Mastdarmkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Maligne Tumore, die im Mastdarm entstehen, werden als Mastdarmkrebs oder Rektumkarzinom bezeichnet. Der Mastdarmkrebs zählt zu den kolorektalen Karzinomen, welche in Deutschland sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebsart darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mastdarmkrebs?

Mastdarmkrebs ruft zu Beginn oft keine eindeutigen Symptome hervor. Im Verlauf der Erkrankung kann der Tumor Magenkrämpfe und Verstopfung oder einen Darmverschluss hervorrufen.
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Mastdarmkrebs ist die Sammelbezeichnung für sämtliche bösartige Tumore des Mastdarms. Der Mastdarm (Rektum) ist ein Teil des Enddarms und damit zugleich Teil des Dickdarms. Es handelt sich um den ca. 15-18 cm langen Darmabschnitt zwischen Colon sigmoideum und Analkanal.

Er dient dem Speichern von Darminhalt bis zur nächsten Defäkation und ist mit Darmschleimhaut ausgekleidet, die sich deutlich von jener der vorgelagerten Dickdarmabschnitte unterscheidet. Der Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) lässt sich vom Dickdarmkrebs (Colonkarzinom) abgrenzen, obwohl beide Krebsarten sich ähneln und daher oft auch unter dem Begriff kolorektales Karzinom zusammengefasst werden.

Ursachen

Ein Mastdarmkrebs entsteht meistens als Adenokarzinom, d. h. der Tumor geht aus Drüsengewebe hervor. Die Tumorzellen vermehren sich unkontrolliert und ohne Rücksicht auf umgebendes Gewebe. Wie bei anderen Krebsarten sind auch beim Mastdarmkrebs Mutationen verantwortlich für die unkontrollierte Teilung der Tumorzellen.

In etwa 95% der Fälle entstehen die verhängnisvollen Genmutationen sporadisch, nur in 5% sind sie erblicher Natur. Es wird vermutet, dass sich Mastdarmkrebs erst über mehrere gutartige Vorstufen hinweg zum bösartigen Krebs entwickelt. Die Vorstufen werden als Dickdarmadenome oder Polypen bezeichnet und können über Jahre als gutartige Wucherungen bestehen, bevor sie entarten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Mastdarmkrebs ruft zu Beginn oft keine eindeutigen Symptome hervor. Im Verlauf der Erkrankung kann der Tumor Magenkrämpfe und Verstopfung oder einen Darmverschluss hervorrufen. Die ständigen Schmerzen gehen in aller Regel mit einer Leistungsminderungen und Abgeschlagenheit einher. Die Betroffenen fühlen sich im Allgemeinen sehr erschöpft, wobei die Müdigkeit mit dem Fortschreiten der Erkrankung stärker wird.

Meist stellt sich auch ein Appetitverlust ein, der zu einem Gewichtsverlust führen kann. Mastdarmkrebs äußert sich durch sichtbare Blutungen aus dem After und Schmerzen beim Stuhlgang. Die Stuhlgewohnheiten können sich scheinbar grundlos verändern. Diese Anzeichen werden von Allgemeinsymptomen wie Fieber und einem zunehmenden Unwohlsein begleitet.

Die Symptome von Mastdarmkrebs entwickeln sich schleichend, oft im Laufe von mehreren Jahren, und werden mit der Zeit stärker. Im fortgeschrittenen Stadium stellen sich chronische Magenschmerzen ein. Die Patienten entwickeln außerdem Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln, vor allem Fleisch, scharfe Speisen, Alkohol und Kaffee.

Wird der Krebs nicht behandelt, schreitet er weiter voran und ruft ernste Komplikationen hervor. Eine unbehandelte Krebserkrankung verläuft meist tödlich. Zunächst nimmt die körperliche Verfassung stark ab und der Betroffene wird bettlägerig, was weitere gesundheitliche Probleme zur Folge hat.

Diagnose & Verlauf

Das kolorektale Karzinom zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die jährliche Zahl der Neuerkrankungen beträgt 20 bis 40 pro 100.000 Einwohner, wobei der Erkrankungsgipfel im 6. und 7. Lebensjahrzehnt liegt.

Zur Früherkennung haben ältere Versicherte in regelmäßigen Abständen Anspruch auf Darmspiegelungen und Stuhltests. Daneben können Symptome wie Blut im Stuhl, eine auffällige Veränderung des Stuhlgangs, Schmerzen, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit den Patienten zum Arzt führen. Zur Diagnostik werden die Vorgeschichte und aktuelle Beschwerden herangezogen.

Gesichert wird die Diagnose durch eine Darmspiegelung (Koloskopie), in deren Rahmen auch Biopsien entnommen werden. Anschließend untersucht ein Pathologe die Gewebeprobe, um zwischen gutartigen und bösartigen Wucherungen zu differenzieren. Weitere apparative Untersuchungen können Röntgen-Kontrasteinläufe, Computertomografie oder Ultraschall-Untersuchungen sein.

Bestätigt sich die Diagnose Mastdarmkrebs, muss das Tumorstadium bestimmt werden. Hierzu wird geprüft, wie tief die Tumorzellen in die Darmwand vorgedrungen sind und ob sie bereits in benachbarte Organe oder Lymphknoten metastasiert oder sogar entfernte Strukturen wie Leber oder Lunge befallen haben.

Komplikationen

Mastdarmkrebs führt zunächst zu Verdauungsbeschwerden und starken Schmerzen. Typische Komplikationen sind auch der Darmverschluss aufgrund des Tumors und in der Folge die Perforation der Darmwand. Dadurch kann es zu einer Bauchfellentzündung mit einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Mitunter greift der Krebs auf Nachbarorgane (Blase, Vagina, Leber) über oder drückt lebenswichtige Blutgefäße ab.

Dadurch kann es zur Gewebsnekrose kommen, also dem Infarkt und Absterben des Darmes oder der umliegenden Organe. Weit fortgeschrittener Mastdarmkrebs bildet häufig Metastasen aus. Diese können die Leber befallen und Gerinnungsstörungen, Ödeme und Entzündungen auslösen. In letzter Konsequenz kommt es zum Leberversagen und dadurch zum Tod des Patienten. Nach einer Darmkrebsoperation können Wundinfektionen, Blutungen und Schmerzen auftreten.

Ein vorübergehender Darmausfall kann zur Darmlähmung und in der Folge zu Verdauungsbeschwerden führen. Außerdem kann eine sogenannte Anastomoseninsuffizienz auftreten, bei welcher die Naht zwischen zwei Darmenden undicht ist. Gelegentlich bleiben Komplikationen wie Verdauungsprobleme, Inkontinenz und Störungen der Blase und der Sexualfunktion dauerhaft bestehen. Durch die verordneten Arzneimittel ausgelösten Komplikationen (z.B. Nebenwirkungen, allergische Reaktionen, Wechselwirkungen) sind dagegen meist nicht von langer Dauer.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Anhaltende oder zunehmende Beschwerden der Verdauung sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Treten beim Stuhlgang wiederholt Unannehmlichkeiten auf, ist dies mit einem Arzt zu besprechen. Bei Müdigkeit, einem Verlust des Appetits oder Abgeschlagenheit ist ein Arztbesuch anzuraten. Eine schnelle Erschöpfung bei der Verrichtung alltäglicher sowie leichter körperlicher Aufgaben, gibt Anlass zur Besorgnis. Stellt sich dieser Zustand trotz eines erholsamen Nachtschlafs ein, wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu einer ungewollten Gewichtsabnahme, einer Verschlechterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit oder Magenproblemen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Schmerzen im Oberbauch oder im Darm, ein allgemeines Krankheitsgefühl sowie ein Unwohlsein sind von einem Arzt untersuchen und behandeln zu lassen.

Beschwerden beim Toilettengang, Blutaustritt aus dem Darm und Schmerzen am After sind ebenfalls Anzeichen einer bestehenden Unregelmäßigkeit. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine Ursachenklärung stattfinden kann. Fieber, ein sozialer Rückzug, Gereiztheit und eine Abnahme des Wohlbefindens weisen auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hin. Da der Mastdarmkrebs unbehandelt zu einem tödlichen Krankheitsverlauf führen kann, sollte bereits bei den ersten Unstimmigkeiten ein Arztbesuch erfolgen. Nehmen die Beschwerden an Umfang und Intensität zu, ist die Konsultation eines Arztes dringend zu empfehlen. Bei aufkommenden Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln, scharf gewürztem Essen, koffeinhaltigen Getränken sowie Alkohol ist ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung & Therapie

Die Therapieplanung bei Mastdarmkrebs hängt von verschiedenen Gesichtspunkten ab, u. a. von der Größe und Ausbreitung des Tumors, dem Grad der Metastasierung und dem Allgemeinzustand des Patienten. In den meisten Fällen beginnt die Behandlung mit einer operativen Ausräumung des Tumorgewebes aus dem Darm. Dabei kann heutzutage oft eine natürliche Stuhlpassage erhalten werden. Falls der Schließmuskel entfernt muss, wird ein künstlicher Dickdarmausgang (sog. Kolostoma) angelegt. Um verbliebene Tumorzellen abzutöten und Rezidive zu verhindern, wird nach der Operation Chemotherapie oder Strahlentherapie angewandt.

Diese können auch als palliative Therapie angezeigt sein, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, aber Lebenserwartung und/ oder Lebensqualität des Patienten noch verbessert werden können. Auch bei Patienten mit guter Prognose ist eine sorgfältige Tumornachsorge unabdingbar: Bis zu 5 Jahre nach erfolgreicher Tumorresektion sollten regelmäßige Nachkontrollen erfolgen. Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Mastdarmkrebs liegt bei 40 bis 60%.


Aussicht & Prognose

Entscheidend für die Heilungs- und Überlebensaussichten ist das Krankheitsstadium bei der Diagnose. Haben sich noch keine Metastasen gebildet, besteht eine gute Aussicht auf Heilung. Fünf Jahre nach Therapiebeginn leben etwa drei Viertel solcher Patienten noch. Deutlich schlechtere Aussichten ergeben sich bei einer Metastasenbildung an der Lunge oder Leber. Solche Formen lassen sich nicht mehr erfolgversprechend beheben.

Mastdarmkrebs birgt wie viele Tumorerkrankungen ein hohes Rückfallrisiko. Wer lebenslang beschwerdefrei leben möchte, kommt an einer regelmäßigen Nachsorge nicht herum. Die lebensbedrohlichen Geschwülste entstehen, wenn der Ursprungstumor nicht vollständig entfernt wurde. Die Erfahrung und das Geschick des Operateurs prägen daher in entscheidender Weise die Prognose.

Das Risiko einer Erkrankung nimmt im hohen Lebensalter deutlich zu. Die meisten Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose 60 und älter. Auffällig oft finden sich unter ihnen langjährige Raucher. Auch Personen mit intensiver Alkoholvergangenheit sind zuweilen anzutreffen. Insgesamt erkranken etwa 30 von 100.000 Einwohnern jedes Jahr an Mastdarmkrebs. Der Verzicht einer Behandlung erweist sich als schwerer Fehler. Denn die Erkrankung schreitet kontinuierlich voran. Der Befall lebenswichtiger Organe ist bei einer späten Diagnose nicht mehr zu bremsen.

Vorbeugung

Ein fortgeschrittenes Lebensalter ist ein wesentlicher Risikofaktor für Mastdarmkrebs. Doch es existieren auch beeinflussbare Risikofaktoren: Langjähriges Rauchen steigert das Erkrankungsrisiko signifikant.

Auch ein hoher Konsum von rotem Fleisch steht im Verdacht, das Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Der Verzehr von Fisch und Ballaststoffen soll sich hingegen schützend auswirken, genauso wie eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, die sich über die Nahrung oder ausreichende Sonneneinstrahlung sicherstellen lässt. Der Prävention dienen auch die Vorsorgeuntersuchungen: Ein frühzeitiges Erkennen und präventives Entfernen von Polypen kann helfen, ihre Entartung als Mastdarmkrebs zu verhindern. Besonders Menschen mit bekannten Darmkrebsfällen in der Familiengeschichte sollten die Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen.

Nachsorge

Nach der eigentlichen Behandlung des Mastdarmkrebs benötigen die Betroffenen eine andauernde Betreuung. Neben regelmäßigen medizinischen Untersuchungen und der Inanspruchnahme weiterer Therapien gehört auch eine Umstellung des Lebensstils zur Nachsorge. Die Betroffenen müssen nun wieder Lebensqualität aufbauen.

Die Unterstützung der zuständigen Ärzte sowie Bekannten und Freunden ist auch bei der Verarbeitung der Krankheit wichtig. Betroffene können Krebsberatungsstellen, Psychoonkologen hinzuziehen, eventuell kann es helfen eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, um sich über Informationen auszutauschen. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist ein wichtiger Teil der Nachsorge.

Der Nachsorgeplan wird gemeinsam mit dem Arzt erstellt und orientiert sich an den Beschwerden, dem generellen Krankheitsverlauf und der Prognose. In der ersten Phase, wenn Patienten noch die Folgen der Erkrankung und Behandlung verarbeiten, ist die Nachsorge besonders wichtig. Entscheidend ist, die Patienten so lange zu unterstützen, bis eine Remission erreicht wurde.

Das Rückfallrisiko nimmt jährlich ab. Als Faustregel gelten fünf Jahre, wobei auch das Stadium des Krebses entscheidend ist. Die medizinische Rehabilitation umfasst gegebenenfalls auch die Einnahme von Antihormonen und anderen Medikamenten. Bei langwierigen Erkrankungen gehen Verlaufskontrollen und Nachsorge ineinander über. Die Details zur Nachsorge werden beim Entlassungsgespräch oder bei einem separaten Termin besprochen. Der weitere Verlauf hängt beim Mastdarmkrebs sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist der Umgang mit einer Krebserkrankung besonders herausfordernd. Hilfreich kann da die Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen sein. Erkrankte können sich hier in einem anonymen Rahmen austauschen und sich gegenseitig Tipps zur Bewältigung verschiedener Herausforderungen geben. Eine Heilung der Erkrankung ist ohne eine medizinische Versorgung sehr unwahrscheinlich. Daher ist die Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sehr wichtig.

In Einzelfällen gibt es Berichte, dass über die Umstellung der Lebensführung eine Linderung der Beschwerden erreicht wurde. Eine bewiesene und statistisch belegbare Methode gibt es jedoch nicht. Zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens hilft eine gesunde Lebensführung. Die Ernährung sollte ausgewogen und vollwertig sein. Besonders wichtig ist die Zufuhr von vielen Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Trotz einer Appetitlosigkeit oder Übelkeit ist auf eine ausreichende Lebensmittelzufuhr zu achten. Der Konsum von Schad- und Giftstoffen wie Nikotin, Alkohol und Drogen ist grundsätzlich zu vermeiden.

Für eine mentale Unterstützung und Stabilisierung der Psyche werden Entspannungstechniken empfohlen. Yoga, Meditation, Autogenes Training oder Qi Gong gelten als die Methoden, die besonders häufig angewendet werden. Sofern es die Gesundheit zulässt, kann die körperliche Aktivität durch eine ausreichende Bewegung gefördert werden. Spaziergänge oder leichte Übungen zur Stärkung der Muskeln fördern das Wohlbefinden. Gleichzeitig ist eine starke Belastung des Organismus zu vermeiden.

Quellen

  • Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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