Übermäßiges Erbrechen: Hyperemesis gravidarum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mediziner sprechen dann von der Hyperemesis gravidarum (einem übermäßigem Erbrechen während der Schwangerschaft), wenn sich Schwangere täglich mehr als fünf Mal übergeben müssen bzw. in weiterer Folge mehr als 5 Prozent des Körpergewichts verlieren. Weltweit sind zwischen 0,5 und 2 Prozent aller Schwangeren betroffen. Nur selten treten lebensgefährliche Krankheitsverläufe auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyperemesis gravidarum?

Es gibt bislang keine genauen Ursachen, warum die Hyperemesis gravidarum auftreten kann. Jedoch gibt es einige Risikofaktoren, die mitunter die Hyperemesis gravidarum begünstigen.
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Der Mediziner unterteilt die Hyperemesis gravidarum in zwei Grade:

  • Charakteristisch für Grad 1 sind Übelkeit, Erbrechen sowie ein klassisches Krankheitsgefühl.
  • Grad 2 macht sich durch einen zusätzlich gestörten Mineral- sowie Wasserhaushalt bemerkbar, wobei auch der Stoffwechsel der Schwangeren gestört ist.

Die Hyperemesis gravidarum hat jedoch nichts mit der Emesis gravidarum (Morgenübelkeit) zu tun. Jene tritt im Regelfall nur zu Beginn der Schwangerschaft auf. Die Symptome und Beschwerden sind zudem deutlich geringer als bei einer Hyperemesis gravidarum.

Ständige Übelkeit: Ursachen von übermäßigem Erbrechen in der Schwangerschaft

Es gibt bislang keine genauen Ursachen, warum die Hyperemesis gravidarum auftreten kann. Jedoch gibt es einige Risikofaktoren, die mitunter die Hyperemesis gravidarum begünstigen. Dazu zählen Übergewicht, Allergien, Mehrlingsschwangerschaften, starkes Übergewicht, Erkrankungen der äußeren Fruchthülle, Schilddrüsenüberfunktion, Nebenschilddrüsen-Überfunktion oder auch Störungen der Leberfunktion beziehungsweise des Fettstoffwechsels.

Auch Magersucht und die Ess-Brech-Sucht können eine Hyperemesis gravidarum begünstigen. Mitunter liegt es auch am Schwangerschaftshormon hCG (humanes Chorion-Gonadotropin). Das Hormon ist „bekannt dafür“, dass es in höherer Konzentration für Übelkeit und Erbrechen sorgt.

Vor allem bei Mehrlingsschwangerschaften und auch Erkrankungen der äußeren Fruchthülle, ist der hCG-Spiegel recht hoch, sodass in weiterer Folge eine Hyperemesis gravidarum auftreten kann. Möglicherweise kann auch eine bakterielle Magenschleimhautentzündung eine Hyperemesis gravidarum auslösen. Stress sowie Anspannung können die Hyperemesis gravidarum ebenfalls begünstigen.

Folgen für die Mutter

Nur selten ist der Verlauf der Hyperemesis gravidarum derart schwer, dass lebensbedrohliche Zuständige auftreten. Zu beachten ist, dass die Hyperemesis gravidarum sehr wohl belastend für die Frau ist. Mit der Zeit können sich Depressionen entwickeln; selbst Wünsche nach einem Schwangerschaftsabbruch sind möglich.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass - sofern eine starke Form der Hyperemesis gravidarum auftritt - die Schwangere psychologische Betreuung erhält. Mitunter kann durch das häufige Erbrechen ein Vitamin-B-Mangel auftreten; selbst Bewusstseinsstörungen sind möglich. Nur selten führt das häufige Erbrechen zu Verletzungen der Speiseröhre oder Lunge. Auf Grund der veränderten Elektrolyte-Konzentration ist es möglich, dass Herzrhythmusstörungen auftreten.

Folgen für den Embryo

Die Anstrengung, welche durch das Übergeben und Würgen auftritt, schadet nicht dem Ungeboren. Statistiken besagen sogar, dass Schwangere, die unter einer Hyperemesis gravidarum leiden, ein geringeres Risiko einer Fehlgeburt haben. Jedoch können sehr wohl fehlende Nährstoffe dafür sorgen, dass eine Unterversorgung auftritt und das Ungeborene nicht so schnell wächst.

Aus diesem Grund kann das Baby bei der Geburt kleiner sein, wobei jenes Defizit im Regelfall schnell aufgeholt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ungeborene - auf Grund der Hyperemesis gravidarum - einen tatsächlichen Schaden erleidet, ist theoretisch nicht gegeben.

Diagnose

Der Mediziner kann bereits auf Grund der aktuellen Beschwerden und Krankheitsgeschichte den Verdacht äußern, dass eine Hyperemesis gravidarum vorliegt. Die Schwangere wird körperlich untersucht, wobei hier vorwiegend darauf geachtet wird, ob eine Austrocknung (trockene Zunge) vorliegt. Im Rahmen der Untersuchung kontrolliert der Mediziner auch das Gewicht der Frau.

Eine Ultraschalluntersuchung kann mitunter bestätigen, dass eine Erkrankung der äußeren Fruchthülle vorliegt. Eine Untersuchung des Harns gibt Aufschluss darüber, ob der Mineral- oder Wasserhaushalt gestört ist; mitunter erkennt der Mediziner auch, ob der Stoffwechsel beeinträchtigt ist. Des Weiteren überprüft der Mediziner den Harn auch auf sein Gewicht, die Menge sowie die Inhaltsstoffe (Azeton und Elektrolyte).

Handelt es sich um eine sehr hartnäckige Hyperemesis gravidarum, überprüft der Mediziner die Tatsache, ob mitunter eine Leberentzündung (Hepatitis), eine Magenschleimhautentzündung oder mitunter eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) vorliegt.

Was hilft bei übermäßigem Erbrechen?

Zuerst erfolgt eine ambulante Therapie. Folgt jedoch keine Verbesserung der Hyperemesis gravidarum, muss die Schwangere stationär aufgenommen werden. Da bislang keine tatsächliche Ursache gefunden wurde, warum die Hyperemesis gravidarum auftritt, konzentriert sich der Mediziner vorwiegend auf eine Behandlung der Symptome.

So versucht er die Stoffwechselsituation zu verbessern, damit die Beschwerden gelindert werden können. Bei der ambulanten Behandlung wird zuerst auf die Ernährung geachtet. Die Schwangere sollte vorzugsweise fettarme und kohlenhydratreiche Kost zu sich nehmen. Wichtig ist, dass mehrere Mahlzeiten über den gesamten Tag eingenommen werden.

Das Frühstück sollte bereits im Bett eingenommen werden (ratsam: Zwieback, Toast und Tee). Markante sowie intensiv riechende Gerichte sollte man meiden. Vor allem Fleischgeruch kann die Übelkeit begünstigen. Zwischen den Mahlzeiten sollte die Schwangere genügend Flüssigkeit zu sich nehmen. In vielen Fällen reicht eine Ernährungsumstellung bereits aus, damit die Beschwerden gelindert werden.


Ab wann sollte man ins Krankhenhaus?

Liegt eine fortgeschrittene Hyperemesis gravidarum vor, muss die Schwangere mitunter stationär aufgenommen werden. Vor allem dann, wenn der Mediziner Elektrolytstörung festgestellt hat. Zu Beginn der stationären Aufnahme wird die Nahrungsaufnahme zur Gänze eingestellt. Die Schwanger erhält Infusionen, sodass sie mit genügend Flüssigkeit, bestehend aus Kohlenhydraten und Aminosäuren, versorgt wird.

Zudem werden auch Vitamine verabreicht; Antiemetika können ebenfalls - bei Bedarf - verordnet werden. Erst dann, wenn sich die Schwangere nur noch selten übergibt (nicht öfter als drei Mal pro Tag), kann mitunter versucht werden, wieder richtige Nahrung aufzunehmen. Während des Krankenhausaufenthalts werde Schwangere auch psychologisch betreut und unterstützt.

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