Rocky-Mountains-Fleckfieber
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Rocky-Mountains-Fleckfieber wird durch Bakterien der Gruppe Rickettsia rickettsii verursacht. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch verschiedene, in Nord-, Zentral- und Südamerika vorkommende Zeckenarten. Die Krankheit charakterisiert sich durch Kopfschmerzen, hohes Fieber und einen Hautausschlag als Begleiterscheinung der infektiösen Erkrankung.
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Was ist das Rocky-Mountains-Fleckfieber?
Diese durch Zecken übertragene Infektionskrankheit Rocky-Mountains-Fleckfieber trägt ihren Namen, da sie erstmals im Gebiet der Rocky Mountains in den USA dokumentiert worden ist. Sie ist auf die westliche Hemisphäre beschränkt. Das Verbreitungsgebiet betrifft die gesamte USA, Kanada sowie Zentral- und Südamerika.
Die Hauptinfektionszeit liegt in den Monaten von März bis September, wenn Menschen sich in den Verbreitungsgebieten aktiver, adulter Zecken aufhalten. In den Südstaaten der USA besteht das ganze Jahr über Infektionsgefahr. Die höchste Inzidenz besteht bei Kindern unter zehn Jahren und Menschen, die sich in den Verbreitungsgebieten aufhalten.
Ursachen
Zu den Überträgern des Rocky-Mountains-Fleckfiebers gehören verschiedene Schildzeckenarten wie die Ixodeszecke, Dermacentor andersoni (Buntzecke) und Dermacentor variabilis (Hundezecke). Daher wird das Rocky-Mountains-Fleckfieber auch als Zeckenbissfieber bezeichnet. Die pathologischen Läsionen zeichnen sich an den kleinen Blutgefäßen ab.
Rickettsien vermehren sich innerhalb geschädigter Endothelzellen. Blutgefäße können sich durch Thromben verschließen. Als Folge treten entzündliche Erkrankungen (Vaskulitis) der Haut, des Zentralen Nervensystems sowie in Herz, Lunge, Nieren, Leber und Milz auf. Bei schweren Krankheitsverläufen kommt es zu einer über den ganzen Körper verteilten Blutgerinnung in den Blut- und Lymphgefäßen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Inkubationszeit beträgt in den meisten Fällen sieben Tage, variiert jedoch auch in einem Zeitraum von drei bis zwölf Tagen. Je kürzer die Ansteckungsphase ausfällt, desto schwerer ist der Krankheitsverlauf. Die ersten Anzeichen machen sich durch heftigen Kopfschmerz, Schüttelfrost, Myalgien und Entkräftung bemerkbar.
Innerhalb weniger Tage steigt die Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius an und bleibt bei schweren Krankheitsverläufen 15 bis 20 Tage auf diesem Niveau. Morgens kann es zu einem vorübergehenden Nachlassen der Symptome kommen. Weitere Symptome sind Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen und gerötete Augen.
Nach etwa fünf Tagen tritt ein massiver Hautausschlag auf, der an den Fuß- und Handflächen beginnt und sich anschließend über den gesamten Körper ausbreitet. Der Hautausschlag ist gekennzeichnet durch rote, kleine Flecken mit erhabenen Papeln, der teilweise mit kleinen Einblutungen (Petechien) einhergeht.
Dieser Ausschlag bereitet dem Patienten im Gegensatz zu den weiteren Symptomen meistens nur geringe Beschwerden. Bei schweren Krankheitsverläufen kann es zu Kreislaufstörungen, Nierenversagen, Schock, Störung der Nervenfunktion und Gelbsucht kommen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Kombination von Symptomen und Krankheitsverlauf ist von Fall zu Fall verschieden. Ein erhöhtes Risiko besteht für Kinder unter zehn Jahren, Patienten mit verzögerter Behandlung und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Wie schwer der Krankheitsverlauf ausfällt, hängt maßgeblich von einer frühen Behandlung ab. Durch die Behandlung mit Antibiotika ist es möglich, diese Infektionserkrankung innerhalb weniger Tage vollständig zu heilen.
Die Diagnose ist nicht einfach, da es keine eindeutigen Testmethoden gibt und die Symptome auch bei anderen, ähnlich verlaufenden Krankheitsbildern auftreten können. Besteht der Anfangsverdacht auf Rocky-Mountains-Fleckfieber, fragt der behandelnde Arzt den Patienten nach seinen Lebensumständen innerhalb der vorangehenden vierzehn Tage. Ein eindeutiger Hinweis auf diese Erkrankung sind Reisen, die der Patient unmittelbar vor Auftreten der ersten Symptome in die Verbreitungsgebiete unternommen hat.
Bestätigt sich der Anfangsverdacht durch die Aussagen des Betroffenen, geben Blutkulturen und Bluttests Aufschluss darüber, ob das Zeckenbissfieber tatsächlich vorliegt. Ungefähr zwei Wochen nach Krankheitsbeginn sind durch Rickettsia rickettsii verursachte Antikörper im Blut nachweisbar. Eine Differenzialdiagnose muss hinsichtlich dem Pfeifferischen Drüsenfieber, Masern, Meningitis (Hirnhautentzündung) und ähnlich verlaufenden Viruserkrankungen erfolgen.
Komplikationen
Im schlimmsten Fall kann es beim Rocky-Mountains-Fleckfieber zum Tod des Betroffenen kommen. Dieser tritt allerdings nur dann auf, wenn es nicht zu einer Behandlung kommt. Dabei kommt es zu Störungen des Kreislaufes und schließlich zu einem Nierenversagen, welches zum Tode führen kann. Die Betroffenen leiden beim Rocky-Mountains-Fleckfieber in erster Linie an starken Kopfschmerzen und an Schüttelfrost.
Auch eine dauerhafte Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten tritt dabei auf und wirkt sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Weiterhin kommt es auch zu Schmerzen an den Muskeln und zur Erbrechen oder zu einer Übelkeit. Die Augen sind gerötet und es kann auch zu einem Ausschlag auf der Haut kommen. Auch die Leber wird vom Rocky-Mountains-Fleckfieber negativ beeinflusst, sodass die Patienten an den Symptomen einer Gelbsucht leiden.
Aufgrund des geschwächten Immunsystems kommt es häufiger zu Infekten oder zu Entzündungen. Die Behandlung des Rocky-Mountains-Fleckfiebers erfolgt mit Hilfe von Antibiotika und führt relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf. Komplikationen treten in der Regel nur auf, wenn die Behandlung sehr spät eingeleitet wird. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Lebenserwartung des Patienten aufgrund des Rocky-Mountains-Fleckfiebers nicht negativ beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Rocky-Mountains-Fleckfieber kann einen schweren Verlauf nehmen. Da dieser tödlich enden kann, sollte man bei Reisen auf den amerikanischen Kontinent nach einem Zeckenbiss auf entsprechende Symptome achten. Die wichtigsten Infektionsgebiete sind North Carolina und Oklahoma. Infektionen mit Rickettsien sind aber auf dem gesamten amerikanischen Kontinent verbreitet.
Die frühen Symptome eines Rocky-Mountains-Fleckfiebers sind relativ unspezifisch. Plötzlich auftretendes Fieber nach einem Zeckenbiss muss als Alarmzeichen gewertet werden. Jeder von Zeckenbissen Betroffene sollte vorsichtshalber auf Rötungen um die Bissstelle oder andere ungewöhnliche Vorkommnisse wie plötzliches Fieber achten. Der Arztbesuch ist anzuraten, wenn es in der Folge und ohne erkennbare Ursachen zu Kopfschmerzen, Durchfall oder Erbrechen kommt.
Spätestens, wenn mehrere Tage nach dem Vorfall kleine violette Flecken an den Handgelenken, den Unterarmen und Knöcheln auftreten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Solche Hauteinblutungen (Petechien) treten allerdings nicht bei allen Zeckenbiss-Patienten auf. Ungefähr bei der Hälfte der mit Rickettsien infizierten Menschen treten solche Flecken nach einem Zeckenbiss nicht auf. Daher ist dieses Symptom kein verlässlicher Indikator für einen Arztbesuch.
Problematisch ist am Rocky-Mountains-Fleckfieber, dass es das Zentralnervensystem, den Gastrointestinaltrakt oder die Nieren in Mitleidenschaft ziehen kann. Um einen tödlichen Ausgang zu vermeiden, sollte der Betroffene schon bei einem Verdacht auf ein Rocky-Mountains-Fleckfieber mit Antibiotika behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Um eventuelle Folgeschäden auszuschließen, muss die Therapie so früh wie möglich, spätestens ab dem fünften Tag, beginnen. Nach dieser Zeit sind die Heilungschancen erheblich schlechter. Diese Infektionserkrankung darf nicht unterschätzt werden, denn sie kann bereits ab dem achten Tag ohne Behandlung tödlich verlaufen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Patient zuvor gesund war oder nicht.
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline mit dem Wirkstoff Doxycyclin. Das Arzneimittel wirkt gegen den Krankheitserreger Rickettsia rickettsii. Ist diese Therapie nicht möglich, verschreibt der Arzt das Arzneimittel Chloramphenicol. Neben diesen Antibiotika ist die Behandlung mit weiteren Medikamenten sinnvoll, die gegen die Symptome wie Fieber, Schmerzen, Übelkeit und Kraftlosigkeit vorgehen.
Vorbeugung
Die vermutlich effektivste Vorbeugung wäre, die Risikogebiete Kanada, USA, Zentral- und Südamerika nicht zu bereisen, da die Zecken, die diese Infektionserkrankung übertragen, nur in diesen Regionen vorkommen. Da dies jedoch etwas übertrieben wäre, ist der beste Schutz geeignete Kleidung mit langen Armen, langen Hosen und Kopfbedeckung sowie festes Schuhwerk.
An den Hand- und Fußgelenken sollte die Kleidung zusätzlich mit Gummibändern gesichert werden. Lotionen, Sprays und ätherische Öle als Schutz gegen Mücken können einen geringen zusätzlichen Schutz bieten. Aufgrund des Geruchs und der Zusammensetzung der Substanzen haben Zecken es schwerer, sich in der Haut festzubeißen. Nach Aufenthalt in den Risikogebieten sollte der ganze Körper umgehend nach Zecken und weiteren Parasiten abgesucht werden.
Zecken sind sehr klein, der Wirt bemerkt den Biss aufgrund des Betäubungssekrets nicht. Schwer einsehbare Körperbereiche wie Hautfalten, die Zwischenräume zwischen den Zehen, Kniekehlen, Haaransatz und Nacken sollten eine besondere Aufmerksamkeit erfahren. Je eher eine Zecke entfernt wird, desto besser ist die Heilungsprognose.
Nachsorge
Bei einem problemlosen Therapieverlauf (Antibiotikatherapie) sind beim Rocky-Mountain-Fleckfieber weder Nachsorgeuntersuchungen noch Nachsorgebehandlungen erforderlich. Nach einer Therapiezeit von sieben Tagen gilt der Betroffene als geheilt, sofern er 24 bis 48 Stunden fieberfrei war. Bei der klinischen Entlassung wird als Nachsorgemaßnahme regelmäßig eine Beratung im Hinblick auf Präventionsmaßnahmen gegen Zeckenstiche angeboten.
Erst längere Zeit nach der Erkrankung können mitunter Spätfolgen eintreten. Der Umfang der Nachsorgemaßnahmen erhöht sich dann deutlich. Als Spätfolgen sind beim Rocky-Mountain-Fleckfieber Taubheit und Schäden am Magen-Darm-Trakt bekannt. Bei Geräuschen im Ohr, temporärer Taubheit oder zunehmenden Bauchschmerzen sollte für weitergehende Untersuchungen oder Behandlungen umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Dabei ist der Arzt zwingend über die vorangegangene Erkrankung am Rocky-Mountain-Fleckfieber zu informieren. Das Risiko an den Spätfolgen zu erkranken, ist bei einer frühzeitigen Behandlung des Rocky-Mountain-Fleckfiebers sehr gering. In seltene Fällen kann die Erkrankung jedoch tödlich verlaufen. Für den erkrankten und behandelten Personenkreis liegt die Sterblichkeitsrate bei drei bis zehn Prozent. Im Todesfall des Erkrankten fokussiert sich die Nachsorge auf die Hinterbliebenentherapie.
Für diese ist grundsätzlich eine Psychotherapie mit Schwerpunkt dem Trauerbewältigung empfohlen. Entsprechende Beratungsstellen sind rechtzeitig aufzusuchen. Gegen das Rocky-Mountain-Fleckfieber kann im Zuge der Nachsorge nicht geimpft werden. Ein wirksamer Impfstoff ist bislang nicht gefunden.
Das können Sie selbst tun
Selbsthilfe bei Rocky-Mountains-Fleckfieber ist nicht möglich, da eine Therapie mit einem Breitband-Antibiotikum unumgänglich ist. Diese sollte bei Verdacht auf die Erkrankung sofort eingeleitet werden, da eine frühzeitige Behandlung äußerst wichtig ist.
Zur Behandlung werden meistens so genannte Tetrazykline (zum Beispiel Doxycyclin) eingesetzt, auf die die Patienten normalerweise sehr gut ansprechen. Als Medikament zweiter Wahl wird darüber hinaus auch Chloramphenicol verwendet. Keine Wirksamkeit zeigen hingegen Penicilline. Beim Rocky Mountain Spotted Fever (RMSF) liegt die Todesrate bei Fällen, die nicht behandelt werden, bei ungefähr 20 Prozent. Darüber hinaus sollte auch der Überträger (beispielsweise Milben oder Läuse) vorsorglich bekämpft werden. Außerdem muss die Kleidung der Erkrankten ebenfalls entlaust und dekontaminiert werden.
Eine wirksame Impfung gegen das Rocky-Mountains-Fleckfieber ist nicht verfügbar, es sind allerdings präventive Maßnahmen gegen Zeckenbisse durchaus sinnvoll. Empfehlenswert sind auch Repellents, durch die Zecken, Stechmücken oder Bremsen ferngehalten werden können. Die enthaltenen Wirkstoffe schützen vor Bissen oder Stichen und können daher auch das Übertragen von Krankheiten verhindern. Zu den bekanntesten Wirkstoffen zählen unter anderem Permethrin, Icaridin, DEET und verschiedene ätherische Öle.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Kretschmer, H., Kusch, G., Scherbaum, H. (Hrsg.): Reisemedizin. Beratung in der ärztlichen Praxis. Urban & Fischer, München 2005
- Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014