Estradiol
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Estradiol handelt es sich um ein Sexualhormon. Seine deutsche Bezeichnung lautet Östradiol und es ist eines der wichtigsten, natürlichen Estrogene neben Estron und Estriol. Seine chemische Summenformel lautet C18H24O2.
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Was ist Estradiol?
Das Hormon wird bei Frauen als Hormonersatz eingesetzt. Dies gilt für die Frauen, die aufgrund eines Mangels an Östrogenen (weiblichen Geschlechtshormonen) über Beschwerden klagen. Das kann bei Frauen in den Wechseljahren der Fall sein.
In einigen Fällen bleiben diese Beschwerden auch noch nach den Wechseljahren erhalten. Auch jüngere Frauen können betroffen sein, wenn beispielsweise ihre Eierstöcke entfernt wurden. Es hat neben seiner Funktion im sexuellen Bereich auch eine Wirkung auf die menschlichen Knochen. Chemische Namen des Hormons sind 17β-Estradiol und 1,3,5(10)-Estratrien-3,17β-diol. Sein Derivat Ethinylestradiol ist eine der Komponenten, die in Antibabypillen genutzt werden.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Zudem haben sie innerhalb der Menstruation Einfluss auf die Gebärmutter, da sie das Endometrium zum Wachsen anregen. Sie regen die Durchblutung an und zeigen Einfluss auf das Epithel der Vagina. Zudem hat das Hormon Einfluss auf die Knochendichte und kann je nach Konzentration Tumore begünstigen. So steigt das Brust- oder Eierstockkrebsriskio mit der Konzentration von Estradiol im Körper an. Ein erhöhter Spiegel beim Mann kann zur Verweiblichung und zur Vergrößerung der Prostata führen.
Als Präparat eingesetzt dient Estradiol dazu, den Östrogenmangel auszugleichen und Beschwerden der Wechseljahre zu lindern. Dazu gehören Hitzewallungen, depressive Verstimmungen, Juckreiz und Entzündungen. Auch ein erhöhtes Knochenbruchrisiko ist möglich.
Die Präparate können eingesetzt werden, um Scheidenentzündungen zu behandeln und Beschwerden einer trockenen Scheide zu bekämpfen. Auch Hauterkrankungen können mit Estradiol behandelt werden. Estrogene sind mit ein Grund für die Verschreibung der Antibabypille bei Frauen mit Hautproblemen. Außerdem können sie Beschwerden beim Geschlechtsverkehr lindern und gegen Juckreiz im Scheiden- und Afterbereich eingesetzt werden. Daneben wird es auch zur Eindämmung der Rückbildung von Geschlechtsorganen genutzt. Neben den Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Geschlechtsorgane, der Haut oder Knochen findet das Hormon auch Anwendung in der Behandlung von offenen Beinen.
Medikamente, die Estradiol enthalten, sind beispielsweise Estrifam, Merimono und Gynokadin. Im Körper regt Estradiol zur Produktion bestimmter Proteine an, die aufgrund von Mangelerscheinungen an Östrogen nur noch bedingt funktionieren. Dazu gehört mitunter die Hemmung der Talgproduktion oder die Bildung von Scheidenflüssigkeit.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Das körpereigene Estradiol wird in den Eierstöcken produziert. In geringeren Mengen produzieren auch die männlichen Hoden und Nebennierenrinden das Hormon. Testosteron kann in Fettzellen zudem zu Estradiol umgewandelt werden. Der entsprechende Hormonspiegel einer Frau in den Wechseljahren ist mit dem eines Mannes zu vergleichen. Daher kann eine zusätzliche Behandlung mit Estradiol erfolgen, um auftretende Beschwerden zu bekämpfen.
Bei der Menstruation liegt die Konzentration von Estradiol bei rund 50 pg/ml. Während der Follikelbildung steigt sie kurzzeitig auf 200 pg/ml an, sinkt beim Eisprung allerdings wieder ab. Wenn keine Schwangerschaft vorliegt, pendelt die Estradiolmenge sich wieder auf Normalmaß ein, sobald die Periode vorüber ist. Bei einer Schwangerschaft steigt der Hormonspiegel von Estrogenen stark an und kann bis zur Geburt des Kindes auf bis zum Hundertfachen wachsen.
Krankheiten & Störungen
Unter Vorbehalt und Aufsicht sollte die Behandlung mit entsprechenden Präparaten erfolgen, falls Bluthochdruck, Migräne, Lebererkrankungen oder Autoimmunerkrankungen vorliegen. Unter Abwägung etwaiger Risiken ist außerdem Vorsicht geboten bei Epilepsie, Asthma, Gallensteinen, Diabetes und Otosklerose (Erkrankung der Innenohrknochen). Kinder oder Schwangere sollten nicht mit estradiolhaltigen Präparaten behandelt werden.
Abgesehen davon kann Estradiol zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten gehören vor allem Spannungsgefühle in der Brust, ungewolltes Wachstum der Sexualorgane und eine Steigerung des Sexualtriebs. Auch Entzündungen der Scheide können auftreten, ebenso wie Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen und Verdauungsbeschwerden. Allgemein sind Beschwerden im Bereich der Verdauung möglich. Dazu gehören auch Völlegefühl, Bauchschmerzen und Durchfall. Zudem kann Estradiol die Psyche beeinflussen. Es können depressive Verstimmungen, Nervosität und Benommenheit auftreten.
Bei der äußerlichen Anwendung des Hormons kann es unter anderem zu Haarausfall, Brustschmerzen, Schmierblutungen und Gelenkschmerzen kommen. Abgesetzt werden sollten Präparate mit Estradiol bei einer starken Erhöhung des Blutdrucks und wenn sich die Leberfunktion verschlechtert. Das gilt auch bei Gelbsucht oder dem Einsetzen migräneartiger Kopfschmerzen. Sofortiges Absetzen ist bei Schwangerschaft erforderlich.
Vor Therapiebeginn ist eine gründliche Untersuchung beim Frauenarzt erforderlich. Besteht ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen. Das Gleiche gilt bei erhöhter Neigung zu Thrombose. In einigen Fällen ist abzuwägen, ob der Einsatz von Estradiol sinnvoll ist. Falls während der Behandlung Blutungen auftreten, müssen diese sorgfältig abgeklärt werden. Alle sechs Monate sollte ein Frauenarzt die Notwendigkeit der Behandlung überprüfen. Bei Medikamenten kann es grundsätzlich immer zu allergischen Reaktionen kommen. Bei Bedenken ist ein Arzt zu konsultieren.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009