Radialabduktion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Radialabduktion
Die Radialabduktion ist eine Beugebewegung der Hand oder Finger Richtung Speiche, wie sie im proximalen Handgelenk von fünf Handmuskeln ausgeführt wird. Die Spanne für die Bewegung zur Daumenseite hin beträgt bis zu 20 Grad. Bei Muskelerkrankungen kann die Radialabduktion gestört sein.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist die Radialabduktion?
Die bewegliche Verbindung zwischen mehreren knöchernen Skelettelementen wird auch als Gelenk bezeichnet. Durch die Gelenke besitzen die menschlichen Körperteile und Extremitäten ein breites Bewegungsspektrum mit unterschiedlichen Bewegungsformen und -richtungen.
Mit dem Begriff der Anteversion sind zum Beispiel Bewegungen in der Sagittalebene gemeint. Die Extension fasst alle aktiven und passiven Streckbewegungen in einem bestimmten Gelenk zusammen, die das zugehörige Körperteil begradigen. Die Flexion bezeichnet dagegen die aktiven und passiven Beugebewegungen in einem Gelenk.
Bei der Adduktion wird ein Körperteil wiederum zur Körpermitte oder der Längsachse der Extremität hingeführt und auf diese Weise angelegt. Das Gegenteil davon ist die Abduktion. Diese Bewegungsform entspricht einem seitlichen Fortführen oder Abspreizen von Körperteilen, das von der Körpermitte oder der Längsachse ausgeht. Abduktion findet charakteristischerweise in frontaler Ebene statt.
Die Radialabduktion ist demzufolge ein Wegführen der Finger oder Hand in Richtung des Radius. Mit dem Begriff des Radius ist der Unterarmknochen Speiche gemeint. Dabei handelt es sich um einen Röhrenknochen zum Abschluss des Oberarms, der bis in die Handwurzel reicht. Wenn die Abduktion in Richtung der Elle erfolgt, ist von einer Ulnarabduktion die Rede.
Funktion & Aufgabe
Die Zwischengelenkscheibe des Speichen-Ellen-Gelenkes ist an der Gelenkbildung dieses Handwurzelgelenks beteiligt. Die Gelenkkapsel dieses Gelenks wird durch einstrahlende Bänder stabilisiert. Funktionell gesehen ist das Gelenk ein Ellipsoidgelenk (Articulatio ellipsoidea) mit zwei verschiedenen Freiheitsgraden. Neben der Beugung in Richtung Handfläche und der Streckung Richtung Handrücken kann es Abspreizbewegungen Richtung Elle und Speiche ausführen.
Die Beugung beträgt bis zu 80 und die Dorsalextension Richtung Handrücken bis zu 70 Grad. Die Abspreizbewegungen in diesem Gelenk haben Richtung Speiche einen Radius von rund 20 Grad. Die Ulnarabduktion zur Elle hin beträgt sogar bis zu 40 Grad. Das distale Handwurzelgelenk ist in seinen Bewegungen deutlich eingeschränkter. Demzufolge ist das proximale Handwurzelgelenk besonders maßgeblich an der Bewegungsfähigkeit der Hand und der Finger beteiligt.
Die Radialabduktion im proximalen Handgelenk wird durch verschiedene Muskeln ausgeführt. Die wichtigsten dieser beteiligten Muskeln sind der Musculus extensor carpi radialis longus, der Musculus abductor pollicis longus und der Musculus extensor pollicis longus. Jedoch übernehmen auch der Musculus flexor pollicis longus und der Musculus flexor carpi radialis bei der Radialabduktion der Hand oder Finger eine wichtige Aufgaben. Der Musculus flexor pollicis longus und der Musculus flexor carpi radialis sind sogenannte Beuger. Der Musculus extensor carpi radialis longus, der Musculus abductor pollicis longus und der Musculus extensor pollicis longus sind dagegen als Strecker der Hand bekannt. Eine andere Bezeichnung für Streckmuskeln ist der Begriff Extensor. Beuger werden auch Flexoren genannt.
Krankheiten & Beschwerden
Auch Arthrose im proximalen Handwurzelgelenk kann die Radialabduktion einschränken. Bei der Arthrose wird der Knorpel des Gelenks Stück für Stück abgebaut. Oft ist diese Erscheinung die Folge einer Fehlstellung. Allerdings sind auch in diesem Zusammenhang Überlastungen denkbar. Anfangs sind Arthroseschmerzen belastungsabhängig. Im späteren Verlauf stellt sich ein permanenter Schmerz ein, der auch in Ruhephasen spürbar ist. Wenn der Knorpel weit abgetragen ist, reiben die Gelenkflächen ungeschützt aneinander und wetzen sich auf diese Weise gegenseitig ab.
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im proximalen Handgelenk können auch die Folge eines Karpaltunnel-Syndroms sein. Im Verlauf des Medianus-Nervs tritt bei dieser Erkrankung eine Kompression des Karpaltunnels auf. Dabei handelt es sich um eine anatomische Struktur aus Knochen und Bändern. Die Nervenirritation in dieser Struktur ruft typischerweise Missempfindungen und Schmerzen hervor. Erst im späteren Verlauf treten Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit im betroffenen Versorgungsgebiet ein.
Auch eine Kompression des Ulnaris-Nervs nahe der Handwurzel kann Schmerzen, Empfindungsstörungen und Bewegungsverluste bedingen. Dieses Krankheitsbild ist auch als Loge de Guyon Syndrom bekannt und kann im späteren Verlauf eine Atrophie der Finger- und Handmuskeln bedingen. Langandauernde, alltägliche Kompressionen des Nervs sind die mit bedeutendste Ursache für die Erscheinung.
Auch Geschwülste können den Nerv unter Umständen eindrücken. Deutlich seltener werden Bewegungsverluste der Hand durch Polyneuropathien oder zentralnervöse Erkrankungen hervorgerufen.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2010
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015