Restharnbestimmung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Restharnbestimmung handelt es sich um eine Untersuchungsmethode der Urologie. Ziel dieser Untersuchung ist eine Blasenentleerungsstörung zu diagnostizieren und gegebenenfalls die Ursache zu bestimmen.
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Was ist die Restharnbestimmung?
Die Restharnbestimmung wird im Bereich der Urologie durchgeführt, um eine mögliche Blasenentleerungsstörung zu diagnostizieren. Als Restharn wird der Verbleib von Harn in der Blase nach einem willkürlichen Harnabgang bezeichnet.
Die Bildung von Restharn ist häufig ein Hinweis auf eine Störung der Blasenfunktion und tritt als Begleitsymptomatik auf. Das die Harnblase nur inkomplett geleert werden kann, wird von dem Patienten häufig nicht wahrgenommen. Dies äußert sich erst im Verlauf durch immer wiederkehrendes Völlegefühl und häufigem Harndrang. Häufig kommt es zu einer Restharnbildung, wenn der Spannungszustand der Harnblase nicht gegeben ist.
Auch wenn die Symptomatik zuerst keine Beschwerden macht, ist es zwingen notwendig die Ursache zu bestimmen und anschließend adäquat zu behandeln. Ohne Behandlung erhöht sich das Risiko einer Harnwegsinfektion enorm und kann zu irreversiblen Schäden führen. Um den Restharn zu bestimmen, wird eine Untersuchung mittels Sonographie oder einem Blasenkatheter durchgeführt. Als pathologisch zählt bei einem Erwachsenen der Verbleib von Restharn von 100 ml und bei Kindern ab etwa 10 Prozent der Blasenkapazität.
Der Restharn bildet einen potentiellen Nährboden für Krankheitserreger und Bakterien. Daher ist das Risiko von rezidivierenden Harnwegsinfekten und die Bildung von Blasensteinen erhöht. Dies äußert sich durch eine schmerzhafte Blasenentleerung, Fieber und gegebenenfalls auch Schüttelfrost. Der Restharn kann sich bis in die Nieren zurück stauen und führt zu irreversiblen Schäden, bis hin zum akuten Nierenversagen. Oft kommt es dabei auch zu einer sehr schmerzhaften Überdehnung der Blase. Der Harn kann nicht mehr abgeführt werden, es kommt zu einer sogenannten kompletten Harnsperre.
Funktion, Wirkung & Ziele
Auch neurologische Erkrankungen, wie beispielsweise ein Schlaganfall, Multiple Sklerose (MS), Querschnittslähmung oder ein Bandscheibenvorfall können verantwortlich für Restharnbildung sein. Gelegentlich kann auch eine traumatische Beckenbodenfraktur oder Nebenwirkungen von Antidepressiva und Antihistaminika Auslöser sein. Speziell bei dem männlichen Geschlecht kann eine Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) oder ein Prostatakarzinom ursächlich für die Bildung von Restharn sein. Durch die vergrößerte Prostata oder das Wuchern eines Karzinoms kann zu einer Einengung der Harnröhre kommen und somit den Harnabfluss beeinflussen oder sogar blockieren.
Speziell beim weiblichen Geschlecht kann es durch eine Gebärmutterabsenkung zur Restharnbildung kommen. Durch die abgesenkte Gebärmutter kann die Harnröhre komprimiert werden und somit der Harnabfluss gestört oder blockiert werden. Im ersten Stadium der Restharnbildung wird von dem Betroffenen zuerst ein häufiger Harndrang mit der Abgabe von geringen Urinmengen, welcher nicht schmerzhaft ist, beobachtet. Die Blase kann dabei nicht vollständig entleert werden und es verbleibt Restharn innerhalb der Blase. Um festzustellen, ob es sich dabei um ein pathologisches Harnverhalten handelt, muss eine Restharnbestimmung durchgeführt werden.
Diese Bestimmung kann sonographisch (mit einer Ultraschallsonde) oder durch einen Blasenkatheter durchgeführt werden. Bei der sonographischen Restharnbestimmung wird die transabdominale Sonographie (oberhalb der Bauchdecke) und die transvaginale Sonographie (durch den vaginalen Eingang) unterschieden. In der Praxis wird häufiger die transabdominale Sonographie angewendet.
Hierbei muss der Patient vor der Sonographie zur Toilette und seine Blase entleeren. Dies sollte möglichst ohne zu pressen durchgeführt werden. Anschließend legt sich der Patient in Rücklage auf die Untersuchungsliege und legt den Unterbauch frei. Mit einem Gleitgel und der Ultraschallsonde kann nun durch die Bauchdecke der zurückgeblieben Harn innerhalb der Blase berechnet und durch die Bildgebung beurteilt werden.
Alternativ kann die Ultraschallsonde auch mit Gleitgel über die Vagina eingeführt werden. Bei der Bestimmung durch einen Blasenkatheter wird der transurethrale Blasenkatheter und der suprapubische Blasenkatheter unterschieden. Der transurethrale Katheter wird durch die Harnröhre in die Harnblase gelegt. Hierbei wird ein sogenannter Einmalkatheter verwendet. Bei dem suprapubischen Katheter wird der Katheter durch die Bauchdecke in die Harnblase eingelegt.
Auch bei diesem Verfahren muss der Patient zuerst seine Blase, ohne zu pressen, entleeren. Anschließend wird ein Einmalkatheter über die Harnröhre in die Blase eingeführt und der Restharn in einem Auffangbeutel gesammelt und somit die Menge bestimmt. Als positiv wird die Restharnbestimmung bezeichnet, wenn bei Erwachsenen eine Restharn von über 100 ml und bei Kindern bei über 10% der Blasenkapazität verbleibt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Außerdem kann es zu einem Harnrückstau kommen. Die Nierenabfluss ist in seiner Funktion gestört, da die Blase keine ausreichende Kapazität hat, um weiteren Urin zu sammeln. Kommt es zu einem Rückstau innerhalb der Niere, kann das zu Gewebeschäden führen. Des weiteren kann es zu einer Überdehnung der Harnblase oder zu einem reflektorisch hypotonen Blasenmuskel kommen. Um irreversiblen Schäden der Harnblase und der Nieren vorzubeugen, sollte eine Restharnbestimmung durchgeführt und die Ursachen adäquat behandelt werden.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
- Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004