Reabsorption

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Reabsorption bezeichnet man die Wiederaufnahme von Wasser und Nährstoffen aus der Niere zurück in den Blutkreislauf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Reabsorption?

Die Reabsorption ist eine wichtige Nierentätigkeit. Sie findet in den Nephronen während der Urinherstellung statt: Der erste Teil der Reabsorption vollzieht sich nach der Druckfiltration des Blutes. Bei der Druckfiltration fließt das Blut durch die hochpermeablen Kapillaren der Glomeruli und wird von Abfallstoffen befreit. Neben Abfallstoffen werden aber auch zahlreiche wichtige Moleküle wie Aminosäuren, Glucose und Wasser herausgefiltert. Durch die anschließend stattfindende Reabsorption, die auch als selektive Rückresorption bezeichnet wird, werden aus dem proximalen Tubulus, also dem anschließenden Teil des Nephrons die nützlichen Bestandteile wieder reabsorbiert.

Der zweite Teil der Reabsorption findet nach der tubulären Sekretion statt und bildet zusammen mit der Exkretion des konzentrierten Urins das Ende des Filtrationsvorgangs. Dieser Teil der Reabsorbtion wird auch als Wasserrückresorption bezeichnet, da große Teile des vorhandenen Wassers aus den Sammelrohren zurück ins Nephron diffundieren und anschließend wieder am Kreislaufsystem teilnehmen.

Die Niere macht sich für die Reabsorption von Wasser die physikalischen Gesetze der Osmose zu nutze und resorbiert zunächst das vorhandene Natrium. Da Wasser von Salz immer angezogen wird, wandert das Wasser durch die Reabsorption des Salzes zurück in das Nephron und gelangt über die Vena renalis zurück in den Blutkreislauf.

Hiermit ist der Vorgang der Blutfilterung abgeschlossen und der entstandene Urin wird aus der Niere ausgeschieden und in die Harnblase weitergeleitet (Exkretion).

Funktion & Aufgabe

Der Prozess der Reabsorption ist ein wichtiger Bestandteil der Nierentätigkeit, da er für den menschlichen Organismus lebensnotwendig ist. Die Niere filtriert täglich circa 180 Liter Blut, den sie wiederum durch Reabsorption auf ein bis zwei Liter Urin minimiert.

Jeder Mensch, der einmal 180 Liter Primärharn innerhalb von 24 Stunden von sich gelassen hat, weiß die Reabsorptionsfähigkeit von funktionstüchtigen Nieren zu bestaunen. Des weiteren käme zur gewaltigen Menge des abzulassenden Urins bei nicht resorbierenden Nephronen auch eine gewaltige Menge an Wasser hinzu, das aufgenommen werden müßte. Schätzungsweise müssten circa 7 Liter Wasser stündlich zugeführt werden, um den enormen Wasserverlust zu kompensieren.

Die Reabsorptionsvorgänge haben zudem einen großen Einfluss auf den Blutdruck. So kann eine hohe Reabsorption zu pathologisch erhöhtem Blutdruck führen. Gleichzeitig ist ein konstanter Blutdruck notwendig, um eine effiziente Druckfiltration in den Glomeruli der Nieren zu gewährleisten. Ein erniedrigter Blutdruck kann also eine pathogene Wirkung auf die Filtrationsvorgänge der Nieren haben.

Aufgrund der enormen Wichtigkeit eines konstanten Drucks im Blutkreislauf sind mehrere Regulationsmechanismen im Körper vorhanden, die die Resorptionsvorgänge der Niere kontrollieren. Das Renin-Angiotensin-System beeinflusst über hormonelle Informationsträger die Reabsorptionsvorgänge der Niere. Messstellen für das hormonelle Informationsnetz sind in der Leber, den Nieren und den Kapillaren der Lunge enthalten.

Eine Erhöhung des Blutvolumens und somit des Blutdrucks wird über die Leber eingeleitet. Hier wird Angiotensinogen hergestellt und an die Nieren weitergeleitet. Ist der Blutdruck in den Nephronen der Niere ebenfalls zu niedrig, wird hier Renin produziert, welches das Angiotensin in Angiotensin I umwandelt. Das Angiotensin I wird anschließend über den Blutkreislauf zu den Kapillaren der Lunge befördert. Erscheint hier der Blutdruck ebenfalls zu niedrig, so sekretiert die Lunge das Angiotensin- Converting Enzym (ACE), welches das Angiotensin I in Angiotensin II umwandelt.

Das Angiotensin II wird wiederum zu den Nieren geschickt und veranlasst die Nebennieren dazu, das Hormon Aldosteron abzugeben. Aldosteron fördert die Natrium-Rückresorption und somit auch die Reabsorption des Wassers, was unweigerlich einen Anstieg des Blutdrucks zur Folge hat. Die Organe sind somit über ein hormonelles Informationsnetzwerk miteinander verbunden.


Krankheiten & Beschwerden

Hormonelle Störungen im Resorptionsprozess können schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Als Diabetes insipidus wird eine dieser Erkrankungen bezeichnet. Hier wird, als Folge der mangelnden Reabsorption, zu viel unkonzentrierter Harn ausgeschieden und der Körper beginnt auszutrocknen. Wenn nicht beständig große Mengen an Wasser zugeführt werden, kommt es schnell zu einer Hypernatriämie bzw. hypertonen Dehydratation. Salze und andere Elektrolyte sammeln sich in hochkonzentrierter Form im Blutkreislauf und treiben eine Austrocknung weiter voran.

Die Diabetes insipidus wird in zwei Formen unterteilt: Diabetes insipidus centralis bezeichnet eine Form, in der das antiduretische Hormon ADH im Hypothalamus nur unzureichend produziert bzw. mangelhaft transport wird. Das ADH fördert die Reabsorption von Wasser in den Sammelrohren und wirkt der Ausscheidung entgegen. Eine nicht ausreichende Menge an ADH ist hingegen für die Nieren ein Zeichen dafür, das eine Reabsorption nicht notwendig ist. Diabetes insipidus centralis kann erblich übertragen werden oder Folgesymptom von einem Schädel-Hirn-Trauma sein. Bei einem Drittel aller Erkrankten können keine ursächlichen Bedingungen festgestellt werden. Für die ungeklärten Krankheitsfälle werden bis dato nicht erforschte Autoimmunerkrankungen als Ursachen angegeben.

Bei der Diabetes insipidus renalis liegt der Defekt nicht in der hormonellen Produktion bzw. Vermittlung des antidiuretischen Hormons, sondern in der Niere selber. Die Niere ist trotz hormonell korrekter Steuerung nicht in der Lage, einen Reabsorptionsprozess zu gewährleisten und kann damit einhergehend auch keinen konzentrierten Harn ausscheiden. Ursachen, die für das Nierenversagen verantwortlich sein können, sind mannigfaltig. Medikamente wie Lithium oder defekte Nierentubuli sind nur zwei von zahlreichen Gründen für ein ausgeprägtes Nierenversagen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Nowack, R. et al.: Dialyse und Nephrologie für Fachpersonal. 3. Auflage, Springer, Berlin 2009

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