Pärchenegel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pärchenegel, unter anderem als Erreger der Bilharziose (Schistosomiasis) bekannt, sind parasitisch lebende getrenntgeschlechtliche Saugwürmer, die einen Generationenwechsel über eine bestimmte Süßwasserschnecke durchlaufen. Das deutlich dünnere Weibchen verbleibt nach der Kopulation lebenslang in einer dafür ausgebildeten Bauchfalte des Männchens. Krankheitsauslösend sind nicht die adulten Würmer, die sich im Venensystem von Bestandteilen des Bluts ernähren, sondern ihre Eier, die die Blutbahn verlassen, Organe befallen und Immunreaktionen auslösen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Pärchenegel?

Die Schistosomiasis wird hauptsächlich durch die Eier der Würmer verursacht, von denen ein Teil über Urin oder Stuhl ausgeschieden wird. Ein weiterer Teil verbleibt zunächst im Körper und kann in Leber, Darm oder andere Organe eindringen.
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Pärchenegel (Schistosoma) gehören mit über 80 bekannten Arten zur Gattung der Saugwürmer. Es handelt sich um die einzige Art von getrenntgeschlechtlich lebenden Saugwürmern. Das viel dünnere Weibchen bleibt nach der Kopulation lebenslang in einer Hauttasche des Männchens.

Die Würmer befinden sich vorwiegend im venösen Blutgefäßsystem des Darms oder der Harnblase ihrer Endwirte. Sie ernähren sich parasitisch von Blutbestandteilen und erreichen eine Länge von bis zu 20 Millimetern. Je nach Art produzieren die Weibchen täglich 100 bis 3.000 Eier, die die Blutbahnen verlassen und in bestimmte Organe einwandern oder über Urin und Stuhl ausgeschieden werden.

Aus den ausgeschiedenen Eiern entwickeln sich Wimpernlarven, die für ihre weitere Entwicklung auf einen spezifischen Zwischenwirt angewiesen sind. Meist handelt es sich dabei um bestimmte Arten von Posthornschnecken. Die Larven entwickeln sich im Zwischenwirt zur Muttersporozyste, die anschließend eine große Menge von Tochtersporozysten bildet. Die Sporozysten wachsen im Darm der Schnecke zu Gabelschwanzcercarien heran.

Sobald die ausgeschiedenen und im Wasser frei schwimmenden Cercarien mit ihrem Endwirt in Kontakt kommen, dringen sie durch die Haut ein und entwickeln sich zu adulten Würmern. Als Endwirt kommen je nach Art Menschen und andere Säugetiere sowie Wasservögel oder Krokodile in Frage.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Schistosoma mansoni und Schistosoma haematobium sind als Erreger der Bilharziose (Schistosomiasis) die wichtigsten und bekanntesten Vertreter der Pärchenegel, von denen es insgesamt fünf humanpathogen Arten gibt. Bilharziose ist vor allem im tropischen Afrika und nahezu im gesamten Niltal weit verbreitet.

Schistosoma mansoni ist für seinen Generationenwechsel auf eine bestimmte Posthornschnecke angewiesen, die vor allem in stehenden und langsam fließenden Gewässern zu finden ist. Schistosoma haematobium, die zweite Art eines Pärchenegels mit hoher Humanpathogenität, stellt ebenfalls in einigen tropischen Regionen Afrikas ein hohes Infektionsrisiko für die Bevölkerung dar. Als Zwischenwirt dient eine bestimmte Art von Bulinus-Schnecken.

Ein weiterer pathogener Pärchenegel, Schistosoma japonicum, kommt in einigen Regionen Ostasiens als Erreger der Darmbilharziose vor. In Europa und Nordamerika sind lediglich Arten verbreitet, die ausschließlich in Entenvögeln parasitieren. Allerdings dringen in verseuchten Badeseen etwaig vorhandene Cercarien auch in die Haut von Menschen ein. Sie sterben zwar anschließend ab, können aber eine unangenehm juckende Badedermatitis verursachen.

Eine direkte Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch besteht nicht, da die Wimpernlarven, die aus den Eiern entstehen, für ihre weitere Entwicklung und Umwandlung unbedingt auf ihren spezifischen Zwischenwirt angewiesen sind. Aus diesem Grund ist auch die weltweite Ausbreitung einzelner Arten von Schistosomen nicht ohne Weiteres möglich.

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Krankheiten & Beschwerden

Die Schistosomiasis wird hauptsächlich durch die Eier der Würmer verursacht, von denen ein Teil über Urin oder Stuhl ausgeschieden wird. Ein weiterer Teil verbleibt zunächst im Körper und kann in Leber, Darm oder andere Organe eindringen. In seltenen Fällen ist auch das Zentralnervensystem betroffen.

Beispielsweise wandern die Cercarien der Schistosoma haematobium zunächst in die Lunge wo sie zwei bis 10 Wochen nach dem Eindringen der Cercarien durch die Haut, typische Symptome wie das Katayama-Fieber auslösen. Es äußert sich durch Ödembildung, Fieber, trockenen Husten und weitere Symptome.

Je nach Erregertyp der Schistosomiasis sind hauptsächlich Leber, Blase oder Darm betroffen. Beim Durchqueren von Gewebe verursachen die Eier Entzündungsreaktionen des Immunsystems und setzen Reparaturmechanismen in Gang. Sie führen zur Bildung von fibrösen Granulomen. Das bedeutet, dass funktionales Organgewebe teilweise durch Bindegewebe ersetzt wird, das keine organspezifischen Aufgaben mehr übernehmen kann.

Wenn Organe wie Leber oder Milz betroffen sind, bilden sich fibröse Strukturen aus, und es kommt zu einer Erhöhung des Blutdrucks in der Pfortader um bis zu 100 Prozent und zu einer starken Vergrößerung der Milz.

Die größte Gefahr, an einer Schistosomiasis zu erkranken, besteht beim Baden in Gewässern, die mit aktiven Cercarien verseucht sind. Es ist gleichzeitig der einzige Infektionsweg zur Ausbildung einer Schistosomiasis oder Bilharziose. In vielen Fällen sind die Eintrittsstellen, an denen die Larven durch die Haut eingedrungen sind, sichtbar. Häufig entsteht dort ein juckender Hautausschlag, der auf eingedrungene Cercarien hindeuten kann.

Die sicherste Vorbeugemaßnahme besteht darin, Gewässer, die bekanntermaßen mit Cercarien kontaminiert sind, nicht für Badezwecke oder Schwimmsport zu nutzen. Wenn Cercarien in die Haut eingedrungen sind, kann die weitere Entwicklung zu adulten Pärchenegeln kaum noch gestoppt werden.

Erst, wenn sich aus den Cercarien Pärchenegel entwickelt haben, die sich im venösen Gefäßsystem festgesetzt haben, ist eine medikamentöse Therapie möglich. Unbehandelt kann die Schistosomiasis zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Vor allem können Leber, Milz, Lunge, Blase und Darm durch fibröse Gewebsveränderungen nachhaltige Schäden erleiden, die zum Teil lebensbedrohlich sind.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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