Austreibungsphase

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die, etwas einfühlslos bezeichnete, Austreibungsphase ist die letzte Phase der Geburt. Das Baby wird durch starke Presswehen aus der Gebärmutter durch den Geburtskanal in die Außenwelt gepresst, woraufhin die Nachgeburt folgt - anschließend ist die Geburt überstanden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Austreibungsphase?

Die Austreibungsphase ist die letzte Phase der Geburt.

Eine menschliche Geburt gliedert sich in mehrere Phasen. Sie alle dienen der Vorbereitung des Körpers auf die intensivste Phase, die Austreibungsphase. Während die Senkwehen vor der Geburt das Baby so nah wie möglich an den Geburtskanal herabsinken lassen haben, dienten die Eröffnungswehen der Erweiterung des Muttermundes. In dieser Zeit ist normalerweise auch die Fruchtblase bereits geplatzt, sodass das Baby jetzt zur selbständigen Atmung auf die Welt gebracht werden muss.

Die Eröffnungswehen kamen alle paar Minuten und waren meist in ihrer Intensität gut auszuhalten oder wurden durch die Gabe einer PDA erträglich gemacht. Die Presswehen wiederum sind kennzeichnend für die Austreibungsphase, in der es darum geht, das Baby durch den geweiteten Muttermund hinauszupressen. Sie sind wesentlich stärker und schmerzhafter und setzen ebenfalls alle paar Minuten ein, jedoch mit deutlichen Pausen dazwischen.

Die Austreibungsphase kann je nach Frau und bisherigem Geburtsverlauf wenige Minuten bis zu einer Stunde oder länger dauern. Während die Frau während der Eröffnungswehen nicht pressen soll, darf und muss sie die Presswehen der Austreibungsphase mit kräftigem Pressen nach unten unterstützen, um den Prozess zu beschleunigen. Die Presswehen enden nahezu sofort, nachdem das Baby auf der Welt ist. Die Plazenta löst sich währenddessen meist von allein ab und verlässt durch sanftere Nachwehen den Körper der Mutter, was ihr normalerweise keine Schmerzen mehr bereitet.

Funktion & Aufgabe

Die Austreibungsphase ist die letzte Phase einer Geburt. Nach ihr folgen nur noch die körperlichen Vorgänge nach der Geburt des Babys. Während einer der vorherigen Geburtsphasen ist die Fruchtblase geplatzt - wenn nicht, dann tut sie das spätestens jetzt. Das Baby ist somit nicht mehr von Flüssigkeit umgeben und muss anfangen, selbständig zu atmen. Dauert es zu lange, bis es an Luft kommt, droht Erstickungsgefahr, weshalb Geburtshelfer in Geburten eingreifen müssen, die zu lange dauern.

Bei einer normalen Austreibungsphase setzen die Presswehen ein, die zwar wesentlich intensiver sind als die vorherigen Eröffnungswehen, von vielen Frauen aber auch als erleichternd empfunden werden. Die Aufgabe der Mutter besteht jetzt darin, eine für sie geeignete Position einzunehmen und kräftig nach unten zu pressen, womit sie die Austreibungsphase unterstützen kann. Hätte sie das vorher während der Eröffnungsphase der Geburt getan, hätte das womöglich das Baby zu früh in den Geburtskanal drücken können. Die Austreibungsphase hat nun aber genau dieses Ziel.

Durch die Presswehen gelangt, bei richtiger Geburtslage, zuerst der Kopf des Babys durch die Vagina nach draußen, ab dann braucht es meist nur noch ein, zwei weitere Wehen und das Baby verlässt den Körper der Mutter. Es kann jetzt selbständig atmen und fängt an zu schreien, was ein Zeichen ist, dass seine Atmung angefangen hat, zu funktionieren.

Die Nachgeburt geschieht ohne Wehentätigkeit, die Kontraktionen der Gebärmutter sind hormonell bedingt und werden kaum als schmerzhaft empfunden. Die Plazenta löst sich normalerweise von der Mitte beginnend von alleine ab und verlässt im Anschluss an das Kind den Körper der Frau. Dieser Prozess geht im Regelfall 10 bis 20 Minuten nach der Geburt vonstatten.


Krankheiten & Beschwerden

Während der Austreibungsphase kann es zu Komplikationen bei der Geburt des Babys sowie bei der Nachgeburt kommen. War die Eröffnungsphase bereits anstrengend, kann es sein, dass die Frau keine ausreichenden Energiereserven hat, um mitzupressen. Kann das Baby nicht zur Welt kommen, wird ein Kaiserschnitt notwendig.

Vor der Eröffnungs- zur Austreibungsphase sollte sich das Baby noch einmal drehen - geschieht das nicht, ist ebenfalls der Kaiserschnitt nötig. Bestenfalls bleibt das Baby nur ungünstig im Geburtskanal stecken und es reicht ein Eingriff mit der Saugglocke.

Schwierigkeiten in der Austreibungsphase können sich weiterhin durch die Nachgeburt ergeben. Löst sich die Plazenta nicht oder nicht vollständig, kann von außen durch Grifftechniken nachgeholfen werden. Dies wird jedoch nur unternommen, wenn die Geburtshelfer sich sicher sind, dass sich die Nachgeburt nicht von alleine löst.

Die schwerwiegendste Komplikation sind übermäßig starke Blutungen, bei denen die Mutter mehr als 500 ml Blut verliert. Diese können durch Gabe von Oxytocin und ausgelösten Gebärmutterkontraktionen oder operative Eingriffe gestillt werden.

Weiterhin muss untersucht werden, ob die Nachgeburt nach der Austreibungsphase vollständig abgegangen ist. Andernfalls würde das verbliebene Gewebe absterben und zu Kindbettfieber führen, eine der häufigsten Todesursachen nach der Geburt in früheren Jahrhunderten. Heute begegnet man dieser Komplikation mit Ultraschalluntersuchung und Ausschabung, falls Gewebe der Nachgeburt nicht von allein abgegangen ist.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013

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