Presswehen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Presswehen sind die besonders schmerzintensiven Wehen der Austreibungsphase, die das Baby aus der Gebärmutter durch den Muttermund und den Geburtskanal aus dem Körper der Mutter pressen. Sie sind die letzten Wehen der eigentlichen Geburt und enden, wenn das Baby auf der Welt ist.
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Was sind die Presswehen?
Die Geburt unterteilt sich in mehrere Phasen, begonnen mit der Eröffnungsphase. Ist diese abgeschlossen, hat sich der Muttermund so weit geöffnet, dass das Baby durch ihn hindurchpasst. Es folgt die kurze Übergangsphase, in der die ersten Presswehen bereits einsetzen. Während dieser Phase darf die Frau jedoch noch nicht mitpressen, da sich der Muttermund meist noch ein kleines Stück weiten muss. Erst, wenn die Hebamme nach ihrer Untersuchung zu dem Schluss kommt, dass der Muttermund weit genug geöffnet ist, darf die Frau dem Pressdrang nachgeben. Die, etwas unschmeichelhaft bezeichnete, Austreibungsphase setzt ein.
Die Presswehen gelten als die schmerzhaftesten Wehen der Geburt, da ihre Kontraktionsstärke am intensivsten ist. Belastend sind die Presswehen vor allem während der Übergangsphase, da sie mit dem Pressdrang einhergehen, die Frau jedoch noch nicht mitpressen darf.
Danach werden die Presswehen meist schon deswegen erträglicher, da die Frau durch das Pressen etwas abgelenkt wird und weiß, dass ihr Baby bald auf der Welt ist. Um die Schmerzen der Presswehen zu lindern, kann vorab eine PDA gegeben werden, die während der Austreibungsphase gerade noch so intensiv ist, dass die Mutter keine zu erschöpfenden Schmerzen verspürt, aber noch so viel fühlen kann, dass sie mitpressen kann.
Funktion & Aufgabe
Diese Arbeit haben vor den Presswehen die Eröffnungswehen geleistet. Während der normalerweise nur kurzen Übergangsphase wird die Intensität der Wehen spürbar stärker und sie werden schmerzhafter: dies sind erste Presswehen. Schließlich muss sich der Körper auch zuerst darauf einstellen, von den gut auszuhaltenden Eröffnungswehen zu den starken Presswehen zu wechseln.
Würde die Frau jetzt mitpressen, würde sie die Wehentätigkeit der Presswehen noch unterstützen und das Baby weiter vor in den Geburtskanal schieben. Das darf und soll sie, sobald es an der Zeit für die Austreibungsphase ist. Das ist der Fall, wenn sich der Muttermund auf mindestens 10 cm geweitet hat.
Die Presswehen alleine schaffen es nicht, das Baby aus dem Körper der Mutter zu pressen, ihre aktive Mithilfe ist gefragt. Deswegen ist es in der modernen Geburtshilfe auch so wichtig, die Kräfte der Frau zu schonen, damit sie für diese entscheidende Aufgabe alle Kraft aufwenden kann, die sie hat.
Bei manchen Frauen sind nur einige wenige Presswehen notwendig, bis das Baby auf der Welt ist, bei anderen dauert die Austreibungsphase länger. Genau wie die Geburt selbst sind die Dauer der Austreibungsphase sowie die Intensität der Presswehen von Frau zu Frau unterschiedlich.
Krankheiten & Beschwerden
Ist die Frau dagegen nach langer und schmerzhafter Eröffnungsphase zu erschöpft, fehlt ihr zum Mitpressen möglicherweise die Kraft und der Eingriff der Geburtshelfer wird notwendig.
Schwierigkeiten ergeben sich auch bei einer langen Übergangsphase. Öffnet sich der Muttermund nicht von alleine, muss eingegriffen werden, damit die Geburt vorangehen kann und die Frau nicht ihrer Kraft beraubt wird.
Während der Presswehen kann sich auch bei korrekter Geburtslage des Kindes eine ungünstig liegende Nabelschnur unbemerkt um seinen Hals wickeln. Das ist so lange nicht problematisch, bis die Presswehen eintreten, denn das Kind wird beim Eintritt in den Geburtskanal von der kürzer werdenden Nabelschnur gewürgt. Kommt es jetzt nicht schnell genug zur Welt, muss die Geburt ärztlich beschleunigt werden, was meistens durch Einsatz der Saugglocke geschieht. Fallen die Herztöne des Kindes bei der Geburt ab, ist das für die Geburtshelfer ein Warnsignal, dass die Presswehen möglicherweise gerade zur Lebensgefahr werden. Wird ein solcher Zwischenfall nicht frühzeitig bemerkt, besteht für das Kind durch Sauerstoffmangel Lebensgefahr.
Darüber hinaus können schwere Komplikationen eintreten, wenn während der Presswehen die Plazenta durch den Druck einreißt. Ist sie noch nicht im Ablösungsprozess, ist sie mit dem Blutkreislauf der Frau weiterhin verbunden und kann einen lebensgefährlichen Blutverlust auslösen.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013