Thekazelle
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Thekazelle ist eine Art von Bindegewebe und kommt im Ovarialfollikel vor, wo sie wichtige Aufgaben bei der Follikelreifung übernimmt. Die Zellen werden unter dem Einfluss von LH durch Luteinisierung zu Thekaluteinzellen, wie sie im Gelbkörper liegen. Thekazelltumore und Granulosa-Theka-Zelltumore sind die bekanntesten Erkrankungen der Gewebeart und zählen zu den hormonbildenden Tumoren.
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Was ist die Thekazelle?
Ovarialfollikel bestehen aus einer Eizelle und den umliegenden Follikelepithelzellen, die auch als Granulosazellen bekannt sind. Zusätzlich sind in der Einheit die Bindegewebsschichten Theca interna und externa enthalten, die als Theca folliculi zusammengefasst werden. Reifende Ovarialfollikel bestehen aus dementsprechend verschiedenen Typen von Zellen.
Ein Zelltyp des Ovarialfollikel ist die sogenannte Thekazelle, wie sie im Theca folliculi vorliegt und für das Wachstum des Follikel eine Hauptrolle spielen. Von der Thekazelle zu unterscheiden ist die Thekaluteinzelle. Diese Zellen kommen ausschließlich im Gelbkörper (Corpus luteum) vor und entwickeln sich aus Thekazellen der Ovarialfollikel. Thekezellen sind damit die Vorstufe der Thekaluteinzellen. Die Luteinisierung im Sinne der Einlagerung von Lipiden unterscheidet reifere Thekaluteinzellen von herkömmlichen Thekazellen.
Anatomie & Aufbau
Das widerstandsfähige Zell-Faser-Gerüst macht Bindegewebe annähernd resistent gegenüber Zugkräften und die Grundsubstanz verteilt Kompressionskräfte. Die Thekazellen sind differenziertes Bindegewebe, das sich in Form der Theca folliculi saumartig um die ovarielle Rindenzone (Cortex ovarii) legt und den Ovarialfollikel im späteren Reifestadium umhüllt. Anders als undifferenziertes Bindegewebe sind die spezialisierten und differenzierten Thekazellen zur Einlagerung und Produktion von Substanzen in der Lage. Thekaluteinzellen enthalten so zum Beispiel eingelagerte Lipide.
Funktion & Aufgaben
Thekazellen übernehmen bei der Reifung des Ovarialfollikels unterschiedliche Funktionen. Sie unterstützen das Wachstum und die endgültige Reifung der weiblichen Follikel, indem sie membranständige LH-Rezeptoren exprimieren. Diese Rezeptoren stellen eine Bindestelle für das luteinisierende Hormon dar. Das Peptid wird in der Adenohypophyse synthetisiert und regt in den weiblichen Gonaden die Sekretion sowie Synthese von Östrogenen an.
LH ist ein regulatorisch dominanter Faktor in der zweiten Hälfte des weiblichen Zyklus. In der ersten Zyklushälfte stimuliert das Hormon die Synthese der Östrogene, wobei die Ausschüttung zur Zyklusmitte hin steil ansteigt. Dieser LH-Anstieg triggert die Ovulation, also den Eisprung, und stimuliert die Synthese des Gelbkörpers. Mit der Bindung von LH an die LH-Rezeptoren innerhalb der Thekazellen wird die Synthese von Steroiden ausgelöst. Genauer gesagt, bewirkt die Komplexbildung die Produktion von Testosteron. Das Testosteron wird unter dem Einfluss von FSH innerhalb der Granulosazellen der Follikel wiederum zur Östrogenvariante Estradiol umgewandelt.
Darüber hinaus luteinisieren Thekazellen zu Thekaluteinzellen, wie sie im Gelbkörper vorkommen. Durch den Einfluss von LH findet in den Thekazellen Hypertrophie statt, die zur Einlagerung von Lipiden führt und die Thekazellen des Ovarialfollikels zu Thekaluteinzellen des Gelbkörpers macht. Grundsätzlich geht die Bildung von Thekazellen mit der Entwicklung vom Primärfollikel zum Sekundärfollikel einher.
Das Stadium des Tertiärfollikels bewirkt in den Zellen eine Differenzierung zu funktionell und histologisch unterschiedlichen Zellschichten. Auf diese Weise entwickeln sich Theca interna und Theca externa des Ovarialfollikels. Die innere Zellschicht Theca interna ist wie die Granulosazellen für doe Östrogensynthese im Follikel zuständig. Die Theca externa besteht aus kontraktilen Zellen, die die Eizelle bei der Ovulation aus dem reifen Follikel austreiben.
Krankheiten
Die Mischform aus Granulosazell- und Thekazelltumoren wird auch als luteinisierende Variante der Ovarialtumore bezeichnet und zeigt sich insbesondere an Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Die Gewebeart der Tumore lässt eine Prognose zu. Scheinbar hängt die Wahrscheinlichkeit der Malignität mit der Zellart zusammen. Granulosazelltumore sind so beispielsweise in bis zu mehr als 50 Prozent aller Fälle maligne. Thekazelltumore dagegen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von rund zwölf Prozent. Damit handelt es sich bei reinen Thekazelltumoren in den meisten Fällen um gutartige Tumore des Ovars.
Die luteinisierte Variante von Granulosa-Theka-Zelltumoren ist unterschiedlichen Quellen zufolge in nahezu allen Fällen gutartig, wohingegen der konventionelle Granulosa-Theka-Zelltumor mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 27 Prozent maligne ist. Die Symptomatik von Ovarialtumoren aus entarteten Thekazellen unterscheidet sich vor allem mit dem Alter der Patientinnen. Frauen nach der Menopause erleiden als erstes Symptom häufig Blutungen. Mädchen vor der Pubertät entwickeln oft eine isosexuelle Pubertas praecox. Das heißt, dass ihre Sexualmerkmale noch vor der Pubertät zur vollen Ausbildung gelangen.
Teilweise betreffen die Symptome in diesem Fall auch das Skelett. Die Ausbildung von Symptomen hängt für den Thekazelltumor und die Granulosa-Theka-Zellvariante vor allem von den durch den Tumor gebildeten Hormonen und dem Ausmaß der Hormonproduktion ab. Neben Östrogenen und Androgenen können die Tumore im Einzelfall auch andere Hormone produzieren, die dann in erhöhter Konzentration nachweisbar sind und den gesamten Organismus aus dem Gleichgewicht bringen können.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Drenckhahn, D.: Anatomie. Band 1: Makroskopische Anatomie, Histologie, Embryologie, Zellbiologie. Urban & Fischer, München 2008
- Sohn, C. et al.: Ultraschall in Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2012