Achtsamkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Achtsamkeitsbegriff ist vielseitig und bis heute gibt es keine allgemeingültige Definition. Dennoch bewegen sich die Vorstellungen in der Regel im gleichen Bereich. Konzentration, Vorsicht und Aufmerksamkeit sind Begriffe, die sich dem Definitionsbereich der Achtsamkeit stark annähern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Achtsamkeit

In der Meditation kann mithilfe von Achtsamkeit eine bessere Wahrnehmung des eigenen Körpers und Geistes erfolgen.

Im Westen handelt es sich bei Achtsamkeit um einen vor allem aus der Psychologie stammenden Begriff. Im Englischen wird der Begriff „mindfulness“ für die Achtsamkeit genutzt. Auf psychologischer Ebene wird der Ausdruck als Form von Aufmerksamkeit behandelt und gehandhabt. Es handelt sich um einen Bewusstseins- oder Wahrnehmungszustand, der unter anderem einen gewissen Schutzmechanismus bezeichnen kann.

Definitionsansätze gibt es einige. So haben unter anderem bekannte Psychologen wie Kabat-Zinn, Brown und Ryan sowie Bishop versucht, den Begriff zu definieren. In der Gesamtheit der Definitionen finden sich Ansätze, die Achtsamkeit als nicht wertend und gegenwärtig bezeichnen. Der Begriff wird mit Bewusstheit, aber auch Bewusstseinsklarheit und einer empirischen Haltung in Bezug zur Wirklichkeit in Verbindung gebracht. Hinzu kommt Neugier, Offenheit und Akzeptanz sowie das Ziel einer möglichst konstanten Wahrnehmung des Erlebten oder Erfassten. Achtsamkeit sollte keine Wertung in sich beinhalten, sondern höchstens Emotionen auslösen.

Achtsamkeit unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von Konzentration. Zwar bezieht sich beides auf eine Art der Aufmerksamkeit, allerdings wird bei der Konzentration die Wahrnehmung auf einen bestimmten Punkt fokussiert. Alles andere wird möglichst ausgeblendet und nur noch unterbewusst aufgefasst. So hilft die Konzentration dem Menschen, Aufgaben gewissenhaft zu erledigen und Fehler zu vermeiden. Bei der Achtsamkeit hingegen weitet sich der Aufmerksamkeitsbereich aus, anstatt sich zu verengen. Die Ausrichtung ist entgegengesetzt, um die Fülle von Wahrnehmungen aufnehmen zu können.

Funktion & Aufgabe

Grundsätzlich bezeichnet die Achtsamkeit eine grundlegende Eigenschaft des menschlichen Geistes. Sie ist vom Prinzip her nichts, was der Mensch erst erlernen müsste. Trotzdem besteht die Möglichkeit, die Achtsamkeit über verschiedene Meditationsübungen zu erweitern. Dieses Prinzip wird vor allem im Buddhismus angewendet. Dabei ist das Ziel, sich seines Körpers und Geistes mithilfe von Achtsamkeit gewahr zu werden. Die Klärung der eigenen Gefühle und Empfindungen hilft, sich damit auseinanderzusetzen und sein eigenes Selbst besser zu verstehen. Zudem kann Aufmerksamkeit auch auf Veränderungen des eigenen Geisteszustandes gelenkt werden. Somit können Betroffene über Fragen des eigenen Befindens referieren und möglicherweise das eigene Gemüt beeinflussen.

Allerdings bezieht sich Achtsamkeit nicht nur auf das Innere, sondern auch auf die Wahrnehmung des Äußeren. So ist es ebenso das Ziel der Meditation, sich der Umgebung bewusst zu werden, um tieferes Verständnis zu fördern und die eigenen Reaktionen auf äußere Einflüsse zu verstehen.

Im Westen finden sich im Bereich der Psychotherapie verschiedene Achtsamkeitsübungen. Grundlagen bilden hier Bewusst- und Gewahrwerdung sowie die Förderung von Akzeptanz. Diese Übungen sollen dem Menschen helfen, sich seiner Umgebung und seiner Selbst bewusster zu werden und können besonders in irrationalen Paniksituationen helfen, Beruhigung zu fördern.

Eingesetzt wird diese Therapie beispielsweise in der Traumabewältigung oder bei der Bekämpfung chronischer Schmerzen. Inzwischen finden Achtsamkeitsübungen auch Anwendung in der Therapie und Prävention von verschiedenen physischen und psychischen Erkrankungen, wodurch die Lebenszufriedenheit gesteigert werden kann.

Im Alltag nutzt der Mensch Achtsamkeit als Vorsichtsmaßnahme. In der Regel handelt es sich dabei um keinen bewussten Prozess, sondern etwas, was der Mensch automatisch tut, sofern er nicht innerlich abgelenkt ist. Achtsamkeit hilft, Unfälle zu vermeiden und auf Gefahrensituationen rechtzeitig und angemessen zu reagieren. Damit hat Achtsamkeit auch eine Verbindung zu den körperlichen Reflexen des Menschen.


Krankheiten & Beschwerden

Achtsamkeitsstörungen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Dazu gehören beispielsweise Sorgen, die den Betroffenen seine komplette Aufmerksamkeit nach innen lenken lassen. Die Aufmerksamkeit fixiert sich auf diesen einen Punkt, der einen beschäftigt. Dies verhindert die Ausweitung der Wahrnehmung auf andere Dinge und somit häufig auch auf solche, die das Grübeln bekämpfen und ablenken könnten. Häufig hilft eine Umfokussierung der Aufmerksamkeit, um im Nachhinein besser mit Problemen umgehen und sie anders bewältigen zu können.

Auch Gewohnheit und Routine beeinflussen die eigene Achtsamkeit und fördern Unzufriedenheit. So hat Achtsamkeit mitunter das Ziel, Genuss zu fördern und sich auch kleinen Dingen bewusst zu werden. Dies kommt im stressigen Alltag – ganz besonders in den Industrieländern – häufig zu kurz. Der Mensch lässt sich auf weniger ein, nimmt seine Umwelt weniger wahr und neigt zu Stress. So fällt es zunehmend schwerer, das Leben zu genießen.

Somit kann Achtsamkeit auch zu einem gewissen Grad verlernt werden. Übungen können helfen, dies zu verhindern oder Achtsamkeit wiederzuerlangen. Dabei geht es darum, die Gedanken nicht ständig mit Zukünftigem oder Vergangenem zu beschäftigen oder die Aufmerksamkeit zu sehr auf das eigene Gefühlsleben zu fokussieren. Nicht umsonst wird die Achtsamkeitstherapie bei Krebspatienten, gegen Depressionen und verschiedene Angststörungen eingesetzt.

Über Achtsamkeitsübungen kann die Lebensqualität gesteigert und die Auslöser von Stress oder körperlichen Erkrankungen teils bekämpft werden. Studien beweisen den positiven Effekt der Übungen auf das eigene Befinden. Zudem können sie zu einer besseren Emotionsregulierung führen und so Stress nicht nur bekämpfen, sondern ihn auch von vornherein verhindern.

Quellen

  • Augustin, M., Schmiedel, V.,: Leitfaden Naturheilkunde. Urban & Fischer, München 2003
  • Federspiel, F., Herbst, V. : Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005
  • Jänicke, C., Grünwald, D. J.: Alternativ heilen. Gräfe und Unzer, München 2006

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