Abarelix

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Arzneimittel Abarelix ist ein Zytostatikum. Es wird unter dem Handelsnamen Plenaxis® zur Behandlung von fortgeschrittenen beziehungsweise schon metastasierten hormonabhängigen Prostatakarzinomen eingesetzt, wo andere Therapien nicht mehr helfen. Abarelix wurde in Deutschland 2008 zugelassen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Abarelix?

Abarelix wird unter dem Handelsnamen Plenaxis® zur Behandlung von fortgeschrittenen beziehungsweise schon metastasierten hormonabhängigen Prostatakarzinomen eingesetzt, wo andere Therapien nicht mehr helfen.

Abarelix zählt zur Gruppe der Gonadotropin-Releasing-Hormon-Antagonisten (GnRH-Antagonisten) und ist ein synthetisches Dekapeptid. Es stellt eine Alternative dar zur operativen Kastration oder einer Therapie mit GnRH-Analoga. Anders als GnRH-Analoga führt Abarelix nicht zu einem - wenn auch nur kurzfristigen - Anstieg des Hormons Testosteron.

Ein solcher Anstieg kann zu einer Verschlimmerung der Symptome führen - zum Beispiel zu symptomatischen Knochenmetastasen mit Spinalkanalkompression. Bei der Gabe von Abarelix hingegen ist ein sofortiges rasches und verlässliches Sinken der Konzentration des Serumtestosterons auf unter 0,2 ng/ml zu beobachten.

Das Medikament steht als Pulver sowie als Lösungsmittel zum Herstellen einer Injektionssuspension zur Verfügung.

Derzeit stehen Langzeiterfahrungen einer Therapie mit Abarelix nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Vor allem fehlen noch genauere Resultate bezüglich allergischer Reaktionen vom Sofort-Typ und zu kardialen Nebenwirkungen.

Pharmakologische Wirkung

Bei einer Therapie mit Abarelix wird das Arzneimittel intramuskulär injiziert. Abarelix tritt als kompetitiver Rezeptorantagonist auf in Konkurrenz mit GnRH um die relevanten Rezeptoren zur Testosteronproduktion. Das Medikament blockiert die hierfür verantwortlichen Rezeptoren. Die Testosteron-Produktion setzt daraufhin umgehend aus.

Da dies so gut funktioniert, ohne dass es zu einem zunächst kurzen Anstieg des Testosteronspiegels kommt, erübrigt sich die Kombination mit Anti-Androgenen. Schon nach erstmaliger Injektion sinkt bei rund 70 % der Patienten innerhalb weniger Tage - bis zu einer Woche - der Testosteronspiegel auf Kastrationsniveau ab. Infolge einer zweiten Injektion am 15. Tag der Therapie mit Abarelix zeigt sich bei nahezu allen Patienten der erwünschte Zielwert. Verglichen mit anderen Medikamenten wirkt Abarelix nicht nur intensiv, sondern außerdem deutlich schneller.

Wie bei einer operativen Kastration kann es bei einer medikamentösen Therapie mit Abarelix aufgrund des stark verminderten Testosteronspiegels zu folgenden Phänomenen kommen: Impotenz, Hitzewallungen, Gewichtszunahme und Kraftlosigkeit.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Für fortgeschrittene und bereits metastasierte Prostatakarzinome ist mit Abarelix ein neuer Medikamententyp zur Hand. Das Arzneimittel empfiehlt sich insbesondere dann, wenn andere Therapieformen keinen Erfolg mehr versprechen.

Abarelix reduziert den Testosteronspiegel drastisch und dies in Verbindung mit einer raschen und andauernden Kontrolle des Prostatatumors. Es senkt den PSA-Wert und reduziert das Volumen der Prostata. Anders als herkömmliche GnRH-Agonisten führt der GnRH-Antigonist Abarelix nicht zunächst zum kurzfristigen Anstieg des Testosteronspiegels.

Das Mittel steuert unmittelbar nach der ersten intramuskulären Injektion den erwünschten Effekt an. Hormonsensible Prostatakarzinome sprechen sehr gut auf eine Medikation mit Abarelix an. Das Arzneimittel stellt beim fortgeschrittenen Karzinom der Prostata eine ausgezeichnete Ergänzung oder sogar Alternative zu einer Bestrahlung oder Operation dar.

Nach Verabreichung der Injektion ist der Patient mindestens 30 Minuten lang aufmerksam zu beobachten, da Abarelix bei knapp 4 % der Behandelten zu einer anaphylaktoiden Reaktion führen kann. Die sofortige Behandlung einer möglichen lebensbedrohenden allergischen Reaktion muss sicher gewährleistet sein.

Im Vorgespräch mit dem Patienten zur Therapie mit Abarelix sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass nach Beendigung der Behandlung mit Abarelix die Wirkung reversibel ist. Es ist nach Medikamentenabsetzung sogar mit einer schnellen Normalisierung der Testosteronwerte zu rechnen, da Abarelix die Rezeptoren nicht verändert. Auch Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen lassen rasch wieder nach.

Falls nötig, kann später eine erneute Therapie mit Abarelix gestartet werden.


Verabreichung & Dosierung

Abarelix ist ein Medikament, das zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt wird. Es gehört zur Klasse der sogenannten Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Antagonisten. Bei der Verabreichung und Dosierung von Abarelix sind einige wichtige Punkte zu beachten.

Zunächst sollte die Verabreichung von Abarelix von einem qualifizierten medizinischen Fachpersonal erfolgen, das über die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen mit diesem Medikament verfügt. Die empfohlene Dosierung von Abarelix beträgt in der Regel 100 mg, die intramuskulär (in einen Muskel) verabreicht werden. Diese Dosis wird normalerweise alle vier Wochen verabreicht.

Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen und die vorgeschriebene Dosierung nicht zu überschreiten oder zu verändern. Eine regelmäßige Überwachung durch den Arzt ist erforderlich, um die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.

Bei der Verabreichung von Abarelix sollten auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigt werden, die der Patient möglicherweise einnimmt. Es ist wichtig, dem Arzt eine vollständige Liste aller eingenommenen Medikamente zu geben, einschließlich verschreibungspflichtiger und rezeptfreier Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel.

Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen von Abarelix informiert werden, darunter Schmerzen an der Injektionsstelle, Hitzewallungen, Müdigkeit und Verstopfung. Wenn schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Insgesamt ist es wichtig, dass die Verabreichung und Dosierung von Abarelix unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Innerhalb von 30 Minuten nach einer Abarelix-Injektion kann es in sehr seltenen Fällen zu einer allerdings heftigen systemischen allergischen Reaktion vom Sofort-Typ kommen. Dabei auftretende Symptome sind Juckreiz, Urtikaria, Hypotension und eventuell Synkopen.

Als weitere mögliche Nebenwirkungen zu nennen sind ferner Störungen des Gastrointestinaltraktes und häufigere Infekte der Atemwege.

Kontraindiziert ist Abarelix beim Long-QT-Syndrom des Herzens sowie bei Funktionsstörungen von Nieren und Leber. Ebenfalls nicht verordnet werden darf Abarelix wie alle GnRH-Antagonisten bei einer bereits erfolgten chirurgischen Kastration.

Kontraindikationen

Bei der Verwendung von Abarelix gibt es einige typische Kontraindikationen, bei denen das Medikament nicht angewendet werden sollte oder mit Vorsicht angewendet werden muss.

Eine Hauptkontraindikation ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder allergische Reaktion auf Abarelix oder einen seiner Bestandteile. Personen, die zuvor eine allergische Reaktion auf das Medikament gezeigt haben, sollten von der Verwendung absehen, da dies zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vorsicht bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen. Da Abarelix über die Leber metabolisiert wird, kann eine eingeschränkte Leberfunktion die Verstoffwechselung des Medikaments beeinträchtigen und zu einer Anhäufung von Abarelix im Körper führen. Dies kann das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen und die Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigen.

Darüber hinaus ist bei Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vorsicht geboten. Abarelix kann zu Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) führen, insbesondere zu Verlängerungen des QT-Intervalls. Personen mit einer Vorgeschichte von Herzrhythmusstörungen oder anderen Herz-Kreislauf-Problemen sollten daher vor Beginn der Behandlung mit Abarelix sorgfältig überwacht werden.

Schließlich ist bei schwangeren oder stillenden Frauen die Verwendung von Abarelix kontraindiziert, da es potenziell schädliche Auswirkungen auf den Fötus oder das gestillte Kind haben kann.

Es ist wichtig, dass Patienten vor Beginn der Behandlung mit Abarelix ihren Arzt über alle bestehenden Gesundheitsprobleme informieren, um mögliche Kontraindikationen zu identifizieren und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Abarelix können verschiedene Arzneimittelinteraktionen auftreten, die berücksichtigt werden müssen, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden und die Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Einige Medikamente, die potenzielle Wechselwirkungen mit Abarelix aufweisen, sind andere Medikamente zur Behandlung von Prostatakrebs, wie beispielsweise GnRH-Agonisten oder Antiandrogene. Die gleichzeitige Anwendung dieser Medikamente kann die Wirksamkeit von Abarelix beeinträchtigen oder das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.

Darüber hinaus können bestimmte Medikamente, die die Leberfunktion beeinflussen, wie bestimmte Antiepileptika, Antibiotika oder Antimykotika, die Metabolisierung von Abarelix beeinflussen und zu einer erhöhten Konzentration im Blut führen. Dies kann das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen und die Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigen.

Medikamente, die das Elektrokardiogramm (EKG) beeinflussen, wie bestimmte Antiarrhythmika oder Psychopharmaka, können das Risiko von Herzrhythmusstörungen erhöhen, wenn sie gleichzeitig mit Abarelix angewendet werden. Daher ist Vorsicht geboten und eine sorgfältige Überwachung ist erforderlich, wenn diese Medikamente gemeinsam verwendet werden.

Es ist wichtig, dass Patienten vor Beginn der Behandlung mit Abarelix ihren Arzt über alle eingenommenen Medikamente informieren, einschließlich verschreibungspflichtiger und rezeptfreier Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel. Der Arzt kann die potenziellen Wechselwirkungen bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Abarelix, ein GnRH-Antagonist, nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei der Behandlung von Prostatakrebs beispielsweise kann eine Hormontherapie mit LHRH-Agonisten wie Leuprorelin oder Goserelin erwogen werden. Diese Medikamente reduzieren die Testosteronproduktion, indem sie die Hormonproduktion im Hypothalamus beeinflussen.

Auch Antiandrogene wie Bicalutamid können verwendet werden, um die Wirkung von Testosteron auf die Prostata zu blockieren, anstatt die Testosteronproduktion selbst zu hemmen. Eine weitere Option ist die Östrogentherapie, die früher weit verbreitet war, heutzutage jedoch seltener genutzt wird, da sie mit erhöhten Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist.

Eine zusätzliche Möglichkeit ist die Orchiektomie, ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Hoden entfernt werden, um den Testosteronspiegel drastisch zu senken. Dies ist eine dauerhafte Lösung, die jedoch nur selten angewendet wird.

In Fällen, in denen Hormontherapie nicht geeignet ist, können Chemotherapie oder Strahlentherapie in Betracht gezogen werden, je nach Fortschritt und Art des Prostatakrebses.

Die Wahl der geeigneten Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Stadium des Krebses, dem Alter des Patienten und den individuellen Präferenzen ab. Ein Gespräch mit einem Onkologen hilft, die beste Behandlungsstrategie zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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