Occipitallappen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Occipitallappen ist der hinterste Teil des Großhirns, der die primäre und sekundäre Sehrinde enthält. Dieses Sehzentrum ist vor allem für die Verarbeitung und Interpretation von visuellen Sinneseindrücken zuständig. In Folge eines Hirninfarkts kann durch Schädigungen dieser Gehirnregion corticale Blindheit eintreten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Occipitallappen?

Die Funktionen und Aufgaben des Occipitallappens sind in erster Linie visueller und assoziativer Natur. In der primären Sehrinde dieses Gehirnbereichs findet die Verarbeitung aller Sehreize aus der temporal ipsilateralen und nasal kontralateralen Netzhaut statt.
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Unter dem Occipitallappen oder auch Hinterhauptslappen versteht die Neurologie den hintersten Teil des Großhirns. Dieser Bereich ist der kleinste Lappen der insgesamt vier Hirnlappen. Der Hinterhauptslappen besteht aus drei Arealen. Zusammen mit dem Sulcus calcarinus bilden die primäre und sekundäre Sehrinde die Gesamtheit dieser Gehirnregion aus. Über dem Sulcus calcarinus liegt der Cuneus, wobei darunter der Gyrus lingualis lokalisiert ist.

Der Occiitallappen liegt am Hinterhauptbein an und sitzt oberhalb des Kleinhirnzelts, das diesen Gehirnbereich vom direkt darunter liegenden Kleinhirn trennt. Der Hinterhauptslappen grenzt sowohl an den Temporal-, als auch an den Parietallappen an. Der Gehirnbereich ist auch unter dem Begriff des visuellen Zentrums bekannt, da hier sämtliche visuellen Informationen verarbeitet werden. Sowohl die primäre, als auch sekundäre Sehrinde sind in diesem Bereich angesiedelt und werden oft als visueller Cortex zusammengefasst. Zusammen mit dem Parietal-, dem Frontal- und dem Temporallappen ergibt der Hinterhauptslappen die Gesamtheit des Großhirns. Zum Temporallappen hat der Occipitallappen keine klar erkennbare Grenze.

Anatomie & Aufbau

Die primäre Sehrinde ist auch als sechsschichtig aufgebautes Brodman-Areal 17 bekannt und liegt auf beiden Seiten des Sulcus calcarinus. In der inneren Körnerschicht dieses Areals liegt ein Nervenfaserband, das auch Vicq-d’Azyr-Streifen genannt wird und dem Gebiet sein gestreiftes Aussehen verleiht. Die sekundäre Sehrinde ist über Bahnen mit Großhirnrindenarealen wie dem Gyrus angularis oder dem Frontallappen verbunden. Der Hinterhauptslappen ist durch Venen und Arterien an die Blutversorgung angebunden.

Die Versorgung findet hauptsächlich über die Arteria cerebri posterior statt. Durch die aufsteigende Venae superficiales ascendentes cerebri und die absteigende Venae superficiales descendentes cerebri fließt das Blut aus diesem Bereich wieder ab. Bei beiden Venen handelt es sich um oberflächliche Hirnvenen. Über die aufsteigende Vene erreicht das Blut den Sinus sagittalis superior. Das Blut der absteigenden Vene läuft dagegen in den Sinus transversus hinein, der sich mit dem Sinus saggitalis superior vereint. Vom Sinus transversus aus wird das Blut aus dem Gehirn in die Drosselvene abgeführt und verlässt auf diese Weise den Kopf.

Funktion & Aufgaben

Die Funktionen und Aufgaben des Occipitallappens sind in erster Linie visueller und assoziativer Natur. In der primären Sehrinde dieses Gehirnbereichs findet die Verarbeitung aller Sehreize aus der temporal ipsilateralen und nasal kontralateralen Netzhaut statt. Der rechte Occipitallappen verarbeitet dabei die Signale der jeweils rechten Netzhauthälften und der linke Teil der Struktur ist für die Verarbeitung der Signale aus den linken Netzhauthälften verantwortlich.

Jeder Netzhautpunkt ist mit einem bestimmten Gebiet der primären Sehrinde vernetzt. Die eingehenden Informationen werden vom der primären Sehrinde des Occipitallappens in kortikalen Säulen verarbeitet. Diese Säulen entsprechen übereinander liegenden Verbänden aus Zellen. Einige Zellverbände in diesem Bereich filtern aus einem visuellen Gesamteindruck auch bestimmte Informationen oder Sehmuster heraus. Dieser Prozess wird auch als Eigenschaftsextraktion bezeichnet. Anders als die primäre Sehrinde ist die sekundäre Sehrinde ein Assoziationszentrum. Hier findet statt Verarbeitung Interpretation statt.

Dieses Gebiet entspricht den Brodmann-Arealen 18 und 19. Hier werden die fertig verarbeiteten Sehmuster der primären Sehrinde ehemals gesammelten Sinneseindrücken gegenüber gestellt. Durch diese Gegenüberstellung werden Interpretationen eines Seheindrucks möglich. Die Erkennung von visuell Wahrgenommenem findet also in diesem Bereich des Gehirns statt. Die Verbindungsbahnen zum Gyrus angularis und dem Frontallappen ermöglichen die abrupte Artikulation eines Seheindrucks und die Koordination der Augenbewegungen.


Krankheiten

Im Bereich des Occipitallappens kann das Gewebe Schäden nehmen. Am häufigsten stellen sich derartige Schäden in Folge von Traumen oder Blutungen und Entzündungen ein. Wenn eine einseitige Schädigung der primären Sehrinde vorliegt, dann äußert sich das in der Regel in Form von kontralateralen, also gegenüberliegenden Gesichtsfeldausfällen. Manchmal ist auch nur die Wahrnehmungen von Kontrasten und Helligkeiten reduziert oder die Betroffenen nehmen einen blinden Fleck in einem bestimmten Teil des Gesichtsfelds wahr.

Wenn beidseitig Schädigen an der primären Sehrinde vorliegen, so kann in einer Folge dessen Rindenblindheit eintreten. Die Augenreflexe bleiben in aller Regel erhalten. Wenn statt der primären Sehrinde die sekundäre Sehrinde Schädigungen erleidet, dann kann sich so eine visuelle oder optische Agnosie einstellen. Je nach Ort und Umfang der Schädigung erkennen die Betroffenen Objekte nicht mehr, können das Gesamtbild eines Seheindrucks nicht mehr wahrnehmen oder verlieren die visuelle Wahrnehmung ganz.

Manche Schädigungen der sekundären Sehrinde äußern sich auch lediglich in einer Unfähigkeit zur Schrifterkennung oder zum Schreiben und Lesen. Neben Schlaganfällen, Traumen und Entzündungen können auch entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems Gewebe des Occipitallappens zugrunde gehen lassen, so zum Beispiel Multiple Sklerose. Unter Umständen treten im Rahmen einer Hinterhauptslappenläsion auch Störungen der räumlichen Wahrnehmung oder der Bewegungswahrnehmung ein. Die häufigste Ursache für Schädigungen der beschriebenen Bereiche bleiben Infarkte der mittleren und hinteren Hirnarterie. Von Erkrankungen wie Alzheimer ist der Occipitallappen dagegen nur äußerst selten betroffen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Klingelhöfer, J., Berthele, A.: Klinikleitfaden Neurologie. Urban & Fischer, München 2009

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