Urolithiasis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Urolithiasis wird ein Harnsteinleiden bezeichnet. Dabei kommt es in den Harnwegen zur Entstehung von Urolithen.
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Was ist eine Urolithiasis?
Urolithiasis ist die medizinische Bezeichnung für das Vorhandensein von Harnsteinen (Urolithen) innerhalb der harnableitenden Wege wie Harnblase und Harnleiter oder dem Nierenbecken. Unter Harnsteinen werden krankhafte Gebilde verstanden, die sich aus unterschiedlichen Kristallen zusammensetzen. In der Regel werden die Harnsteine aus Calciumoxalat gebildet und kommen in den Nieren zustande.
Lagern sie sich dort ab, ist von Nierensteinen die Rede. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer Ablagerung der Steine in die Harnwege sowie die Harnblase. Ärzte sprechen dann von Harnsteinen oder Blasensteinen. In der Harnröhre lagern sich die Steine dagegen nur selten ab.
Je nachdem, aus welchen Salzarten sich ein Harnstein zusammensetzt, wird bei einer Urolithiasis zwischen Kalziumoxalatsteinen, aus denen rund 75 Prozent der Harnsteine bestehen, Struvitsteinen (circa zehn Prozent), Kalziumphosphatsteinen (etwa fünf Prozent), Uratsteinen aus Harnsäure (circa fünf Prozent) sowie seltenen Xanthinsteinen und Zystinsteinen unterschieden.
Die Art der Harnsteine spielt eine wichtige Rolle bei der Ermittlung der Krankheitsursache sowie für Diagnostik und Therapie. Allein in Deutschland leiden rund sechs Prozent aller Menschen unter einer Urolithiasis. Dabei erkranken Männer doppelt so häufig wie Frauen. Besonders betroffen sind Senioren sowie übergewichtige Menschen.
Ursachen
Dies sind vor allem Zitrat und Magnesium. Ferner liegt der kritische Urin-pH-Wert zwischen 5,5 und 7,0. Schließlich kommt es zur Ausscheidung von zu konzentriertem Urin. Die Faktoren gelten als typisch für eine Urolithiasis. Sie gehen oft mit einer Osteoporose (Knochenschwund), einer Überfunktion der Schilddrüse sowie einer Vitamin-D-Überdosierung einher.
Als weitere mögliche Risikofaktoren für die Entstehung einer Urolithiasis kommen Harnwegsinfektionen, der Anstau von Urin aufgrund von anatomischen Abflussstörungen oder neurogenen Harnblasenentleerungsstörungen sowie Bewegungsmangel infrage. Ebenfalls eine Rolle kann eine zu ausgeprägte eiweißreiche Ernährung spielen.
So wird gerade in Deutschland eine Ernährung mit oxalsäurehaltigen Nahrungsmitteln sowie der Verzehr von tierischen Fetten als förderlich für eine Harnsteinbildung eingestuft. Zu den Lebensmitteln, in denen Oxalsäure vorkommt, zählen Kaffee, Kakao, Spinat, Rote Beete und Rhabarber. Die steinbildenden Stoffe wie Oxalat lassen sich nur bis zu einer bestimmten Menge im Urin lösen und aus dem Organismus befördern.
Wird diese Menge durch die Nahrung überschritten, besteht die Gefahr einer Ausfällung der steinbildenden Substanzen. Als zusätzliche Risiken für eine Urolithiasis gelten eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme sowie Diäten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Urolithiasis ruft zunächst keine Beschwerden hervor. Diese entstehen erst, wenn die Harnwege durch die Harnsteine verlegt werden. Dann zeigen sich unterschiedliche Symptome. Als charakteristisch für eine Urolithiasis gilt eine Stakkatomiktion. Dabei bricht der Urinstrahl während des Wasserlassens mehrmals ab. Durch den beweglichen Harnstein wird der Blasenausgang wiederholt verschlossen, wodurch wiederum das kontinuierliche Wasserlassen unterbrochen wird.
Des Weiteren können bei einer Urolithiasis kleine Urinmengen, das Gefühl von Fremdkörpern, ständiger Harndrang, Blut im Urin, Blasenkrämpfe mit kolikartigen Schmerzen sowie Schmerzen beim Urinieren auftreten. Bei Männern strahlen die Beschwerden oft bis in die Penisspitze aus.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Führt die Urolithiasis den Patienten zum Arzt, erkundigt sich dieser zunächst nach den Schmerzen, bei welchen Gelegenheiten sie auftreten und ob der Patient schon einmal mit Harnsteinen zu tun hatte. Im Anschluss an die Befragung findet eine körperliche Untersuchung statt. Außerdem werden Urin und Blut kontrolliert.
Als hilfreich gelten zudem einige bildgebende Verfahren. Zur Ermittlung der Position sowie der Größe der Harnsteine kommen eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) sowie eine Röntgenuntersuchung zur Anwendung. Außerdem können die Röntgenaufnahmen Hinweise auf die chemische Zusammensetzung der Steine liefern.
Eine weitere sinnvolle Diagnosemethode stellt die Blasenspiegelung mit einem Endoskop dar. Kleinere Blasensteine lassen sich dabei oftmals sogar schon entfernen. Der Verlauf einer Urolithiasis ist meist positiv. So gehen rund 75 Prozent aller Harnsteine bei einer konservativen Behandlung von selbst ab. Rund 50 Prozent aller Patienten leiden allerdings unter einer Neubildung von Harnsteinen.
Komplikationen
Eine Urolithiasis kann einen Harnstau verursachen, der unter anderem Entzündungen und ein Ungleichgewicht von Säure-Base-Haushalt und Elektrolythaushalt hervorruft. Bei fehlender Behandlung kann die Stauung des Harns eine Niereninfektion oder sogar eine Blutvergiftung nach sich ziehen. Begleitend dazu treten starke Schmerzen auf, die den Betroffenen ans Bett fesseln und die Lebensqualität massiv einschränken.
Ein plötzlicher Harnstau kann eine Fornixruptur hervorrufen, bei welcher der Nierenkelch einrisst und Urin nach außen dringt. Drückt ein Harnstein auf einen Kelchhals, kann dies zu einem Nierenabszess führen. Bei einem schweren Verlauf kommt es zu einem vollständigen oder teilweisen Versagen der Nierenfunktion.
Bei der operativen Behandlung einer Urolithiasis treten gelegentlich kleine Blutungen und Blutergüsse auf. Auch Entzündungen sind möglich. Die Zertrümmerung der Harnsteine kann eine Bakterieninfektion zur Folge haben. Manchmal setzt sich ein Bruchstück oder ein ganzer Stein in den Harnleitern fest und ruft einen erneuten Harnstau sowie schmerzhafte Koliken hervor.
Daneben können allergische Reaktionen auftreten. Patienten, die an einer Vorerkrankung leiden oder unter Medikation stehen, haben ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen und Spätfolgen durch verordnete Schmerz- und Beruhigungsmittel.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Urolithiasis sollte immer eine medizinische Untersuchung und Behandlung stattfinden, da es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann. Je früher die Krankheit von einem Arzt erkannt wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf. Der Betroffene sollte schon bei den ersten Symptomen und Beschwerden einen Arzt aufsuchen.
Ein Arzt ist dann zu kontaktieren, wenn der Wasserstrahl beim Urinieren mehrmals abbricht. In der Regel tritt diese Beschwerde dauerhaft auf und verschwindet nicht wieder von alleine. Ebenso kann ein blutiger Urin auch auf diese Krankheit hindeuten. Einige Betroffene leiden auch an starken Schmerzen beim Wasserlassen, wobei sich die Schmerzen auch in den Penis ausbreiten können. Treten diese Symptome auch ohne einen besonderen Grund auf, so muss ein Arzt kontaktiert werden.
Die Krankheit kann von einem Allgemeinarzt oder durch einen Urologen erkannt und behandelt werden. Der weitere Verlauf hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass keine allgemeine Voraussage erfolgen kann.
Behandlung & Therapie
Oftmals ist keine besondere Behandlung einer Urolithiasis erforderlich. Vor allem kleine Harnsteine werden mit dem Urin wieder aus dem Körper ausgeschieden. Dieser Prozess lässt sich durch das Verabreichen von bestimmten Medikamenten wie Alpharezeptorenblocker fördern.
Darüber hinaus muss der Patient reichlich Flüssigkeit aufnehmen. Rufen die Harnsteine bei ihrer Wanderung durch Harnwege Schmerzen oder Krämpfe hervor, lassen sich schmerzstillende Arzneimittel wie Diclofenac oder Pethidin einnehmen. Fällt der Blasenstein zu groß aus, um ausgeschieden zu werden, kann eine Blasenspiegelung zu seiner Entfernung sinnvoll sein, die unter lokaler Betäubung erfolgt.
In den meisten Fällen findet das Entfernen von Harnsteinen allerdings durch eine extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) statt. Durch die Stoßwellen werden die Harnsteine zerstört, deren Überreste sich anschließend mit dem Urin ausscheiden lassen. Einer Operation zur Entfernung der Steine bedarf es nur selten.
Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu einer Urolithiasis kommt, sollte viel getrunken und auf genügend Bewegung geachtet werden. Wichtig ist zudem, nicht zu viele Lebensmittel zu verzehren, die oxalsäure- oder purinreich sind.
Nachsorge
Die Nachsorge spielt bei einer Urolithiasis eine sehr wichtige Rolle. So kann es bei zahlreichen Patienten später erneut zu einem Harnsteinleiden kommen, was von der Art der Steine sowie der auslösenden Ursache abhängt. Ohne eine geeignete Nachbehandlung erleiden circa 50 bis 60 Prozent der betroffenen Personen erneut eine Urolithiasis. Bei 25 Prozent kommt es sogar zu drei oder noch mehr Rezidiven, bei denen sich wiederum Harnsteine bilden.
Durch geeignete Nachsorgemaßnahmen lässt sich die Steinfrequenz um bis zu 50 Prozent reduzieren. Besonders im Blickpunkt der Nachbehandlungen stehen Patienten, die anfällig für Steinrezidive sind. Dabei gilt es für den Arzt, bestimmte Risikofaktoren wie metabolische Störungen oder die Steinzusammensetzung zu ermitteln. Die Nachbehandlung sollte bei einem Facharzt für Urologie stattfinden.
Außerdem ist eine Anpassung der Ernährung wichtig. Diese ist vor allem bei Kalzium-Phosphat-Steinen, Kalzium-Oxalat-Steinen oder Harnsäuresteinen sinnvoll. Neben der Ernährungsanpassung sollte ferner Übergewicht abgebaut werden und ausreichend Bewegung erfolgen.
Besonders ernst zu nehmen ist die Nachsorge für Patienten, die unter Zystinsteinen oder Magnesium-Phosphat-Steinen leiden. So fällt das Risiko einer erneuten Steinbildung bei diesen Urolithiasisformen am höchsten aus. Durch eine konsequente Nachsorge können bis zu 75 Prozent aller Patienten ein erneutes Harnsteinleiden verhindern, wozu allgemeine Maßnahmen wie das Trinken von drei Litern Flüssigkeit pro Tag, eine Ernährungsumstellung sowie genügend körperliche Bewegung meist ausreichen.
Das können Sie selbst tun
Die Urolithiasis-Therapie kann durch verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen unterstützt werden. Zunächst gilt die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit. Bewährt haben sich Zitrussäfte sowie bikarbonatreiches Mineralwasser. Die Ernährung sollte sich aus kalziumreichen und salzarmen Speisen zusammensetzen. Auf oxalatreiche Lebensmittel wie etwa Walnüsse, Spinat oder Schokolade ist zu verzichten. Tierische Eiweiße dürfen nur in kleinen Mengen eingenommen werden, da diese Purine enthalten, welche die Urolithiasis verstärken können. Grundsätzlich sollte der Anteil an Fleisch, Wurst und Hülsenfrüchten an der Ernährung möglichst gering ausfallen. Körperliche Bewegung unterstützt eine angepasste Diät.
Sollten die Steine nicht von selbst abgehen, muss zeitnah der Urologe konsultiert werden. Unter Umständen ist eine medikamentöse oder operative Behandlung vonnöten, insbesondere bei größeren Nieren- oder Harnsäuresteinen. Wenn nach der Therapie Anzeichen einer erneuten Erkrankung auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch.
Zuletzt muss nach einem Harnsteinleiden die jährliche klinische Untersuchung in Anspruch genommen werden. Durch CT und Nierenleeraufnahme kann der Zustand der beteiligten Organe überwacht und gegebenenfalls eine Behandlung eingeleitet werden. Die Selbsthilfe-Maßnahmen sind zunächst mit dem behandelnden Hausarzt oder Urologen zu besprechen, um Komplikationen zu vermeiden.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
- Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014