Urinzeitvolumen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Urinzeitvolumen (auch Harnzeitvolumen) umfasst die Menge Urin, die in einem festgelegten Zeitraum ausgeschieden wird. In aller Regel beträgt diese Zeitspanne 24 Stunden. Das gemessene Volumen des Urins wird vor allem der Einschätzung von Nierenkrankheiten zu Grunde gelegt. Im Normalfall werden täglich rund 1,5 bis zwei Liter Harn abgelassen. Für die Harnbildung und seine Ausscheidung (Diurese) sind die paarweise angeordneten Nieren verantwortlich. Erkrankungen wie Diabetes mellitus können dazu führen, dass das durchschnittliche Urinzeitvolumen auf ein Vielfaches ansteigt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Urinzeitvolumen?

Das Urinzeitvolumen (auch Harnzeitvolumen) umfasst die Menge Urin, die in einem festgelegten Zeitraum ausgeschieden wird.

Mit der Harnausscheidung entgiften die Nieren den Körper. Gleichzeitig tragen sie somit zur Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushaltes bei. Die Harnbildung geht in drei Schritten vor sich. Zuerst wird der sogenannte Primärharn durch die Arbeit der Niere filtriert. Das erledigen die Nierenkörperchen. Primärharn ist ein nahezu eiweißfreies, unkonzentriertes Ultrafiltrat, das bei der Durchblutung der Nieren entsteht. Täglich werden von den beiden Nieren insgesamt 180 bis 200 Liter Primärharn produziert. Dieser stammt von den 1500 bis 1800 Litern Blut, die täglich durch die Nieren strömen. Rund 300 Mal am Tag fließt die gesamte Blutmenge eines Menschen durch die Nieren.

Die Zusammensetzung des Primärharns ist mit der des Blutplasmas vergleichbar. Der Unterschied liegt im Wesentlichen nur darin, dass größere Blutbestandteile von den Gefäßen abgefangen werden, ehe sie von den Nieren verarbeitet werden können.

Der Primärharn gelangt im weiteren Verlauf durch die Nierenkanälchen, wo er resorbiert und sekretiert wird. Eiweiß, Elektrolyte, Glukose und Wasser werden aufgenommen, sodass der Sekundärharn entsteht. Von ihm werden pro Tag etwa 19 Liter gebildet. Danach werden diese Flüssigkeitsmengen weiter konzentriert und gelangen schließlich über das Nierenbecken und die Harnleiter in die Harnblase, von der sie als Urin ausgeschieden werden. Täglich sind dies 1,5 bis zwei Liter. Somit ist das Urinzeitvolumen erreicht.

Funktion & Aufgabe

Die Diurese kann schwanken und in diesem Zusammenhang auf äußere Einflussfaktoren reagieren. Unter Kältebelastung nimmt die Diurese an Intensität zu. Eine ähnliche Wirkung hat reduzierter Luftdruck ab einer Höhe von 3000 Metern. Zahlreiche Wirkstoffe in der Nahrung beeinflussen ebenfalls die Harnausscheidung. So steigert Coffein die diuretische Aktivität. Gleiches gilt für Alkohol. Beide Stoffe unterdrücken die Produktion des Hormons ADH (Antidiuretisches Hormon), das in den Nieren den Rückfluss von Wasser aus dem Harn unterstützt. Bei hohem Kaffeegenuss über längere Zeiträume stabilisiert sich die Harnausscheidung aber wieder auf einem niedrigeren Niveau.

Die Medizin macht sich das Prinzip der Diurese zu Nutze, indem sie mit speziellen Präparaten eine gesteigerte Harnausscheidung stimuliert, um die Belastung des Kreislaufs zu senken. Ein erhöhtes Harnvolumen senkt indirekt die Blutmenge und damit die Belastung des Herzens. Dieser Effekt hilft vor allem Patienten mit Nieren- und Kreislauferkrankungen.

Harntreibende Medikamente werden ebenso bei Vergiftungen eingesetzt. Wasserlösliche Gifte werden auf diese Weise aus dem Körper heraus geschwemmt. So gehört die Steuerung des Urinzeitvolumens zu den bevorzugten Behandlungsmethoden vor allem in der Intensivmedizin.

Diabetes-Patienten haben wiederum oft einen deutlich zu hohen Harnabgang, weshalb auch hier in der Regel medikamentös eingegriffen wird. Eine gesteigerte Harnproduktion der Nieren aufgrund erhöhten Druckes in den harnableitenden Wegen wird osmotische (wasserziehende) Diurese genannt. Diese Vorgänge beruhen auf dem Verbleib osmotisch aktiver Stoffe in den Tubuli (Röhrchen) der Nieren. Sie werden nach der Filtration nicht in das Blut zurückgeführt.

Um die Konzentration der betreffenden Stoffe auf dem erforderlichen Niveau zu halten, strömt passiv vermehrt Wasser in den auszuscheidenden Harn (Polyurie). Gleichzeitig wird dadurch das Trinkverhalten inspiriert. Die osmotische Diurese kann künstlich durch Gabe entsprechender medikamentöser Mittel herbeigeführt werden, um Notfälle wie ein Glaukom, ein Hirnödem oder akutes Nierenversagen zu behandeln.


Krankheiten & Beschwerden

Der Urin erlaubt dank seines pH-Wertes fundierte Rückschlüsse auf die Ernährung des Menschen. Für diese Messung wird im Sinne verlässlicher Ergebnisse das Urinzeitvolumen zu Grunde gelegt. Bei normaler Ernährung bewegt sich der pH-Wert des Urins zwischen 4,6 und 7.5. Er liegt somit im sauren Bereich. Eine eiweißbetonte Nahrungsaufnahme verlagert den pH-Wert noch stärker in das saure Milieu. Ein hoher Gemüseverzehr wiederum führt eher zur Verlagerung in den basischen Bereich.

Der sogenannte Urinstatus kann im Frühstadium auf Erkrankungen der Nieren (Nierensteine, Nierentumor) und Entzündungen der ableitenden Harnwege verweisen. Auch Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus und Leberschwäche werden auf diese Weise angezeigt. Lassen sich im Urin zum Beispiel Proteine, Nitrit, Ketone und Blutbestandteile finden, deutet dies auf verschiedene mögliche Erkrankungen hin.

Speziell mit Nierenkrankheiten befassen sich die Nephrologie als Zweigdisziplin der Inneren Medizin sowie auch die Urologie, die hier hauptsächlich für operative Belange zuständig ist. Es handelt sich um sehr vielfältige Aufgabenfelder, denn neben der Ausscheidung von Finalprodukten des Stoffwechsels sorgen die Nieren ebenso für das Ausbalancieren des körperlichen Wasserhaushaltes, die langfristige Regulierung des Blutdrucks sowie die Kontrolle der Säure-Basen-Bilanz.

Der pH-Wert des Blutes, den die Nierentätigkeit maßgeblich beeinflusst, darf zum Beispiel nur in einem relativ engen Bereich schwanken, da sonst lebensbedrohliche Zustände eintreten können. Auch hierfür gibt das gemessene und protokollierte Urinzeitvolumen wichtige Aufschlüsse. Es liefert weiterhin Informationen über die Synthese von Glukose, die in den Nieren abläuft, ihre Hormonproduktion und den gleichzeitigen Abbau von Hormonen wie etwa Peptiden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010

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