Thromboseprophylaxe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich bei der Thromboseprophylaxe um eine Therapiemaßnahme zur Vorbeugung von Thrombosen. Die Gefährlichkeit von Blutgerinnseln besteht im weiteren Verlauf bei Embolien und Herzinfarkten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Thromboseprophylaxe?

Eine Thrombose ist ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich im menschlichen Gefäßsystem oder im Herzen bildet. Ein solches Gerinnsel entsteht durch die Blutgerinnung.

Eine Thrombose ist ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich im menschlichen Gefäßsystem oder im Herzen bildet. Ein solches Gerinnsel entsteht durch die Blutgerinnung.

Diese hat eigentlich die Funktion, den Körper bei Verletzungen vor dem Verbluten zu bewahren, indem durch die Verklumpung des Blutes Wunden geschlossen werden. Doch kommt es manchmal auch zu Verklumpungen in unverletzten Gefäßen, wobei sich ein Thrombus bilden kann. Dieser behindert den Blutstrom und kann sehr ernste Folgen haben.

Ein Gerinnsel in einer Arterie kann zum Beispiel einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zur Folge haben. Beides wird durch die mangelnde Durchblutung des Herzens beziehungsweise von Teilen des Gehirns verursacht. Ein Thrombus in den Venen kann eine Lungenembolie zur Folge haben. Tatsächlich treten die meisten Thrombosen in den Venen auf.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Thromboseprophylaxe reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die Zusammenhänge zwischen Blutgerinnung und Thrombose besser verstanden wurden. Bereits 1856 formulierte der deutsche Pathologe Rudolf Virchow die nach ihm benannte "Virchow-Trias", die besagt, dass Thrombosen durch Veränderungen im Blutfluss, in der Gefäßwand oder in der Blutgerinnung entstehen. Diese Erkenntnisse legten den Grundstein für spätere Präventionsstrategien.

Die Entwicklung der Thromboseprophylaxe nahm im frühen 20. Jahrhundert Fahrt auf. 1916 entdeckte der Medizinstudent Jay McLean das Antikoagulans Heparin, das in den 1930er Jahren erstmals klinisch eingesetzt wurde. Heparin revolutionierte die Thromboseprophylaxe, da es die Blutgerinnung hemmt und somit die Bildung von Blutgerinnseln verhindert.

In den 1950er Jahren wurde Warfarin, ein Vitamin-K-Antagonist, als orales Antikoagulans eingeführt und schnell zu einem Standardmedikament zur langfristigen Thromboseprophylaxe. In den folgenden Jahrzehnten wurden mechanische Methoden wie Kompressionsstrümpfe und pneumatische Kompressionssysteme entwickelt, um das Thromboserisiko nach Operationen zu reduzieren.

Seit den 2000er Jahren sind neue orale Antikoagulanzien (NOAKs) wie Rivaroxaban und Apixaban auf dem Markt, die eine Alternative zu Heparin und Warfarin darstellen. Diese Medikamente haben den Vorteil, dass sie ohne regelmäßige Blutuntersuchungen auskommen und weniger Wechselwirkungen aufweisen.

Einsatz & Indikation

Eine Thromboseprophylaxe wird durchgeführt, um das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) zu reduzieren, insbesondere in Situationen, in denen dieses Risiko erhöht ist. Sie wird notwendig, wenn bestimmte Faktoren vorliegen, die die Entstehung einer Thrombose begünstigen. Zu den häufigsten Indikationen gehört der postoperative Zeitraum nach größeren chirurgischen Eingriffen, besonders bei orthopädischen Operationen wie Hüft- oder Kniegelenkersatz. Während solcher Eingriffe und in der anschließenden Ruhigstellung besteht eine erhöhte Gefahr, dass das Blut langsamer fließt, was die Bildung von Gerinnseln fördert.

Auch bei längeren Bettlägerigkeiten, etwa nach Unfällen, Schlaganfällen oder bei schweren Erkrankungen, wird eine Thromboseprophylaxe notwendig, da die mangelnde Bewegung den venösen Rückfluss des Blutes beeinträchtigt. Zudem ist die Prophylaxe bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen, wie Thrombosen in der Vorgeschichte, Krebserkrankungen, Herzinsuffizienz oder angeborenen Gerinnungsstörungen, angezeigt.

Weitere Risikofaktoren, die eine Prophylaxe erforderlich machen, sind langes Sitzen bei Flugreisen, Fettleibigkeit, Schwangerschaft und das Alter. Zur Prophylaxe gehören medikamentöse Maßnahmen wie die Gabe von Antikoagulanzien (z. B. Heparin, Rivaroxaban) sowie physikalische Methoden wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder die Anwendung von intermittierenden pneumatischen Kompressionsgeräten, um die Blutzirkulation zu fördern und Gerinnselbildung zu verhindern.

Vorteile & Nutzen

Die Thromboseprophylaxe bietet zahlreiche Vorteile gegenüber rein reaktiven Behandlungsansätzen, da sie darauf abzielt, die Entstehung von Blutgerinnseln zu verhindern, bevor sie zu schwerwiegenden Komplikationen führen können. Einer der Hauptvorteile ist die Vermeidung einer tiefen Venenthrombose (TVT) und der damit verbundenen Risiken wie der lebensbedrohlichen Lungenembolie. Die prophylaktische Gabe von Antikoagulanzien wie Heparin, Rivaroxaban oder Apixaban reduziert das Risiko einer Thrombose erheblich, indem sie die Blutgerinnung kontrolliert und die Bildung von Blutgerinnseln verhindert.

Darüber hinaus sind physikalische Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe oder intermittierende pneumatische Kompression nicht-invasiv und verbessern die Blutzirkulation in den Beinen, insbesondere bei immobilen Patienten. Diese Methoden verringern das Risiko einer Stauung des Blutes in den Venen, ohne die Blutgerinnung medikamentös zu beeinflussen, und sind besonders vorteilhaft für Patienten, die aufgrund von medizinischen Kontraindikationen keine Blutverdünner einnehmen können.

Im Vergleich zu einer Behandlung nach einer bereits aufgetretenen Thrombose bietet die Prophylaxe den Vorteil, Komplikationen wie Schmerzen, Schwellungen und Langzeitschäden an den Venen zu verhindern. Zudem vermeidet sie die Notwendigkeit aufwendiger und intensiver Behandlungsmaßnahmen, die nach einer Thrombose oder einer Lungenembolie erforderlich wären. Dies trägt zur Verringerung der Mortalität und Morbidität bei Risikopatienten bei.

Funktion, Wirkung & Ziele

Da eine Thrombose von ganz unterschiedlichen Symptomen begleitet werden kann und immer schnelles Handeln von Nöten ist, ist die Thromboseprophylaxe besonders wichtig. Im Zweifelsfall kann sie Leben retten. Zwar können die verschiedenen vorbeugenden Maßnahmen eine Thrombose auch nicht immer verhindern, aber das Risiko lässt sich deutlich senken.

Der wichtigste Faktor bei der Thromboseprophylaxe heißt Bewegung. Die meisten Thrombosen entstehen in den tiefen Venen im Bein, vor allem in den Waden (tiefe Venenthrombose TVT), weshalb es besonders wichtig ist, diesen Bereich in Bewegung zu halten. Dafür eignen sich fast alle Ausdauersportarten wie Schwimmen, Rad fahren, Joggen oder Walken, denn durch sie wird der Blutfluss in den Venen des Beines stimuliert. Aber auch tanzen kann förderlich sein. Für ältere Menschen sind auch längere Spaziergänge geeignet.

Ungeeignete Sportarten bei der Thromboseprophylaxe sind solche, bei denen aprupte Starts und Stopps stattfinden, wie es etwa beim Tennis spielen der Fall ist. Zusätzlich gibt es spezielle Venengymnastik für Risikopatienten, aber auch für alle anderen Interessierten.

Bewegung ist auch wichtig, wenn es Zeiten gibt, in denen man länger relativ unbeweglich sitzten muss, wie etwa auf Fernreisen. Wenn möglich, sollte man auf längeren Reisen möglichst häufig aufstehen und ein paar Schritte gehen. Ist das nicht möglich, eignen sich auch Übungen mit den Füßen, bei denen die Beine bewegt werden. Solche Übungen sind ebenfalls bei Bürojobs, bei denen man den ganzen Tag im Sitzen arbeitet, sehr geeignet zur Thromboseprophylaxe. Ist körperliche Bewegung nicht möglich, empfehlen sich Kompressionsstrümpfe, die den Blutfluss in den Venen erleichtern und so das Thromboserisiko minimieren.

Aber auch langes Stehen kann sich negativ auswirken und sollte, vor allem bei Risikopatienten, vermieden werden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Thromboseprophylaxe. Gesunde Menschen sollten etwa 1,5 Liter pro Tag trinken und dabei vor allem Getränke wie Tee, Mineralwasser oder Saftschorlen trinken. Alkohol und Kaffee sind für die Thromboseprophylaxe ungeeignet, da sie den Körper entwässern und das Risiko für ein Gerinnsel somit noch erhöhen. Weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Gerinnseln sind Übergewicht und Rauchen. Gewichtsabnahme, eine ausgewogene Ernährung und die Aufgabe des Rauchens helfen dabei, die Gefahr von Thrombosen zu senken.

Patienten, die bereits (vorsorglich) gegen eine Thrombose behandelt werden, zum Beispiel mit dem Gerinnungshemmer Heparin, sollten unbedingt darauf achten, ihre Medikamente genau nach den Anweisungen des behandelnden Arztes einzunehmen.


Durchführung & Ablauf

Der Ablauf einer Thromboseprophylaxe hängt von den individuellen Risikofaktoren und der jeweiligen Situation des Patienten ab. In der Regel erfolgt die Prophylaxe durch eine Kombination aus medikamentösen und physikalischen Maßnahmen, um das Risiko der Blutgerinnselbildung zu minimieren.

Die medikamentöse Prophylaxe wird häufig mit Antikoagulanzien wie Heparin, Rivaroxaban, Apixaban oder Enoxaparin durchgeführt. Diese Medikamente hemmen die Blutgerinnung und werden in niedrigen Dosen verabreicht, um die Bildung von Thromben zu verhindern. Heparin wird meist subkutan (unter die Haut) injiziert, während die neueren oralen Antikoagulanzien als Tabletten eingenommen werden. Die Medikation beginnt oft kurz vor oder unmittelbar nach einer Operation und wird über mehrere Tage bis Wochen fortgesetzt, je nach Risikoprofil des Patienten.

Physikalische Maßnahmen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Hierzu gehören das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die den Blutfluss in den Beinen fördern, indem sie den Druck auf die Venen erhöhen. Außerdem können intermittierende pneumatische Kompressionsgeräte eingesetzt werden, die durch mechanischen Druck in regelmäßigen Abständen den Blutfluss in den Beinen anregen.

Für bettlägerige oder immobilisierte Patienten wird auch auf eine regelmäßige Mobilisation geachtet. Kurze Spaziergänge, Beinübungen und Positionswechsel helfen, den Blutkreislauf in Bewegung zu halten.

Insgesamt wird die Thromboseprophylaxe individuell auf den Patienten abgestimmt und kontinuierlich überwacht, um eine effektive Vorbeugung zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Die Thromboseprophylaxe besteht im Wesentlichen aus der Vermeidung von unnötigen Risiken. Die Gefahr, ein lebensbedrohliches Blutgerinnsel zu bekommen lässt sich auf drei Faktoren zurückführen, die sich leider nicht alle durch Verhaltensregeln beeinflussen lassen.

Ein zu langsamer Blutfluss kann durch einen längeren Bewegungsmangel verursacht werden. Bewegung schafft selbstverständlich Abhilfe, ist jedoch, zum Beispiel bei längerer Bettlägerigkeit, nicht immer möglich. Auch Krampfadern, einige Herzerkrankungen und äußerer Druck auf die Gefäße sind eine große Gefahr in Bezug auf Thrombosen.

Schäden an den Gefäßwänden fördern die Gerinnung, sodass Thrombosen entstehen können. Diese können aufgrund von Verletzungen, aber auch infolge von Krankheiten und Infektionen entstehen.

Einige weitere Faktoren führen dazu, dass sich die Blutgerinnung verändert. Einige dieser Faktoren sind beeinflussbar und deshalb für die Thromboseprophylaxe wichtig. Flüssigkeitsmangel, Rauchen, Übergewicht und die Einnahme von Hormonpräparaten zählen zu diesen beeinflussbaren Faktoren. Für die Thromboseprophylaxe ist die Abschaltung aller unnötigen Risiken unumgänglich.

Alternativen

Wenn eine Thromboseprophylaxe mit herkömmlichen Antikoagulanzien nicht möglich oder kontraindiziert ist, stehen alternative Verfahren zur Verfügung. Diese richten sich vor allem an Patienten mit einem erhöhten Blutungsrisiko oder Unverträglichkeiten gegenüber Blutverdünnern.

Eine bewährte Alternative ist die mechanische Thromboseprophylaxe. Dazu gehört das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die den venösen Rückfluss in den Beinen verbessern, indem sie den Druck auf die Venen erhöhen. Diese Methode eignet sich besonders für Patienten, die keine Blutverdünner einnehmen können. Eine weitere mechanische Option ist die intermittierende pneumatische Kompression. Hierbei werden spezielle Geräte verwendet, die in regelmäßigen Abständen Druck auf die Beine ausüben und so die Blutzirkulation anregen. Diese Methode ist besonders effektiv bei bettlägerigen Patienten und wird oft nach größeren Operationen eingesetzt.

Frühzeitige Mobilisation spielt ebenfalls eine zentrale Rolle in der Thromboseprophylaxe. Durch Bewegung werden die Beinmuskeln aktiviert, was den venösen Blutfluss fördert und die Bildung von Gerinnseln verhindert. Für immobilisierte Patienten können passive Übungen, bei denen die Beine durch Pflegekräfte bewegt werden, eine Möglichkeit sein.

In besonderen Fällen, wenn weder medikamentöse noch mechanische Methoden möglich sind, kann eine operative Thromboseprophylaxe in Erwägung gezogen werden. Dazu gehört die Implantation eines Vena-Cava-Filters, der Blutgerinnsel abfängt, bevor sie in die Lunge gelangen und eine Lungenembolie auslösen können. Diese Maßnahme wird jedoch nur in Ausnahmefällen angewendet.

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Quellen

  • Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
  • Nüllen, H., et al.: VTE - Venöse Thromboembolien. Springer, Heidelberg 2014 Thrombose
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012

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