Endorphine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Endorphine sind vom Körper selbst synthetisierte Opioidpeptide, die Einfluss auf Schmerz- und Hungerempfinden haben und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Euphorie auslösen können. Gesichert ist, dass Endorphine in schmerzhaften Notfallsituationen und z. B. bei Ausdauersport mit Höchstleistung von Hypophyse und Hypothalamus ausgeschüttet werden. Sehr wahrscheinlich ist, dass Endorphine auch nach positiven Erlebnissen als Teil des aktiven Belohnungssystems ausgeschüttet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Endorphine?

Das Proopiomelanocortin ist ein Prohormon, also durch eine veränderte räumliche Struktur inaktiviertes Hormon und Protein, das nicht nur in der Hypophyse und dem Hypothalamus synthetisiert wird, sondern auch in Plazentazellen und in bestimmten Epithelzellen.
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Der Begriff Endorphin ist ein aus der Silbe endo, gleichbedeutend mit innen und dem Substantiv Morphin zusammengesetztes Akronym. Der Begriff soll darauf hindeuten, dass es sich um eine Substanz handelt, die dem Morphin ähnlich ist und innen, also vom Körper selbst produziert wird. In der Tat sind drei verschiedene Endorphine, Alpha-, Beta- und Gamma-Endorphin, bekannt, die bei Bedarf in der Hypophyse und im Hypothalamus synthetisiert werden.

Es handelt sich um Neuropeptide mit bekannten Aminosäurensequenzen. Die Endorphine, auch Opioidpeptide genannt, docken als Neurotransmitter an den gleichen Rezeptoren an wie Opiate und hemmen damit die Aktivität der schmerzübertragenden Neurone. Das bedeutet, dass die Schmerzinformationen, die alle im Rückenmark zusammmenlaufen, um von dort an das Gehirn weitergeleitet zu werden, nicht mehr in vollem Umfang an das Gehirn gemeldet werden. Über die schmerzhemmende Wirkung hinaus spielen Endorphine eine wichtige Rolle im Belohnungssystem.

Der Zusammenhang ist noch nicht hinreichend wissenschaftlich geklärt. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass Endorphine in ihrer Eigenschaft als Neuromodulatoren die Synthese des sogenannten Glückshormons Dopamin aktivieren können.

Anatomie & Aufbau

Endorphine werden vom Körper bei Bedarf selbst produziert. Es sind Stoffe, die an den Opioid- und Opiatrezeptoren der Synapsen schmerzübertragenden afferenten Neuronen wie natürliche Opiate andocken können und zu einer Verminderung der Schmerzmeldung an das Gehirn führen. Da die Endorphine aus kurzkettigen Peptiden bestehen, also aus einer Aneinanderreihung von Aminosäuren über Peptidbindungen, werden sie auch als Opioidpeptide bezeichnet.

Endorphine entstehen in der Hypophyse und im Hypothalamus und sind werden dort durch Abbau und Zerlegung von Proenkephalin-A und B und aus dem Ab- und Umbau von Proopiomelanocortin gebildet. Enkephaline sind endogene Pentapeptide, die aus einer Sequenz von fünf Aminosäuren bestehen und sich jeweils durch die 5. Aminosäure unterscheiden. Synthetisiert werden die Neuropeptide ähnlich wie auch langkettige Proteine aus einer durch Gene festgelegten Sequenz von Aminosäuren.

Das Proopiomelanocortin ist ein Prohormon, also durch eine veränderte räumliche Struktur inaktiviertes Hormon und Protein, das nicht nur in der Hypophyse und dem Hypothalamus synthetisiert wird, sondern auch in Plazentazellen und in bestimmten Epithelzellen. Es kann in Hypophyse und Hypothalamus in Alf-, Beta- und Gamma-Endorphine umgebaut und in die aktive Form überführt werden.

Funktion & Aufgaben

Vereinfacht ausgedrückt, stellen Schmerzempfindungen eine wichtige Schutzfunktion des Körpers dar. Nozizeptoren in bestimmten Geweben melden „Schmerzen“ bei erfolgten Läsionen oder drohenden Läsionen, um zu signalisieren, dass bereits eine Verletzung vorliegt oder eine Verletzung droht. Das bedeutet, dass der Mensch daraus lernt, zukünftig derartige Situationen zu vermeiden oder einen Vorgang, der zu einer Verletzung führen könnte, abzubrechen.

Es sind aber auch Situationen denkbar, in denen Verletzungen oder Läsionen toleriert werden müssen, um das Individuum insgesamt zu retten. Das kann z. B. der Fall sein während der Flucht aus einem brennenden Tunnel oder bei dem Versuch, eine rettende Station trotz starker Verletzungen wie Beinbruch oder offener Wunden zu erreichen. In diesen und ähnlichen Fällen kann sich die Schutzfunktion Schmerz als kontraproduktiv erweisen. Unser Körper kann in derartigen Situationen Endorphine ausschütten, um damit Schmerzempfindungen kurzzeitig zu unterdrücken und um gleichzeitig euphorische, Angst unterdrückende, Gefühle zu erzeugen.

Während der biochemische Vorgang der Schmerzunterdrückung gut erklärbar ist, sind die Vorgänge um die Erzeugung euphorischer Gefühle durch Endorphine noch nicht hinreichend verstanden. Die Ausschüttung von Endorphinen kann auch durch starkes Vorstellungsvermögen aktiviert werden. Langstreckenläufer kennen das Problem, dass sich nach einer gewissen Zeit Schmerzen einstellen und die Motivation für die Fortsetzung des Laufs unter Druck gerät. Der Körper versucht, den Sportler zur Aufgabe zu bewegen. Viele Langstreckler schaffen es aber, die Situation zu überwinden, indem sie sich die positiven Auswirkungen bei einem Durchhalten vorstellen.

Der Körper schwenkt dann um und schüttet Endorphine aus, die Schmerzen vermindern sich und es stellen sich euphorische Gefühle ein. Darüber hinaus wird auch diskutiert, dass Endorphine auch in täglichen Normalsituationen eine wichtige Funktion bei der Herstellung des Gleichgewichts zwischen den Neurotransmittern Serotonin und Dopamin innerhalb des dopaminergen Belohnungssystems einnehmen.


Krankheiten

Krankheiten und Beschwerden, die im Zusammenhang mit Endorphinen stehen, beruhen entweder auf einer krankhaft verminderten Ausschüttung des körpereigenen Opioids oder die Rezeptoren der Synapsen, and denen die Endorphine andocken sollen, zeigen Funktionsstörungen. Die Auswirkungen sind in beiden Fällen vergleichbar, und die Grenzen zu krankhaftem Verhalten, das durch eine verminderte Endorphinausschüttung ausgelöst werden kann, sind fließend.

Seit wenigen Jahren werden diagnostizierte Krankheiten wie Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und selbstverletzendes Verhalten (SVV) sowie Anorexie mit einer gestörten bzw. verminderten Ausschüttung oder verminderten Wirksamkeit von Endorphinen in Verbindung gebracht. Selbstverletzendes Verhalten kann sich bei den Betroffenen zu einer Sucht ausweiten, weil die Selbstverletzungen kurzfristig die Ausschüttung von Endorphinen bewirkt und kurzfristig positive Gefühle auslöst. Ähnliche Mechanismen kommen bei Anorexie und bei der BPS in Betracht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Betroffenen sich nicht bestrafen wollen, sondern suchen nach Belohnung durch Glückshormone.

Quellen

  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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