Manuelle Therapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Manuelle Therapie ist ein Oberbegriff für verschiedene Therapieformen, die der Behandlung von Störungen des Bewegungsapparats dienen. Manualtherapeutische Verfahren gehören zum Bereich der Alternativmedizin, sind aber auch Teil der Manuellen Medizin, die von vielen Physiotherapeuten und Masseuren durchgeführt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Manuelle Therapie?

Zu den Manuellen Therapien gehören die Osteopathie, die Chiropraktik, die Cranio-Sacral-Therapie, die Ortho-Bionomy, die Atlaslogie und die Orthopädische Manuelle Therapie (OMT).

Unter dem Begriff Manuelle Therapie versteht man im weitesten Sinne Verfahren zur Therapie von Gelenken, Muskeln oder Nerven. Die Manuelle Therapie beinhaltet sowie Diagnostik- als auch Behandlungstechniken. Zu den Manuellen Therapien gehören die Osteopathie, die Chiropraktik, die Cranio-Sacral-Therapie, die Ortho-Bionomy, die Atlaslogie und die Orthopädische Manuelle Therapie (OMT).

Im engeren Sinne ist die Manuelle Therapie eine geschützte Behandlungsform der Physiotherapie und kann mittels Heilmittelverordnung vom behandelnden Arzt verordnet werden. Die Zusatzqualifikation Manuelle Therapie für Physiotherapeuten umfasst eine Fortbildung mit mindestens 250 Unterrichtsstunden. Nur nach Absolvierung dieser Ausbildung darf die Bezeichnung Manualtherapeut geführt werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei der klassischen Manualtherapie durch den Physiotherapeuten erfolgt zunächst eine Diagnostik der Gelenkmechanik, der Muskelfunktionen und der Koordination der Bewegungen. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse wird ein Behandlungsplan erstellt. Dieser umfasst verschiedene Handgriffe und Mobilisationstechniken. Durch diese Techniken sollen Schmerzen gelindert und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates beseitigt werden.

Ein Teil der Behandlungstechniken erfolgt passiv, das heißt, dass ausschließlich der Therapeut die Muskeln und Gelenke des Patienten mobilisiert. Ein anderer Teil der Behandlung erfolgt durch Übungen, in die der Patient aktiv mit eingebunden wird. Das Ziel der klassischen Manuellen Therapie ist es, ein physiologisches Zusammenspiel zwischen Muskeln, Gelenken und Nerven zu ermöglichen.

Die Chiropraktik wurde vom amerikanischen Mediziner Daniel David Palmer entwickelt. Sein Ziel war es, mit den chiropraktischen Behandlungstechniken eine normale Beweglichkeit eingeschränkter Gelenke wiederherzustellen. Ein Fokus der Chiropraktik liegt auf der Behandlung der Wirbelsäule. Durch spezielle Handgriffe werden Subluxationen, das bedeutet Verschiebungen, der Wirbelkörper behandelt. Die Chiropraktik geht davon aus, dass verschobene Wirbelkörper über Druck auf die Spinalnerven und das Rückenmark verschiedenste Symptome auslösen können. Durch sogenannte Traktionen soll durch ein Auseinanderziehen von Gelenkstrukturen eine Druckminderung und Gelenkentlastung entstehen.

In Kombination mit einer Dehnung der umliegenden Bänder und der Gelenkkapsel soll so eine verbesserte Beweglichkeit erreicht werden. Dehnungs- und Entspannungstechniken passen die Muskulatur dem neuen Bewegungsfreiraum an. Ebenso wie die Chiropraktik stammt auch die Cranio-Sacral-Therapie aus den USA. Die Cranio-Sacral-Therapie basiert auf der Annahme, dass innerhalb der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit ein bestimmter Rhythmus, das craniosacrale Pulsieren, zu finden ist.

Die Rückenmarksflüssigkeit dient der Ernährung, dem Schutz und der Beweglichkeit des Nervensystems. Der craniosacrale Rhythmus breitet sich der craniosacralen Therapie zufolge im gesamten Körper aus. Ist der Rhythmus gestört, kann dies Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Verspannungen und Beeinträchtigungen des Immunsystems zur Folge haben. Aufgabe des Cranio-Sacral-Therapeuten ist es, den Rhythmus des craniosacralen Systems zu erspüren und bei Rhythmusstörungen den Rhythmus durch sanfte Zug- und Druckbewegungen zu korrigieren.

Auch die Osteopathie wurde in Amerika begründet. Grundannahme der Osteopathie ist, dass der Körper in der Lage ist, sich selber zu regulieren und zu heilen. Voraussetzung dafür ist aber, dass alle Strukturen im Körper beweglich und gut versorgt sind. Bewegungseinschränkungen behindern die Versorgung der umliegenden Gewebe und können so Störungen verursachen. Der Osteopath untersucht deshalb den gesamten Körper des Patienten um eventuelle Einschränkungen in der Beweglichkeit von Geweben, Muskeln und Gelenken zu finden. Findet er solche Einschränkungen, so kann er diese mit verschiedenen Techniken lösen.

Die Ortho-Bionomy ist eine Manuelle Therapie, die auf der Physiotherapie, der Osteopathie und der Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin beruht. Auch die Ortho-Bionomy stellt die Selbstregulation des Körpers in den Fokus und versteht sich als ein salutogenetisches Verfahren. Salutogenetische Verfahren dienen vielmehr der Erhaltung der Gesundheit und der Vorbeugung von Erkrankungen als der Therapie von Krankheiten.

Die Naprapathie ist ein Verfahren aus Schweden, das ausschließlich von ausgebildeten Doctors of Naprapathy oder Doctors of Naprapathic Medicine ausgeführt werden darf. Die Theorie der Naprapathie ist, dass durch Verletzungen und Giftablagerungen entstandenes Narbengewebe in Muskeln, Bindegewebe und Bändern die Nerven, Blut- und Lymphgefäße beeinflusst und so körperliche Beschwerden verursacht. Durch spezielle manuelle Dehntechniken soll bei der Naprapathie das geschädigte Gewebe wieder hergestellt werden, sodass Blut und Lymphe wieder frei fließen können und auch die korrekte nervale Reizweiterleitung garantiert ist.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Wirksamkeit der manuellen Therapieverfahren ist unter Ärzten umstritten. Einige Wissenschaftler sehen die Verfahren der Chiropraktik und der Manuellen Therapie sogar als schädlich an. Vor jeder Manuellen Therapie sollten zunächst Beschädigungen der Wirbelsäule durch Läsionen, Unfälle oder Knochenmetastasen ausgeschlossen werden. Eventuell müssen bildgebende Verfahren zur Diagnostik zum Einsatz kommen.

Insbesondere bei unsachgemäßen Behandlungen im Bereich der Halswirbelsäule besteht die Gefahr einer Schädigung der Blutgefäße im Halsbereich. Befinden sich in diesen Gefäßen arteriosklerotische Ablagerungen, so können diese vor allem durch ruckartige manuelle Techniken im Halswirbelsäulenbereich gelöst werden und ins Gehirn gelangen. Dort können die gelösten arteriosklerotischen Bestandteile beispielsweise einen Schlaganfall auslösen. Bei sanfteren Verfahren wie der Cranio-Sacral-Therapie oder der Osteopathie ist das Risiko eines Schlaganfalls allerdings verschwindend gering.

Vorsicht bei der Manuellen Therapie ist angebracht, wenn Erkrankungen wie Osteoporose, Krebs, frischer Herzinfarkt, Knochenbrüche oder fieberhafte Infekte vorliegen. Bei Unsicherheiten sollte mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden.

Quellen

  • Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
  • Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005
  • Kraft, K., Stange, R. (Hrsg): Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010

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