Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neuroendokrine Tumore (NET) können mit Hilfe der Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie diagnostiziert werden. Ein Somatostatin-Analogon wird mit einem Tracer radioaktiv markiert und reichert sich in Geweben mit hoher Dichte an Somatostatin-Rezeptoren an. Die Strahlenbelastung dieser Untersuchung entspricht in etwa der einer Computertomographie des Bauchs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie?

Die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches bildgebendes Verfahren, mit dem vor allem neuroendokrine Tumore (NET) diagnostiziert werden können. Z.B. in der Bauchspeicheldrüse.

Die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches bildgebendes Verfahren, mit dem vor allem neuroendokrine Tumore (NET) diagnostiziert werden können. Diese exprimieren Somatostatin-Rezeptoren in hoher Dichte, an denen Octreotid, ein synthetisches Somatostatin-Analogon, bindet.

Dieses wird radioaktiv markiert, und die emittierte Gammastrahlung wird mit einer Gammakamera detektiert. So können diese Tumore, die anderen bildgebenden Methoden oft nicht zugänglich sind, lokalisiert werden. Das Verfahren hat in der Diagnostik der neuroendokrinen Tumore, mit Ausnahme des Insulinoms, eine hohe Sensitivität.

Funktion, Wirkung & Ziele

Das Haupteinsatzgebiet der Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie ist die Diagnostik von neuroendokrinen Tumoren (NET). Es handelt sich hierbei um epitheliale Neoplasien, die vor allem im Bauchraum und im Pankreas vorkommen. Sie können gut- oder bösartig sein und haben eine Inzidenz von 1-2 pro 100.000 pro Jahr.

Diese Tumore exprimieren Somatostatin-Rezeptoren in hoher Dichte, was man sich für den nuklearmedizinischen Nachweis zunutze macht. Das Insulinom, ein von den endokrinen Beta-Zellen (Langerhans-Inseln) des Pankreas ausgehender Tumor, ist der einzige neuroendokrine Tumor, der mit der Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie nicht diagnostiziert werden kann, weil er keine solchen Rezeptoren aufweist.

Das verwendete Radiopharmakon besteht aus einem Somatostatin-Analogon, einem starken Komplexbildner und einem Gammastrahler, der als Tracer bezeichnet wird. Ein häufig verwendetes Somatostatin-Analogon ist Octreotid, weshalb dieses Verfahren auch als Octreotid-Scan bezeichnet wird. Octreotid wird an den Komplexbildner, zum Beispiel DTPA (Diethylentriaminpentaessigsäure) oder DOTA (1,4,7,10-Tetraazacyclododecan-1,4,7,10-tetraessigsäure) gebunden und kurz vor der Verwendung radioaktiv markiert.

Das geschieht zum Beispiel mit 111Indium, das Gammastrahlen emittiert und eine Halbwertszeit von 2,8 Tagen hat. Die Verbindung mit DTPA wird als 111Indium-Pentetreotid bezeichnet. Aufgrund dieser kurzen Halbwertszeit ist es notwendig, die radioaktive Markierung direkt vor der Untersuchung vorzunehmen.

Das Radiopharmakon wird intravenös appliziert und verteilt sich durch den Blutkreislauf im gesamten Organismus. Der Octreotid-Anteil des Moleküls bindet an Somatostatin-Rezeptoren im Körper und akkumuliert in Geweben mit hoher Rezeptordichte. Diese finden sich natürlicherweise in bestimmten Gehirnarealen wie Hypothalamus, Cortex und Hirnstamm. Außerdem exprimieren verschiedene Tumore und ihre Metastasen diesen Rezeptor.

Besonders wertvoll ist die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie für den Nachweis von gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET), die mit anderen bildgebenden Verfahren kaum darzustellen sind. Der Octreotid-Scan zeigt hier eine sehr hohe Sensitivität. Er wird sowohl zur Primärdiagnostik als auch zum Staging (der Feststellung des Tumorstadiums) und der postoperativen Kontrolle verwendet.

Weiters wird die Somatostatin-Rezeptor-Szintigrafie für die Diagnostik von medullären Schilddrüsenkarzinomen und Merkelzelltumoren und zur Differentialdiagnose von Meningeomen versus Neurinomen eingesetzt. Auch manche Mamma- und Kolonkarzinome exprimieren Somatostatin-Rezeptoren. Die Sensitivität des Octreotid-Scans ist hier aber wesentlich geringer, weshalb er für die Diagnose dieser Erkrankungen nicht herangezogen wird.

Vier Stunden nach der Verabreichung des Radiopharmakons wird die erste Aufnahme mit der Gammakamera gemacht. Das radioaktive Isotop ist nun via Octreotid-Anteil an die Somatostatin-Rezeptoren des Organismus gebunden und emittiert beim Zerfall Gamma-Strahlung. In Bereichen mit einer hohen Somatostatin-Rezeptor-Dichte entsteht vermehrt Gamma-Strahlung, die von der Gammakamera detektiert und als Bild dargestellt wird.

So kann ein Tumor lokalisiert werden. Die Untersuchung dauert etwa eine Stunde. Sie wird am nächsten Tag wiederholt. Das Radiopharmakon wird über Niere und Darm ausgeschieden. Alternativen zu 111Indium-Pentetreotid sind zum Beispiel 99Technetium-Tektrotyd, mit dem eine noch höhere Sensitivität erzielt werden kann. Weitere verwendbare Isotope sind Jod und Gallium. Letzteres wird für Positronen-Emissions-Tomografien (PET) eingesetzt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Gammastrahlen sind, wie auch zum Beispiel Röntgenstrahlen, eine Art von ionisierenden Strahlen. Diese haben die Fähigkeit, Elektronen aus Atomen zu entfernen, sie also zu ionisieren. Wenn Moleküle des Erbguts, also die DNA, betroffen sind, kann es zu Mutationen kommen, die Krebs auslösen können.

Solche Mutationen und molekularen Veränderungen entstehen in den Zellen durch verschiedenen Ursachen immer wieder. In den meisten Fällen können sie aber durch die zellulären Reparatursysteme beseitigt werden.

In der Embryonalphase ist der Organismus allerdings besonders empfindlich gegenüber schädigenden Einwirkungen. Die Folge einer Strahlenbelastung im Uterus erhöht das Risiko, im Kindesalter an Krebs zu erkranken. Aus diesem Grund sind nuklearmedizinische Untersuchungen bei Schwangeren kontraindiziert. Jeder Patient sollte am Untersuchungstag den intensiven Kontakt zu Schwangeren und Kleinkindern meiden.

Bei Kindern erfolgt eine strenge Indikationsstellung, und die Dosis des Radiopharmakons wird entsprechend dem Alter und dem Gewicht des Kindes reduziert. Da sich Radiopharmaka in der Muttermilch anreichern können, wird stillenden Frauen empfohlen, eventuell vor der Untersuchung Milch abzupumpen und nach der Szintigraphie das Stillen für einige Tage zu unterbrechen.

Die kurze Halbwertszeit der bei nuklearmedizinischen Untersuchungen eingesetzten Isotope gewährleistet, dass die Strahlung nicht lange im Organismus verbleibt. Die Strahlenbelastung eines Octreotidscans beim Erwachsenen liegt bei 13-26 mSv (Millisievert). Das entspricht in etwa der Strahlenbelastung einer Computertomographie des Abdomens. Zum Vergleich: Ein einfaches Lungenröntgen hat 0,02-0,04 mSv. Die natürliche Strahlenbelastung der Umgebung liegt bei 2-3 mSv pro Jahr.

Direkte Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, Unverträglichkeitsreaktionen dem applizierten Radiopharmakon gegenüber sind extrem selten. Patienten, die Octreotid als Therapeutikum einnehmen, müssen dieses einige Tage vor der Untersuchung absetzen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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