung?

Die Nierenarterienverkalkung (Nierenarterienstenose) führt zu einer Verengung der Nierenarterien und damit zu einer Unterversorgung der Nieren mit Blut.
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Unter einer Nierenarterienverkalkung verstehen Mediziner, wie der Name bereits verrät, eine Verkalkung der Nierenarterien. Dabei verengt sich entweder eine oder gleich beide Arterien und beeinträchtigen auf diese Weise den Blutfluss.

Die Nierenarterienverkalkung kann entweder Auslöser für weitere Erkrankungen sein oder auch selbst als Folgeerkrankung auftreten. Meist steht eine Nierenarterienstenose in direktem Zusammenhang mit Bluthochdruck. Sie kann diesem entweder vorausgehen oder später als Folgeerscheinung durch den hohen Blutdruck entstehen.

Auch Herzerkrankungen können in Verbindung zu einer Nierenarterienverkalkung stehen, besonders etwa die koronare Herzkrankheit oder die arterielle Verschlusskrankheit.

Ursachen

Statistiken zufolge liegen die Ursachen für eine Nierenarterienverkalkung in ca. 80 % der Fälle eine allgemein vorliegende Verkalkung der Arterien im Körper.

Diese entsteht durch Ablagerungen in den Gefäßen, die durch eine ungesunde Lebensweise begünstigt werden. Werden Fett und Cholesterin in großen Mengen und über Jahre hinweg zu sich genommen, lagern sich diese an den Innenwänden der Gefäße ab und führen so zu einer langsamen Verengung. Infolge dieser kommt es unter anderem zu einem Anstieg des Bluthochdrucks.

Dieser Vorgang findet meist an verschiedenen Stellen im Körper statt und kann so auch die Nierenarterien betreffen. Zu den Risikofaktoren, die eine Nierenarterienverkalkung begünstigen, zählen unter anderem Diabetes, Rauchen, ein hoher Cholesterinspiegel, Bewegungsmangel und Stress.

Symptome; Beschwerden & Anzeichen

Die Nierenarterienverkalkung (Nierenarterienstenose) führt zu einer Verengung der Nierenarterien und damit zu einer Unterversorgung der Nieren mit Blut. Um dies zu verhindern, kommt es zur Ausschüttung von Hormonen, die den Blutdruck erhöhen. Daher ist das Hauptsymptom der Nierenarterienverkalkung zunächst ein Bluthochdruck.

Zunächst bleibt die Nierenarterienstenose unbemerkt. Sowohl der Bluthochdruck als auch die Verengung der Nierenarterien bilden anfänglich keine Symptome aus. Später können sich bei hohem Blutdruck solche unspezifischen Symptome wie Schwindelgefühle, Übelkeit, morgendliche Kopfschmerzen, Nervosität oder Sehstörungen zeigen. Manchmal treten auch sogenannte Blutdruckkrisen auf. Die Blutdruckkrisen sind durch plötzlich auftretende Phasen hohen Blutdrucks gekennzeichnet.

In diesen hypertensiven Phasen kommt es häufig zu Lungenödemen, sinkender körperlicher Belastbarkeit und schwerer Atemnot. Bei den Blutdruckkrisen erhöht sich der zweite (diastolische) Blutdruckwert isoliert, während der erste (systolische) Blutdruckwert unverändert bleibt. Durch den chronisch hohen Blutdruck und die ständigen Bluthochdruckkrisen wird langfristig das Nierengewebe bis zur Niereninsuffizienz geschädigt.

Die betroffene Niere schrumpft und bildet eine Schrumpfniere aus. Zum Ausgleich vergrößert sich die gesunde Niere. Danach kommt es zu allen Symptomen eines zunehmenden Nierenversagens. Nach einer anfänglich vermehrten Urinausscheidung sinkt in späteren Stadien der Nierenerkrankung die ausgeschiedene Urinmenge. Neben Müdigkeit und Leistungsminderung treten dann auch Schmerzen in der Nierengegend, Kopfschmerzen, Ödeme, quälender Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Mundgeruch nach Ammoniak und vieles mehr auf.

Diagnose & Verlauf

Bei Verdacht auf Nierenarterienverkalkung wird der behandelnde Arzt zunächst den Blutdruck messen. Ein deutlich erhöhter diastolischer Wert kann auf eine Verkalkung hindeuten. Zusätzliche Blut- und Urinuntersuchungen geben weiteren Aufschluss über den Gesundheitszustand des Patienten, ebenso wie ein Ultraschall der Nierenregion.

Auch ein ausführliches Gespräch über die Krankengeschichte und den Lebenswandel kann helfen, eine Diagnose zu stellen. Unter Umständen ist beim Abhören der Nierenregion mit dem Stethoskop ein zischendes Geräusch zu hören. Wird eine Nierenarterienverkalkung frühzeitig erkannt, kann sie meist gut behandelt werden, bevor eine dauerhafte Schädigung der Nieren eintritt. Ist bereits eine Nierenarterienstenose eingetreten, hängt die Prognose vom Grad der Schädigung ab.

Komplikationen

Die Nierenarterienverkalkung (Nierenarterienstenose) kann in den meisten Fällen mit verschiedenen Methoden gut behandelt werden. Wenn sie jedoch unbehandelt bleibt, schreitet die Erkrankung weiter voran. Das hat unter Umständen zahlreiche Komplikationen zur Folge. Aufgrund der Verengung der Nierenarterien werden die Nieren zunächst mit Blut unterversorgt. Um die normale Blutversorgung zu gewährleisten, wird ein Signal ausgesendet, welches eine allgemeine Erhöhung des Blutdruckes im Körper veranlasst.

Dadurch entwickelt sich ein chronischer Bluthochdruck. Außerdem kann sich die Nierenarterie vollkommen verschließen. In der Folge droht eine chronische dialysepflichtige Niereninsuffizienz. Die Entgiftung des Blutes kann dann ohne regelmäßige Blutwäsche nicht mehr ausreichend stattfinden. Es treten harnpflichtige Substanzen ins Blut, die dort zu vielfältigen Schädigungen verschiedener Organe führen können.

Im Extremfall kommt es zu einem Multiorganversagen mit tödlichem Ausgang. Aber auch der chronische Bluthochdruck kann zu vielen Folgeerkrankungen führen, die besonders das Herzkreislaufsystem betreffen. Das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle wächst. Allerdings führt auch eine Behandlung der Nierenarterienstenose nicht in jedem Fall zum Erfolg.

So normalisiert sich der Blutdruck bei einer fibromuskulären Nierenarterienstenose zwar in circa 75 Prozent der Fälle. Sollte sie jedoch von einer Arteriosklerose verursacht worden sein, kann der Erfolg zuweilen auch ausbleiben. Des Weiteren bleibt auch nach einer erfolgreichen Operation ein Restrisiko für einen erneuten Verschluss des Blutgefäßes bestehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein erhöhter Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden und Atemnot deuten auf eine Nierenarterienverkalkung hin. Wer die beschriebenen Symptome bemerkt, sollte einen Arzt konsultieren. Wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage bestehen bleiben oder innerhalb kurzer Zeit stärker werden, muss umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Eine Verkalkung der Nierenarterien kann in der Regel gut behandelt werden, insofern sie frühzeitig erkannt wird. Der Arzt wird das Leiden anhand einer körperlichen Untersuchung feststellen und im Anschluss eine Behandlung einleiten.

Personen, die einen ungesunden Lebensstil haben oder an einer Erkrankung der Nieren leiden, zählen zu den Risikogruppen und müssen die typischen Symptome mit dem Hausarzt besprechen. Auch Menschen mit hormonellen oder arteriellen Beschwerden konsultieren am besten einen Allgemeinarzt. Weitere Anlaufstellen sind der Nephrologe und weitere Fachärzte für innere Erkrankungen. Nach der erstmaligen Diagnose durch den Facharzt erfolgt die weitergehende Behandlung meist durch den Hausarzt. Ein Klinikaufenthalt ist lediglich bei ernsten Komplikationen wie starken Nierenschmerzen oder Blut im Urin notwendig.

Behandlung & Therapie

Hat der behandelnde Mediziner eine Nierenarterienverkalkung diagnostiziert, muss eine angemessene Therapie eingeleitet werden. In vielen Fällen lässt sich die Erkrankung recht gut behandeln, indem die krankhaft verengten Arterien geweitet werden.

Dies geschieht mithilfe eines Ballonkatheters, der durch die Blutbahnen bis an die verengte Stelle geschoben wird. Dort wird ein Ballon aufgeblasen, sodass die Arterie wieder geweitet wird und das Blut in normalem Ausmaß fließen kann. Gegebenenfalls kann es notwendig sein, dass diese Prozedur an mehreren Stellen oder auch wiederholt stattfinden muss.

Besonders, wenn die Nierenarterienverkalkung durch dauerhaft erhöhten Blutdruck entstanden ist, können sich die Arterien relativ schnell wieder verengen. Stellt sich durch diese Art der Behandlung keine Besserung ein, besteht die Möglichkeit, eine Gefäßoperation durchzuführen, bei der ein sogenannter Bypass gelegt wird. Die verengte Arterie kann so umgangen und der reguläre Blutfluss wieder gewährleistet werden. Unterstützend kann der behandelnde Arzt Medikamente verordnen, die den Blutdruck senken.

Hierbei muss allerdings die Nierenfunktion immer wieder kontrolliert werden, da die Medikamente sich negativ auf diese auswirken können. Eine gesunde Lebensweise trägt außerdem zur Verbesserung des Arterienzustands und der allgemeinen Gesundheit bei und sollte daher eingehalten werden, um die Verschlimmerung der Nierenarterienverkalkung zu vermeiden.


Aussicht & Prognose

Menschen mit einer Nierenarterienverkalkung befinden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Das allgemeine Wohlbefinden verschlechtert sich kontinuierlich, bis der Organismus kollabiert. Ohne eine medizinische Versorgung und ärztliche Begleitung droht dem Betroffenen das plötzliche vorzeitige Ableben. Es kommt zu einem Organversagen, bei dem es letztlich keine Aussicht auf eine Genesung gibt. In akuten Fällen muss ein Notarzt gerufen werden, damit lebensverlängernde Maßnahmen eingeleitet werden können.

Für eine gute Prognose ist es entscheidend, dass bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen eine Diagnosestellung erfolgt. Im Anschluss wird schnellstmöglich eine medizinische Behandlung eingeleitet. Nur so kann eine Notfallsituation vermieden werden und die Blutversorgung wird optimiert.

Neben einem Organausfall der Nieren drohen dem Betroffenen ebenfalls Funktionsstörungen des Herzens. Liegen weitere Störungen des Kreislaufsystems oder der Herztätigkeit vor, ist die Aussicht auf eine Genesung verschwindend gering. Dennoch kann bei einer frühzeitigen Behandlung eine Stabilisierung des Organismus eingeleitet werden, sodass dem Patienten ein Weiterleben ermöglicht wird. Eine Langzeittherapie und regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um Linderungen zu erzielen.

In vielen Fällen kommt es aufgrund der Erkrankung sowie der dadurch ausgelösten gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu einer starken emotionalen Belastung. Psychische Folgeerkrankungen können auftreten und damit zu einer weiteren Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit beitragen.

Vorbeugung

Da die Ursachen einer Nierenarterienverkalkung in den meisten Fällen in einer allgemeinen Arterienverkalkung liegen, gilt es als Vorbeugung, die Risikofaktoren wenn möglich deutlich zu minimieren. In diesem Zuge sollte das Rauchen eingestellt und Übergewicht abgebaut werden. Eine fettreduzierte und ausgewogene Ernährung wirkt sich ebenso positiv auf die Arterien aus wie regelmäßige Bewegung. Bestehen bereits Erkrankungen wie Diabetes, ein erhöhter Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck, sollten diese auf jeden Fall behandelt werden, damit eine Nierenarterienverkalkung gar nicht erst entstehen kann.

Nachsorge

Nach der Stents-Implantation ist eine regelmäßige Einnahme von gerinnungshemmender Medizin notwendig. Hierfür kommt meist eine Kombination aus Aspirin (ASS) und Clopidogrel (Plavix) zum Einsatz. Während das Plavix meist nach mehreren Wochen abgesetzt werden kann, wird die Aspirin-Einnahme meist ein Leben lang empfohlen. Das Medikament Aspirin senkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Circa vier Wochen nach der Implantation sollte eine weitere Untersuchung in der Gefäßchirurgischen Ambulanz und im Nierenzentrum erfolgen.

Im Zuge der Untersuchung wird die Nierenarterie geprüft und die Laborwerte kontrolliert. Hier sollten vor allem der arterielle Blutdruck sowie die Nierenwerte festgestellt werden. Weitere Nachsorgemaßnahmen können vom Hausarzt oder von Nieren-Fachärzten durchgeführt werden. Die Nachuntersuchung sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen, um diverse Funktionsstörungen vorzeitig erkennen zu können.

Im Falle eines Verdachts auf eine erneute Erkrankung, sollte so rasch als möglich eine weitere Diagnostik durchgeführt werden. In der Regel lässt sich die Ursache der Nierenarterienstenose erfolgreich beheben - vorausgesetzt man erkennt die Störung rasch und setzt schnelle Schritte zur Behandlung. Denn je länger die Stenose mit einem hohen Blutdruck unbehandelt war, desto geringer ist die Chance auf eine erfolgreiche Blutdruck-Senkung. Darüber hinaus geht eine unbehandelte Nierenarterienstenose oftmals mit einem schleichenden Funktionsverlust und einer Schrumpfung der Niere einher.

Das können Sie selbst tun

Häufig wird eine Nierenarterienstenose durch bereits bestehende Arterienverkalkungen im Körper ausgelöst, die wiederum durch dauerhaft erhöhten Blutdruck entstehen. Um den Bluthochdruck und damit die Risiken weiterer Kalkablagerungen in den Nierenarterien zu senken, ist ergänzend zu einer medikamentösen Behandlung die Umgestaltung der Lebensweise entscheidend.

Dazu ist es wichtig, Übergewicht zu reduzieren und fettreiche sowie industriell stark verarbeitete Lebensmittel zu vermeiden, insbesondere solche, die gesättigte Fettsäuren enthalten, da sie den als gefährlich geltenden LDL-Cholesterinspiegel erhöhen. Gesättigte Fettsäuren sind in allen tierischen Produkten enthalten, in großen Mengen vor allem aber in Fast Food, Chips, Gebäck und Süßwaren. Der Speiseplan sollte daher ausgewogen sein und hauptsächlich aus frisch zubereiteten Nahrungsmitteln bestehen. Verschiedene Studien haben zudem die positive Wirkung von Rotwein auf die Blutgefäße nachgewiesen, wobei der Konsum sich auf maximal zwei Gläser pro Tag beschränken sollte.

Bei einer bestehenden Nierenarterienverkalkung ist es außerdem ratsam, auf das Rauchen zu verzichten und sich körperlich zu betätigen. Sinnvoll sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking, vor allem aber Waldspaziergänge, da sie nicht nur das Herz-Kreislauf-System positiv unterstützen, sondern nachweislich auch zur Stressreduktion beitragen. Die Verminderung von Stress kann auch durch regelmäßig angewandte Meditation, Yoga und ausreichend Schlaf erreicht werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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