Penciclovir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der medizinische Wirkstoff Penciclovir wird als Virostatikum zur Therapie von Herpesinfektionen eingesetzt. Bei chemischer Betrachtung handelt es sich um eine Verbindung, die funktionelle und strukturelle Ähnlichkeiten zu Guanin aufweist. Für Penciclovir besteht eine Zulassung in den USA und Europa inklusive des deutschsprachigen Raumes (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Penciclovir?

Penciclovir wird ausschließlich zur lokalen Anwendung in Form von Salben bzw. Cremes vertrieben. Diese werden unmittelbar auf die Fieberbläschen aufgetragen.
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Penciclovir ist ein Analogon von Guanin. Das bedeutet, dass Penciclovir bei chemischer und pharmakologischer Betrachtung in funktioneller und struktureller Hinsicht eine sehr große Ähnlichkeit zu der Nukleinbase Guanin aufweist. Diese Ähnlichkeiten haben Auswirkungen auf den Wirkmechanismus.

Penciclovir wird als Virostatikum eingesetzt, um Herpes-Infektionen vom Typ simplex zu therapieren. Der Arzneistoff weist eine morale Masse von 253,26 g/mol auf, was einer chemischen Summenformel von C 10 – H 15 – N 5 – O 3 entspricht. Die bei regulärer Raumtemperatur feste Substanz ist wasserlöslich und wird meist als Salbe zur ausschließlich äußeren Anwendung im Gesicht vertrieben.

In Europa unterliegt Penciclovir der Apothekenpflicht. Medikamente, die den Wirkstoff enthalten, können deshalb ausschließlich über lizensierte Apotheken erworben werden. Penciclovir unterliegt allerdings keiner Rezeptpflicht.

Da der Hersteller Novartis, ein schweizerisches Pharmaunternehmen mit Sitz in Basel, alleiniger Inhaber des Patents ist, existieren keine Generika. Der Vertrieb erfolgt deshalb ausschließlich durch Novartis. Dennoch kommen unterschiedliche Handelsnamen zum Einsatz, die je nach Dosierung und Vertriebsland variieren (z. B. Fenivir®, Denavir® oder Fenistil®).

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Die Wirkung von Penciclovir lässt sich als antiviral beschreiben. Die Substanz ist folglich wirksam in der Lage, bestimmte Viren, die Infektionserkrankungen auslösen, gezielt abzutöten. Aufgrund dieser Wirkungen zählt Penciclovir zu den Virostatika.

Eine Verwendung ist allerdings nur gegen die Herpes simplex-Viren möglich, da gegen andere Formen des Virus keine relevante Wirksamkeit besteht.

Zudem ist Penciclovir eine sogenannte Prodrug. Demzufolge ist der Arzneistoff selbst nicht direkt wirksam. Vielmehr wird er im Körper durch Verstoffwechselung (Metabolisierung) in die verwandte Substanz Penciclovirtriphosphat umgewandelt, die sodann die antiviralen Effekte herbeiführt. Das Penciclovirtriphosphat hemmt die Vervielfältigung der Virus-DNA, indem die Polymerase der DNA verhindert wird.

Aus pharmakologischer Hinsicht ist zudem hervorzuheben, dass Penciclovir im Vergleich zu anderen Herpes-Medikamenten wie etwa Aciclovir eine wesentlich längere Halbwertszeit hat.

In der Literatur konnte aufgezeigt werden, dass Penciclovir bei ordnungsgemäßer Anwendung in der Lage ist, die Symptome einer Herpes-Infektion (z. B. Läsionen auf der Lippe) innerhalb eines halben Tages zu reduzieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Penciclovir wird ausschließlich zur lokalen Anwendung in Form von Salben bzw. Cremes vertrieben. Diese werden unmittelbar auf die Fieberbläschen aufgetragen. Die Applikation darf jedoch ausschließlich im Gesicht erfolgen.

Die exakte Dosierung hängt von zahlreichen Faktoren ab, weswegen sie nicht immer identisch sein muss. In der Regel ist jedoch alle zwei Stunden eine Applikation anzuraten. Hierbei ist es wichtig, das Medikament mit möglichst sauberen Fingern aufzutragen, um weitere Infektionen zu verhindern. Die durchschnittliche Behandlungsdauer beträgt vier Tage.

Die im deutschsprachigen Raum vertriebenen Präparate unterliegen zwar der Apotheken-, nicht jedoch der Rezeptpflicht. Sie können deshalb auch ohne vorherige ärztliche Verordnung erworben werden.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Penciclovir, einem antiviralen Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von Herpes-simplex-Viren (insbesondere Herpes labialis) eingesetzt wird, sind einige wichtige Punkte zu beachten. Penciclovir wird in der Regel topisch angewendet, in Form von Cremes, die auf die betroffene Hautpartie aufgetragen werden.

Die Anwendung sollte so früh wie möglich nach dem Auftreten der ersten Symptome, wie Kribbeln oder Rötung, erfolgen, um die Wirksamkeit zu maximieren. Typischerweise wird die Creme alle zwei Stunden während der Wachphase, jedoch nicht während des Schlafens, aufgetragen, was zu etwa achtmaliger Anwendung pro Tag führt. Die Behandlung wird in der Regel für vier Tage fortgesetzt.

Es ist wichtig, die Creme nicht auf Schleimhäute oder in die Augen zu bringen, da dies zu Reizungen führen kann. Nach dem Auftragen sollten die Hände gründlich gewaschen werden, um eine Verbreitung des Virus auf andere Körperteile oder Personen zu vermeiden.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geboten, obwohl bei topischer Anwendung systemische Wirkungen selten sind. Auch bei schwangeren oder stillenden Frauen sollte die Anwendung nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken durch einen Arzt erfolgen. Penciclovir ist für Kinder unter 12 Jahren in der Regel nicht empfohlen.

Risiken & Nebenwirkungen

Da es sich bei Penciclovir um einen medizinsichen Arzneistoff handelt, können auch bei ordnungsgemäßer Anwendung der Creme bzw. Salbe Risiken und Nebenwirkungen bestehen. Grundsätzlich gilt der Wirkstoff jedoch als sehr sicher. In zahlreichen Studien wurde die Substanz an weit über 1.000 Probanden getestet.

So konnte herausgefunden werden, dass einige Patienten nach der Anwendung Hautreaktionen zeigten. Diese äußerten sich durch Rötungen, einem stechenden Gefühl, lokaler (nicht vorübergehender) Taubheit sowie in einem mittleren bis starken Brennen. Beim Auftreten dieser Nebenwirkungen sollte von der Anwendung abgesehen werden. Ein Arzt ist zu kontaktieren, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Wechselwirkungen zwischen Penciclovir und anderen Arzneien sind nicht bekannt. Der behandelnde Arzt ist dennoch über alle eingenommen Medikamente zu informieren.

Ferner darf Penciclovir nicht eingenommen werden, wenn eine Kontraindikation besteht. Von einer Kontraindikation wird gesprochen, wenn die Behandlung mit dem Wirkstoff aus ärztlicher Sicht unterbleiben sollte, weil Gegenanzeigen vorhanden sind, die zu Gefahren führen. Das ist bei Penciclovir dann der Fall, wenn eine Allergie oder Unverträglichkeit bekannt ist.

Auch ist die Creme ausschließlich zur äußerlichen Behandlung des Gesichts geeignet. Penciclovir darf also nicht auf die Augen oder den Genitalbereich aufgetragen werden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Penciclovir betreffen vor allem bestimmte Patientengruppen und Anwendungsbereiche. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Penciclovir oder andere Bestandteile der topischen Formulierung, wie etwa Hilfsstoffe in der Creme. Patienten, die eine solche Allergie aufweisen, sollten das Medikament nicht verwenden, da es zu schweren allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen oder sogar anaphylaktischem Schock kommen kann.

Eine weitere Kontraindikation betrifft die Anwendung auf stark geschädigter Haut, offenen Wunden oder auf Schleimhäuten, einschließlich der Augenpartie. Die Creme sollte nicht in die Nähe der Augen gelangen, da dies zu Reizungen oder Entzündungen führen kann. Bei versehentlichem Kontakt mit den Augen ist sofortiges Ausspülen mit Wasser erforderlich.

Auch bei Kindern unter 12 Jahren wird die Anwendung von Penciclovir in der Regel nicht empfohlen, da für diese Altersgruppe keine ausreichenden klinischen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen. Schwangere und stillende Frauen sollten Penciclovir nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken durch den Arzt verwenden, da bislang keine ausreichenden Studien zur Sicherheit während der Schwangerschaft und Stillzeit existieren. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist zwar die topische Anwendung meist unbedenklich, jedoch sollten dennoch mögliche systemische Auswirkungen berücksichtigt werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Penciclovir wird überwiegend topisch angewendet, und aufgrund seiner geringen systemischen Absorption bei äußerlicher Anwendung sind klinisch relevante Interaktionen mit anderen Medikamenten selten. Dennoch gibt es einige theoretische Überlegungen und Vorsichtsmaßnahmen, die beachtet werden sollten.

Da Penciclovir hauptsächlich lokal wirkt, gibt es keine bekannten signifikanten Wechselwirkungen mit systemisch eingenommenen Medikamenten. Jedoch sollte bei der gleichzeitigen Anwendung mit anderen topischen Produkten im selben Anwendungsbereich Vorsicht geboten sein. Beispielsweise könnte die Kombination mit anderen lokal aufgetragenen antiviralen oder entzündungshemmenden Cremes oder Salben zu Wechselwirkungen führen, die die Wirksamkeit oder das Nebenwirkungsprofil beeinflussen.

Auch wenn die systemische Aufnahme minimal ist, ist bei Patienten, die stark immunsuppressive Therapien erhalten, eine erhöhte Vorsicht angebracht. Diese Patienten sind möglicherweise anfälliger für Infektionen, und die Anwendung von Penciclovir sollte in solchen Fällen gut überwacht werden.

Ein weiterer theoretischer Aspekt betrifft Patienten, die Medikamente einnehmen, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, wie bestimmte antivirale Mittel, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder einige Antibiotika. Obwohl eine systemische Wirkung von Penciclovir bei topischer Anwendung unwahrscheinlich ist, könnte in diesen Fällen das Risiko für unerwartete Interaktionen minimal erhöht sein, und eine ärztliche Überwachung wäre ratsam.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Penciclovir nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Herpes-simplex-Infektionen, insbesondere Herpes labialis, zu behandeln. Eine häufig verwendete Alternative ist Aciclovir, ein weiteres antivirales Medikament, das sowohl topisch als auch oral angewendet werden kann. Aciclovir ist ähnlich wie Penciclovir ein Nukleosid-Analogon und hemmt die Replikation des Virus, jedoch mit einem leicht unterschiedlichen Wirkungsprofil. Es wird oft in Form von Cremes oder Salben angeboten, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden.

Valaciclovir ist eine weitere Alternative, die als Prodrug von Aciclovir wirkt. Es wird oral eingenommen und im Körper zu Aciclovir umgewandelt. Valaciclovir hat den Vorteil einer besseren Bioverfügbarkeit, was bedeutet, dass es seltener eingenommen werden muss und eine wirksamere systemische Behandlung ermöglicht.

Für Patienten, die eine natürliche oder alternative Behandlung bevorzugen, können Produkte mit Melissenextrakt (Zitronenmelisse) verwendet werden. Studien haben gezeigt, dass Melissenextrakt antivirale Eigenschaften hat und die Heilung von Herpesbläschen fördern kann.

Eine weitere Option ist Docosanol, eine Fettsäure, die topisch angewendet wird und den Eintritt des Virus in die Zellen verhindert. Docosanol ist rezeptfrei erhältlich und kann die Dauer von Herpesausbrüchen verkürzen, wenn es frühzeitig angewendet wird.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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