Sweet-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Sweet-Syndrom ist eine seltene Hauterkrankung. Fieber sowie schmerzhafte Hautläsionen sind die wichtigsten Anzeichen. Sie treten vor allem, aber nicht ausschließlich, an Kopf, Hals, Rumpf und den Armen auf. Die genaue Ursache des Sweet-Syndroms ist nicht bekannt. Krankheiten, Infektionen oder bestimmte Medikamente zählen zu den möglichen Auslösern. Das Sweet-Syndrom kann auch als Begleiter verschiedener Krebsarten in Erscheinung treten. Die Behandlung des Sweet-Syndroms erfolgt oft durch Kortikoid-Pillen. Häufig verschwinden die Symptome und Anzeichen schon wenige Tage nach Behandlungsbeginn. Rückfälle sind jedoch weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Sweet-Syndrom?

Die wichtigsten Symptome des Sweet-Syndroms sind kleine rote Beulen auf den Armen, Hals, Kopf oder Rumpf. Obwohl die Hauterscheinungen zumeist dort auftreten, müssen sie nicht auf diese Regionen begrenzt sein.
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Erstmals 1964 von Robert Sweet beschrieben, bezeichnet der Begriff Sweet-Syndrom neben der klassischen Sweet-Krankheit, die bei jungen Frauen nach einer Erkrankung der Atemwege auftritt, auch einen aggressiveren neutrophilen Prozess, der mit anderen entzündlichen Erkrankungen oder Malignität assoziiert wird.

In der Tat können die Läsionen der erste Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung sein und sollten eine weitere Untersuchung veranlassen. Das Sweet-Syndrom ist ein reaktiver Prozess, also eine Überempfindlichkeitsreaktion auf systemische Faktoren, wie hämatologische Erkrankungen, Infektionen, Entzündungen, Impfung oder Arzneimittel.

Die Erkrankung wird durch Neutrophile vermittelt, wie sich anhand ihres histopathologischen Erscheinungsbilds, den beteiligten Neutrophilen und der Reaktion auf Medikamente, welche die Neutrophilen-Aktivität beeinflussen, feststellen lässt. Aufgrund der Erhöhung von bestimmten weißen Blutkörperchen tritt die Erkrankung auch unter dem Namen akute febrile neutrophile Dermatose auf.

Ursachen

Ein auftretendes Sweet-Syndrom hat in der Mehrheit der Fälle keine klar erkennbare Ursache. Es tritt manchmal im Zusammenhang mit Krebs auf, am häufigsten mit Leukämie. Gelegentlich entwickelt sich die Erkrankung als Begleiterscheinung eines soliden Tumors, wie etwa eines Dickdarmkarzinoms oder Brustkrebs.

Jedoch kann das Sweet-Syndrom auch eine Reaktion auf ein Medikament sein, vor allem, wenn es sich um ein Mittel handelt, welches die Produktion weißer Blutkörperchen anregt. Das Syndrom tritt selten auf, es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die das Entstehen der Krankheit wahrscheinlicher machen. Im Allgemeinen sind Frauen häufiger vom Sweet-Syndrom betroffen als Männer. Einige von ihnen entwickeln die Erkrankung in der Schwangerschaft.

Aber auch das Alter spielt eine Rolle. Obwohl sowohl ältere Erwachsene als auch Kinder erkranken können, stellen vor allem Menschen von 30 bis 60 Jahren eine Risikogruppe dar. Das Syndrom kann auf eine Atemwegsinfektion folgen. Viele Patienten berichten von grippeähnlichen Symptomen, die vor dem Hautausschlag erscheinen. Auch kann es sich im Zusammenhang mit einer entzündlichen Darmerkrankung entwickeln.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die wichtigsten Symptome des Sweet-Syndroms sind kleine rote Beulen auf den Armen, Hals, Kopf oder Rumpf. Obwohl die Hauterscheinungen zumeist dort auftreten, müssen sie nicht auf diese Regionen begrenzt sein. Die Areale weisen starke, ödemartige Veränderungen auf, sowie ein erhöhtes Aufkommen von Neutrophilen.

Sie erscheinen oft abrupt nach einem Fieber oder einer Infektion der oberen Atemwege. Die Beulen wachsen schnell und verbreiten sich in schmerzhaften Clustern mit einem Durchmesser von etwa 2,5 Zentimeter. Etwa die Hälfte der Patienten klagt zusätzlich zu den Veränderungen von Haut und Blutbild über Gelenkschmerzen, die durch begleitende Gelenkentzündungen ausgelöst werden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein Hautarzt könnte in der Lage sein, das Sweet-Syndrom zu diagnostizieren, indem er die Läsionen untersucht. Häufig werden aber bestimmte Tests angewandt, um Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen und nach der zugrunde liegenden Ursache zu suchen. So kann eine Blutprobe ans Labor geschickt werden, wo sie nach einer ungewöhnlich großen Anzahl von rote Blutkörperchen und bestimmten Erkrankungen untersucht wird.

Auch kann der Arzt eine Hautbiopsie vornehmen. Hierbei wird eine Probe des erkrankten Gewebes entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Das Gewebe wird dann analysiert um zu bestimmen, ob es die charakteristischen Auffälligkeiten des Sweet-Syndroms aufweist. Im Krankheitsverlauf besteht die Gefahr, dass sich die Hautläsionen infizieren.

In diesem Fall sollten bei einem Arzt Ratschläge eingeholt werden, wie die betroffenen Hautstellen zu versorgen sind. In Fällen, in denen das Sweet-Syndrom zusammen mit Krebs auftritt, können die Erosionen der Haut erste Anzeichen für eine neu auftretende oder wiederkehrende Erkrankung sein.

Komplikationen

Das Sweet-Syndrom klingt zumeist ohne größere Komplikationen von selbst wieder ab. Für Menschen, die aufgrund einer anderen Erkrankung bereits körperlich geschwächt sind, stellen die Symptome jedoch oft eine große Belastung dar. So kann bei einer Immunschwäche bereits hohes Fieber zu ernsten Kreislaufbeschwerden führen. Infektionen breiten sich unter Umständen aus und greifen auf den gesamten Nasenrachenraum über.

Die Beulen selbst können sich entzünden und die Grundsymptome noch verstärken. Nachdem die Erkrankung abgeklungen ist, bleiben oftmals Narben zurück, gelegentlich kommt es auch zu Sensibilitätsstörungen an der betroffenen Stelle. Die anfangs nur schwachen Gelenkschmerzen können sich zu ernsten Gelenkentzündungen entwickeln, die wiederum zu Bewegungseinschränkungen und weiteren Komplikationen führen.

Die Hautveränderungen werden von den Betroffenen oft als ästhetischer Makel empfunden. Eine chronische Erkrankung hat deshalb gelegentlich auch negative Auswirkungen auf die psychische Verfassung – es entwickeln sich Minderwertigkeitskomplexe und soziale Ängste. Auch bei der medikamentösen Behandlung gibt es Risiken. Immunsuppressiva etwa, gehen mit einer erhöhten Infektanfälligkeit einher.

Zudem können Komplikationen wie Muskelschwäche, Schädigungen der Niere und eine Verminderung der Knochendichte auftreten. Entsprechende Präparate erhöhen auch das Risiko, an Diabetes mellitus und Tumoren des Lymphsystems oder der Haut zu erkranken.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei plötzlichen Veränderungen des Hautbildes, besteht Anlass zur Besorgnis. Kommt es zu einem unangenehmen Schmerzempfinden sowie einer Ausbreitung der Auffälligkeiten, ist ein Arztbesuch notwendig. Bei plötzlichem Fieber, der Bildung von Ödemen oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl wird ein Arzt benötigt. Schmerzen der Gelenke oder Beeinträchtigungen der Bewegungsmöglichkeiten gelten als ungewöhnlich. Sie sind einem Arzt vorzustellen sobald die Beschwerden anhalten oder zunehmen. Ein Wärmeempfinden in der Nähe der Gelenke deutet auf eine gesundheitliche Störung hin, die behandelt werden sollte.

Charakteristisch für das Sweet-Syndrom ist die Entstehung von kleinen roten Beulen. Bei den meisten Patienten entwickeln sich die Schwellungen im Bereich des oberen Körperbereiches. Kopf, Rumpf, Arme und Hals sind oftmals als erstes betroffen. Dennoch kommt es auch in anderen Körperstellen zu der Entwicklung der Hautveränderungen. Ein Arzt ist aufzusuchen, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird und ein Behandlungsplan erarbeitet werden kann.

Bei Beschwerden des Kreislaufs, Schwindel oder einer allgemeinen Schwäche ist die Konsultation eines Arztes angezeigt. Treten aufgrund der optischen Veränderungen emotionale oder seelische Probleme auf, wird ebenfalls ein Arzt benötigt. Bei Verhaltensauffälligkeiten, einem Rückzug aus dem sozialen Leben sowie zunehmenden Minderwertigkeitsgefühlen ist ein Therapeut aufzusuchen. Neben der medizinischen Versorgung benötigt der Betroffene in diesen Fällen auch eine psychologische Unterstützung.

Behandlung & Therapie

Das Sweet-Syndrom kann ohne Behandlung von allein abklingen. Jedoch helfen Medikamente dabei, den Heilungsprozess dramatisch zu beschleunigen. Die am häufigsten verwendeten Medikamente sind Kortikosteroide, die es in einer Vielzahl von Varianten gibt. Pillen zur oralen Einnahme funktionieren sehr gut, haben aber Einfluss auf den gesamten Körper.

Eine langfristige Nutzung kann Nebenwirkungen verursachen, wie Gewichtszunahme, Schlaflosigkeit und geschwächte Knochen. Cremes oder Salben wirken nur auf den Teil der Haut, auf dem sie angewendet werden. Sie kommen daher bei lokal begrenzten Symptomen zum Einsatz. Sie können aber zu einer Ausdünnung der Haut führen.

Alternativ kann auch eine geringe Menge an Kortikosteroid direkt in jede Läsion injiziert werden. Jedoch ist diese Methode nur bei Patienten wirksam, deren Anzahl an Läsionen eher gering ist. Manchmal werden auch andere Medikamente verschrieben, zumeist für Menschen, die eine Langzeitbehandlung mit Kortikosteroiden nicht gut vertragen. Einige der am häufigsten verschriebenen Medikamente als Alternative zu Kortikosteroide sind Dapson, Kaliumiodid und Colchicin.


Vorbeugung

Da in den meisten Fällen die Ursachen für das Sweet-Syndrom nicht bekannt sind, ist eine Vorbeugung schwierig. Tritt die Erkrankung als Folge bestimmter Medikamente auf, sollten mit einem Arzt die Absetzung der Medikamente und mögliche Alternativen besprochen werden.

In jedem Fall sollte frühzeitig ein Hautarzt konsultiert werden, um den Krankheitsverlauf abzufedern. Sollte in der Vergangenheit eine Tumorerkrankung mit begleitendem Sweet-Syndrom vorgelegen haben, kann ein erneutes Auftreten der Hautkrankheit auf einen Krankheitsrückfall deuten.

Nachsorge

Die Nachsorge beim Sweet-Syndrom umfasst je nach Art und Ausprägung der Beschwerden verschiedene Schritte, die es im Detail mit dem Arzt zu besprechen gilt. Bei anhaltenden Hauterscheinungen muss ein Dermatologe konsultiert werden. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Untersuchungen der Haut sowie etwaige weitere Untersuchungen. Zudem führt der Arzt ein Patientengespräch durch, um sich ein möglichst umfassendes Bild über das aktuelle Beschwerdebild des Patienten machen zu können.

Wenn das Sweet-Syndrom in Verbindung mit Gelenkschmerzen oder Entzündungen auftritt, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Die medikamentöse Therapie muss streng ärztlich überwacht werden. Wichtig ist nach der Genesung ein Ausschleichen der verordneten Präparate. Gegebenenfalls kann ein Physiotherapeut involviert werden, etwa bei anhaltenden Bewegungsstörungen infolge der Gelenkentzündungen.

Bei einer umfassenden Behandlung sollte das Sweet-Syndrom innerhalb weniger Wochen ausgeheilt sein. Eine weitergehende Nachsorge ist in der Regel nicht nötig. Es gibt allerdings Situationen, in denen eine Nachsorge beibehalten werden muss. Die Nachsorge übernimmt der Allgemeinarzt oder ein Internist.

Je nach Symptombild sind außerdem Dermatologen, HNO-Ärzte und Orthopäden sowie Physiotherapeuten in die Nachsorge involviert. Nach der Einnahme von Immunsuppressiva und Glucocorticoiden können Nebenwirkungen auftreten. Etwaige Begleiterscheinungen werden im Rahmen der Nachsorge abgeklärt. Sollten nach Therapie und Nachsorge weitere Symptome auftreten, muss der Arzt informiert werden.

Das können Sie selbst tun

Wenn Anzeichen des Sweet-Syndroms bemerkt werden, sollte zunächst ein Arzt konsultiert werden. Symptome wie Fieber und Hautveränderungen müssen medikamentös behandelt werden, bevor Selbsthilfemaßnahmen ergriffen werden können.

Nachdem die Beschwerden ärztlich behandelt wurden, bieten sich Ruhe und Schonung an. Bei Fieber gelten die üblichen Allgemeinmaßnamen. Der Patient muss sich schonen und das Fieber durch kühlende Aufschläge und eine angepasste Diät aus Schonkost und viel Flüssigkeit lindern. Die Haut kann mit verschiedenen Naturheilmitteln wie Aloe Vera oder ätherischen Ölen behandelt werden. Bei Ablagerungen an den Augen oder im Intimbereich sollte ein sanftes Produkt verwendet werden. Der zuständige Arzt kann Empfehlungen aussprechen und bei Bedarf den Rat eines Heilpraktikers einholen.

Begleitend dazu muss der Auslöser der Beschwerden ermittelt werden. Meist ist die Einnahme bestimmter Medikamente für das Sweet-Syndrom verantwortlich. Diese Arzneimittel müssen abgesetzt werden, um die Symptome langfristig zu behandeln. Vor allem bei rheumatischen Krankheiten sowie der akute myeloischen Leukämie kommt es vermehrt zum Sweet-Syndrom. Wer zu den Risikogruppen zählt, sollte besonders sorgfältig auf etwaige Anzeichen der Erkrankung achten. Im Zweifelsfall sollte ein Arzt konsultiert werden.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014

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