Terbinafin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Terbinafin kommt zur Behandlung von Pilzerkrankungen zum Einsatz. Das Mittel lässt sich sowohl örtlich als auch systemisch verwenden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Terbinafin?

Das Antipilzmittel wird vorwiegend zur Therapie von Fußpilz (Tinea pedis) und Nagelpilz (Onychomykose) verwendet.

Terbinafin ist ein Allylamin-Derivat, das zu den Antimykotika zählt. Das Antipilzmittel wird vorwiegend zur Therapie von Fußpilz (Tinea pedis) und Nagelpilz (Onychomykose) verwendet. Es eignet sich zu einer lokalen (topischen) Behandlung in Form von Cremes, lässt sich aber auch systemisch mit Tabletten anwenden. Wegen seiner chemischen Struktur gehört Terbinafin der Gruppe der Allylamine an.

Entwickelt wurde Terbinafin vom Schweizer Pharmakonzern Novartis. Ab 1991 gelangte das Antimykotikum in Europa auf den Markt. 1996 schloss sich die USA an. In Deutschland lassen sich mittlerweile auch mehrere Generika verabreichen, die Terbinafin enthalten.

Pharmakologische Wirkung

Pilze, die Krankheiten bei Menschen hervorrufen können, setzen sich aus einzelnen Zellen zusammen. Eine Zelle bildet bei allen Lebensformen die kleinste eigenständige Einheit. Zur gezielten Behandlung von Pilzerkrankungen nutzt die Medizin die Unterschiede der verschiedenen Lebensformen, um auf diese Weise die Pilzzellen wirksam zu bekämpfen. Da die Zellunterschiede zum Menschen jedoch nicht immer sehr ausgeprägt sind, richten sich zahlreiche Antimykotika gegen die Zellmembran. Diese weist bei Pilzen und Menschen einen unterschiedlichen Aufbau auf.

Zusammengesetzt wird die Membran von Menschen und Tieren vorwiegend aus Lipiden wie zum Beispiel Cholesterin. Durch das Cholesterin erhält die Zellmembran des Menschen Flexibilität, wodurch sie den Einflüssen aus der Umwelt standhält. Bei Pilzen wird diese Funktion von Ergosterol übernommen, einem Stoff, der über eine chemische Ähnlichkeit mit Cholesterin verfügt. Dennoch gibt es einige entscheidende Unterschiede im Aufbau.

Durch Terbinafin kann die Wirkung des Ergosterols gebremst werden. Dabei hemmt der Arzneistoff das wichtige Enzym Squalenepoxidase, wodurch dem Aufbau der Pilzzellwand entgegengewirkt wird. Darüber hinaus kommt es zur Anlagerung des Ausgangsstoffes Squalen innerhalb des Pilzgewebes. Infolgedessen sterben die meisten Pilze ab.

Seinen pilzabtötenden Effekt entfaltet Terbinafin bereits in geringer Konzentration auf Schimmelpilze, Hautpilze sowie einige dimorphe Pilze. Auch Hefen werden von dem Antimykotikum in ihrem Wachstum gehindert oder abgetötet, was von der Art des Hefepilzes abhängt.

Die Wirkungsdauer von Terbinafin gilt als lang anhaltend. Die Aufnahme des Stoffes im Darm wird als gut eingeschätzt. Allerdings findet in der Leber ein rascher Abbau von Teilen des Wirkstoffes statt. Dadurch gelangen lediglich 50 Prozent der Dosis in den Blutkreislauf. Nach etwa 90 Minuten hat Terbinafin dort seinen höchsten Spiegel erzielt. Aufgrund seiner Fettlöslichkeit kann das Antipilzmittel Haut und Nägel problemlos erreichen. Rund 30 Stunden nach seiner Einnahme haben ca. 50 Prozent des Terbinafins den Organismus wieder verlassen. Das Ausscheiden der Abbauprodukte findet über Urin und Stuhl statt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Wichtigste Anwendungsgebiete von Terbinafin sind Hautpilzinfektionen durch Dermatophyten wie Fußpilz oder Nagelpilz. Des Weiteren lässt sich das Antimykotikum gegen Candidosen (Hefepilzinfektionen), Kleienpilzflechten sowie gegen den Pilz Microsporum canis verabreichen. Dieser kommt häufig im Tierreich vor. Nicht selten erfolgt seine Übertragung von Katzen auf Kinder.

Neben seiner äußerlichen Darreichung findet Terbinafin innerliche Anwendung durch Tabletten im Falle von Onychomykosen (Pilzinfektionen an Fußnägeln und Fingernägeln). Die äußerliche Darreichung von Terbinafin erfolgt durch Gele, Sprays oder einprozentige Cremes. Diese werden ein oder zwei Mal pro Tag auf die zu behandelnden Körperstellen aufgetragen. Je nachdem, welche Art von Pilzinfektion vorliegt, beträgt die Therapiedauer ein bis zwei Wochen.

Eine innere Verabreichung durch Tabletten, die 250 Milligramm Terbinafin enthalten, findet statt, wenn der Patient unter schwerwiegenden Nagel- oder Hautpilzinfektionen leidet. Die Einnahme der Tabletten erfolgt einmal am Tag unabhängig von den Mahlzeiten mit einem Glas Wasser. Dabei wird empfohlen, die Tabletten stets zur gleichen Tageszeit einzunehmen.

Die Dauer der Terbinafin-Anwendung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Während sie bei Hautpilzinfektionen in der Regel vier bis sechs Wochen in Anspruch nimmt, kann sie bei Nagelpilz bis zu drei Monate andauern.


Risiken & Nebenwirkungen

Rund zehn Prozent aller Patienten leiden bei einer Therapie mit Terbinafin unter unerwünschten Nebeneffekten. Die Art der Nebenwirkungen hängt von der Form der Dosierung ab. So kann es bei einer lokalen Anwendung zu allergischen Reaktionen an den behandelten Hautbereichen kommen (Rötungen, Juckreiz oder Brennen). In einzelnen Fällen breitet sich die Allergie über die betroffenen Regionen aus und führt zu Streureaktionen.

Bei der innerlichen Anwendung sind Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, leichte Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Ausschläge auf der Haut, Nesselsucht, Kopfschmerzen sowie Geschmacksstörungen möglich.

Zeigen sich während der Terbinafin-Therapie allergische Reaktionen oder Reizungen auf der Haut, ist die Behandlung zu beenden. Kommt es zu Halsschmerzen oder hohem Fieber, muss umgehend ein Arzt konsultiert werden.

Weder innerlich noch äußerlich verabreicht werden darf Terbinafin, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff leidet. Im Falle von akuten oder chronischen Lebererkrankungen oder einer Alkoholsucht lässt sich Terbinafin nicht in Form von Tabletten verabreichen. Gleiches gilt bei erheblichen Einschränkungen der Nierenfunktion.

Für die Anwendung in der Schwangerschaft liegen nur wenige Daten vor. Aus diesem Grund sollte die Darreichung des Antipilzmittels nur nach ärztlichem Rat erfolgen. Weil Terbinafin in die Muttermilch übergeht, ist auf seinen innerlichen und äußerlichen Einsatz während der Stillzeit zu verzichten.

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