Griseofulvin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Griseofulvin ist ein Antimykotikum, welches gegen Infektionen der Haut mit Dermatophyten (Fadenpilze) eingesetzt wird. Es handelt sich um ein vom Schimmelpilz Penicillium griseofulvum gebildetes Pilzgift.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Griseofulvin?

Als Pilzgift besitzt Griseofulvin eine antibiotische Wirkung gegen Fadenpilze, die hauptsächlich die Haut und deren Anhangsgebilde, wie z. B. Finger- und Zehennägel, befallen.

Griseofulvin ist ein chemischer Wirkstoff des Schimmelpilzes Penicillium griseofulvum. Als Pilzgift besitzt es eine antibiotische Wirkung gegen Fadenpilze, die hauptsächlich die Haut und deren Anhangsgebilde, wie z. B. Finger- und Zehennägel, befallen.

Allerdings ist Griseofulvin gegen andere Pilze, u. a. gegen Schimmelpilze, unwirksam. Chemisch handelt es sich um ein Benzofuranderivat, das sowohl oral als auch lokal appliziert werden kann. Es ist sozusagen ein von Schimmelpilzen erzeugtes Gift, welches wiederum gegen andere Pilzarten wirkt.

Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Griseofulvin auch Krebszellen bekämpfen kann, indem es ihre Zellteilung hemmt. Medizinisch besitzt diese Eigenschaft noch keine Bedeutung. Derzeit findet Griseofulvin ausschließlich als Antimykotikum gegen Dermatophyten Anwendung.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkungsweise von Griseofulvin ist begründet durch seinen Einfluss auf die Zellteilung. Es bewirkt eine Hemmung der Mitose (Zellteilung) und verursacht so das Absterben der entsprechenden Zellen, ohne dass sich nachfolgende Zelllinien ausbilden können.

Griseofulvin bindet an das innerzelluläre Protein Tubulin, welches ein Grundbaustein der Mikrotubuli ist. Diese Mikrotubuli sind wiederum Bauelemente der Spindelfasern, die für die Mitose der Zelle verantwortlich sind. Bindet sich jedoch Griseofulvin an Tubuline, können diese nicht mehr zum Aufbau der Mikrotubuli genutzt werden. So wird letztlich die Bildung der für die Zellteilung notwendigen Spindelfasern behindert, wobei es zur Hemmung der Mitose und des intrazellulären Stofftransportes kommt.

Der Grund, warum hauptsächlich Fadenpilze, welche die Haut befallen haben, von Griseofulvin bekämpft werden, liegt darin, dass der Wirkstoff nach oraler Einnahme fest an das Keratin der Haut gebunden wird. Dessen dortige Entfernung ist erst durch die Abschilferungen abgestorbener Hautzellen wieder möglich.

Die Griseofulvin-Keratin-Komplexe wandern aus energetischen Gründen bei Vorhandensein von Dermatophyten selektiv in diese Zellen und stören deren Zellteilung. Der gleiche Wirkungsmechanismus verursacht auch den beobachteten hemmenden Einfluss von Griseofulvin auf die Zellteilung von Krebszellen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Griseofulvin wird heute hauptsächlich zur Behandlung von Kindern mit Tinea corporis und Tinea capitis angewendet. Für dessen Therapie ist Griseofulvin in Deutschland das einzige zugelassene Medikament.

Seltener wird es noch bei der Therapie von Onychomykose (Nagelpilz) eingesetzt, weil es hierfür besser wirkende Medikamente gibt. Tinea corporis, auch Ringelflechte genannt, ist eine Pilzerkrankung des Rumpfes und der Extremitäten ohne Beteiligung der Hände, Füße und Leisten. Diese Erkrankung verursacht ringförmige, kreisrunde Rötungen mit Schuppung und Hautjucken. Für die Ausbildung dieser Symptome kommen mehrere Arten von Dermatophyten infrage.

Die Behandlung erfolgt mit Griseofulvin haltigen Salben, die lokal aufgetragen werden. Tinea capitis ist andererseits eine Dermatophytose, die sich durch den Befall der behaarten Kopfhaut mit Dermatophyten besonders bei Jugendlichen in der Pubertät auszeichnet. Es kommt zum kreisrunden Haarausfall mit schuppigen Veränderungen. Die Behandlung erfolgt durch lokale und systemische Applikation von Griseofulvin haltigen Medikamenten.

Die Dauer der Therapie kann bis zu drei Monate betragen. Auch andere Hautmykosen, wie z. B. der Fußpilz werden u. a. mit Griseofulvin behandelt. Die Behandlung von Onychomykose (Nagelpilz) wurde früher auch häufig mit Griseofulvin durchgeführt. Heute wird hier Griseofulvin neben anderen Wirkstoffen seltener eingesetzt.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Griseofulvin, einem Antimykotikum zur Behandlung von Haut-, Haar- und Nagelinfektionen durch Dermatophyten, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Die Dosierung richtet sich nach dem Schweregrad der Infektion, dem betroffenen Körperbereich und dem Alter des Patienten.

Für Erwachsene beträgt die übliche Dosierung 500 mg bis 1 g täglich, aufgeteilt in zwei Dosen. Kinder erhalten je nach Körpergewicht eine Dosierung von 10-20 mg/kg pro Tag, ebenfalls aufgeteilt in zwei Dosen. Die Behandlung sollte über mehrere Wochen bis Monate fortgesetzt werden, abhängig vom Infektionsort: Hautinfektionen erfordern oft eine Behandlung von 2-4 Wochen, während Nagelinfektionen bis zu 6 Monate oder länger dauern können.

Griseofulvin sollte mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden, um die Absorption im Darm zu verbessern. Es ist wichtig, die Einnahme regelmäßig zur gleichen Tageszeit zu erfolgen, um gleichmäßige Wirkstoffspiegel im Blut aufrechtzuerhalten.

Patienten sollten auf mögliche Nebenwirkungen achten, darunter Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschläge und Schwindel. Griseofulvin kann auch die Leberfunktion beeinträchtigen; daher sind regelmäßige Leberfunktionstests bei längerer Anwendung notwendig.

Schwangere und stillende Frauen sollten Griseofulvin nicht einnehmen, da es teratogene Wirkungen haben kann. Außerdem kann das Medikament die Wirksamkeit von oralen Kontrazeptiva verringern, weshalb zusätzliche Verhütungsmethoden empfohlen werden.

Patienten mit Lebererkrankungen, Lupus erythematodes oder schweren systemischen Erkrankungen sollten Griseofulvin nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken durch den behandelnden Arzt verwenden. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, insbesondere mit Antikoagulanzien und Barbituraten, sollten berücksichtigt werden, um das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Auch bei der Anwendung von Griseofulvin kann es zu Nebenwirkungen kommen. Dabei ist zunächst immer zu beachten, dass es Menschen gibt, die empfindlich auf bestimmte Wirkstoffe reagieren. In diesem Fall ist der Einsatz von Griseofulvin natürlich kontraindiziert.

Ansonsten hat man zuweilen Magen-/Darmstörungen und Hautveränderungen beobachtet. In seltenen Fällen kann es zu neurologischen Problemen und Blutbildveränderungen kommen. Kontraindiziert ist Griseofulvin bei Leberfunktionsstörungen, Kollagenosen oder Bluterkrankungen, wie Porphyrie.

Weiterhin wird die Wirkung bestimmter Medikamente vermindert, wie z. B. bei der Pille oder bei gerinnungshemmenden Mitteln. Da Griseofulvin Zytochrom P 450 beeinflusst, muss mit dem Arzt die Einnahme weiterer Medikamente abgestimmt werden. Unerwünschte Wirkungen von Griseofulvin mit anderen Arzneimitteln können zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Allergien oder Sensibilitätsstörungen führen.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Griseofulvin umfassen verschiedene gesundheitliche Zustände und Risikofaktoren, bei denen das Medikament potenziell schädlich sein könnte. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Griseofulvin oder verwandte Substanzen. Patienten mit einer solchen Vorgeschichte sollten das Medikament nicht einnehmen, um allergische Reaktionen zu vermeiden.

Schwangere Frauen sollten Griseofulvin nicht verwenden, da es teratogene Wirkungen haben kann und das Risiko von Geburtsfehlern erhöht. Ebenso sollten stillende Mütter das Medikament meiden, da es in die Muttermilch übergehen und dem Säugling schaden kann.

Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollten Griseofulvin ebenfalls nicht einnehmen. Das Medikament wird in der Leber metabolisiert, und eine beeinträchtigte Leberfunktion kann das Risiko toxischer Wirkungen erhöhen. Regelmäßige Leberfunktionstests sind daher bei längerer Anwendung von Griseofulvin notwendig.

Menschen mit systemischem Lupus erythematodes oder schwerem Lupus erythematodes sollten auf Griseofulvin verzichten, da das Medikament die Krankheitssymptome verschlimmern kann.

Eine weitere Kontraindikation betrifft Patienten mit Porphyrie, einer Gruppe von Stoffwechselstörungen. Griseofulvin kann akute Porphyrieanfälle auslösen und die Krankheitssymptome verschlimmern.

Darüber hinaus kann Griseofulvin die Wirkung oraler Kontrazeptiva beeinträchtigen, weshalb Frauen, die diese Form der Verhütung verwenden, zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen sollten, um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Patienten, die gleichzeitig Antikoagulanzien einnehmen, sollten Griseofulvin nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verwenden, da es die Wirksamkeit dieser Medikamente beeinträchtigen und das Blutungsrisiko erhöhen kann.

Insgesamt erfordert die Anwendung von Griseofulvin eine sorgfältige Abwägung der individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen und eine enge Überwachung durch den behandelnden Arzt, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Griseofulvin interagiert mit mehreren Medikamenten, was die Wirksamkeit beeinflussen und das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann. Eine der bedeutendsten Interaktionen besteht mit oralen Antikoagulanzien wie Warfarin. Griseofulvin kann die Wirksamkeit dieser Blutverdünner verringern, was das Risiko für Blutgerinnsel erhöht. Daher sind regelmäßige Blutgerinnungstests und gegebenenfalls eine Anpassung der Antikoagulanzien-Dosis erforderlich.

Ein weiteres wichtiges Wechselspiel besteht mit oralen Kontrazeptiva. Griseofulvin kann die Wirksamkeit von Antibabypillen vermindern, wodurch das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft steigt. Frauen sollten während der Einnahme von Griseofulvin zusätzliche Verhütungsmethoden anwenden.

Griseofulvin kann auch die Plasmaspiegel von Barbituraten senken, was zu einer verminderten Wirksamkeit dieser sedierenden Medikamente führt. Ebenso kann es die Wirkung von Ciclosporin, einem Immunsuppressivum, verringern, was das Risiko einer Organabstoßung bei Transplantationspatienten erhöht.

Darüber hinaus kann Griseofulvin die Aktivität von Enzymen im Cytochrom-P450-System der Leber induzieren, was die Metabolisierung anderer Medikamente beschleunigt. Dies kann die Wirkspiegel und die Wirksamkeit von Medikamenten wie Theophyllin (zur Behandlung von Asthma) und bestimmten Antiepileptika wie Phenytoin und Carbamazepin senken.

Auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Griseofulvin und Alkohol sollte Vorsicht walten. Die Kombination kann zu unangenehmen Reaktionen wie Hautrötungen, Schwitzen, Herzklopfen und Übelkeit führen, ähnlich wie bei der Disulfiram-Reaktion.

Patienten, die Griseofulvin einnehmen, sollten ihre Medikation stets mit ihrem Arzt besprechen, um potenzielle Wechselwirkungen zu identifizieren und entsprechend zu handeln. Eine sorgfältige Überwachung und gegebenenfalls Anpassung der Dosierung anderer Medikamente kann erforderlich sein, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Griseofulvin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Pilzinfektionen effektiv zu behandeln.

Ein gängiger Ersatz ist Terbinafin, das sowohl topisch als auch oral zur Behandlung von Dermatophyteninfektionen eingesetzt werden kann. Terbinafin ist besonders wirksam bei Nagelpilzinfektionen und Hautmykosen.

Itraconazol ist eine weitere Alternative, die oral verabreicht wird. Es ist gegen eine breite Palette von Pilzen wirksam und wird häufig bei hartnäckigen Infektionen eingesetzt, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen.

Fluconazol, ein weiteres orales Antimykotikum, ist insbesondere bei systemischen Pilzinfektionen sowie bei Haut- und Nagelpilzinfektionen nützlich. Es hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil und wird oft bei Patienten mit Leberproblemen bevorzugt.

Ketoconazol, das sowohl topisch als auch oral verfügbar ist, kann ebenfalls verwendet werden, obwohl seine orale Anwendung wegen potenzieller Lebertoxizität eingeschränkt ist. Topische Anwendungen sind jedoch sicher und effektiv bei Hautpilzinfektionen.

Neben diesen pharmakologischen Alternativen gibt es auch nicht-medikamentöse Ansätze. Lasertherapie hat sich als wirksame Methode zur Behandlung von Nagelpilzinfektionen erwiesen. Diese Methode zerstört Pilze durch gezielte Lichtimpulse und hat den Vorteil, dass sie keine systemischen Nebenwirkungen verursacht.

Für mildere Infektionen können topische Antimykotika wie Clotrimazol, Miconazol oder Econazol verwendet werden. Diese sind rezeptfrei erhältlich und haben ein geringeres Risiko für systemische Nebenwirkungen.

Insgesamt gibt es zahlreiche Alternativen zu Griseofulvin, die je nach Art und Schwere der Infektion sowie den individuellen Patientenbedürfnissen ausgewählt werden können. Eine sorgfältige Absprache mit einem Arzt ist wichtig, um die beste Behandlungsmethode zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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