Siebbeinzellen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Siebbeinzellen sind Teil des Siebbeins, das sich im inneren Bereich der Stirn-, Nasen- und Augenhöhle befindet. Neben der Stabilitätsfunktion haben sie eine Verbindung zu den Nerven und sind an der Geruchswahrnehmung beteiligt. Frakturen, Nervenschädigungen, Tumore, Entzündungen sowie Polypenbildung können mögliche Erkrankungen im Zusammenhang mit den Siebbeinzellen sein.
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Was sind Siebbeinzellen?
Die Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidale) gehören dem Siebbein (Os ethmoidale) an, das einen knöchernen Bereich im Hirnschädel und der Augen- und Nasenhöhle darstellt.
Die Namensgebung lehnt an die siebartige Struktur des löchrigen Knochens an.
Sie sind keine "Zellen" im medizinisch-biologischen Sinne, sondern bezeichnen die luftgefüllten Hohlräume.
Die Gesamtheit der Siebbeinzellen bezeichnet man auch als Siebbeinlabyrinth (Labyrinthus ethmoidalis).
Anatomie & Aufbau
Die Siebbeinknochen sind dünnwandig und relativ groß gelocht. An die Stirnhöhle grenzend befinden sich etwa acht bis zehn Siebbeinzellen. Die Siebbeinzellen werden im weiteren Sinne über Äste des Fünften Hirnnervs (Nervus trigeminus) innerviert. Über die hinteren Siebbeinzellen reichen Nervenstränge einerseits in die Augenhöhle und haben dort eine Verbindung bis zum paarigen Sehnerv (Nervus opticus). Andererseits reichen die Nervenstränge der vorderen Siebbeinzellen über die Siebbeinplatte (Lamina cribrosa) in die Nasenhöhle (Nervus nasociliaris).
Die Lamina cribrosa ist eine der insgesamt vier verschiedenen Knochenplatten (Laminae) des Siebbeins. Die Pneumatisationsräume der Nasennebenhöhlen sind mit Schleimhaut und Flimmerepithel ausgekleidet. Im Nasengang werden durch die entsprechenden Nerven die Nasenschleimhäute über die Siebbeinzellen versorgt.
Funktion & Aufgaben
Das Siebbein als Gesamtes ist für die Stabilität zwischen den beteiligten Regionen (Schädelbasis, Augenhöhle, Nasenhöhlen) verantwortlich. Gleichzeitig unterteilt es die Bereiche, etwa die Schädelbasis von der Nasenhöhle. Oder das mittlere Siebbein, das mit dem Pflugscharbein (Vomer) zusammen die Nasenscheidewand bildet. Es trennt die anatomischen Strukturen. Unmittelbar mit den Siebbeinzellen in Zusammenhang steht das olfaktorische System.
Durch die Riechnerven, die über die Hohlräume der Siebbeinplatte mit dem Riechkolben (Bulbus olfactorius) und der Nasenhöhle verbunden sind, kommt unsere Geruchswahrnehmung zustande. Die Hohlräume in der Siebbeinplatte machen einen Durchtritt der Nerven und damit die Riechwahrnehmung erst möglich. Ist der Geruch über die Nase, genauer gesagt über die Riechrezeptorzellen an der Nasenschleimhaut, erfasst, wird der Reiz über den Riechkolben zur Hirnrinde weitergeleitet. Über die verzweigte Verbindung mit dem Fünften Hirnnerv sind Augennerv (Nervus ophtalmicus) und Nervenäste des Oberkiefers (Nervus maxillaris) und Unterkiefers (Nervus mandibularis) beteiligt, was unter anderem für die Kaubewegung verantwortlich ist. Somit spielen die Siebbeinzellen bei der Reizübertragung eine wichtige Rolle.
Krankheiten
Ebenso können die Siebbeinzellen durch Frakturen der Knochenplatten, Erkrankungen der Nervenstrukturen sowie durch Bakterien und Viren ausgelöste Infektionen und Beschwerden betroffen sein. Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch allergische Reaktionen Auslöser für Entzündungen sein können. Da sich das Siebbein in einem sensiblen und durch verschiedene Wege zugänglichen Bereich befindet, sind die beteiligten Regionen besonders anfällig für Erkrankungen. Die bekannteste Erkrankung ist eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Man unterschiedet dabei die akute und die chronische Sinusitis. Die Siebbeinzellen sind Teil der Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales). Durch Viren, Bakterien oder Allergien entzündet sich die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen und begünstigt eine Anschwellung.
In weiterer Folge kann eine Vereiterung auftreten. Befindet sich Eiter abgekapselt in einem Hohlraum, so nennt man das Empyem. Zu den Nasennebenhöhlen zählen auch die Kieferhöhle, die Keilbeinhöhle und die Stirnhöhle. Im Fortschreiten der Entzündung können diese Regionen betroffen sein. Die Erkrankung aller Nasennebenhöhlen-Teile nennt man Pansinusitis. Zur Sinusitis-Behandlung werden Antibiotika, lokale oder orale Kortisonpräparate, spezielle Nasenspülungen eingesetzt. Ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass durch Medikamente keine Besserung erzielt wird, kann ein operativer Eingriff indiziert sein.
Auch bei Polypenbildung (Vermehrung von Gewebe) ist eine Entfernung der Siebbeinzellen (Ethmoidektomie) oder teilweise operative Sanierung (Entfernung der vermehrten Schleimhaut, Polypen) angezeigt. Gefährlich werden entzündliche Prozesse, die über Augen-, Stirnhöhle bis ins Gehirn übergreifen. Eine bakterielle Infektion der Stirnhöhle kann zu Gehirnhautentzündung (Meningitis) führen. Eine frühzeitige Diagnostik bei Beschwerden kann eine solche aufsteigende Entzündung verhindern. Auch anatomische Fehlbildungen können chronische Entzündungen begünstigen. Frakturen oder Verletzungen an der Schädelbasis und der Siebbeinplatten erhöht die Gefahr, dass Liquor (Hirnflüssigkeit) austritt. Im Bereich der Kieferhöhle kann es zu Entzündungen kommen.
Häufig sind Zahnwurzelentzündungen oder eitrige Abszesse Ursache für weitere Erkrankungen der Kiefer- und Nasennebenhöhlen. Der Verbindungsweg zwischen Oberkiefer und Hirnnerv läuft über den Nervus maxillaris. Zu Erkrankungen der Nervenleitungen des Siebbeinzellen-Systems zählen Neuralgien, etwa die Trigeminusneuralgie: ein Gesichtsschmerz, der durch den Fünften Hirnnerv (Nervus trigeminus) ausgelöst wird und oft durch eine Nasennebenhöhlenentzündung entsteht. Erkrankungen in Zusammenhang mit den Siebbeinzellen sind ferner Tumore und Zystenbildungen, die die Nasenatmung und den natürlichen Abfluss der Sekrete beeinträchtigen. Siebbeinzellen gehören einem komplexen Gefüge an, an dem Augen, Gehirn, Geruch, Kauen, Atmung indirekt beteiligt sind und ebenso weitreichend können Erkrankungen sein, die damit in Verbindung stehen.
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010