Seminom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Seminom stellt ein Keimzelltumor der Hoden dar. Es bildet sich aus den Zellen der sogenannten Spermatogonien. Die Prognose eines Seminoms ist in der Regel gut, weil es sich in allen Stadien gut behandeln lässt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Seminom?

Seminome und die anderen Hodenkrebsformen rufen ähnliche Symptome hervor. Die Symptome sind auch abhängig von dem entsprechenden Krebsstadium.
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Das Seminom ist die häufigste Form des Hodenkrebses. Es gehört zu den Keimzelltumoren, welche sich durch die Entartung von Vorläuferzellen der Keimzellen (Spermien) entwickeln. Der Keimzelltumor des Hodens ist die dominierende Form des Hodenkrebses. Allerdings müssen bei den Keimzelltumoren zwischen Seminomen und Nichtseminomen unterschieden werden.

Die Seminome bilden sich auf der Grundlage entarteter Urkeimzellen. Das sind Stammzellen, die bereits erste Zellteilungen in Richtung Keimzellen durchgemacht haben. Diese Zellen können wieder in pluripotente Stammzellen zurückverwandelt werden. Pluripotente Stammzellen sind ursprüngliche Zellen, die sich noch in alle Zellen des Körpers differenzieren können. Die Urkeimzellen werden auch als Spermatogonien bezeichnet.

Der männliche Organismus bildet im Hoden das ganze Leben lang Spermatogonien, die kontinuierlich zu Spermien umgewandelt werden. Im Gegensatz zu den echten Keimzellen (Spermien) besitzen die Spermatogonien noch diploide Chromosomensätze, die im Rahmen der Keimzellentwicklung einer Meiose (Halbierung des Chromosomensatzes während einer Zellteilung) unterliegen.

Seminome machen circa 53 Prozent aller Keimzelltumoren aus. Die restlichen 47 Prozent der Keimzelltumoren sind Nichtseminome. Diese entwickeln sich aus den gleichen aber bereits weiter differenzierten Vorläuferzellen der Keimzellen.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von Seminomen und den anderen Formen des Hodenkrebses sind noch nicht genau bekannt. Es hat sich herausgestellt, dass ein durchgemachter Maldescensus testis (Hodenhochstand) ein Risikofaktor für die Ausbildung von Hodenkrebs ist. Beim Hodenhochstand sind die Hoden der Körpertemperatur von circa 36 bis 37 Grad Celsius ausgesetzt.

Außerhalb des Körpers im Hodensack beträgt die Temperatur nur 33 Grad Celsius. Diese kühlende Wirkung gewährt den Hoden Schutz. Höhere Temperaturen führen zu ihrer Schädigung. Auch eine Hypospadie (Fehlanlage der Harnröhrenmündung) birgt ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Festgestellt wurden ebenfalls erbliche Faktoren. So treten Hodenkrebsfälle in bestimmten Familien gehäuft auf.

Auch ein hormoneller Einfluss von weiblichen Sexualhormonen kann zu Hodenkrebs führen. Diese Risikofaktoren gelten sowohl für die Seminome als auch für die Nichtseminome. Das Risiko ist auch erhöht bei Zeugungsunfähigkeit durch unterentwickelte Hoden oder beim Fehlen von lebensfähigen Spermien.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Seminome und die anderen Hodenkrebsformen rufen ähnliche Symptome hervor. Die Symptome sind auch abhängig von dem entsprechenden Krebsstadium. Am Anfang beziehen sich die Symptome konkret auf die Hoden. In späteren Stadien kommen noch multiple Symptome im gesamten Körper vor, die vom Ort der Metastasen abhängig sind.

Zunächst entwickelt sich eine allmähliche Verhärtung eines Hodens, welcher auch von außen fühlbar ist. Des Weiteren schwillt der betroffene Hoden an. Das ist entweder durch den Tumor selber oder durch Wassereinlagerungen bedingt. Durch die Vergrößerung und Massenzunahme wird der Hoden auch schwerer. Parallel zur Schwere des Hodens kommt es zu einem schmerzhaften Ziehen bis in die Leistengegend.

Weiterhin schmerzen die Hoden in einigen Fällen. Da im Rahmen von Hodenkrebs auch verstärkt weibliche Sexualhormone gebildet werden, kann es beim Mann zu einer Brustbildung (Gynäkomastie) kommen. In späteren Stadien können sich auch Metastasen in anderen Organen entwickeln. Dabei wandern entartete Zellen des Hodengewebes über die Lymphe in entfernte Körperregionen. Es kommt unter anderem zum Anschwellen von Lymphknoten.

Besonders Lunge, Knochen, Gehirn oder die Leber sind von den Metastasen betroffen. Je nach betroffenem Organ kommt es zu hartnäckigem Husten, Atemwegsbeschwerden mit Kurzatmigkeit, Übelkeit, Schmerzen in der Brust oder Knochenschmerzen. Alle Symptome können sowohl bei Seminomen als auch bei Nichtseminomen auftreten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Für die Behandlung ist es wichtig zu wissen, ob es sich um Seminome oder Nichtseminome handelt. Zunächst erfolgt durch den Arzt eine körperliche Untersuchung. Dabei werden die Hoden auf Verhärtungen und Schwellungen abgetastet. Blutuntersuchungen dienen der Aufspürung von Tumormarkern. Mittels Ultraschalluntersuchung kann der Tumor bildlich dargestellt werden.

Eine Biopsie des Hodens verrät, um welchen Tumor es sich handelt. Bei Verdacht auf Metastasen können Röntgenuntersuchungen, Computertomografie und MRT eingesetzt werden, um die Tochtergeschwülste aufzuspüren.

Komplikationen

Ein Seminom kann verschiedene Komplikationen hervorrufen. Ähnlich wie andere Hodenkrebsformen, führt auch der Keimzelltumor zu einer allmählichen Verhärtung des Hodens – entweder durch Wassereinlagerungen oder durch den Tumor selbst. Damit ist meist ein schmerzhaftes Ziehen bis in die Leistengegend verbunden. Weiterhin kann es beim Mann zu einer Brustbildung kommen.

Im weiteren Verlauf kann der Krebs in andere Organe streuen und chronische Schmerzen hervorrufen. Wenn die Lymphknoten anschwellen, kann dies ebenfalls Schmerzen und ein Druckgefühl verursachen. Sind die Lungen betroffen, kommt es zu Husten, Kurzatmigkeit und anderen Atemwegsbeschwerden. Bei einem Befall der Knochen treten Knochenschmerzen auf.

Metastasen im Gehirn können neurologische Ausfälle hervorrufen und im schlimmsten Fall zu einem Hirnschlag führen. Im weiteren Verlauf führt ein Seminom zu einer zunehmenden Abnahme des Wohlbefindens – es kommt zu depressiven Verstimmungen und meist auch zu chronischen Schmerzen. Im Rahmen der Chemotherapie kann es zu Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Veränderungen des Blutbildes kommen. Seltener treten in Folge der aggressiven Therapie Herzschäden, Nervenstörungen, Allergien und Nieren- oder Blasenstörungen auf. Die verordneten Arzneimittel können ebenfalls eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich beim Seminom um einen Tumor handelt, sollte dieser immer durch einen Arzt behandelt werden. Bei dieser Krankheit kann es nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen. Der Tumor kann sich in benachbarte Regionen des Körpers ausbreiten. Dadurch wird eventuell auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert. Aus diesem Grund ist schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen dieser Krankheit ein Arzt aufzusuchen, um weitere Komplikationen zu verhindern.

Ein Arzt sollte beim Seminom dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an starken Wassereinlagerungen leidet. Diese treten am gesamten Körper auf, wobei vor allem die Hoden von diesen Einlagerungen betroffen sind. Sie nehmen an Größe und Gewicht stark zu, wobei diese Beschwerden meistens mit dem Auge zu erkennen sind. Weiterhin können auch stark angeschwollene Lymphknoten auf das Seminom hindeuten, die meisten Patienten leiden auch an Schmerzen in den Knochen oder an einer dauerhaften Übelkeit. Das Seminom kann durch einen Urologen erkannt werden. Die weitere Behandlung richtet sich nach der Ausprägung des Tumors, wobei eine vollständige Heilung nicht garantiert werden kann.

Behandlung & Therapie

Die Therapie bei Hodenkrebs hängt im starken Maße davon ab, ob es sich um Seminome oder Nichtseminome handelt. Wenn sich noch keine Metastasen herausgebildet haben, reicht oft im Anfangsstadium der Erkrankung die einfache operative Entfernung des betroffenen Hodens. Danach wird abgewartet und die Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachtet.

Da in fünf Prozent der Fälle auch der zweite Hoden betroffen sein kann, wird dieser selbstverständlich durch Abtasten und gegebenenfalls durch eine zusätzliche Biopsie untersucht. Ein Seminom lässt sich auch in weiteren Stadien gut behandeln, weil es strahlungsempfindlich ist. Dadurch ist seine Prognose gut. Wenn einige Zeit nach der Operation das Seminom erneut auftaucht, kann der Tumor durch Bestrahlung oder Chemotherapie erfolgreich behandelt werden.

In den Anfangsstadien wird heute nach der Operation auf die Bestrahlung verzichtet, weil auch sie Krebs hervorrufen kann. Außerdem ist ein Rezidiv eines Seminoms immer gut behandelbar, sodass Abwarten zunächst ausreicht. Zur Chemotherapie des Seminoms wird unter anderem Carboplatin eingesetzt.


Vorbeugung

Es gibt keine Empfehlungen zur Vorbeugung eines Seminoms, da die Ursachen weitgehend unbekannt sind. Bei familiärer Häufung von Hodenkrebs in der Familie sollten die Hoden regelmäßig abgetastet werden.

Nachsorge

Nach einer erfolgreichen Operation, einer Chemo- oder Radiotherapie von Seminomen sind innerhalb der ersten beiden Jahre engmaschige Nachuntersuchungen und Beobachtungen zur Früherkennung allfälliger Rückfälle und Spätfolgen notwendig, zumal Ärzte bei 4000 behandelten Patienten mit 300-600 Rückfällen rechnen. Auf diese Weise kann ein Rückfall schneller entdeckt und die Chancen auf Heilung vielfach erhöht werden.

Zu spät entdeckte Rezidive können die Prognose schwerwiegend verschlechtern und erfordern intensivierte Therapien. Bei den Nachkontrollen finden in vordefinierten Zeitabständen körperliche Untersuchungen und Laborkontrollen statt, welche auch Lungenröntgen, Tumormarker, Ultraschall von Unter- und Oberbauch sowie CTs von Becken und Abdomen umfassen können. Diese werden vom Fachpersonal stadien-, therapie- und histologiebezogen durchgeführt.

Der nachuntersuchende Arzt wird auf Symptome wie Rücken- oder Flankenschmerzen, Schwellungen, Kopfschmerzen und Krampfanfälle achten, welche auf einen möglichen Rückfall hinweisen könnten. Patienten, die in niedrigen Stadien zytostatisch therapiert wurden, haben generell ein viel geringeres Rückfallrisiko; dennoch werden auch sie engmaschig weiter nachuntersucht.

Falls es zu einem Rezidiv kommt, geschieht dies Statistiken zufolge meist in den ersten zwei Jahren nach abgeschlossener Seminom-Behandlung; spätere Rückfälle sind äußerst selten, aber dennoch möglich und grundsätzlich gut heilbar. Operationen, Radio- und Chemotherapien sowie ihre Nebenwirkungen können des Weiteren psychische Schäden hinterlassen, die im Rahmen der Nachsorge bei einem Psychologen zur Sprache kommen sollten.

Das können Sie selbst tun

Nach der erfolgreichen Behandlung gilt es für die Seminom-Patienten, sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Dazu gehören die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen beim Arzt. Die relativ engmaschigen Termine stellen sicher, dass die Erkrankung nicht wiederkehrt.

Für die meisten Männer ist außerdem die psychische Betreuung wichtig. Diese hilft ihnen dabei, im Anschluss an die Krebsbehandlung wieder mehr Selbstsicherheit zu gewinnen. Die große Belastung und der Verlust des Organs wirken sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus. In vielen Städten gibt es psychosoziale Beratungsstellen, die häufig mit den Kliniken vernetzt sind. Der behandelnde Arzt kann seine Patienten mit den entsprechenden Kontaktadressen versorgen. Oft beginnt die psychologische Unterstützung schon beim Arzt selbst, der den Patienten in der ersten Phase nach der Operation betreut. Auch andere medizinische Fachkräfte kennen sich mit der Thematik aus und wissen, wie sich die typischen Probleme beheben lassen.

Für die Selbsthilfe im Alltag spielen auch die versorgungs- und versicherungstechnischen Fragen eine Rolle. Teilweise gibt es schon in den Krankenhäusern kompetente Gesprächspartner, die den Betroffenen weiterhelfen. Eine Selbsthilfegruppe bietet sich einerseits für die gegenseitige Unterstützung an, andererseits für den Wiedereinstieg in das Alltagsleben.

Quellen

  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009

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