Stangerbad
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Stangerbad ist eine physiotherapeutische Behandlungsmethode, die mit Elektrotherapie kombiniert wird. Dabei liegt der zu behandelnde Patient in einer Spezialwanne, die mit Wasser gefüllt ist. Durch Metallplatten am Wannenende und an den Seiten werden Stromimpulse durch das Wasser geleitet. Diese Therapie unterstützt die Heilung oder Linderung von chronischen und akuten Erkrankungen.
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Was ist das Stangerbad?
Bei dem Stangerbad handelt es sich um eine Form der Elektrotherapie. Diese Form der Behandlung wird in einer speziellen Wanne durchgeführt. Die Seiten der Wanne sind mit galvanisierten Metallplatten versehen. Diese sind frei wählbar, ob sie als Plus oder Minus Pol arbeiten.
Bei der Form der Therapie spielen nicht nur die Stromreize eine wesentliche Rolle, sondern auch der Wärmeffekt. Mithilfe eines Schaltpults kann der behandelnde Therapeut die Verteilung der Pole und der Stromstärke regulieren. Der Patient liegt während des Stangerbads in der dafür vorgesehenen Wanne und wird mit Stromimpulsen therapiert, die auf seine Beschwerden abgestimmt werden können. Die dabei abgegebenen Stromimpulse werden während der Behandlung deutlich ausgeübt, sind jedoch vom Empfinden des Patienten abhängig. Zu beachten ist dabei, dass der Patient bei stärkeren Stromimpulsen keine Schmerzen empfindet, jedoch sollte auch ein zu schwacher Impuls vermieden werden. Oftmals wird die Therapie des Stangerbads auch mit einer Unterwasserdruckstrahlmassage kombiniert.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Stromimpulse werden über Metallplatten durch das Wasser geleitet. Die Platten fungieren als Pluspol (Anode) und Minuspol (Kathode), welche Platte als Anode oder Kathode arbeitet, kann variabel vom Patienten und vom Behandlungsziel eingestellt werden. Durch die reizenden Impulse kommt es zu einem sogenannten Wärmeeffekt, welcher auch eine hohe Bedeutsamkeit für den Behandlungserfolg hat. Die Durchblutung wird dadurch gesteigert. Lokal kommt es zu einer Durchblutungssteigerung von bis zu fünfmal stärker als normal.
Auch das warme Wasser in der Spezialwanne regt ganzheitlich die Durchblutung der Hautoberfläche an. Die erhöhte Durchblutung fördert vor allem den Stoffwechsel innerhalb der Zellen, was zu Erneuerungen und Regeneration der angegriffenen Zellen beiträgt. Das Stangerbad wird häufig zur Rehabilitation von Patienten mit Gelenksbeschwerden angewendet. Besonders bei postoperativen Gelenksproblematiken ist ein Stangerbad sehr hilfreich. Muskelgewebe, das chronisch verkrampft ist, wird durch die enorme Leistungssteigerung in Kombination mit Elektroreizen wieder entspannt. Chronisch verkrampftes Muskelgewebe tritt häufig bei Rückenbeschwerden auf. Folglichkönnen Rückenschmerzen mithilfe eines Stangerbads gelindert oder sogar beseitigt werden. Die Haupteigenschaft des Stangerbads ist die Nervenstimulation. Die Nerven werden durch die Stromimpulse stimuliert.
Durch die flexible Ausrichtung der Plus- und Minuspole kann der Muskeltonus gesteigert oder gesenkt werden. Dies verbessert die Kontraktionsfähigkeit eines Muskels, welches sich positiv auf die Beweglichkeit der Gelenke ausübt. Des Weiteren lindert die Therapie durch Stromimpulse chronische Schmerzen. Der Patient sollte durch die Stromimpulse ein leichtes Kribbeln auf der Haut verspüren, welches jedoch nicht als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden sollte. Gewöhnlich werden beim Stangerbad Stromstärken von 200-600 mA in der Therapie angewendet.
Zusätzlich kann dem Wasser Salz oder andere Zusätze beigefügt werden, um die Leitfähigkeit des Stromes im Wasser zu verbessern. Ein Stangenbad darf heute nur unter der Vorgabe strenger Vorschriften durchgeführt werden. Diese sind im Medizinproduktegesetz, in der Medizinprodukte-Betreiberverordnung und in der DIN Norm niedergeschrieben. Der Gesetzgeber setzt bei Therapien mit Wasser in Kombination mit Strom sehr strenge Richtlinien, um mögliche Gefahren abzuwenden. Außerdem muss die Spezialwanne und alle anderen Geräte, die für ein Stangerbad benötigt werden, mit dem GS Zeichen und einer CE Kennzeichnung versehen sein. Des Weiteren wird vorgegeben, dass der Therapieraum, in dem die Spezialwanne steht, mit einem Fenster ausgestattet sein muss.
Das Stangerbad wird als Leistung von den Krankenkassen für verschiedene Krankheitsbilder und Beschwerden angeboten. Die Auflistung dieser Krankheitsbilder ist für die Behandlung zugelassen. Durch die individuelle einstellbaren Möglichkeiten des Stangerbads können sowohl verkrampfte Muskeln (Hypertonus) als auch schwache Muskeln (Hypotonus) therapiert werden. Des Weiteren sind Beschwerden der Stützmuskulatur, rheumatische Erkrankungen oder chronische und schmerzhafte Wirbelsäulenerkrankung indiziert. Absolut kontraindiziert ist das Stangerbad, wenn Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche akut oder chronisch sind, vorliegen. Außerdem sollte diese Therapie nicht durchgeführt werden, wenn ein grippaler Infekt mit Fieber vorliegt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Außerdem sollte jegliche Form der Elektrotherapie nicht durchgeführt werden, wenn Erkrankungen wie Entzündungen, Thrombosen, Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose oder andere Erkrankungen im Bereich der Durchblutung vorliegen. Auch wenn sich Metalle im Körper des Patienten befinden wie beispielsweise eine Gelenksprothese oder ein Herzschrittmacher, ist das Stangerbad kontraindiziert.
Des Weiteren darf ein Stangerbad nicht durchgeführt werden, wenn bösartige Tumorerkrankungen, eine erhöhte Blutungsneigung (Hämophilie) oder andere Erkrankungen mit fieberhaften Krankheitsverläufen vorliegen. Für Patienten, die vor Strom Angst haben, sollte eine alternative Therapie zur Elektrotherapie herangezogen werden. Im Allgemeinen gelten beim Stangerbad der hydrostatische Druck, der elektrische Strom und die Wärme als Risikofaktoren.
Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2003
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2008
- Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2007