Vorderer Kreuzbandriss
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Vorderer Kreuzbandriss
Das vordere Kreuzband hat die Funktion das Kniegelenk zu stabilisieren. Es unterstützt die Drehbewegungen und die Bewegung nach vorn. Ist das vordere Kreuzband gerissen, so wird das Knie instabil. Weiterhin können Folgeschäden an den Knorpeln und den Menisken entstehen.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein vorderer Kreuzbandriss?
Krafteinwirkungen können das Kreuzband zerreißen. Es kann dabei angerissen oder vollständig gerissen sein. Ein Riss des vorderen Kreuzbandes tritt separat auf oder ist Teil einer größeren Knieverletzung.
Durch den Riss ist das Knie schmerzhaft angeschwollen und in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Es entwickelt sich ein Gefühl der Instabilität und Unsicherheit. Durch das geschädigte Kreuzband kann es zu Wegknickereignissen kommen. Typischerweise verschieben sich dann Oberschenkel und Unterschenkel unkontrolliert gegeneinander.
Bei manchen Betroffenen entstehen die Beschwerden erst später, bei dauerhaften Belastungen. Typischerweise ist der Riss des vorderen Kreuzbandes häufig eine Sportverletzung. Bewegungsintensive Sportarten mit vielen Richtungswechseln können zu einer Kreuzbandruptur führen.
Ursachen
Neben dem vorderen Kreuzbandriss kann es zur Beschädigung der Seitenbänder und zu weiteren Begleitverletzungen an Knorpeln und Menisken kommen. Ein vorderer Kreuzbandriss entsteht immer durch eine ungewöhnliche Überbelastung und Krafteinwirkung auf das Kniegelenk. Es wurde dann außerordentlich stark gestreckt, gebeugt oder verdreht. Ein vorderer Kreuzbandriss braucht keine äußeren Einwirkungen. Er kann schon entstehen, wenn der Oberschenkelknochen gewaltsam überstreckt wird.
Da sehr starke Kräfte notwendig sind, können oft Vorschädigungen eine Rolle spielen. So kann das Kreuzband schon längere Zeit leicht angerissen sein oder Knorpel nur noch in degenerierter Form vorhanden sein. Auch ein Schlag von vorn kann das vordere Kreuzband reißen lassen. Fußball, Skifahren oder Kampfsportarten sind dafür bekannt, solche Verletzungen entstehen zu lassen.
Häufig kommt es auch zu der „unhappy triad“, einer unglücklichen Kombination von drei Verletzungsformen. Dann sind neben dem vorderen Kreuzband auch noch Innenseitenband und Innenmeniskus des Knies betroffen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein vorderer Riss des Kreuzbands ist im Normalfall mit erheblichen und langanhaltenden Schmerzen verbunden, die selbst im Ruhezustand bestehen bleiben. In den meisten Fällen können betroffene Personen einen Kreuzbandriss selbst diagnostizieren, da ein normaler Bewegungsablauf nicht mehr möglich ist. Bereits kleinste Bewegungen verursachen große Schmerzen, sodass ein Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden darf.
Nur mit einer entsprechenden Behandlung und Versorgung kann ein bestehender Kreuzbandriss wiederhergestellt werden. In vielen Fällen ist sogar ein operativer Eingriff möglich, damit eine vollständige und zeitnahe Genesung gewährleistet werden kann. Wer an dieser Stelle allerdings auf einen besuch beim Arzt verzichtet, der muss mit einem deutlich erschwerten Krankheitsverlauf rechnen.
Unter Umständen können sogar dauerhafte Folgeschäden entstehen, die nachträglich nicht mehr beseitigt werden können. In vielen Fällen kommt es zu starken Schwellungen im Bereich des betroffenen Knies. Diese Schwellungen können ohne Probleme mit dem menschlichen Auge wahrgenommen werden.
Spätestens beim Auftreten einer solchen Schwellung sollte unverzüglich ein entsprechender Arzt aufgesucht werden. Somit gilt: Ein vorderer Kreuzbandriss muss immer ärztlich, medikamentös oder sogar auch stationär versorgt werden. Andernfalls kommt es zu erheblichen Komplikationen, die nicht mehr so schnell behoben werden können.
Diagnose & Verlauf
Sehr wichtig für die exakte Diagnose des vorderen Kreuzbandrisses ist die gründliche klinische Untersuchung. Ein erfahrener Arzt sollte nicht nur den Riss feststellen. Weiterhin ist auch das Ausmaß der Instabilität sehr wichtig.
Mit Bewegungstests lässt sich eine erste Verdachtsdiagnose erstellen. Da das Kniegelenk bei einem vorderen Kreuzbandriss oft nicht vollständig bewegt werden kann, ist die Untersuchung jedoch erschwert. Der Arzt ist darauf angewiesen, dass ihm der Patient so genau wie möglich den Unfall schildert. Um sich ein genaueres Bild zu machen, kann der Arzt eine Punktion des Kniegelenks durchführen.
Dazu sticht er mit einer Nadel in das gebeugte Knie. Die abgezogene Flüssigkeit wird dann genau untersucht. Es wird ermittelt, ob sich Hinweise auf eine Bandverletzung ergeben. Sicherheit, ob es sich wirklich um einen vorderen Kreuzbandriss handelt, bietet die Kernspintomografie (MRT). Sie macht das vordere Kreuzband sichtbar und lässt auch Begleitverletzungen erkennen.
Der Verlauf der Erkrankung wird beeinflusst vom Alter des Patienten, der Bewegungsaktivität und dem Zeitpunkt der Diagnostik bzw. dem Beginn der geeigneten Therapie. Wird der vordere Kreuzbandriss konsequent konservativ oder operativ behandelt, so bestehen gute Aussichten auf das Wiedererlangen voller Funktionsfähigkeit. Allerdings müssen die Beinmuskeln dauerhaft gut trainiert werden.
Komplikationen
Wird ein vorderer Kreuzbandriss umgehend behandelt, treten normalerweise keine größeren Komplikationen auf. Bei einer unzureichenden Physiotherapie und bei älteren Patienten kann eine Ruptur jedoch zu einem verfrühten Gelenkverschleiß führen. Aus einer Arthrose resultieren chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und andere Folgebeschwerden.
Im Rahmen einer Kreuzband-Operation können ebenfalls Probleme auftreten. In einigen Fällen kommt es beispielsweise zu Blutungen, Gelenkinfektionen, Thrombosen oder Verletzungen an den Nerven, Muskeln oder Gefäßen. Auch postoperative Komplikationen sind nicht auszuschließen. Gelegentlich kommt es nach der Kreuzband-Operation zu Bewegungseinschränkungen oder einer Lockerung des Transplantats.
In Einzelfällen tritt ein Meniskusschaden oder ein Bruch der Kniescheibe auf. Eine bleibende Instabilität bleibt nur in Ausnahmefällen erhalten. Wenn der Patient Schmerzmittel einnimmt, ist dies immer mit gewissen Risiken und Nebenwirkungen verbunden.
Neben typischen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Hautirritationen kann selten auch eine allergische Reaktion auf das Arzneimittel auftreten. Wird das Medikament über einen längeren Zeitraum eingenommen, werden zunehmend auch die inneren Organe, vor allem Nieren, Leber und Herz, belastet. Manchmal entwickelt sich auch ein Suchtverhalten oder der Patient verspürt nach der Absetzung Entzugserscheinungen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Treten nach einer Drehbewegung, einem Unfall oder einer Krafteinwirkung auf das Knie gesundheitliche Unregelmäßigkeiten auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es nach einer starken Überbelastung zu Beschwerden im Bereich des Knies, ist ebenfalls eine Abklärung der Beschwerden anzuraten. Ein Arzt wird nicht benötigt, wenn sich innerhalb weniger Minuten oder binnen einer halben Stunde bereits eine Linderung der Beschwerden abzeichnet. In diesen Fällen sollte eine ausreichende Entlastung und Schonung stattfinden. Wird nach kurzer Zeit eine Beschwerdefreiheit erreicht, besteht kein weiterer Handlungsbedarf.
Kann das Knie jedoch trotz einer ausreichenden Ruhephase nicht mehr wie gewohnt belastet werden, entwickeln sich Schwellungen oder kann die Gelenkbewegung nicht mehr wie üblich ausgeführt werden, ist eine ärztliche Konsultation notwendig. Unregelmäßigkeiten der Bewegungsabläufe oder die Unfähigkeit, sich fortzubewegen, müssen untersucht und behandelt werden. Schmerzen, Verfärbungen des Hautbildes sowie ein Unwohlsein bei der Durchführung von nur kleinen Bewegungen weisen auf eine vorliegende Störung des Gelenkes hin. Zur Klärung des Ausmaßes muss ein Arzt aufgesucht werden. Ist das Auftreten des Fußes bereits mit Beschwerden verbunden, benötigt der Betroffene eine medizinische Versorgung. Die Symptome sind als Warnsignale des Organismus zu verstehen. Zur Vermeidung von weiteren Komplikationen sollte keine weitere Belastung auf den Körper ausgeübt werden.
Behandlung & Therapie
Als erste therapeutische Maßnahme bei einem vorderen Kreuzbandriss soll das Gelenk stabilisiert werden. Unmittelbar nach dem Unfallereignis muss das Bein geschont und hoch gelagert werden. Weiterhin macht Kühlung Sinn und das Anlegen eines Druckverbandes. Gegen die Schmerzen kann ein Arzt verschiedene Schmerzmittel und Entzündungshemmer verschreiben oder auch direkt spritzen.
Als konservative Therapiemethoden werden die Kältetherapie und die Physiotherapie eingesetzt. Die genaue Therapieform richtet sich nach dem Ausmaß der klinischen und der subjektiv erlebten Instabilität. Hat der Patient nur ein geringes Belastungsniveau und wenig Instabilität, kann ein nicht-operatives Behandlungsverfahren ausreichend sein. Empfohlen ist ein spezielles Kraft- und Koordinationstraining für das betroffene Knie.
Für sehr bewegungsintensive Patienten, Kinder und Jugendliche wird ein vorderer Kreuzbandersatz empfohlen, ein operativer Eingriff. So können wiederkehrende Wegknickereignisse sowie Folgeschäden vermieden werden. Eine Operation kann erst nach einer Schonphase erfolgen, wenn das Knie wieder vollständig abgeschwollen ist.
Bei einer Operation wird das gerissene vordere Kreuzband durch körpereigenes Sehnentransplantat ersetzt. Häufig werden dafür die innenseitigen Oberschenkelbeugesehnen verwendet. Allgemeine Operationsrisiken kommen vor, sind jedoch bei dieser Methode sehr selten.
Vorbeugung
Um einem vorderen Kreuzbandriss vorzubeugen, macht ein gründliches Aufwärmen der Muskulatur vor jeder sportlichen Betätigung Sinn. Übungen zur Koordinationsfähigkeit sind ebenfalls empfohlen. Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung sind eine gut trainierte Beinmuskulatur, umsichtiges sportliches Verhalten und eine geeignete Sportausrüstung.
Wird das vordere Kreuzband operativ behandelt, benötigt das eingesetzte Transplantat mehrere Monate, bis es fest in den Knochen eingewachsen ist. Sportler müssen daher etwa sechs Monate warten, bis sie das betroffene Knie wieder voll belasten dürfen.
Nachsorge
Die Nachbehandlung eines operierten Kreuzbandes setzt unmittelbar nach der Operation ein. Dabei schont und kühlt der Patient das Knie, um Schwellungen und Schmerzen entgegenzuwirken. Wichtig ist auch die Streckung des Knies, weswegen meist eine Motorschiene Verwendung findet. Sie bewegt und streckt das Gelenk auf passive Weise.
Als empfehlenswert gilt zudem das Tragen einer Knieschiene bis zu sechs Wochen. Sie sorgt dafür, dass sich das Knie in diesem Zeitraum nicht über 90 Grad beugen lässt. In den ersten Rehawochen werden Belastung und Umfang der Übungen an den aktuellen Kniezustand angepasst. In erster Linie erfolgt die Stärkung der Oberschenkelmuskeln wie Kniestrecker und Kniebeuger, die überaus wichtig für die Stabilität des Knies sind.
Zunächst darf der Patient die Muskeln nur anspannen und entspannen. Im weiteren Verlauf führt er auch Kniebeugen durch. Als sinnvolle Trainingsmaßnahmen gelten die Benutzung eines Fahrradergometers, einer Beinpresse oder das Durchführen von Aqua-Jogging. Von dem Physiotherapeuten erfährt der Patient, welche Maßnahmen sich individuell für ihn am besten eignen.
Das können Sie selbst tun
Besteht der Verdacht auf einen vorderen Kreuzbandriss, muss das betroffene Bein zunächst ruhig gestellt und geschont werden. Gegen die Schmerzen und etwaige Schwellungen helfen Kühlpackungen oder Eisspray. Anschließend muss das betroffene Bein mit einem Verband stabilisiert werden. Begleitend dazu muss ein Arzttermin vereinbart werden.
Unmittelbar nach der Operation gelten Kühlung und Schonung. Mittels einer Motorschiene gelingt die passive Streckung des Gelenks. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme ist regelmäßige Krankengymnastik. Ein Physiotherapeut muss die gesamte Nachbehandlung begleiten, damit die Intensität des Trainings auf den aktuellen Zustand des Knies angepasst werden kann.
Sobald der vordere Kreuzbandriss weitestgehend verheilt ist, darf mit sanftem Sport begonnen werden, etwa Schwimmen oder Aqua-Joggen. Übermäßige Belastungen gilt es zu vermeiden. Zur Förderung der Muskelkoordination bieten sich 15 bis 25 Tage nach der Operation außerdem Koordinationsübungen an, die nach einer ärztlichen Einführung selbstständig durchgeführt werden können. Die Durchblutung im betroffenen Gelenk wird durch Kalt-Warm-Duschen und lockere Bewegungen angeregt.
Zuletzt gilt es, unkontrollierte Bewegungen zu vermeiden. Gleichzeitig muss eine entzündungssenkende Ernährung eingehalten werden. Auf dem Speiseplan stehen frisches Gemüse, Fisch und gesättigte Fettsäuren, während Weizen durch Hirse oder Hafer zu ersetzen ist.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015