Verstopfung beim Baby

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Verstopfung kann auch bei Babys auftreten. Sie ist für die Eltern allerdings nicht immer gleich erkennbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Verstopfung beim Baby?

Selbst Säuglinge leiden hin und wieder unter einer Verstopfung (Obstipation). Diese kann jedoch von den Eltern nicht immer gleich erkannt werden.

Selbst Säuglinge leiden hin und wieder unter einer Verstopfung (Obstipation). Diese kann jedoch von den Eltern nicht immer gleich erkannt werden. So lassen sich manche Babys mehr Zeit mit ihrem Stuhlgang als andere Säuglinge. Bei Babys, die jünger als drei Monate sind, tritt eine Verstopfung nur sehr selten auf. Dies gilt besonders für die Stillzeit, denn die Muttermilch wird in der Regel gut verdaut.

Erhält das Kind dann Brei oder Beikost, zeigt sich die Obstipation häufiger. Allerdings muss es sich nicht automatisch um eine Verstopfung handeln, wenn das Baby einige Tage keinen Stuhlgang hat. Von einer Verstopfung ist grundsätzlich auszugehen, wenn nach 10 bis 14 Tagen noch immer kein Stuhlgang erfolgt ist.

Ursachen

Die Ursachen für eine Verstopfung bei einem Baby sind vielfältig. Es betrifft in erster Linie Kinder, die ihre Milch nicht von der Mutter erhalten und stattdessen Flaschenmilch zu sich nehmen. So gibt es Babys, die die Flaschennahrung weniger gut vertragen. Manchmal muss sich der Organismus des Kindes auch erst an die neue Nahrung gewöhnen.

Hält eine Verstopfung länger an, kann sich dahinter Morbus Hirschsprung verbergen. Dabei handelt es sich um eine angeborene Dickdarmveränderung, bei der es zu einer krampfartigen Verengung des betroffenen Darmbereichs kommt. Sie tritt jedoch nur sehr selten auf.

Auch die Ernährungsgewohnheiten des Kindes spielen bei einer Obstipation oft eine bedeutende Rolle. So bewegen sich die betroffenen Babys zu wenig, trinken nicht genug und nehmen zu wenig Obst und Gemüse zu sich. Manchmal wird der Stuhlgang auch zurückgehalten, weil das Baby unter einer schmerzhaften Analfissur leidet. Ebenso kann sich eine zu eng angelegte Windel negativ auswirken. Ab der siebten Lebenswoche kommt es bei einem Baby zu einer leichten Verdauungsumstellung. Dadurch bleibt der Stuhlgang oft einige Tage lang aus, was jedoch nicht weiter ungewöhnlich ist.


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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bemerkbar macht sich eine Verstopfung, wenn das Baby ungewöhnlich lange keinen Stuhlgang hat. Außerdem schreit das betroffene Kind häufig, weil es unter Bauchschmerzen leidet, oder zieht seine Beine an. Als weitere denkbare Anzeichen kommen Blut an der Außenseite des Kots, Einrisse in der Analschleimhaut, Schmerzen bei der Ausscheidung sowie Appetitlosigkeit infrage. Eine weitere Begleiterscheinung sind übel riechende Blähungen.

Diagnose & Verlauf

Hält eine Verstopfung beim Baby länger an oder tritt wiederholt auf, sollte ein Kinderarzt zu Rate gezogen werden. Dieser ist in der Lage, die Ursache für die Verdauungsprobleme herauszufinden. Zu diesem Zweck tastet der Mediziner den Bauch des Kindes ab und nimmt eine rektale Untersuchung vor. Auf diese Weise kann verhärteter Stuhl festgestellt werden.

Befindet sich trotz Verstopfung kein Stuhl im Endabschnitt des Darms, gilt dies als Hinweis auf Morbus Hirschsprung. Dabei kommt es in Dickdarmregionen zu einer Verstopfung, die sich tiefer im Körper befinden. Um Morbus Hirschsprung zu diagnostizieren, findet zumeist eine Manometrie (Druckmessung) an Mastdarm und After statt. Endgültige Gewissheit lässt sich durch eine Biopsie (Gewebeentnahme) an der Schleimhaut des Darms erreichen.

Wird eine Verstopfung zur rechten Zeit erkannt und entsprechend behandelt, verschwindet sie normalerweise nach einigen Tagen wieder. Nimmt sie jedoch einen chronischen Verlauf, sind negative Folgeerscheinungen möglich. So wird der Mastdarm durch die anhaltende Obstipation geweitet, was erneut zu Verstopfungen führt. Mögliche Nebenerscheinungen sind Einrisse an der Darmschleimhaut, schmieriger Stuhl und Gewichtsreduktion. Sogar zu psychischen Problemen und Wachstumsstörungen kann es kommen.

Komplikationen

Ohne Behandlung einer anhaltenden Verstopfung kommt es zur weiteren Verschlechterung des körperlichen Gesamtzustandes. Das Baby hat zunehmend starke Bauchschmerzen, Fieber kann auftreten, durch den dauerhaften Druck auf den Schließmuskel sind Blutungen im Afterbereich möglich. Der Darm kann den Stuhlgang nicht mehr komplett ausscheiden.

Auch leidet das Baby unter einem Blähbauch. Aus einer zuweilen auftretenden Verstopfung kann sich eine chronische Erkrankung entwickeln. Die schwerwiegendste Komplikation ist die Koprostase, oder auch Kotstein genannt. Hierbei wird dem im Darm verbleibenden Stuhlgang immer mehr Wasser entzogen. Der Kot wird steinhart und kann nicht mehr auf natürlichem Weg abwandern.

Diese Kotsteine lassen sich sogar durch die Bauchdecke fühlen. Die weitere Folge jener Kotsteine ist der Darmverschluss. Unbehandelt führt dieser zur Blutvergiftung (Sepsis) und weiterhin zum Tod des Betroffenen. Akute oder chronische Verstopfung werden durch die Gabe von Zäpfchen behandelt. Komplikationen können allergische Reaktionen wie Hautausschlag oder schläfrige Zustände sein.

Bei einem vorhandenen Darmverschluss erfolgt die Behandlung über einen Einlauf oder manuelles Ausräumen des Darmes. Hierbei kann es auch zu Komplikationen kommen. Es ist für die Betroffenen sehr schmerzhaft und der Schließmuskel kann beschädigt werden. Sind diese Maßnahmen nicht erfolgreich, ist eine Operation nötig, welche ebenfalls mit Komplikationen einhergeht (Narkose, Blutverlust, Infektion).

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ob eine Verstopfung ein Baby quält, erkennt man insbesondere an einer erhöhten Schreifrequenz, einem aufgetriebenen Bauch und einem Pressen ohne Erfolg. Solange ein Baby keines dieser Anzeichen zeigt, kann auch zuhause zunächst abgewartet werden. Wichtig ist dabei für Eltern zu wissen, dass gerade voll gestillte Babys nur unregelmäßig Stuhlgang haben, ohne dass dies einen Krankheitswert haben muss.

Hier gilt, dass sowohl mehrere Stühle am Tag als auch mehrere Tage ohne Stuhlgang normal sind. Solange das Kind sich also normal verhält und fröhlich wirkt, braucht kein Arzt aufgesucht zu werden. Werden etwa 7 Tage ohne Stuhlgang beim vollgestillten Baby überschritten, sollte eine Hebamme oder der Kinderarzt zwecks weiterem Vorgehen kontaktiert werden. Handelt es sich um ein älteres Baby, was schon Beikost erhält, sollte man nach 2 Tagen ohne Stuhlgang erste Maßnahmen zur Förderung der Verdauung einleiten: Sanfte Massagen des Bauches, Milchzucker oder auch ein Glycerin Zäpfchen helfen meist schnell.

Bleiben diese Maßnahmen ohne Wirkung, sollten Arzt und Hebamme kontaktiert werden. Dies gilt umso mehr dann, wenn das Baby sich unwohl zu fühlen scheint, viel weint, die Beine anzieht und mit hochrotem Kopf angestrengt in die Windel drückt. Kommen nach Tagen ohne Stuhlgang plötzlich Fieber und Erbrechen hinzu, sollten Eltern auch am Wochenende einen Arzt aufsuchen. Dieser muss ausschließen, dass ein Darmverschluss vorliegt.

Behandlung & Therapie

Wird ein Baby, das unter Verstopfung leidet, gestillt und ist ansonsten gesund, bedarf es normalerweise keiner besonderen Behandlung. Meist liegt dann eine Scheinverstopfung vor, die nach wenigen Tagen wieder verschwindet. Leidet das Kind jedoch unter Beschwerden, sollte eine medizinische Behandlung durch einen Arzt erfolgen. Von diesem werden in der Regel Arzneimittel wie Abführmittel oder Glycerinzäpfchen verabreicht. Erhält das Kind Milchersatznahrung, ist es oft sinnvoll, eine andere Nahrungsmarke zu verwenden.

Für den Fall einer Beikosternährung empfiehlt es sich, auf ballaststoffreiche Kost zu achten. So wird die Verdauung von Obst und Gemüse unterstützt. Außerdem lockern sie den Stuhl auf. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit. Zu diesem Zweck sollte das Kind zwischen den Mahlzeiten ungesüßten Tee oder Wasser erhalten. Zur Anregung der Darmaktivität gelten auch Bauchmassagen und warme Bäder als hilfreich.

Ist das Kind schon alt genug, um auf ein Töpfchen zu gehen, wird empfohlen, regelmäßige Toilettenzeiten einzuführen. Allerdings darf das Kind dabei nicht unter Druck gesetzt werden. Wenn der Stuhlgang mit Schmerzen verbunden ist, hilft es manchmal, das Kind etwas abzulenken. Auch eine Belohnung für ein erfolgreiches „Geschäft“ hat sich oft bewährt. Ebenso sind Zuwendung und Trost der Eltern bei einer Verstopfung überaus wichtig.

Als sinnvoll gilt zudem das Führen eines „Toiletten-Tagebuchs“. Darin vermerken die Eltern die Windelfüllung oder die Toilettenbesuche ihres Kindes. Leidet das Baby unter Morbus Hirschsprung, lässt sich zumeist durch einen operativen Eingriff Abhilfe schaffen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Verstopfung bei Babys ist in der Regel gut, wenn sie behandelt wird. Auch unbehandelt kann sich die Konsistenz des Stuhls in kurzer Zeit wieder normalisieren, zur Sicherheit sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden. Es gibt viele Möglichkeiten, Babys, die an Verstopfung leiden, zu helfen. Eine Option sind Medikamente, die den Stuhl aufweichen und die Passage durch den Darm beschleunigen.

Um eine bestehende Verstopfung zu beseitigen oder dieser vorzubeugen, spielt die Ernährung des Babys eine wichtige Rolle. Akut kann der Verdauung etwa mit Leinsamen auf die Sprünge geholfen werden. Auch Milchzucker kann den Stuhl aufweichen und die Verdauung beschleunigen. Darüber hinaus gibt es Lebensmittel, die eher für weichen oder härteren Stuhlgang sorgen. Beeren etwa wirken tendenziell abführend, Bananen haben einen eher stopfenden Effekt. Jedoch können diese Lebensmittel erst ab einem bestimmten Alter konsumiert werden. Ärztlicher Rat ist daher hilfreich.

Unabhängig davon, mit welcher Methode die Verstopfung des Babys beseitigt wird, sollte dies in einem kurzen Zeitraum von wenigen Tagen geschehen. Leidet das Kind länger unter Verstopfung, kann sich der Darm ausweiten. Für das Kind wird es dann noch schwieriger, sich zu entleeren. Die Verstopfung kann sich dann zu einem chronischen Leiden entwickeln, das dauerhaft medikamentös behandelt werden muss.


Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu einer Verstopfung kommt, sollten Vorbeugemaßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehören reichlich Bewegung des Kindes sowie eine Verteilung der Mahlzeiten auf mehrere Tagesabschnitte. Auch das regelmäßige Trinken von Tee oder Wasser beugt einer Obstipation vor. Älteren Kindern wird eine Ernährungsweise empfohlen, die reich an Ballast- und Faserstoffen ist.

Das können Sie selbst tun

Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang des Babys sind typisch im ersten Lebensjahr. Dennoch kann die Regulation mit einigen Mittel unterstützt werden. Achten Sie in erster Linie auf eine ballaststoffreiche Ernährung. Hilfreich sind Trauben, Äpfel und Pflaumen. Vermieden werden sollten Nahrungsmittel wie [[Banane]n, Reis oder kakaohaltige Produkte, da diese den Stuhl verfestigen.

Gestillte Kinder leiden deutlich weniger unter Verstopfung. Dennoch sollte die Mutter ihren eigenen Speiseplan kontrollieren, denn die eigene Ernährung wirkt sich auf die Muttermilch aus. Ist dies nicht möglich, sollte bei immer wiederkehrender Verstopfung die Trockenmilch gewechselt werden. Ebenfalls muss das Baby ausreichend Flüssigkeit erhalten. Gerade in der warmen Jahreszeit könnte Verstopfung auf einen Mangel hindeuten. Kommt es zu Verstopfung in Folge einer mehrfach durchgeführten bzw. länger andauernden Antibiotika-Behandlung, können probiotische Kulturen in Form von Tropfen oder Pulver verabreicht werden. Dadurch siedeln sich gesunde Darmbakterien an. Diese fördern die Darmtätigkeit.

Sobald mit der Beikost begonnen wird, können Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Ursache für eine Verstopfung darstellen. Hier empfiehlt es sich mit den verschiedenen Obst- und Gemüsesorten zu probieren und den Stuhlgang zu beobachten. Ebenfalls bewährt hat sich die Gabe von Milchzucker. Dieser ist in jeder Apotheke erhältlich. Mit einer entspannenden Massage auf Baby`s Bauch können sich Verspannungen lösen. Zudem wird die Darmtätigkeit auf natürlichem Weg angeregt.

Quellen

  • Eppinger, M., Müller, M., et al.: Pädiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013
  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012

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