Kopfpilz (Tinea capitis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Kopfpilz (Tinea capitis)
Der Kopfpilz (Tinea capitis) ist eine Infektion der Haut mit sog. Dermatophyten (Hautpilzen). Der Kopfpilz tritt hauptsächlich bei Kindern auf. Es wird hier vermutet, dass deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt und deshalb anfällig für die Erreger ist. Der Kopfpilz (Tinea capitis) ist eine ansteckende Hautkrankheit, die i. d. R. den behaarten Kopf betrifft.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Kopfpilz?
Der Kopfpilz (Tinea capitis) ist eine Infektion mit Hautpilzen. Diese tritt meist bei Kindern auf, kann jedoch auch Erwachsene betreffen, da der Kopfpilz sehr ansteckend ist. Der Kopfpilz wird von folgenden Erregern übertragen: Microsporum canis und verschiedene Formen des Trichophyton. Oftmals sind freilaufende Tiere wie Hunde und Katzen mit den Erregern infiziert, von wo sie aus auf den Menschen übertragen werden.
Eine Infektion mit dem Erreger Microsporum canis erkennt man an den kreisrunden, haarlosen und scharf begrenzten Stellen. Neben abgebrochenen Haaren kann die Kopfhaut mit gräulichen Schuppen bedeckt sein. Die Infektion mit dem Erreger Trichophyton geht häufig mit Entzündungsreaktionen einher.
Des Weiteren brechen hier ebenfalls die Haare ab, allerdings sind die kahlen Stellen in der Kopfhaut eher unregelmäßig geformt und stark gerötet. Der Kopfpilz (Tinea capitis) heilt in der Regel folgenlos aus.
Ursachen
Da sich hinter den Symptomen Hautausschlag, kahle, runde Stellen, Schuppen, Juckreiz, Entzündungsreaktionen, usw. auch andere Krankheiten verbergen können, muss zudem abgeklärt werden, ob nicht eine andere Ursache vorliegt. Abgeklärt werden müssen folgende Erkrankungen: Psorisis, atopisches Ekezem, Seborrhöe, Kontaktekzem, Pityriasis, Karbunkel, usw.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Kopfpilz ist anhand der typischen Symptome zu erkennen, die vor allem die Kopfhaut und die Haare betreffen. Die Erkrankten bemerken relativ früh einen auffälligen Hautausschlag, der in Verbindung mit Schuppen, Brennen und Juckreiz auftritt. Typisch sind zudem kahle, runde Stellen im Haar, die sich auf einige, meist handtellergroße Areale beschränken.
Daneben können sich schmerzhafte, nässende Hautstellen bilden. Diese entzünden sich im Verlauf der Erkrankung und sondern Eiter und Gewebeflüssigkeit ab. Die Lymphknoten sind meist angeschwollen und übermäßig schmerzempfindlich. Das Haar der Betroffenen ist sehr empfindlich und bricht schnell ab. An bestimmten Stellen kommt es zu Spliss, und es entsteht das charakteristische Haarbild mit lichten Stellen und einem ungepflegten Aussehen.
Die Haare selbst sind infolge der Absonderungen sehr fettig, was von den Erkrankten meist als äußerst unangenehm empfunden wird. Bei einer tiefen Infektion können Narben und Sensibilitätsstörungen auf der Kopfhaut zurückbleiben. Wird der Erreger verschleppt, können sich darüber hinaus eine Vielzahl von Allgemeinsymptomen wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl einstellen. Kopfpilz entwickelt sich meist im Verlauf weniger Tage und klingt bei entsprechender Behandlung nach einigen Wochen wieder ab.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnostik beim Kopfpilz kann sich mitunter schwierig gestalten. Um eine geeignete Therapie beginnen zu können, muss zuerst der Erreger bestimmt werden. Hierbei wird eine Pilzkultur angelegt. Für diese werden Haare bzw. Haarstümpfe aus dem befallenen Bereich entnommen. Der Nachteil der Pilzkultur ist, dass das Anzüchten eines Erregers zwischen drei und sechs Wochen dauern kann.
Eine Infektion mit Microsporum canis kann ggf. mit einer UV-Lampe - dem sog. Wood-Licht - nachgewiesen werden. Liegt eine Infektion vor, erkennt man dies an der gelblich-grünen Fluoreszenz. Da die Empfindlichkeit des Tests allerdings nicht sehr hoch ist, reicht dieser für die Diagnostik alleine nicht aus.
Der Verlauf ist in der Regel unkompliziert. Tinea capitis heilt meist komplikationslos ab. Bei einer tiefreichenden Infektion können jedoch Narben verbleiben. In diesem Bereich wachsen meist danach keine Haare mehr. Die Heilung verläuft bei Erwachsenen i. d. R. schneller, als bei Kindern. Die Heilungsphase ist auch von der Haarlänge abhängig. Beim Kopfpilz wird daher empfohlen, die Haare kurz zu schneiden, da dies die Behandlungsdauer erheblich verkürzen kann.
Komplikationen
Die Lebensqualität wird durch den Kopfpilz in den meisten Fällen stark verringert. Die Betroffenen leiden dabei nicht selten auch an psychischen Erkrankungen oder an Depressionen, die durch Minderwertigkeitskomplexe oder durch ein verringertes Selbstwertgefühl ausgelöst werden können. Weiterhin kann es zu Infektionen kommen, die auch Narben auf der Kopfhaut hinterlassen können.
Die Behandlung selbst führt nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden. Mit Hilfe von Medikamenten oder Cremes können die Beschwerden eingeschränkt und behandelt werden. Die Behandlungsdauer selbst kann allerdings mehrere Wochen betragen. In der Regel muss der Betroffene seine Haare auch kurz schneiden, was ebenso zu psychischen Beschwerden führen kann. Die Lebenserwartung bleibt von dem Kopfpilz unberührt. Weiterhin kann der Patient auch nochmals an dieser Krankheit erkranken.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Mit Schuppen, brüchigem Haar und einer fettigen Kopfhaut sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Womöglich liegt ein Kopfpilz zugrunde, der diagnostiziert und behandelt werden muss. Medizinischer Rat ist gefragt, wenn sich die genannten Symptome durch den Einsatz von Pflegeprodukten nicht lindern lassen oder sogar stärker werden. Sollten die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen nicht zurückgegangen sein, ist der Hausarzt zu konsultieren. Auch geschwollene Lymphknoten, wiederholte Infektionen oder ein zunehmendes Unwohlsein sind deutliche Warnzeichen, die auf eine ernste Erkrankung hindeuten.
Menschen, die entsprechende Symptome feststellen, kontaktieren am besten den Allgemeinmediziner oder einen Hautarzt. Insbesondere Psoriasis-Patienten und Menschen mit Sebborhöe sollten ärztlichen Rat einholen. Zu den Risikogruppen zählen auch Personen mit einer anderen chronischen Hautkrankheit. Kinder, ältere Menschen und Schwangere sollten medizinischen Rat ersuchen, wenn weitere Symptome auftreten oder sich ernste Komplikationen einstellen. Wenn der Kopfpilz Auswirkungen auf die psychische Verfassung hat, muss unter Umständen außerdem ein Therapeut hinzugezogen werden.
Behandlung & Therapie
Der Kopfpilz wird sowohl systemisch als auch lokal behandelt. Des Weiteren muss bei der Behandlung berücksichtigt werden, ob Erwachsene oder Kinder davon betroffen sind.
Die systemische Behandlung beinhaltet bei Erwachsenen den Einsatz von Antimykotika, das sind pilztötende Medikamente. Folgende Wirkstoffe sind zur Behandlung des Kopfpilzes zugelassen: Griseofulvin, Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol. Bei der Behandlung von Kindern ist jedoch nur der Wirkstoff Griseofulvin zugelassen.
Bei der medikamentösen Behandlung ist wichtig, dass die Medikamente über einen ausreichend langen Zeitraum eingenommen werden. Die Therapie umfasst einen Mindestzeitraum von vier bis acht Wochen. Auch wenn keine Symptome mehr vorhanden sind, so muss das Medikament weiter eingenommen werden. Erst wenn der Arzt mitteilt, dass das Arzneimittel abgesetzt werden kann, ist die Behandlung ausreichend.
Neben der systemischen Behandlung erfolgt zeitgleich eine lokale Behandlung mit speziellen Antipilz-Cremes, die auf die Haut aufgetragen werden. Des Weiteren muss neben der Kopfhaut auch das Haar behandelt werden, da sich der Kopfpilz auch auf den Haaren verbreitet. Hierfür gibt es spezielle Antipilz-Shampoos. Um die Behandlungszeit zu verkürzen, ist es sinnvoll, wenn man lange Haare abschneidet, da es u. U. sonst mehrere Monate Zeit in Anspruch nehmen kann, um den Kopfpilz erfolgreich zu behandeln.
Die Behandlung von Tinea capitis sollte erst dann beendet werden, wenn durch eine weitere Pilzkultur keine Erreger mehr nachgewiesen werden können.
Aussicht & Prognose
Wird keine fachkundige Behandlung aufgenommen, ist die Prognose eher ungünstig. Denn die Erkrankung kann sich ausweiten. Oft leidet das Aussehen, was zu psychischen Problemen führt. Im schlimmsten Fall können Vernarbungen entstehen, an deren Stellen anschließend keine Haare mehr nachwachsen. Eine dauerhafte optische Einschränkung kennzeichnet so den Kopf. Darüber hinaus darf das Ansteckungsrisiko für andere Menschen nicht unbeachtet bleiben. Eine Übertragung auf unbeteiligte Personen ist möglich. Eine Nichtbehandlung des Kopfpilzes ist sowohl für einen Betroffenen selbst als auch sein Umfeld schädlich.
Eine positive Aussicht ergibt sich hingegen bei der Aufnahme einer Therapie. Gegenwärtig erhältliche Medikamente bekämpfen den Erreger nachhaltig, insofern die Behandlung nicht vorzeitig abgebrochen wird. Neben Antimykotika haben sich auch Cremes und Shampoos etabliert. Kinder müssen Einschränkungen in der Auswahl an Medikamenten hinnehmen, die den Behandlungserfolg aber nicht behindern. Nicht selten müssen Patienten ihre Haare kurz tragen. Es kann dadurch vorübergehend eine psychische Belastungssituation auftreten. Zeigt eine Pilzkultur keine Erreger mehr auf, war die Behandlung erfolgreich. Der Patient kann sein reguläres Leben weiterführen. Bis zum Abschluss einer Therapie vergehen mehrere Monate.
Vorbeugung
Einer Infektion mit dem Kopfpilz kann man bedingt vorbeugen. Verdächtige Tiere sollten auf keinen Fall angefasst werden. Häufigste Infektionsquellen sind Katzen und Meerschweinchen. Aufgrund dessen sollten diese regelmäßig durch einen Tierarzt untersucht werden. Zeigen sich bei den Haustieren Anzeichen einer Infektion mit dem Kopfpilz, so sollten die Haustiere zum Tierarzt in Quarantäne gegeben werden.
Um den Erreger nicht weiter zu verbreiten, sollten folgende Regeln befolgt werden:
Haarbürsten, Kämme, Handtücher, Waschlappen, Bettwäsche, Kleidung, Plüschtiere und andere Spielsachen müssen gründlich desinfiziert werden. Dies gilt auch für die Ablageflächen, auf denen die Gegenstände liegen. Das gleiche gilt für das Spielzeug und die Liegestätten der Haustiere.
Kinder müssen von Kindergarten und Schule befreit werden. Wann diese wieder besucht werden können, muss von Fall zu Fall der Arzt entscheiden. Die Einrichtungen sind über den Befall zu informieren, so dass diese Vorsichtsmaßnahmen ergreifen können, um eine Ausbreitung unter den Schülern zu verhindern.
So lange der Kopfpilz vorliegt, ist unter allen Umständen ein Besuch beim Friseur zu vermeiden.
Wurde die Diagnose Tinea capitis gestellt, so ist auch nach der Infektionsquelle zu suchen. Hilfreich ist es, wenn von allen Familienmitgliedern eine Pilzkultur angelegt wird. Des Weiteren ist eine gründliche Desinfektion des Hauses vorzunehmen. Nur wenn der Infektionsherd gefunden und beseitigt wurde, lässt sich einer erneuten Infektion mit dem Kopfpilz vorbeugen.
Nachsorge
Die Erkrankung heilt durch eine Therapie erfolgreich ab. Dadurch ist aber nicht die Gefahr einer erneuten Ansteckung gebannt. Patienten werden im Rahmen der Erstbehandlung über Ursachen des Kopfpilzes informiert. Anschließend tragen sie selbst dafür Verantwortung, den Kontakt zu möglichen Auslösern zu meiden. Dazu zählen vor allem infizierte Haustiere, aber auch Menschen.
Kopfnahe Alltagsgegenschände sind unbedingt gründlich zu reinigen. Planmäßige Nachuntersuchungen sind wegen der Beschwerdefreiheit nach einer Erstbehandlung nicht vorgesehen. Bei einer hartnäckigen Pilzerkrankung kann sich die Therapie über Monate hinwegziehen. In dieser Zeit klären Ärzte die Frage, ob die Tinea capitis noch vorliegt über die Anlegung einer Pilzkultur. Oft belastet Patienten zeitweise das zum Nachteil veränderte Aussehen.
Hinzu kommt eine notwendige Isolation, um andere Menschen nicht anzustecken. Neben diesen Komplikationen tritt manchmal auch eine Narbenbildung zutage. Eine psychische Begleitung kann bei einem Leiden an dem veränderten Aussehen angezeigt sein. Der Patient erlernt dann mit seiner Situation zurechtzukommen und eine selbstbewusste Lebenshaltung anzunehmen.
Planmäßige Nachuntersuchungen spielen demnach bei einer Tinea capitis eine untergeordnete Rolle. Medikamente bedingen, dass die Erkrankung nach einiger Zeit abheilt. Lediglich im Rahmen einer langen Therapie über Monate hinweg lassen sich Komplikationen erwarten, die die Nachsorge auffangen muss.
Das können Sie selbst tun
Des Weiteren kann Kopfpilz mittels Teebaumöl behandelt werden. Das Teebaumöl beinhaltet ein natürlich vorkommendes Antibiotikum, welches gegen Pilze und auch andere Keime eingesetzt werden kann. Auch dieses wird von dem Betroffenen mit einem Stück Watte auf die betroffenen Stellen der Haut aufgetragen. Diese Behandlung wird dann regelmäßig wiederholt bis es zu einer Besserung kommt.
Ein weiteres Hausmittel gegen Pilze ist der Naturjoghurt. Dieser kann auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden und sollte etwa 15 Minuten einwirken können. Anschließend wird der Joghurt mit warmem Wasser abgewaschen.
Zusätzlich lässt sich Kopfpilz auch mit Lavendelöl behandeln. Die ätherischen Öle des Lavendelöls helfen nachweislich die Haut von Pilzen zu befreien. Das Lavendelöl sollte auch hierbei mit einem Wattestück auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Wenn der Betroffene zu Hautirritationen neigt, dann ist es ratsam das Lavendelöl vor der Behandlung zu verdünnen. Diese Behandlung sollte auch regelmäßig wiederholt werden bis es zu einer Verbesserung kommt.
Quellen
- Cohen, B.A.: Pädiatrische Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2007
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004