Nierenszintigraphie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Nierenszintigraphie ist eine bewährte nuklearmedizinische Untersuchungsmethode. Sie dient vor allem der seitengetrennten Beurteilung der Funktion der Nieren sowie auch der harnableitenden Organe des Urogenitaltrakts. Möglich wird dies durch die Verwendung einer sehr gut verträglichen radioaktiven Substanz, die dem Patienten gespritzt wird: Durch das Aufzeichnen ihrer Ausscheidung über die Nieren durch eine Gammakamera kann die Nierenfunktion ohne invasiven Eingriff in den Körper zuverlässig überprüft werden.
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Was ist die Nierenszintigraphie?
Die Szintigraphie der Nieren gehört in den Fachbereich der Nuklearmedizin und ist eine aussagekräftige diagnostische Ergänzung zu den klassischen Untersuchungen wie Sonographie (Ultraschall) und speziellen Blutuntersuchungen.
Die Nierenfunktion wird durch eine radioaktiv strahlende Substanz erfasst, die in geringer Dosis in der Regel in die Vene des Patienten gespritzt wird. Bei dem Tracer, mit dem die Aufnahme und das Ausscheiden von Flüssigkeit durch die Nieren verfolgt werden kann, handelt es sich in den meisten Fällen um Technetium, ein chemisches Element. Durch dessen natürliche Strahlung ist es mithilfe der Gammakamera möglich, den Verlauf der mit dieser Substanz angereicherten Flüssigkeit im Bereich von Nieren und dem harnableitenden System in aussagefähiges Bildmaterial umzusetzen.
Diese Bilder werden als Szintigramm bezeichnet. Zusätzlich wird mit entsprechender Software die Leistungsfähigkeit der Nieren auch in Prozent ausgedrückt und mit den festgelegten Normwerten verglichen. Im Gegensatz zur Laboranalyse der einschlägigen Blutwerte kann die Nierenszintigraphie die Funktion der beiden Nieren getrennt voneinander darstellen. Zur Abrundung der Diagnostik wird die Szintigraphie dennoch in vielen Fällen mit einer Untersuchung der Nierenwerte im Blut verbunden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Krankhafte Prozesse wie Tumore oder Entzündungen im Bereich des Nierenbeckens und der Harnleiter sowie Harnabflussstörungen unterschiedlicher Ursache können auf diese Weise durch eine nicht-invasive Diagnostik entdeckt werden. Auch zur Darstellung möglicher Folgen von Bluthochdruck wie zum Beispiel die relevante Verengung von Nierenarterien, eignet sich die Nierenszintigraphie.
Sie wird darüber hinaus auch bei speziellen Fragestellungen angewandt – zum Beispiel im Hinblick auf den Erfolg einer Nierentransplantation oder einer Operation im Fachbereich Urologie sowie bei kleinen Kindern mit Fehlbildungen im Bereich der harnableitenden Organe. Rund um eine Chemo- oder Strahlentherapie kann mit der Szintigraphie die Funktionsleistung der Nieren ohne einen invasiven Eingriff überwacht werden. Dies alles ermöglicht die Gabe einer kleinen Menge eines radioaktiven und nierengängigen Tracers, der in der Regel in die Armvene appliziert wird.
Eine spezielle Vorbereitung auf diese Untersuchung ist nicht nötig. Lediglich bestimmte Röntgenuntersuchungen sollten in den letzten beiden Tagen vor der nuklearmedizinischen Diagnostik vermieden werden, da das verwendete Kontrastmittel die Aussagekraft der Szintigraphie verfälschen kann. Sollen Schäden durch Hochdruck diagnostiziert werden, müssen nach Rücksprache mit dem Arzt unter Umständen auch Blutdruckmedikamente abgesetzt werden. Wichtig ist es jedoch, im Vorfeld der Untersuchung – vor allem in den letzten 30 Minuten davor – ausreichend zu trinken.
Auf diese Weise erzielt man eine gute Anreicherung des Tracers im Nierengewebe und eine ausreichende Ausscheidung. Der Harnfluss kann zudem durch die Gabe von wassertreibenden Medikamenten - sogenannten Diuretika – kurz vor der Untersuchung noch verstärkt werden. Die Anfertigung der Bilder erfolgt in Rückenlage.
Die Gammakamera erfasst die physiologischen Vorgänge in Niere und harnableitenden Organen über einen Zeitraum von etwa 30 bis 40 Minuten. Durch die schnelle Ausscheidung des radioaktiven Tracers ist es in dieser relativ kurzen Zeit möglich, sich ein umfassendes Bild im Hinblick auf die individuelle Fragestellung der durchgeführten Nierenszintigraphie zu machen. Nicht selten kann die hohe Aussagekraft der Szintigraphie bereits Krankheitsbilder feststellen, bevor diese über die Veränderung von Blutwerten labordiagnostisch auffallen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Zudem verlässt die Radioaktivität den Körper rasch durch die natürliche Ausscheidung über die Nieren beziehungsweise den Harntrakt. Durch konsequentes Trinken nach der Untersuchung kann dieser Prozess noch unterstützt werden. Eine relative Kontraindikation – das bedeutet, der Nutzen und die Dringlichkeit der Untersuchung sind genau durch den Arzt abzuwägen – besteht lediglich rund um Schwangerschaft und Stillzeit. Stillenden Müttern wird vom Arzt empfohlen, wegen des verabreichten Radionuklids für 48 Stunden die Muttermilch abzupumpen und zu verwerfen.
Zudem sollten Patienten im Anschluss an eine Nierenszintigraphie – wie nach jeder nuklearmedizinischen Untersuchung – für etwa einen Tag den Kontakt zu Schwangeren oder kleinen Kindern auf ein Minimum einschränken. Auch eine Unverträglichkeitsreaktion auf den eingespritzten Tracer ist in der Regel nicht zu erwarten.
Im Vergleich zu den Kontrastmitteln, die zum Beispiel im Rahmen einer CT (Computertomographie) verwendet werden, kann Technetium auch bei Patienten mit hohem Allergiepotenzial in der Regel bedenkenlos verwendet werden. Die Aufnahme selbst durch die Gammakamera ist absolut schmerzfrei. Einschränkungen nach der Nierenszintigraphie bestehen nicht, sodass der Patient gleich nach der Untersuchung ganz normal seinen privaten oder beruflichen Verpflichtungen nachkommen kann.
Quellen
- Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012